Verlorene Herzen - Teil 1- Cres & Lošinj '22

  • Teil 06:


    Tag 04 – Die Besteigung des Osoršćica

    Montag, der 08.08.2022:


    Heute hatten wir eine Wanderung auf dem Plan. Unsere Rucksäcke mit einer ausreichenden Menge an Getränken waren gepackt und unsere Wanderschuhe waren geschnürt. Das kroatische Fußball-Trikot wurde übergezogen. Es konnte losgehen. Ich hatte noch schnell einen Telefonanruf erledigt. Bereits seit einer Weile stand ich im E-Mail-Kontakt zu einem E-Bike-Verleiher in Mali Lošinj. Heute wollte ich anrufen und reservieren. Am Telefon sagte man mir, es sei noch zu früh, da wir erst übermorgen fahren wollten. Ich solle am nächsten Tag noch einmal durchrufen. Gut – also dann morgen nochmal.


    Nach dem Frühstück fuhren wir nach Osor zur Drehbrücke. Ich Depp hatte natürlich wieder nicht mitgedacht. Ich versuche immer, so vieles mit zu bedenken, doch alles geht einfach nicht. Meine Schuld. Es war kurz nach 9 Uhr. Das bedeutet natürlich, dass die Brücke geöffnet wird. Dies ist täglich einmal um 9 und dann noch mal um 17 Uhr der Fall, was ich eigentlich wusste. Wie blöd kann man sein? Zuerst fahren alle Boote von der einen Seite hindurch, dann ist die andere Seite dran. Zahlreiche Boote warten in langen Schlangen auf dem Wasser, um die abkürzende 11 Meter breite Durchfahrt namens „Kavada“ zu nehmen, die die Römer bereits gegraben hatten und damit aus einer Insel zwei gemacht hatten. Der damals Apsorus genannte Ort war damals die bedeutendste Stadt der Insel, in der im Mittelalter sage und schreibe 30.000 Menschen wohnten. Heute sind es vielleicht noch gerade mal 80 Einwohner. Wie ist sowas möglich? Das frage ich mich schon seit vielen Jahren. Nun gut, warten mussten wir sowieso. Wir kannten das ja schon durch einige Besuche in früheren Jahren, aber warum soll man dauernd im Auto sitzen bleiben? Also lief ich zur Drehbrücke und wohnte dem Schauspiel bei. Natürlich tun dies etliche Touristen und filmen die Durchfahrt der Boote. Marco hatte derweil einfach geduldig im Auto gewartet.


    Endlich, um 09:45 Uhr, ging es weiter, und wir fuhren nach Nerezine und parkten gegenüber der Ortschaft auf dem Televrin-Wanderparkplatz. Einige PKW’s standen bereits dort. Der Televrin mit einer Höhe von 588 Metern und der Sv. Mikula mit einer Höhe von 557 Metern sind die Gipfel des Berges Osoršćica, des höchsten Berges der Insel Lošinj. Mit einer Länge von ca. 20 Kilometern erhebt er sich zwischen den Orten Ćunski und Osor. Er birgt eine Vielzahl von Höhlen, wie z. B. die Höhle des hl. Gaudentius unter dem Televrin-Gipfel und die Höhle Vela Jama auf der westlichen Seite. Vom Gipfel Sv. Mikula hat man die schönere Aussicht, und wir entschieden uns, dass dies unser Ziel sei.



    Beginn der Wanderung


    Gegen 10:30 Uhr starteten wir. Auf diese Wanderung freuten wir uns seit Jahren. Zwischen Trockensteinmauern und Olivenbäumen, auf vielerlei Geröll und Gestein arbeiteten wir uns langsam voran. Der Weg ist mit rot-weißen Markierungen versehen und relativ leicht zu finden. Da es heute auch wieder ca. 30° werden würden, nahmen wir uns vor, viele Pausen einzulegen. Es wurde steiler und steiniger. Marco machte sich ein wenig Sorgen, doch auch er freute sich seit langem auf die Wanderung. Sollte es nicht mehr funktionieren, müssten wir eben umkehren. Nach einer halben Stunde sahen wir Nerezine unterhalb des Weges liegen. Von hier sieht man erst einmal, wie schön die Meerenge zwischen Cres und Lošinj doch wirklich ist. Man muss das von oben sehen. Der Süden der Insel Cres bietet zahlreiche Buchten, Halbinseln und viel, viel Wald. Wir begegneten etlichen Wanderern. Die Meisten von ihnen überholten uns, doch es war uns egal. Wir ließen sie ziehen und hatten unsere eigene Geschwindigkeit.



