Verlorene Herzen - Teil 1- Cres & Lošinj '22

  • Teil 12:


    Tag 07 – Wanderung in Tramuntana

    Donnerstag, der 11.08.2022:


    Marco und ich hatten uns mittlerweile dermaßen eingewöhnt, als wären wir hier zuhause. Am heutigen Tage begaben wir uns wieder nach Tramuntana im Norden. Deshalb schrieb ich nach dem Frühstück auf unserem Balkon erst einmal Igor an, um heute Abend in der Art Farm Filozići von ihm ein schönes Abendessen kredenzt zu bekommen. Am Tage unserer Ankunft auf Cres hatten wir das ja bereits mit ihm besprochen. Wir freuten uns riesig darauf und waren auch auf die abendliche Atmosphäre beim Essen gespannt, doch da seine Antwort erst einmal auf sich warten ließ, fuhren wir los.



    Der tolle Blick vom Balkon


    Zuerst fuhren wir unterhalb von Beli in den kleinen Ort Sv. Petar. Hier gibt es eine über 400 Jahre alte Eiche, die ich gern sehen wollte. Marco hatte sie schon einmal besucht, doch ich kannte sie noch nicht. Der stattliche Baum hatte eine außerordentliche Form und war innen hohl, so dass ein Kind durchaus hinein steigen konnte. Sie war ein geschütztes Naturdenkmal. Der Legende nach wurde die Eiche von einer zahnlosen, recht wütenden alten Dame bewohnt, die als Pfand einen Kuss von den herannahenden Männern forderte.



    Die Straße nach Beli



    Kurz vor Sv. Petar


    Als wir ankamen, waren wir jedoch traurig. Der Baum ist leider zerstört. Daneben liegen noch die abgebrochenen Teile, und es ist nicht mehr besonders viel von ihm übrig. Entweder war es ein Sturm oder einfach das hohes Alter des Baums, was ihm den Garaus machte, oder beides. Also lief ich wenigstens noch ein bisschen durch den Ort, der jedoch wirklich klein ist und nur aus einigen wenigen Häusern, einer Kirche, Trockensteinmauern und Schafpferchen besteht.



    Die Überreste der alten Eiche









    Eindrücke aus Sv. Petar


    Nun fuhren wir nach Beli zur Auffangstation für Gänsegeier. Die Station war einst etwas Anderes. Von 1993 bis 2012 war der Besitzer des ehemaligen „Birds of Prey Conservation Center“ ein gewisser Herr Dr. Goran Sušić. Die verletzten Vögel wurden aufgepäppelt und später wieder in die Natur entlassen, was dem Grunde nach ja eine gute Sache ist. Es gab viele Volontäre, die unentgeltlich bei der Arbeit halfen, und es flossen auch viele Spenden. Hier lag wohl hauptsächlich das Problem, weil es als sehr fragwürdig galt, wo das Geld ankam und wie es eingesetzt wurde. Für viele war Herr Sušić ein unseriöser und unglaubwürdiger, windiger Geselle. Letztendlich zerstritt er sich noch mit der Stadt Cres, und das Zentrum wurde geschlossen. Er baute es in Sv. Juraj unterhalb von Senj wieder auf, doch auch dort existierte es nur für zwei Jahre. Das Letzte, was ich hörte, war, das er im Učka-Gebirge in Istrien noch diverse Futterstationen betreut haben soll, doch auch hier investierte er die Gelder wohl eher in fragwürdige Unterfangen, anstatt es der Unterstützung der Vögel tatsächlich zukommen zu lassen.


    Nun, wie auch immer, seit 2012 wird die Station in Beli von öffentlicher Stelle betrieben und hat nicht mehr den einstigen Umfang. Aber noch immer gibt es dort Gänsegeier, die nach entsprechender Pflege wieder in die Natur entlassen werden. Natürlich muss man von dem hübschen Ort Beli einige Fotos machen, wenn man oberhalb des Ortes daran vorbeifährt. Ähnlich wie Lubenice liegt es wie auf einem Adlerhorst auf den Felsen oberhalb der Küste. Wir parkten am Ortseingang und liefen zur Gänsegeierstation hinauf. Die Station beherbergt ein kleines Informationszentrum und ein Geiergehege. Wir bezahlten den Eintritt und bekamen eine recht interessante und schön gestaltete Broschüre in die Hand. Man soll sich leise verhalten, wenn man sich dem Gehege nähert, was auch von dem Bediensteten kontrolliert wurde. So wurde ich ermahnt, als ich etwas zu Marco sagte. Psst! Es befanden sich 6 Tiere im Gehege. Eines davon fraß gerade an einem Schafskadaver. Schon so lange wollte ich diese Station besuchen, doch hatte es erst jetzt geschafft.



    Blick auf Beli



    Die Auffangstation für Gänsegeier





    Merkwürdige Exemplare







    Bei den Gänsegeiern


    So! Zurück am Auto schulterten wir unsere gepackten Rucksäcke. Wir starteten unsere Wanderung im Tramuntana-Wald. Eine ganz wunderbare Wanderkarte des Gebietes bekam ich im Vorfeld kostenlos von der Pension Tramontana in Beli zugeschickt. Wir hatten die darauf in gelb eingezeichnete Route gewählt. Das wunderbare Beli kannten wir bereits. Vor dem Eingang ins Dorf bogen wir rechts durch das alte Steintor ab und kamen durch Trockensteinmauern hinunter zur Rimski most, der kleinen römischen Brücke. Einst war hier der einzige Verbindungsweg vom Süden der Insel nach Beli. Die Brücke ist 8 Meter lang, 12 Meter hoch und ca. 2.000 Jahre alt und besteht aus aufeinander gestapelten Steinblöcken. Im römischen Zeitalter befand sich unterhalb von Beli ein Hafen. Die angelieferten Waren wurden über diese Brücke in den Inselsüden verteilt. Man kann sich kaum vorstellen, was das für eine Plackerei gewesen sein muss, mit den Eselkarren über diesen kleinen, unebenen Weg zu fahren. Beli hieß damals Caput Insulae, was „Kopf der Insel“ bedeutet.