    Heiko im Wandermodus



    Zwischen Trockensteinmauern hindurch



    Marco, der Wandersmann



    Gegenverkehr





    Zwischen Fels und Stein



    Blick auf Nerezine



    Weiter bergan



    Blick zurück auf die Meerenge zwischen Cres und Lošinj



    Erster Wegweiser


    Nach einer Stunde erreichten wir einen hübschen Platz zum Ausruhen mit zahlreichen Holzbänken unterhalb eines Felsens. Kleine Eidechsen sprangen über Bänke und Gestein. Hier rasteten wir natürlich und nahmen erst einmal ordentliche Schlücke aus unseren Wasserflaschen. Die Serpentinen nahmen anschließend zu. Da die Temperaturen zugenommen hatten, war ich froh, mein Handtuch dabeizuhaben, da es durchaus eine schweißtreibende Angelegenheit war. Nerezine und die Meerenge zwischen Cres und Lošinj verschwand immer mehr in der Tiefe. Eine Zeit lang unterhielten wir uns mit einer bayrischen Familie. Wir überholten sie, sie überholten uns. Stolz verkündete uns der Herr, dass er schon seit langem mit dem Rauchen aufgehört hatte. Letzten Endes ließen wir auch ihnen der Vortritt. Nach ca. 2,5 Stunden erreichten wir den Gipfel und waren gespannt, was uns gleich erwartet, denn wir freuten uns auf die Aussicht. Eine Vielzahl von roten Wegweisern zeigt die Richtungen zu den verschiedenen Zielen.









    Am Rastplatz





    Die Wanderung geht weiter





    Nicht mehr weit



    Gleich sind wir da



    Das letzte Stückchen


    Noch eine kleine Anhöhe, über die letzten Wurzeln hinüber, und wir standen auf dem Gipfel Sv. Mikula. Und wir wurden nicht enttäuscht! Auf der einen Seite des Gipfels steht man vor der kleinen Kapelle Sv. Nikola; auf der anderen Seite wartet der herrliche Ausblick über den gesamten Süden des Cres-Lošinj-Archipels. Trotz des sonnigen Wetters war es ein klein wenig diesig, was unsere Freude jedoch nicht schmälerte. Man sieht über die Insel Lošinj hinweg mit dem Ausläufer, auf dem der Flugplatz liegt und der Insel Koludarc, ganz hinten dem Mali Lošinj-Teil, Orjule auf der linken Seite und auf der rechten Seite Unije, Vele und Male Srakane und Susak. Einfach nur herrlich. Schon immer wollte ich genau hier stehen. Diese Aussicht muss man auf sich wirken lassen. Ich verstehe nicht die vielen Leute, die hier oben ankommen und sofort weitermarschieren. Bedeutet ihnen das alles etwa nichts? Mir schon! Man muss sich setzen, einen Schluck trinken und schauen. Einfach nur schauen. Für mich ein erstes Highlight des Urlaubs. Marco ist da genauso wie ich. Natürlich macht man auch unzählige Bilder. Unter allen kann man ja später die besten raussuchen. Ein Weile lag ich einfach auf einem Felsen und ließ die Sonne auf mich herunterbrutzeln.











    Fabelhafte Aussicht



    Blick auf eine hübsche Bucht im Westen



    Nochmal der Blick nach Nerezine


    Die Kapelle ist geöffnet, und man kann die Glocke läuten, sich ins Kapellenbuch eintragen. Ein kleiner Altar mit Bildern und Opfergaben ist an der Wand. Mindestens eine halbe Stunde lang waren wir hier oben, bevor wir den Rückweg antraten. Der geht natürlich etwas leichter als der Hinweg, und um 16:00 Uhr waren wir wieder am Auto. Die Länge der Route lässt sich schwer abschätzen. Sind es nur 7 Kilometer oder gar 10? Schwer zu sagen.











    Kapelle Sv. Nikola





    Der Rückweg

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Teil 07:


    Natürlich war nun Entspannung angesagt. Zum Baden fuhren wir in den Süden Nerezines an den Strand Bučanje. Der Strand ist Teil eines slowenischen Camping-Resorts, und auch die Nummernschilder sämtlicher KFZ's vor den Unterkünften waren slowenische. Wir entschieden uns für die kleine, runde Bucht vor der Surfschule Marlyn. Es war nicht viel los, es herrschte Ruhe. Die Wellen, die hier in die kleine Bucht kamen, waren aber beachtlich. Wir lagen am Strand und ließen uns treiben. Einige Boote und Jetskis lagen an der dazu gehörigen Mole. Und wir im feinen Kies.









    Am Strand Bučanje


    Nach 2 Stunden, als unsere Kräfte sich wieder etwas regeneriert hatten, mussten wir selbstverständlich noch Nerezine kennenlernen. Ist ja klar. Vor dem Krieg, der von 1991–1995 dauerte, sollen in Nerezine 2.000 Einwohner gelebt haben. Das ist beachtlich. Nach dem Krieg nur noch 400. Der Ort verfügt auch über eine kleine Werft, in der Schiffe bis zu einer Länge von 15 Metern repariert werden können. Wir parkten nördlich eines Supermarkts am Hafen. Kurz vor dem Hafen kamen wir an einem kleinen Obststand vorbei, doch der clevere Marco war von den Preisen schockiert. Für einen einzelnen Pfirsich verlangte man umgerechnet mehrere Euro. Man wog die Früchte mit einer altertümlichen Waage. Er wollte sich ja nicht über den Tisch ziehen lassen. Und der Hafen von Nerezine entpuppte sich als richtig süß. Er verfügt über eine schöne Atmosphäre, sehenswerte Gebäude, vielen im Wind schaukelnden Booten, einigen Anlegestellen und Molen und einer auch schönen Form. Ich muss sagen, das hätte ich Nerezine nicht zugetraut. Hier kann man wohnen und erhält auch in der näheren Umgebung alles, was man zum Urlauben benötigt. Und viele Leute taten das offenbar auch. Es war eine Menge los. Hübsche Konobas liegen rund um den Hafen. Ich hatte bereits die Konoba Rio entdeckt – kein besonders hochgestochenes Etablissement, eher einfach mit angenehmen Preisen – sie hatten aber Einiges im Angebot, was unserem Geschmack entsprechen würde. Mal schauen, noch waren ein paar Tische frei.