    Beginn der Wanderung unterhalb von Beli



    Durch das Steintor



    Unsere Wanderung war auf dieser Karte die rote Route





    Es geht in den Wald



    Rimski most


    Auch auf diese Wanderung hatten Marco und ich uns schon lange gefreut. Die Wälder der Tramuntana sind Wälder mit riesigen Eichen und Kastanienbäumen, die mehr als 100 Jahre alt sind, und es ist nicht ungewöhnlich, jahrhundertealte Baumriesen zu finden, die über 30 Meter hoch sind und einen Stammumfang von mehr als 5 Metern haben. Es ist ein wunderbarer Wald. Nach einer Weile kommt man auf dem steinigen Weg an einer kleinen Höhle vorbei und kreuzt bald danach die Teerstraße nach Beli. Oberhalb der Straße ging es steil die Böschung hinauf. Marco erschrak und hatte Bedenken, dass die Schwierigkeit dieser Wanderung sich fortwährend auf diesem Niveau bewegen würde. Ich kraxelte hoch und reichte ihm den Arm. So kamen wir hinauf. Als wir uns zur Küste drehten, sahen wir Beli wunderbar unter uns liegen. Auch über der Straße war der Weg zunächst sehr steil, anspruchsvoll und voller Geröll, denn man muss erst einmal den Hügel erklimmen, doch bald danach wurde es flacher und merklich einfacher. Die Bedenken wurden dadurch zerstreut. Ich erhielt nun Igors Nachricht mit der Zusage für das Abendessen. Wir freuten uns.



    Kreuz im Wald



    Der Wanderweg



    Kleine Höhle





    Der Weg führt weiter



    Blick zurück nach Beli



    Wir folgten der gelben Markierung





    Zwischen den Mauern


    Nach anderthalb Stunden gemütlichen Wanderns standen wir am Labyrinth der Vesna, der altkroatischen Göttin des Frühlings. Es gibt zahlreiche steinerne Labyrinthe im Tramuntana-Wald, die zu Ehren von Göttern oder Feen gelegt worden sind. Beim Betreten dieser Labyrinthe soll man sich ein bestimmtes Ziel setzen oder sich etwas wünschen, dessen Erfüllung man sich erhofft. Das meditative Wandern durch die Labyrinthe soll dem Geist auf seiner Reise in die Natur helfen, um auf diese Weise dem inneren Gleichgewicht näher zu kommen. Wenn ich auch ein Mensch bin, der sich nicht mit Meditation beschäftigt, so finde ich diese Labyrinthe doch sehr interessant und sehenswert. Am Labyrinth der Vesna, welches aus mehreren Kreisen besteht, legten wir eine ausgiebige Pause ein.









    Am Labyrinth der Vesna


    Zwischen weiteren, schönen Trockensteinmauern führte der Weg weiter nach oben. Tramuntana war in der Vergangenheit ein recht stark besiedeltes Gebiet, aber die Dörfer wurden im Laufe des vergangenen Jahrhunderts nach und nach verlassen. Der Wald ist ein wahres El Dorado für Liebhaber von Dorfruinen. So gab es hier wahrscheinlich deutlich mehr als 20 Siedlungen. Man soll es kaum glauben. So kamen wir zu den Ruinen von Podubčići, wovon noch deutlich mehr erhalten ist, als ich dachte. Wir mögen sowas und waren begeistert. Auf einer Lichtung stehen mehrere Gebäuderuinen und eine Vielzahl von alten Häuserresten, –mauern und –strukturen. In einem Gang kam mir langsam und ängstlich ein Schaf entgegen. Als es dann fortlief, rannte es mich fast über den Haufen.













    Podubčići

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Teil 13:


    Im Anschluss stießen wir wieder auf den Weg nach Ivanje, den wir bereits vor einigen Tagen mit dem PKW gefahren waren. Diesem Weg folgten wir nach Norden. Verborgen im Wald liegen die Überreste der ehemaligen Siedlung Stepići, doch es war uns unmöglich, sie zu finden. Viele Lichtungen befinden sich abseits des Weges. Auf einer von ihnen erhoffte ich mir, die Kapelle Sv. Ivan do Kacot zu finden, doch auch hier war nichts mehr zu sehen. Auf dem weiteren Weg nach Norden stand unweit der ehemaligen Siedlung Srednji ein Wohnwagen auf einer Wiese neben dem Weg. Ein junges Paar hatte sich hier einen hübschen und ruhigen Standort ausgesucht. Da man hier normalerweise kaum gestört wird, lagen sie unbekleidet beim Liebesspiel auf einer Decke. Warum auch nicht? Wir gönnten es ihnen. Die Dame hatte uns bemerkt und schaute zu uns herüber, wobei sie ihren Akt jedoch nicht unterbrachen. Sie musste jedoch unentwegt grinsen. Auch wir mussten lachen und setzten unseren Weg fort. Hier ist wahrscheinlich ein beliebter Ort für derlei Aktivitäten. Ab diesem Zeitpunkt hatten diese Wiesen inmitten des Waldes einen bestimmten Namen für Marco und mich, der mit dem 6. Buchstaben des Alphabets begann.




    Es geht weiter


    Bald erreichten wir einen markanten, umgestürzten Baum. Biegt man hier nach Westen ab, gelangt man zur Siedlung Niska. Gern hätte ich sie gesehen, doch verzichteten wir, um die Tour innerhalb gewisser Grenzen zu halten. Alsbald bogen wir jedoch nach Osten ab. Unweit der Überreste des Dorfes Petrićevi, dessen Reste wir lokalisieren konnten, kamen wir zur Čampari jama, der tiefsten Höhle der Insel. Hierauf hatte ich mich ganz besonders gefreut. Ich kraxelte ein Stück weit hinunter, doch wegen der Dunkelheit und einer Vielzahl von Ungeziefer drehte ich schnell wieder um. Sie soll sage und schreibe 100 Meter tief sein. In ihr wurden vier ganzheitliche Skelette des Höhlenbären gefunden, deren Alter auf 10.000 vor Christus datiert wurden. Dies sind die einzigen vollständigen Skelette dieser Art aus diesem Teil Europas. Besonders interessant ist die Grotte auch für Bio-Höhlenforscher, weil in ihr drei Arten von Höhleninsekten gefunden wurden, die jetzt alle in ihren lateinischen Bezeichnungen den Namen „Cres“ tragen. Ich war glücklich.


    Der markante Baum


    Überreste von Petrićevi


    Auf dem Weg zur Čampari jama


    Čampari jama


    Na, der will doch nicht wirklich...


    ...doch, macht er!


    Im Stamm eines alten Baumes schossen wir einige Fotos. Nun ging es langsam zurück in Richtung der Küste bei Beli. Mittlerweile waren wir vier Stunden unterwegs. Alte Teiche im Wald dienten seit längerer Zeit als Schafstränken. Einer davon ist der Teich Palvanja. An ihm kamen wir vorbei. Unweit einer Wegkreuzung stießen wir dann auf das zweite Labyrinth unserer sehr schönen Wanderung, das Labyrinth der Lada, slawische Göttin des Sommers. Von hier ist es nicht mehr weit zur Küste. Dieses Labyrinth ist quadratisch angelegt. Wir legten unsere letzte Pause ein und liefen durch die Wege bis zur Mitte des Labyrinths, wo sich eine Art Lagerfeuer befand.


    Marco im Baum


    Wegweiser


    Teich Palvanja





    Am Labyrinth der Lada


    Die Küste ist nicht weit


    Nun begann die letzte Etappe auf dem Weg zurück nach Beli. Durch die Baumwipfel hindurch konnten wir es bereits sehen. Letzten Endes gelangten wir auf einen Schotterweg, der bis zu den ersten Häusern des Dorfes hinab führte. Wir hatten vieles gesehen und kamen nach insgesamt fünfeinhalb Stunden wieder zurück zum Auto. In diesem Wald könnte uns niemals langweilig werden. Die gelaufene Strecke mag vielleicht 8 – 9 Kilometer betragen, doch wenn man sich vieles anschaut, entsprechende Pausen macht und sich an schönen Orten etwas länger aufhält, dann dauert sowas seine Zeit. Marco war von der Wanderung noch mehr begeistert als von unserer Wanderung auf den Osoršćica, obwohl auch die natürlich fantastisch war.


    Markantes Kreuz ober von Beli


    Abwärts mit Blick auf Krk


    Beli kommt in Sicht


    Die Pension Tramontana, in der man auch essen kann


    Unsere Beine schrien deutlich nach einer Badepause, die wir dann an unserem geliebten Strand Pod Beli, unterhalb des Dorfes einlegten. Zuvor hatte ich mit dem Gedanken gespielt, die kleine Zipline auszuprobieren, die am Ende des Dorfes beginnt und lediglich den Hügel hinab und über den Strand hinweg, bis zu den Felsen hinter dem Strand führt. Es ist nicht weit und für Menschen, die sich unsicher sind, ob eine solche Aktivität das Richtige für sie ist, der optimale Einstieg. Ich entschied mich aber dann, die Zeit zum Baden und Sonnenbaden zu nutzen. Das brauchte ich nun dringender. Auch Marco liebt den Strand und war mindestens ebenso glücklich wie ich, nun wieder hier zu sein. Der Strand war gut besucht, und hin und wieder sauste ein Tourist die Zipline hinab und über unsere Köpfe hinweg. Der Strand hat sehr groben Kies, große, runde Kieselsteine, in denen sich aber ein schöner Platz zum Liegen herstellen lässt. Neben dem Strand befindet sich der kleine Campingplatz Brajdi, und sämtliche Camper müssen den sehr steilen Weg bis zum Platz hinab fahren. Es ist auch ein beliebtes Tauchgebiet. Geht man vom Strand aus an den Felsen entlang, kommt man zum FKK-Bereich. Es ist wunderschön hier.






    Strand Pod Beli


    Gegen 19:00 Uhr – so langsam breiteten sich bereits die Schatten am Strand aus – verließen wir ihn und fuhren Richtung Filozići. Zuerst hielten wir im Wald an einigen lustigen Holzskulpturen, die rote oder blaue Mützen tragen und Zwergen oder Wichten ähneln. Wir schauten uns erst einmal auf dem Gelände um, da es hier vieles zu entdecken gibt. Wir betrachteten die Kirche, einige steinerne Schuppen mit Holztüren, Palmen, alte Steinhäuser, weitere Skulpturen und einige schön angelegte Wege inmitten von Trockensteinmauern. Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde. Wir sahen bereits eine rustikale, von einer Steinmauer umfasste Terrasse. Sie war mit einem schrägen Holzdach überdacht. Das Dach war von Holzbalken gehalten, und Holzregale, eine Reuse, ein riesiger Holzlöffel und Fässer schmückten die Wand. Die rot schimmernde Abendsonne schien zwischen den Balken auf den Tisch und tauchte ihn in wohliges Licht. Der lange Holztisch war mit Tellern, Gläsern und einem Korb mit einer Flasche Wein gedeckt. Wer wollte denn hier essen? Das sah sehr anmutig und einladend aus. Für uns würde dies doch sicher nicht sein. Vorbei an einem Hängemattenbereich und alten Holzbooten begaben wir uns zu Igors Haus, um nun auf uns aufmerksam zu machen. Igors Sohn kam heraus. Er war für das Abendessen zuständig und führte uns – kaum zu glauben – zu eben dieser wunderbaren Terrasse. Sagenhaft. Der hungrige Marco und ich (also Michael) nahmen Platz. Igors Sohn machte das gut und erklärte uns alles. Sein Englisch war sehr gut. Wir würden noch auf ein Pärchen warten, die gemeinsam mit Marco und mir das Abendessen einnehmen würden. Und schon bald danach erschienen sie, zwei relativ junge Italiener, die sich zu uns an den Tisch gesellten, eine hübsche Dame mit ihrem bärtigen Freund.