    Am Hafen in Nerezine


    Unser Weg führte uns zuerst nach Norden; hier befindet sich das kleine Franziskanerkloster, welches uns aber leider keinen Zutritt gewährte. Dann ging es nach Süden an der Promenade entlang. Auf Trampolinen sprangen die Kinder um die Wette. Als wir letztendlich zurück zum Hafen kamen – ich hatte es mir bereits gedacht – waren alle Tische an der auch Marco ansonsten überzeugenden Konoba besetzt. Doch halt, da stand jemand auf. Genau passend für uns. Super! Wir eilten hin und ergatterten den frei gewordenen Tisch. Yes! Und was sahen meine trüben Augen auf der Speisekarte? Girice! Ich liebe diese kleinen Fischchen! Meine Vorspeise stand also fest. Und da man in Kroatien natürlich auch mal Ćevapčići essen muss, hatte ich auch meine Hauptspeise. Marco machte es sich einfach und bestellte einfach eine Dorade mit Mangold, die aber durchaus ansehnlich daherkam. Eigentlich ist die Dorade unser beider Lieblings-Speisefisch. Das Abendessen schmeckte wirklich gut. Zusammen mit drei Bier und einer Cola bezahlten wir am Ende 267 Kuna. Das war ja günstig. Erst nach späterem Sichten der Fotos – Marco hatte auch die Rechnung abgelichtet – wurde mir bewusst, dass meine Ćevapčići auf der Rechnung vergessen wurden. Was soll ich sagen? Dafür konnten wir nichts, hatten wir es doch im Eifer des Gefechts gar nicht gesehen. Nun ja, manchmal wird man betrogen, manchmal hat man einen Vorteil. So ist das eben.







    Am Franziskanerkloster



    Girice



    Ćevapčići



    Dorade

    Nach dem Essen bewegten wir uns nach Südwesten. Ich hatte den Eindruck, dass dort noch ein uns bis dato verborgener und auch sehenswerter Ortsteil liegen könnte. Wir liefen die Gassen hinauf, und ich traute meinen Augen nicht. Fast wäre uns der Hauptplatz Nerezines verborgen geblieben. Ein riesiger Dorfplatz mit unzähligen Konobas lag vor uns. Wie unfassbar idyllisch es hier war. Vielleicht hätten wir hier essen sollen. Gemütlich saßen die Menschen im Halbdunkel auf dem stilvollen Platz und aßen, tranken und feierten im Lichte gelber Laternen. Die Dorfkirche, ein Brunnen und einige mit Mäuerchen eingefasste Bäume befinden sich hier. Ich war restlos begeistert. Für mich stand fest: Nerezine ist mit Abstand der drittschönste Ort auf Lošinj, nach Veli und Mali Lošinj. Leider war nur der vorbereitete Marco noch in der glücklichen Lage, hier noch ein paar Foos zu schießen. Mein Akku war leer.









    Am Hauptplatz in Nerezine


    Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Cres und Lošinj liebe? Sicherlich. Nach meinem bescheidenen Gefühl sind dies einfach die schönsten Inseln an der Nordküste Kroatiens, diejenigen, die man am ehesten mit dalmatinischen Inseln vergleichen kann, aber das ist nur mein persönliches Empfinden.


    Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von Nerezine. Wir hatten ja schließlich noch 30 Kilometer zurückzulegen, bis wir in unser verschlafenes Bergdorf zurück kamen. Als wir der engen Straße hinaufkamen, lagen mitten auf dem Weg einige große Felsbrocken. Ich musste aussteigen und sie wegräumen. Hinter den Bäumen raschelte es noch. Unsere Vermieterin Ana hatte uns erzählt, dass es im Wald etliche Wildschweine gäbe. Wer weiß? Ich glaube, heute köpften wir auf unserem Balkon eine Flasche Orahovac und hatten noch eine angenehme und lustige Zeit in unserem Zuhause.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Hallo Heiko,


    Weist du, dass ich den Osorscica direkt von meinem Haus in Liznjan aus sehen konnte? Umgekehrt müsste man eigentlich vom Gipfel aus auch Liznjan am Festland sehen können. Vielleicht ist es mir ja doch noch eines Tages vergönnt ebenfalls einen der beiden Gipfel zu erklimmen.


    Eure Tour auf den Gipfel habe ich gerne virtuell begleitet. Noch lieber wäre ich selbst dabei gewesen. Du schreibst, dass wohl viele Wanderer sich erst gar nicht die Zeit nehmen, das Gipfelglück zu genießen. Was sind denn das für Naturfreunde? Es geht doch nicht darum möglichst schnell das Ziel erreicht zu haben, sondern etwas für Körper und Geist zu tun und dabei vieles am Weg zu entdecken wie z. B. deine Eidechse.


    Für mich oder meine Frau und mich gehört zur Rast am Gipfel eine halbe Bier mit einer Brotzeit und evtl. sogar ein Gipfelschnaps dazu. Die Zeit muss man sich einfach dort oben nehmen.