    Eindrücke aus Filozići



    Die schön hergerichtete Terrasse


    Idyllischer Tisch fürs Abendessen


    Igors Sohn brachte den bestellten Wein und ein Holzbrett mit der ersten Vorspeise, einer Bruschetta in drei verschiedenen Variationen. Es schmeckte vorzüglich. Zu Anfang unterhielt ich mich eher mit Marco und die Italienerin eher mit ihrem Freund. Doch bald kippte der zuerst fremdartige und reservierte Gesprächsrahmen, und zwischen uns Vieren entbrannte eine angeregte Unterhaltung. Wir hatten Glück mit diesem sehr netten Pärchen, denn sie entpuppten sich als angenehme und lockere Gesprächspartner, die sehr gerne reisen und auch immer wieder auf die Insel Cres kommen, weil sie sie offenbar ähnlich lieben wie Marco und ich. Wir erzählten uns, wo wir bereits waren und gaben uns gegenseitige Tipps für sehenswerte Locations. Eigentlich waren wir fast nur am Reden und kamen kaum zum Essen, während die Italiener jeweils alles schon verschlungen hatten. Igors Sohn brachte die zweite Vorspeise, ein sehenswerter Teller aus verschieden Sorten Pršut, Feigen, alten Käsesorten, Tomaten und Gurken – ein toller Anblick. Und so schmeckte es auch. Die darauf folgende Hauptspeise bestand aus Schafsbratwurst, Pljeskavica mit Ziegenfleisch, Ajvar und einem Kartoffel-Gemüsesalat. Das alles war sehr schmackhaft. Und letzten Endes gab es noch Ricotta-Käse mit Honig und Feigen als Nachtisch. Das gesamte Mahl war stimmig und rund, und nicht zuletzt durch unsere angenehme Gesellschaft ein gelungener Abschluss eines wunderbaren Tages.


    Bruschetta


    Zweite Vorspeise


    Schafsbratwurst und Pleskavica mit Ziegenfleisch


    Feiner Nachtisch

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

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  • Hallo Heiko,


    Und wieder erzählst du uns von einem tollen Tag auf der Insel der von einem guten Essen in idyllischer Umgebung gekrönt war.


    Kannst du mir etwas zu den Häuschen am Strand von Pod Beli sagen? Sind das eine Art Ferienhäuser von einheimischen Familien?


    Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen, die Häuschen am Strand kann man - soviel ich weiß - mieten, um Bade- oder Taucherutensilien oder was auch immer darin zu lagern. Hinter diesen Häuschen ist ja auch der Campingplatz. Vielleicht nutzen auch die Camper diese Häuschen teilweise zum wohnen, so dass einige davon wirklich als Ferienhäuschen dienen könnten.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

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  • Teil 14:


    Tag 08 – E-Bike-Tour mit Hindernissen

    Freitag, der 12.08.2022:


    Die erste Woche unseres Urlaubs lag hinter uns, und zwei weitere würden noch folgen. Heute waren wir gespannt, ob das Ausleihen der Räder denn nun funktionieren würde. Wie zwei Tage zuvor, fuhren Marco und ich nach dem Frühstück nach Mali Lošinj zur Čikat-Halbinsel, packten die Rucksäcke und liefen hinab zum E-Bike-Verleih. Die uns bekannte Dame war wieder vor Ort. Heute lächelte sie. Unsere Räder waren da. Ich bekam ein Mountainbike der Marke Trek, und Marco nahm sich das KTM-Bike. Die Fahrräder machten einen relativ guten Eindruck. Die Akkus hatten nicht mehr die Reichweite neuer Räder, sollten uns jedoch ans Ziel bringen. Schon lange hatten wir uns auf die Tour gefreut. Nun konnte es also losgehen. Wir hatten 10:30 Uhr und planten, die Bikes bis zum Schließen des Verleihs um 20:00 Uhr wieder abzugeben. Zwischendurch war eine Badepause geplant.





    Auf dem Weg nach Mali Lošinj - Die Drehbrücke in Osor öffnet sich...





    ...und die Boote fahren hindurch



    Am Ortseingang von Osor



    Beim Ausleihen der Bikes


    Wenn wir zuhause fahren, nehmen wir gern den Routenplaner Komoot zur Hand und suchen uns auf diese Art und Weise schöne Strecken raus. Dort kann man extra einstellen, ob es eine Wandertour oder eine Radtour sein soll, und kann die Strecken sogar nach der Art des Bikes filtern. Das hatten wir im Vorfeld auch für den Urlaub getan und uns eine ca. 30 Kilometer lange, mittelschwere Strecke rausgesucht.


    Wir starteten an der Sunčana Uvala und fuhren durch den Ort in Richtung des Hafens von Mali Lošinj. Bevor wir zur Drehbrücke am Privlaka-Kanal kamen, bogen wir nach rechts ab und fuhren nun auf einem Fahrradweg am Ostufer der Insel wieder zurück. Der Weg war perfekt. Es machte Spaß, und wir waren guter Dinge. Bei einem Angler legten wir ein kleines Päuschen ein. Dann fuhren wir zum Hafen Sveti Martin, wo wir zwei Tage zuvor bereits die Kirche und den Friedhof besichtigt hatten. Von hier ging es hoch in die Stadt und den Berg hinauf zum Aussichtspunkt Providenca Tematski Vidikovac, den wir schon zum Sonnenuntergang besucht hatten. Es war Mittag, daher war der Aussichtspunkt nun frei zugänglich. Hier mussten wir einfach noch einmal pausieren, uns eine Weile setzen, ein Bierchen trinken und die Aussicht genießen. Weiter ging’s nach Süden auf dem Weg, der zum Inselende führt. Man kommt an eine Mountainbike-Rampe. Diese steht hier, da hier auch regelmäßig Mountainbike-Weltcup-Rennen stattfinden. Die Rampe markiert den Start, und man kommt auf eine Downhillstrecke mit Sprungschanzen. Die Strecke ist geradezu halsbrecherisch, und die Profis gelangen auf ihr innerhalb von 3 Minuten auf steiniger Piste durch den Wald bis zum Hafen Rovenska in Veli Lošinj. Ich ließ es mir nicht nehmen, wenigstens einmal die Rampe runterzufahren.