    Hinterher das Bad im Meer ist gerade bei der Anstrengung in solcher Hitze ein weiteres Highlight so eines Tages sieht man Abendessen im Lokal und dem flüssigen Betthupferl zuhause mal ab. Gehe ich recht in der Annahme, dass ihr beide danach wie die Murmeltiere geschlafen habt? ;)


    Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen, wir haben wirklich Einige beobachtet, die am Gipfel ankamen, einen kurzen Blick auf die Aussicht geworfen haben und dann sofort weiter sind. Ich kann das auch nicht verstehen. Einige scheinen eine solche Wanderung aus rein sportlichen Gründen zu unternehmen. Ich für meinen Teil habe geschlafen wie ein Stein, und Marco ging es sicher nicht anders.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Teil 08:


    Tag 05 – Cres, die Hauptstadt

    Dienstag, der 09.08.2022:


    Der heutige Tag galt allein der Stadt Cres. Meine Vorfreude war groß. Es ist einfach toll, sich den ganzen Tag Zeit nehmen zu können für eine solche Stadt, denn so kann man auch viel entdecken. Nach dem herrlichen Frühstück auf unserem Balkon telefonierte ich erst einmal wieder mit dem E-Bike-Verleih in Mali Lošinj. Ja, man sagte mir für den nächsten Morgen zu. 2 Mountain-E-Bikes waren auf meinen Namen für Marco und mich reserviert. Perfekt.


    Als Marco und ich zu unserem Parkplatz ans Auto kamen, wartete eine hübsche junge Dame dort. Es war eine Einheimische. Sie gehörte zu den Nachbarn unserer Vermieterin Ana, zu der Familie, denen der Bienenstock hinter dem Haus gehörte. Sie wollte gern zu ihrem Freund, der unten am Campingplatz Slatina sei und fragte, ob wir sie denn mitnehmen könnten. Ihr Englisch war sehr gut. Na klar, wir nahmen sie mit und unterhielten uns angeregt während der Fahrt. Wir mussten oberhalb von Martinščica ja nur kurz nach rechts abbiegen, um sie vor den Toren des Camps rauszulassen. Sie war eine Nette. Dann erzählte sie noch vom Oil House neben dem Campingplatz, was ihrer Freundin gehörte, welches wir durchaus mal besuchen könnten. Sie biete ganz tolle Öle zur Entspannung an. Auf unserer anschließenden Weiterfahrt nach Cres witzelte ich mit Marco, dass wir sie hätten fragen sollen, ob sie nicht gemeinsam mit uns eine Lammpeka in der Nonina Konoba in Stivan essen wolle, damit wir dann 3 Personen wären. Hehe.


    Auf einem zentralen Parkplatz der Stadt Cres parkten wir und zahlten für den ganzen Tag. Es ist stets ein tolles Gefühl, in Cres zu sein. Hier kann man sich einfach nur wohlfühlen. Die Sonne knallte. Auf dem Weg zum Zentrum kamen wir an einem weiteren E-Bike-Verleih vorbei, Gonzo sport. Beim Vorbeigehen entwickelten wir die einhellige Meinung, dass es gut sei, dass wir nicht hier Fahrräder reserviert hatten, denn die umher stehenden Räder machten auf uns keinen besonders guten Eindruck. Durch die Gassen ging es Richtung Hafen an der kleinen Kapelle Sv. Gaetan vorbei, die nicht sonderlich spektakulär ist, aber geöffnet hatte, so dass wir einen kleinen Blick ins Innere werfen konnten. An einigen Souvenirshops wie z. B. dem „No Stress on Cres“-Shop entlang, gelangten wir zum „Macmalić Olive Oil, Wine & Delicacies“, wo ich gern nach einer guten Flasche Wein schauen wollte, doch ich stellte fest, dass das Angebot nicht meinen Vorstellungen entsprach. Wir kamen zum Hafen mit dem Brunnen und dem Uhrenturm. Himmlisch, hier entlang zu schlendern. Am Hafen mit den vielen bunten Häusern und den Bootsanlegern lassen sich unzählige Bilder machen.



    Durch die Altstadt



    Kapelle Sv. Gaetan







    An den Souvenirshops







    Der Brunnen am Hafen



    Uhrturm und Loggia





















    Am Hafen


    Das Vina Miramar in der südwestlichen Hafenecke hatte schon eher was nach meinem Geschmack. Niemand war darin, doch ich sah herrliche Weinfässer, tolle Weine, teure Weine, Weine von bekannten Winzern, doch preislich sprengten auch sie meine Vorstellungen. Wir verließen den Hafen auf dem Lungomare in Richtung Camping Kovačine. An der wunderbaren Kaffee- & Cocktailbar Cresland mussten wir pausieren, zu schön sahen die Cocktails auf den Tischen der Gäste aus. Wir nahmen an einem Holztisch Platz, Marco mit einem Aperol Spritz und ich mit einem Blue Lagoon. Das hatten wir jetzt nötig. Die Crkva Sv. Nikola ist schön und wartet mit hübschen Säulen vor dem Eingang auf. Wir verließen den Lungomare nach rechts.