    Pause am Ostufer der Insel nahe des Plaža na kamenu





    Unweit des Hafens Sveti Martin











    Pause am Providenca Tematski Vidikovac



    Den Berg hinauf



    Auf der Rampe


    Auch heute war wieder ein warmer Tag mit knapp 30°. In den Nächten fiel die Temperatur kaum. Für unsere Unternehmungen hatten wir aber noch Glück. Es hätten zu dieser Jahreszeit auch 5° mehr sein können. Wir setzten den Weg fort. Kurz danach kamen wir an die kleine, hübsche Kapelle Sv. Ivan. Wir schlossen die Bikes ab und liefen hinauf. Einige Leute waren hier oben, da man von hinter der Kapelle eine schöne Aussicht auf Veli Lošinj genießt. Man schaut über das Inselchen Oruda und über Pag hinweg bis zum Festland. Das kleine Gotteshaus mit der blauen Tür war verschlossen. Viele Wanderer legten hier ihre Pause ein. Auf dem weiteren Weg bogen wir nach rechts ab und fuhren auf grobem Gestein hinab zur Westküste. Hierauf hatte ich mich besonders gefreut, weil wir einige Strände der Westküste kennenlernen würden, zu denen man mit dem Auto nicht hinkommt. Der Weg wurde immer rutschiger, die Steine größer.







    An der Kapelle Sv. Ivan





    Aussicht auf Veli Lošinj





    Weiter geht's



    Blick auf die Buchten Plieski und Balvanida an der Westküste



    Hinunter zur Westküste


    Die Bucht Plieski kam in Sicht. Unten angelangt schlossen wir die Räder aneinander und legten unsere Badepause ein. Der Strand ist herrlich, und einige Boote lagen in der Bucht. Ich war glücklich. Die E-Bike-Tour verlief ganz nach Plan. Und so brieten wir in der Sonne und sprangen ins kühle Nass. Ich hatte online für die kommende Woche Tickets für den Biokovo Nature Park nahe Makarska gebucht, da man neuerdings nur noch mit einem Online-Ticket mit dem eigenen Wagen hinein fahren darf, um den Skywalk und den Sv. Jure zu besuchen, doch hatte ich nach der Bezahlung mit der Kreditkarte keine Bestätigung erhalten. Nun lag ich hier am Strand und klärte mit meiner Bank, ob die Tickets bezahlt waren. Letzten Endes machte man mich darauf aufmerksam, dass der Bezahlvorgang abgebrochen wurde, da meine Kreditkarte für Onlinezahlungen nicht freigeschaltet war. Dann musste also Marco das Ganze am Abend noch mal versuchen. Tja, was man nicht alles unterwegs zu klären hat.



    Oberhalb der Bucht Plieski











    In der Bucht Plieski


    Nach 2 Stunden fuhren wir weiter. Wir kamen in die Bucht Balvanida. Die Bucht war schön, aber die Bademöglichkeiten nicht so gut wie in der Bucht Plieski. Wir hatten alles richtig gemacht. Hinter der Bucht fuhren wir zu der ortsansässigen Konoba. Es roch sehr gut, denn man stellte bereits einige Pekas für den Abend in die Öfen. Da diese Konoba unglaublich abgelegen liegt und man sie praktisch nur per Boot erreichen kann, wunderte ich mich, als man uns erzählte, man müsse vorbestellen, wenn man abends einen Tisch ergattern wolle. Wir wollten sowieso nur einen schnellen Snack, und in Ermangelung anderer Alternativen begnügten wir uns mit einem Eis am Stiel.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • hallo Heiko,


    schön, daß eure Ebike Tour doch noch geklappt hat. Was aber hat die Überschrift "Radtour mit Hindernissen" zu bedeuten? Hindernisse gab es doch keine, wenn man vom bekannt unebenen Terrain einmal absieht.


    grüsse


    jürgen

  • Teil 15:



    In der Bucht Balvanida


    Anschließend wurde der Weg zusehends schlechter und schwerer zu befahren, das Gestein auf dem Weg wurde grober, und an manchen Stellen mussten wir schieben. Wir kamen zur Bucht Krivica, kamen ab jetzt nur noch zu Fuß weiter und kämpften uns auf einem immer weniger sichtbaren Pfad durch den Wald und über immer spitzere Steine bis zur Bucht Plažai. Was war denn hier los? Das war doch kein Mountainbike-Trail. Angesichts der Tatsache, dass die Strecke als mittelschwer beschrieben war, konnten wir nur die Köpfe schütteln. Welcher Idiot hatte diese Route eingestellt? Es kostete viel Kraft, und wir schwitzen. In der Bucht angelangt, war der Pfad mittlerweile völlig verschwunden. Hier sollte man sich über spitzes Gestein und nahezu unpassierbaren Fels von Bucht zu Bucht kämpfen. Vielfaches Prüfen der Onlinekarte zeigte uns immer wieder, dass wir richtig waren. Wie lange sollte das denn so weiter gehen? Marco und ich waren ratlos.


    Marco kam mit deutschen Badegästen ins Gespräch, die ihm bestätigten, dass es wohl erst einmal so weitergehen würde. Nun würden noch die Buchten Vela Draga, Cuanguski und Šešula folgen, bevor man wieder zurück in die Sunčana Uvala – unserem Ausgangspunkt – kommen würde. Das konnte noch Stunden dauern. Unsere Gesamtroute war ohne jegliche Pausen mit 2,5 Stunden veranschlagt. Unfassbar! Mittelschwer, na klar. Wir nutzen Komoot in Deutschland regelmäßig und schätzen es, doch solche Probleme waren uns fremd. Uns wurde klar, dass die Routen auf solch steinigem Gelände in Kroatien mit Vorsicht zu genießen sind, da hier auch das Terrain ein völlig Anderes ist als in Deutschland, doch wann lernt man schon einmal was, ohne einen entsprechenden Preis dafür zu zahlen?