    An der Kaffee- & Cocktailbar



    Aperol Spritz & Blue Lagoon



    Crkva Sv. Nikola am Lungomare



    Durch die Säulen


    Marco und ich wollten zum alten Stadtturm Ecke Melin I / Zagrebačka Ulica. Schon seit langer Zeit wollte ich ihn besuchen. Ich wusste, dass er begehbar ist und man an den Zinnen auf der oberen Plattform sogar ein Getränk zu sich nehmen konnte. Na ja, das war vielleicht früher mal so. Heute nicht mehr. Er hatte geschlossen. Wirklich schade. Zur römischen Kirche St. Salvadur war es uns zu weit. Von hier aus ging’s dann zurück zum Hafen.



    Alter Stadtturm


    An der großen Marienkirche (Crkva Marije Velike) steht der freistehende Glockenturm. Die Öffnungszeiten hatte ich mir notiert, da die Aussicht sicher spektakulär sein musste. Hhm, die Zeiten standen auch an der Tür. Demnach sollte nun geöffnet sein, war es aber nicht. Im Innern der Kirche fragte ich eine Einheimische, die den ihr bekannten Pfarrer zu sich rief. Der Aufstieg auf den Turm sei nicht mehr möglich. Da die Treppen zu marode geworden waren, sei es zu gefährlich. Marco und ich hatten wirklich kein Glück, aber gut, nicht so schlimm. Durch das Tor am Uhrenturm ging’s wieder hinaus. In der nahen Loggia waren die üblichen Marktstände aufgebaut, und einige ältere, einheimische Herren hielten einen Plausch.







    In den Gassen



    Am Glockenturm der Marienkirche



    Vor der Kirche



    Hinaus zum Hafen



    An der Loggia


    Dann kamen wir an den Palast Arsan, in dem das städtische Museum untergebracht ist. Der Palast wurde im frühen 16. Jahrhundert von Bischof Antun Marcello Petris erbaut. In dieser Zeit, nach dem Zusammenbruch von Osor, wurde die Stadt Cres zum wirtschaftlichen, politischen und sakralen Zentrum der Insel und des Archipels. Die Bronze-Skulptur von Frane Petrić steht davor. Der venezianische Dichter, Philosoph und Humanist lebte im 16. Jahrhundert und war kroatischer Herkunft. Wir entschlossen uns zu einem kleinen Museumsbesuch. Neben etlichen alten Amphoren und Steinreliefs beherbergt das Museum weitere alte Gefäße und Möbel, Fotos von der Insel und antike Artefakte. Es gibt insgesamt nicht allzu viel zu sehen, doch der Eintritt ist günstig. Im Hafen legten wir eine kleine Pause ein. Marco und ich aßen einen Früchte-Eisbecher, und ich probierte einen Apfel-Cocktail namens Appel Bee. Sehr lecker.



    Platz am Palast Arsan



    Am Palast





    Wir und Frane Petrić





    Im Museum



    Früchtebecher

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • hallo Heiko,


    ganz dunkel kann ich mich daran erinnern, daß es vor etwa 20 Jahren bei der Stadt Cres eine Schiffswerft gab. Weist du ob die heute noch existiert? Normalerweise müsste man die vom Ort selbst aus sehen können.


    grüsse


    jürgen

  • Ja Jürgen! Cres hat eine große Marina. Dieser Yachthafen ist an eine Werft angeschlossen, die 1947 gegründet wurde und im Schiffsbau und in der Instandhaltung tätig ist. Die Werft ist das ganze Jahr geöffnet und kann sowohl Passagierfähren, Autofähren, Frachtschiffe und Fischerboote als auch Yachten bearbeiten. Vom eigentlichen Hafen aus kann man sie jedoch nicht sehen. Das ist ein wenig außerhalb in der großen Bucht.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Danke Heiko für diese Info. Wir haben seinerzeit mit einem Holzboot im Rahmen einer einwöchigen Rundreise durch den Kvarner Cres angelaufen und da fiel mir diese Werft steuerbord auf. Ich glaube sogar, ein Schwimmdock gesehen zu haben.


    Da allerdings die kroatischen Werften wohl ums Überleben kämpfen und Uljanik in Pula seit Jahren pleite ist wußte ich nicht, ob die Werft auf Cres noch existiert. Grundsätzlich müsste rein betriebswirtschaftlich gesehen die Werft aufgrund der Insellage einen weiteren Wettbewerbsnachteil gegenüber denjenigen am Festland haben. Vielleicht hat sie sich aber auf ein bestimmtes Feld spezialisiert und kann deshalb weiterbestehen.


    Pula als Großstadt kann den nahezu vollständigen Verlust der Arbeitsplätze wie auch der wegbrechenden Wirtschaftsleistung verkraften. Würde die Werft in der Kleinstadt Cres geschlossen wäre das vielleicht ein größeres Strukturproblem was alleine durch den wachsenden Tourismus nicht unbedingt aufgefangen werden kann.


    Ob der Tourismus so stark weiter wächst bezweifle ich eh wenn ich deine Zahlen von Preisen der Gastronomie analysiere. Du weist, daß ich die Küsten Kroatiens gut kenne und somit auch vergleichen kann. Deshalb ist es durchaus denkbar, daß die Preise, die wohl auf den Inseln eh schon höher sind als am Festland bald viele Touristen von einer Urlaubsreise abschrecken lassen. Nicht alle kommen mit der eigenen Yacht auf die Insel und bei nicht allen spielt Geld keine Rolle.


    Das Beispiel Griechenland hat es uns vor einigen Jahren gezeigt wie überzogene Preise zum Einbruch bei den Touristenzahlen geführt haben. Völlig undenkbar ist das in Kroatien nicht zumal jetzt nach der Einführung des Euro jeder Depp die Preise mit anderen Destinationen vergleichen kann.


    grüsse


    jürgen

  • Teil 09:


    Nun ging's aber wirlich zum Camp Kovačine zum Baden. Der Plaža Kovačine ist wunderbar. Der lange Strand mit feinem Kies war sehr gut besucht und erinnert etwas an die Strände an der Makarska Riviera. Der Besuch lohnt sich auf jeden Fall. Es war sehr warm geworden, und so genossen wir das Bad in Sonne und Wasser. Auf einmal regte sich was. Einige begannen zu tuscheln, und viele Blicke gingen zum Meer. Handys wurden gezückt. Was war hier los? Auch wir schauten aufs Wasser und entdeckten etliche Delfine, die in einiger Entfernung regelmäßig aus dem Wasser sprangen. Für Marco und mich war das unfassbar. Schon so oft waren wir im Urlaub am Meer, doch dieses Glück blieb uns bislang stets vergönnt. Man kennt diese so genannten Delfinbeobachtungsfahrten, die von einigen Ausflugsbooten angeboten werden. Wir machen uns über sowas regelmäßig lustig, denn sehen tut man nie etwas. In unseren Augen reine Geldmacherei. Doch hier am Strand, ganz unverhofft, kamen wir endlich in den Genuss. Eine Zeit lang waren sie weg, dann kamen sie wieder und sprangen durch die Wellen. Und es waren gar nicht mal so wenige. Leider war das zu weit entfernt, um mit einer Handykamera brauchbare Fotos zu machen, für das Auge aber war es eine feine Sache.



    Auf dem Weg zum Camp Kovačine











    Plaža Kovačine


    Auf dem Rückweg in die Stadt kamen wir durch das hübsche Osttor der Stadt, das Porta Marcella. Durch eine schöne, kleine Fußgänger-Allee neben der Straße des 20. April gelangt man zum Gedenkpark Spomenik palim borcima, der an die im Krieg gefallenen Soldaten erinnert. Dahinter kommt das „Tor des Forts“, ein weiteres Stadttor, welches durch die Gassen zum Hafen führt. Unser Weg führte uns jedoch geradeaus in Richtung der Marina im Süden der Stadt. An der Crkva Sv. Duh und an der kleinen Chiesa S. Maria Maddalena vorbei, ging’s zum Franziskanerkloster, welches uns noch gut in Erinnerung war. Was uns noch fehlte, war jedoch ein Besuch im Innern des Klosters. Das hatten wir damals irgendwie verpasst. Also erkundeten wir nun im Innern den Kreuzgang mit Innenhof und Brunnen und den hübschen Klostergarten mit einigen Statuen, vielen Pflanzen und kleinen Feldern mit Tomaten und Weintrauben. Unter einem Baum steht eine kleine Bank. Auch die Klosterkirche konnten wir betreten.



    Porta Marcella



    Die Fußgänger-Allee



    Tor des Forts



    Crkva Sv. Duh



    Chiesa S. Maria Maddalena



    Am Franziskanerkloster





    Innenhöfe des Franziskanerklosters



    Der Kreuzgang









    Im Klostergarten


    Dann wollten wir uns noch die Marina anschauen, denn hier hinten waren wir noch nie. Die Stadt hat wahnsinnig viele Kirchen. Bevor man zum Benediktinerkloster gelangt, sieht man noch die kleine Kirche des heiligen Kreuzes und die Kirche der Mutter Gottes der Gesundheit. Das Benediktinerkloster ist ein wuchtiger Bau mit hohem Kirchturm. Dass hier hinten so viele Leute baden, hätte ich nicht gedacht. Die Marina der Stadt Cres ist riesig. Wir schauten bei der Betankung eines Schlauchbootes zu und machten kehrt. Auf dem Weg zur Marina war bis vor kurzer Zeit ein weiterer E-Bike-Verleih, doch geriet er durch die Coronapandemie in Schieflage, so dass man sich nun nicht sicher war, die Geschäfte weiterführen zu können oder doch zu verkaufen. Das hatte mir der Besitzer am Telefon erzählt, und so schied dieser Anbieter für unser geplantes Vorhaben leider aus.



    Kirche des Heiligen Kreuzes



    Kirche der Mutter Gottes der Gesundheit





    Benediktinerkloster an der Straße zur Marina



    In der Marina


    Ähnlich wie das hübsche Vrbnik auf Krk hat auch Cres eine „engste Gasse der Welt“. Auf dem Rückweg zum Hafen mussten Marco und ich uns natürlich noch hier „hindurchquetschen“ und dabei ein paar Bilder machen. Wirklich quetschen muss man sich nicht. Das passt schon.