    Zwischen den Buchten


    Mittlerweile hatten wir 17:30 Uhr. Wir wollten die Räder ja bis 20:00 Uhr wieder abgegeben haben. Das war uns zu riskant. Die deutschen Badegäste erzählten uns, dass sie auch bereits andere Mountainbiker beobachtet hatten, die die Räder über die Felsen schleppten und ordentlich zu kämpfen hatten. Letzten Endes entschieden wir uns dafür, zur letzten Bucht zurückzugehen, denn hier sollte ein steiler, 1,2 km langer Pfad den Berg hinauf zur Straße führen, wo auch die Kapelle Sv. Ivan stand. Was blieb uns Anderes übrig, als die Räder dort hinaufzuwuchten? Von dort könnten wir wenigstens auf bekanntem Wege wieder hinab nach Mali Lošinj fahren und würden die Räder eventuell noch innerhalb der verfügbaren Zeit zurückgeben können. Also gingen wir los.


    Um ca. 18:00 Uhr waren wir am Anfang des treppenartigen Aufstiegs zur Straße. Leider waren die Stufen ziemlich hoch und uneben, so dass die Räder auf viele der Stufen gehoben werden mussten. Das schlauchte ungemein, da solch ein E-Bike mit dem Akku meist über 20 kg wiegt. Und warm war es noch immer. Schnell waren Marco und ich mit den Kräften am Ende. Es war eine ziemliche Tortur, eine Katastrophe. Und so mussten wir unterwegs viele Pausen einlegen, um überhaupt noch restliche Kräfte mobilisieren zu können, damit wir weitermachen konnten. Marco war am Verzweifeln, und ich versuchte, ihm Mut zu machen, doch auch mir ging es nicht wirklich besser. Die Zeit verrann. Immer wieder schaute ich auf die Karte von maps.me, um festzustellen, wie viel wir geschafft hatten. 20 %, dann 30, 35, irgendwann hatten wir ungefähr die Hälfte geschafft, doch auch die Hälfte der verbliebenen Zeit war verronnen. Würden wir da wirklich bis ganz hinauf kommen? Wir mussten es versuchen. Es machte aber auch wenig Sinn, sich hier kaputt zu machen. Immer wieder nahmen wir Schlücke aus den Mineralwasserflaschen. Wenn es eng werden würde, müsste ich vielleicht beim Bike-Verleih anrufen und sie bitten, noch etwas auf uns zu warten.


    Pause während des Aufstiegs


    Weiter hinauf


    Zahlreiche Badegäste kamen an uns vorbei den vielfach von Trockensteinmauern eingefassten Weg hinauf und bemitleideten uns, lächelten mitfühlend. Weiter ging’s. 60 %, dann wieder kurze Pause. Es war 19:00 Uhr. Immer Stück für Stück, und die Kräfte schwanden weiter. Dann 75 %. Wir sehnten das Ende des Weges herbei. 90 %. Gleich hatten wir’s. Und dann, um kurz vor halb acht, sahen wir oben die Straße vor uns liegen. Wir hatten es geschafft, doch eine anfangs wunderbare Radtour war zur Tortur geworden.



    Fast geschafft


    Mit letzter Kraft schwangen wir uns auf die Räder und sausten den Berg hinab, am Aussichtspunkt Providenca Tematski Vidikovac vorbei, runter in den Ort und zur Čikat-Halbinsel. Die Abfahrt nach Mali Lošinj ging rasant, ja machte fast wieder Spaß. Und man soll es kaum glauben, um 19:40 Uhr standen wir vorm E-Bike-Verleih und gaben unsere Räder zurück. Wir konnten es kaum fassen. Die Angestellten warteten bereits ungeduldig, denn wir waren wohl die letzten Kunden, man spülte die Bikes ab, und wir bezahlten. Diese Fahrradtour würden wir so schnell nicht vergessen.


    Auf der Rückfahrt in den Norden merkten wir dann im Auto, dass wir ganz vergessen hatten, das Fahrradschloss abzugeben. Teilweise konnten wir nun langsam wieder lachen und scherzten, dass die Polizei nun sicher nach einem Fahrradschloss-Dieb mit dem Namen Michael suchen würde.


    Nun hatten wir das Abendessen dringend nötig und fuhren südlich von Cres nach Loznati. In der Konoba Bukaleta hatten wir einen Tisch vorbestellt. Wir lieben diese Konoba, die bekannt ist für ihr leckeres Lammfleisch, auch wenn einige erfahrene Cres-Urlauber der Ansicht sind, dass es früher mal besser war. Erst mal ein großes Bier für uns beide. Das tat jetzt gut. Dann teilten wir uns eine kleine Vorspeisenplatte mit Pršut, Käse, Thunfisch-Paté und Oliven. Es gibt mehrere Arten von Lammfleisch in der Konoba Bukaleta, darunter Lamm vom Grill und Ofenlamm. Und vom Ofenlamm schwärmte der genießerische Marco noch von seinem letzten Besuch. Also bestellten wir es. Es kommt mit Bratkartoffeln und Zwiebeln. Dazu gab’s noch ein Gläschen Wein, und wenigstens der Abend war gerettet.


    Ankunft an der Konoba


    In der Konoba


    Die Speisekarte


    Das Bier schmeckt


    Vorspeisenplatte "Plata Bukaleta"


    Das Ofenlamm


    Zuhause gab’s dann noch ein kleines Bierchen auf dem Balkon, und wir fielen in die Betten. So endete ein etwas schwieriger Tag mit einer anfangs tollen E-Bike-Tour, die zum Ende hin – sagen wir mal – etwas „unangenehm“ wurde. Aber wie ich schon sagte – durch Fehler lernt man dazu.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Hallo Heiko.


    Das war ja eine ganz schöne Strapaze, die Ihr da durchmachen musstet. Zum Glück ist es dann doch noch gut ausgegangen. Vermutlich ist es mit den Rad- bzw. Mountain-Bike-Wegen in HR genauso wie mit manchen "Straßen", die das Navi vorschlägt, hier hatte ich ja mal ein bleibendes Erlebnis zwischen Rabac und Labin......


    Umso schöner, dass der Abend dann in der Bukaleta in Loznati ausklang mit einem guten Essen. Wir hatten damals auch das Lamm, es war ein Träumchen. 8)



    Liebe Grüße, Daniel.

  • hallo Heiko,


    Radfahren ist schön. Ebike fahren noch schöner. Eine weitere Steigerung ist das Fahren durch fast unberührte Natur. Der Höhepunkt des Radlerglücks ist erreicht, wenn man bergauf nicht mehr fahren kann und das schwere Ebikie schieben darf während die anderen Badegäste selbst in Flipflops ausgeruht und freundlich vom mehrstündigen Aufenthalt am Strand kommend lächelnd an einem vorbei gehen.


    Ihr beide habt erlebt, daß es wohl Radwege gibt, die nur für eine ganz bestimmte Sorte von Radlern geeignet sind. Bei uns soll es nächste Woche frühsommerlich warm und trocken werden. Ich überlege mir deshalb, mit dem Ebike eine Tour bei mir zuhause zu machen. Hast du mir vielleicht einen Insider Tipp für eine Strecke wo nicht alle fahren? ;)


    Ich kenne den Spruch vom Militär "ohne Mampf kein Kampf", wußte bisher allerdings nicht, daß der Kampf bei euch vor dem Mampf kommt. Wenigstens ist der Tag bei gutem Essen in schöner Umgebung ausgeklungen. Habt ihr im Urlaub noch eine weitere Ebike Tour unternommen? ;)


    grüsse


    jürgen

  • Ein - wie immer - herausragender Reisebericht, ja geradezu ein herrlich bebildertes Reisebuch von Heiko. Ich muss mir ausreichend Zeit nehmen, das alles genau zu lesen, jedenfalls ist das, was du hier beschreibst, Reisen in Kroatien ganz nach meinem Geschmack. Die Fotos sind abwechslungsreich und interessant gestaltet, der Schreibstil ist einzigartig. Hast du schon einen Verleger gefunden für deine tollen Reiseberichte?


    Das ist Vor-Urlaubslektüre vom Feinsten! Beste Fremdenverkehrswerbung für Sehnsüchtige.


    Johannes

  • Teil 16:


    Tag 09 – Ein Wiedersehen mit Lubenice

    Samstag, der 13.08.2022:


    Nach den Strapazen des letzten Tages planten wir, heute etwas früher nach Hause zu fahren. Marco hatte des Nachts noch die Online-Tickets für den Zugang im Biokovo Nature Park in einigen Tagen gebucht. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Martinščica. Nachdem ich mir eine neue Schnorchelausrüstung gekauft hatte, schauten wir beim Fischgeschäft vorbei. Es gab Skampi, Rotbrassen, Meerbrassen, Wolfsbarsche, Makrelen, Thunfische, Tintenfische, Steinbutt und Garnelen. Wir entschieden uns für vier gut aussehende Makrelen und ließen sie vom Verkäufer ausnehmen. Es war ein lustiger und durch und durch ehrlicher Typ, der uns offenbarte, dass er eigentlich gar keine Lust hatte, hier Fisch zu verkaufen, sondern viel lieber mit seiner Freundin noch im Bett liegen würde. Nun – wir konnten es nachvollziehen. Im nahen Mini-Markt kauften wir Zutaten wie Kartoffeln, Salat, Tomaten, Paprika, saure Sahne und das beste Fischgewürz, was wir finden konnten, eine bräunliche Vegeta-Gewürzmischung, die uns die Verkäuferin für Fisch empfohlen hatte. Salz hatten wir daheim. Dann fuhren wir wieder in „unser Bergdorf“ und brachten die Einkäufe nach Hause, lagerten sie im Kühlschrank.









    Beim Fischverkäufer



    Im Zentrum Martinščicas



    Lubenica


    Nun starteten wir unsere Ausflüge und fuhren nach Mali Podol, ein hübsches, kleines Dörfchen an der Straße nach Lubenice. Das idyllische Dörfchen mit 5 Einwohnern ist nicht zu verfehlen, denn mitten auf der Straße steht ein mit einer kleinen Mauer eingefasster Mandelbaum. Es gibt hier sogar Apartments zu vermieten im Haus Anetica. Es ist ein hübsches, kleines Haus mit bunten Fensterläden und einem mit viel Liebe hergerichtetem Garten mit Obstbäumen. Unser Ziel war aber selbstverständlich das urige Gartencafé von Claudia Heckl. Die gebürtige Österreicherin und Weltenbummlerin war früher als Dokumentarfilmerin unterwegs und lebte lange Zeit in Südamerika. Vor 12 Jahren lernte sie jedoch ihren kroatischen Lebensgefährten kennen und ließ sich in Mali Podol nieder. Sie hat einige Bücher geschrieben, die man bei ihr kaufen kann. Man kann sich aber auch einfach unter einen Sonnenschirm auf ihren Hof setzen und darin stöbern.















    Impressionen aus Mali Podol


    Als wir kamen, hatte sie gerade italienische Kundschaft. Danach kümmerte sie sich um Marco und mich. Wir aßen ein selbstgemachtes Feigeneis und setzten uns in den Schatten. Außerdem bietet sie Blätterteigtaschen mit Salbeihonig an, Kaffee, Kuchen, Zitronenlimonade, Salbei-, Rosmarin- und auch Lavendelspritzerschorle, die wir nach dem Eis ebenfalls noch probieren mussten. Gern hätte ich noch mehr probiert, doch wir wollten es nicht übertreiben. Sie entschuldigte sich bei uns, da sie nun mit ihrem Mann zu Mittag essen wollte und ließ uns allein im Hof zurück. Doch lange konnte sie nicht essen, denn schon bald kamen die nächsten Kunden, denn Claudia ist gefragt. Sie hat eine urige Idee ins Leben gerufen, und so verkauft sie bunte Wollnetze. Die Käufer werden darum gebeten, an ihrem Heimatort ein Foto des Netzes zu machen und zusammen mit der beiliegenden Postkarte an Claudia zurückzusenden. Das ist ihre Version der globalen „Vernetzung“ ohne Internet. Für Wanderer oder Biker ist ihr Café ein geschätzter Ort, um eine Pause einzulegen.