    Die "engste Gasse der Welt"


    Jetzt hatten wir aber Hunger bekommen. Zuvor hatte ich bereits einen Tisch in der Konoba Kumpanija vorbestellt, also machten wir uns auf den Weg. Marco war ja ein klein bissel skeptisch, was die Konoba anging, da die Bewertungen im Internet nicht die Allerbesten waren. Aber die Konoba Kumpanija ist eben bekannt für ihr Spanferkel, was es bereits seit Jahren immer dienstags und samstags gibt. Es ist ein bisschen merkwürdig, dass die Konoba an einer kleinen Gasse liegt. Es scheint keinen anderen Zugang zu geben. Als wir ankamen, waren wir jedoch nicht wenig überrascht, und zwar positiv. Das Ambiente war fantastisch. In einem gemütlichen Innenhof saß man bei Laternenlicht gemütlich beisammen. Efeu rankte auf einem von Holzbalken getragenen Netz über den halben Hof. Sowas mag ich. Hier kann man es sich gut gehen lassen.



    In der Konoba Kumpanija


    Als Vorspeise bestellte ich etwas Schinken. Was das Spanferkel angeht, ist der vorsichtige Marco immer etwas zurückhaltend. Wir lieben Spanferkel, doch haben wir es schon oft erlebt, dass es einfach zu fettig war. Viele Besitzer reden sich dann raus, dass das eben beim Spanferkel so sei, doch das stimmt nicht, denn schließlich haben wir auch schon gutes, mageres Fleisch bekommen. Deswegen hatte ich vorsichtshalber erst einmal nur für mich vorbestellt, und Marco wollte erst mal schauen. Doch dann wurde er mutig und fragte, ob denn auch noch für ihn eine Portion übrig sei, ohne es zuvor gesehen zu haben. Zusammen mit etwas Rotwein für mich bekamen wir unser Spanferkel mit Bratkartoffeln und waren beide sofort begeistert. Das Fleisch war vorzüglich und zart, mit kaum Fett und tollem Geschmack. So gut haben wir es selten bekommen. Nach und nach kamen immer mehr Leute, die gern noch in der Kumpanija gegessen hätten, doch entweder mussten sie sehr lange warten oder bekamen gar keinen Tisch mehr. Es hat sich eben doch rumgesprochen, dass man hier sehr gut essen kann.



    Spanferkel


    Auf dem Rückweg kamen wir noch einmal am Brunnen im Hafen vorbei. In den Abendstunden leuchtet der Brunnen alle paar Sekunden in einer anderen Farbe. Es war wunderschön hier. Der Hafen war zum Bersten gefüllt und alle Tische ringsum waren sehr gut besetzt. Am Brunnen war ein Musiker, der mit seinem Gesang und der Gitarre bekannte Songs zum Besten gab. Er hatte wirklich Talent. Ich hätte noch eine ganze Weile zuhören können, doch schließlich hatten wir einen langen Tag hinter uns und wollten uns auch gern noch eine Weile auf unseren Balkon setzen. Also verabschiedeten wir uns von Cres, wo wir ja schließlich den gesamten Tag verbracht hatten und traten den Heimweg an. Zufrieden ließen wir den gelungenen Tag auf unserem Balkon bei einem Bierchen ausklingen.





    Der beleuchtete Brunnen

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Hallo Heiko.


    Freut mich, dass man in der Kumpanija nach wie vor gut essen kann. Wir waren 2019 ja im dortigen Hotel untergebracht und haben mehrmals das Spanferkel gegessen. Selbst beim Frühstück war es immer eine tolle Atmosphäre, wenn man dort unter den Kiwi-Sträuchern saß, ganz entspannt. :)

    Danke für Deinen Bericht, ich freue mich schon auf die Fortsetzung.



    Liebe Grüße, Daniel.

  • Teil 10:


    Tag 06 – Besuch in Mali Lošinj

    Mittwoch, der 10.08.2022:


    Ein neuer Tag. Heute freuten Marco und ich uns auf die E-Bike-Tour. Wir waren gespannt. Hoffentlich würde das Ausleihen klappen. Mittlerweile fühlten wir uns hier in Vidovići schon richtig zuhause. Nach dem Frühstück fuhren wir also nach Mali Lošinj zur Čikat-Halbinsel. Wir parkten, schnallten die Rucksäcke um und liefen zum E-Bike-Verleih. Eine junge Dame nahm sich uns an. Ich nannte ihr meinen Namen und wies sie auf die reservierten Bikes hin. Oh – ihr Gesicht sah nicht zuversichtlich aus. Was war los? Das würde ja wohl funktionieren, oder?


    Die junge, kroatische Dame gab Marco und mir zu verstehen, dass da was schiefgelaufen sei. Aha! Genau! Beide von uns reservierten Mountain-E-Bikes hätten einen Schaden an der Gangschaltung! Uns fielen die Kinnladen runter. Wer soll das glauben, dass an beiden Bikes die Gangschaltung kaputt war? Welch Zufall aber auch. Das sei gestern geschehen. Na klar! Die Räder seien nun in Reparatur und morgen dann wieder verfügbar. Hahaha! Obwohl – zum Lachen war uns nicht zumute. Warum waren sie nicht wenigstens ehrlich und sagten, dass sie die Räder trotz der Reservierung schon verliehen hatten? Aber das ist sie, die kroatische Zuverlässigkeit. Ich mein', nichts gegen Kroaten. Wir mögen sie selbstverständlich, und es sind meist herzensgute Menschen, aber mit der Zuverlässigkeit ist es eben manchmal nicht sonderlich weit her. Ich sagte ihr, dass wir extra deswegen von Martinščica hierher gekommen seien. Sie durfte ruhig merken, dass wir ein wenig böse waren und ihre Erklärung nicht wirklich glaubten, denn ich wollte, dass es wenigstens das nächste Mal klappte.