    Bei Claudia Heckl



    Das Feigeneis



    Lavendelspritzerschorle


    Wir fuhren nach Lubenice. Hierher kommen wir immer wieder gern, da es einfach ein so besonderer Ort ist. Die an einen Adlerhorst erinnernde Lage auf dem 378 Meter hohen Felsplateau oberhalb der Küste, die engen, gepflasterten Gassen und die urigen, alten Häuser des ca. 4.000 Jahre alten Ortes, in dem im Winter nur noch eine Handvoll Menschen wohnen, schaffen eine unglaubliche Atmosphäre, in der wir uns immer wieder wohlfühlen. Das Dorf war einst eine Felsenfestung von strategischer Bedeutung. Von den einstigen Befestigungsanlagen sind noch heute manche Überreste erhalten, wie beispielsweise Teile der alten Stadtmauer an der Ostseite. Hier haben wir bereits einiges erlebt, wie z. B. 2012 den schweren Marsch zum unter dem Ort liegenden Traumstrand Sv. Ivan bei 37° ohne Getränke. Nur mit Not kamen wir damals wieder heil hinauf.



    Ankunft in Lubenice



    Blick zum wunderbaren Strand Sv. Ivan


    Nach der Anfahrt zum Dorf, auf der man immer wieder verzweifelt eine Haltebucht sucht, wenn ein Fahrzeug entgegen kommt, und schließlich einer der beiden Wagen wieder zurücksetzen muss, parkten wir also auf dem Parkplatz unterhalb des mächtigen Glockenturms der Pfarrkirche der Hl. Jungfrau Maria. In den Sommermonaten finden romantische Musikabende in der Pfarrkirche oder auf dem Platz davor statt. Der Parkplatz war bis zum Bersten voll; gerade so ergatterten wir noch einen Platz, in den das Auto eigentlich nicht so ganz hinein passte und etwas auf den Weg hinausragte, aber sicher würde niemand etwas sagen. Es ging nicht anders. Die kleine Kapelle des Hl. Antonius hatte geöffnet, und wir konnten einen Blick hinein werfen. Am Ortseingang entdeckte ich eine alte Boule-Bahn, die mir noch nie aufgefallen war. Ursprünglich hatten wir hier eine Wanderung geplant. Durch das Südtor hinaus und in das Tal hinunter nach Zbičine und Valun wären wir gelaufen, dann über Pernat bis nach Grabovice im Nordwesten hinaus und über den Hügelkamm zurück durch das Nordtor nach Lubenice. Liebend gern hätte ich die Wanderung gemacht, um auch die verbliebenen Orte dort noch kennenzulernen, doch dann hatten wir beschlossen, dass zwei Wanderungen ausreichend sein sollten. So bleibt dies mein Traum, den ich irgendwann einmal verwirklichen werde. Und auch zum Strand Sv. Ivan werde ich noch einmal hinunter laufen, selbstverständlich mit ausreichend Getränken versorgt.





    Am Ortseingang



    Die Boule-Spielbahn





    Südliches Stadttor



    Platz an der Pfarrkirche


    Und so schlenderten wir durch Lubenice, sogen das Flair des süßen Ortes in uns ein, machten zahlreiche Fotos und nahmen am Bistro Lubenička Loza ein kleines Eis zu uns. Ich entdeckte im Bistro Karlovačko-Biertulpen, und da ich so etwas sammele, fragte ich, ob man eines der Gläser käuflich erwerben konnte. Konnte man nicht; ich bekam es geschenkt. Also fiel eben das Trinkgeld etwas höher aus. Unweit der kleinen Crkva Sv. Jakov hatten wir in der Vergangenheit in der Konoba Hibernicia schon zweimal einen leckeren Römertopf mit Lammfleisch zu uns genommen. Heute entdeckten wir direkt daneben einen kleinen Souvenirshop, in dem Marco und ich jeweils eine kleine Bukaleta kauften. Das Schafzuchtmuseum, in welchem in früheren Zeiten eine kleine Schule war, hatte geschlossen. Es sah so aus, als hätte man auch dieses wieder aufgegeben. Wir liefen bis zur kleinen Kapelle Sv. Stjepan am Friedhof hinauf und blickten hinab zum Strand Sv. Ivan. Immer wieder ein Traum. Die Kapelle hatte geöffnet, und so konnten wir auch sie von innen sehen. Schließlich gingen wir durch die herrlichen Gassen mit Rundbögen, einigen verfallenen Gebäuden und allerlei Blumentöpfen wieder zurück. Wir entdeckten einen kleinen Brot-Ofen, der uns bis dato auch noch nie aufgefallen war.















    Durch die Gassen



    Kapelle Sv. Jakov



    An der Konoba Hibernicia



    Die besten Zeiten scheinen vorbei



    Der Weg nach Pernat



    Die Felsen hinter dem Ort



    Kapelle Sv. Stjepan



    Das Haus des Schafzuchtmuseums



    Der alte Brotofen

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Hallo Heiko,


    Da anscheinend nur Claudia Feigeneis herstellt und ich schon von verschiedener Seite davon gehört habe vermisse ich eine persönliche Einschätzung von dir dazu. Schmeckt das Eis oder ist es nichts Besonderes?


    Was einen möglichen Besuch von Lubenice angeht dürfte der aufgrund des dichten Verkehrs nur in der Nebensaison anzuraten sein.


    Grüße


    Jürgen

  • So bleibt dies mein Traum, den ich irgendwann einmal verwirklichen werde.

    Ich denke, da gibt es noch ganz viele Träume. Schöner kann man eine geliebte Gegend nicht beschreiben. Jedes Bild strahlt das aus, jede Beschreibung macht klar, wie sehr du diese Gegend liebst.


    Ich kann das gut verstehen


    Johannes

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