    Es war nicht weiter tragisch, da wir sowieso einen kompletten Mali Lošinj-Tag geplant hatten, den wir dann eben heute machen würden, aber dann sollte es wenigstens beim nächsten Mal funktionieren. Das musste ich sicherstellen, weswegen es nicht schaden konnte, wenn sie merkte, das wir ein wenig – sagen wir mal „ungehalten“ – waren. Sie entschuldigte sich. Die Reservierung hätte ein Kollege aufgenommen, der mit Namen so seine Schwierigkeiten hätte. Er hätte den englischen Namen Michael notiert. Ah – ja. Ab jetzt war ich also der Michael. Marco und Michael in Kroatien – M&M. Sie hätten sogar versucht, mich zu erreichen und gingen davon aus, dass wir im benachbarten Hotel untergekommen wären, wo sie dann auch angerufen hätten, um uns vom Schaden der Bikes zu unterrichten. Es wurde dauernd lustiger.


    Wir verabredeten, dass wir nun gern in zwei Tagen mit den Rädern fahren würden und ich am nächsten Tag noch einmal anrufen würde. Okay. Also fuhren Michael und Marco zu einem großen, zentralen Parkplatz in Mali Lošinj und parkten dort. Auch hier war unser letzter Besuch bereits 8 Jahre her. Vielleicht gab es auch die eine oder andere Sache, die wir noch nicht kannten, und so hatten wir den ganzen Tag eingeplant.



    Kirche Sv. Martin





    Der freistehende Glockenturm


    Zuerst begaben wir uns in den Hafen Sveti Martin, in dem die Geschichte Mali Lošinjs begonnen haben soll. Er liegt eine Bucht weiter nördlich vom Valdarke Beach. Unweit des kleinen Hafens steht die Kirche Sv. Martin, welche auf einem großen Friedhof steht. Normalerweise mag ich Friedhofsbesuche nicht allzu gern, wohingegen der neugierige Marco gern alle Gräber mit den Bildern der Verstorbenen betrachtet. Hier war es sowieso ein Muss, um näher an die Kirche zu kommen. Das eigentliche Kirchengebäude ist vom Glockenturm getrennt; beides stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Priester, die einst in dieser Kirche dienten, waren Glagoliten, hatten unter Anderem die Aufgabe von Notaren und unterzeichneten Testamente und Verträge der Dorfbewohner. Auf dem Weg zurück den Hügel hinauf, kamen wir an der kleinen Kirche Gospa Žalosna vorbei. Das kleine rosa Sakralgebäude hatte geschlossen.



    Kirche Gospa Žalosna



    Im Innern


    Dann kamen wir zum Aromatischen Garten. Er ist eine kleine Oase des Wohlgefühls, des Kunsthandwerks und der Kräuter und Düfte mitten in der Stadt. Sandra Nicolich bietet Liköre, aromatische Öle, Tees, Salze, Duftsäckchen, Muscheln, Heilbalsame und Körperpflegeprodukte. Die Erkundung ihres Gartens nahm viel Zeit in Anspruch. Überall befindet sich ein weiterer, liebevoll gestalteter Hingucker. Wegen der hohen Temperaturen und des Regenmangels waren manche der vielen Planzen etwas trocken, was der hübschen Atmosphäre aber keinen Abbruch tat. Ein alter Esel stand in seinem Unterschlupf, und auch einige Schafe und Ziegen gab es. Der Garten ist ein Ort der Ruhe. Am Abend wird hier sogar Abendessen angeboten, und Sandra stellt ihre eigene Zitronenlimonade her. Braucht man etwas Ruhe, setzt man sich einfach an einen der vielen bunten Tische und Stühle, die hier und dort im Garten platziert sind. Es gibt einen überdachten Essbereich, das ist aber eher eine offene Küche mit Schränken und allem drum und dran, nur eben ohne die Wände. Wirklich sehr hübsch und rustikal. Für Marco und mich war der Besuch eine willkommene Abwechslung.



    Am Aromatischen Garten



    Eingangstor





























    Eindrücke aus dem Aromatischen Garten


    Nun ging's zum wunderbaren Hafen der Stadt in der Augustusbucht. Der römische Kaiser Augustus soll hier seine Flotte für die Schlacht gegen Antonius und Kleopatra vorbereitet haben. Der Brunnen am Trg Republike Hrvatske stellt so was Ähnliches wie eine Blume dar und ist vergleichbar mit dem im Hafen der Stadt Cres. Wir warfen eine Blick in die Fischhalle, um einfach mal zu schauen, was denn hier so Frisches angeboten wird. Am Hafen mit seinen vielen bunten Häusern und unzähligen Booten ließen wir die Atmosphäre auf uns wirken. Es ist der größte Hafen der Inseln Cres und Lošinj. Obwohl „mali“ ja klein bedeutet, ist Mali Lošinj mit über 6.000 Einwohnern der größte Ort; wahrscheinlich war dies einmal anders. Nachdem wir zuerst dem westlichen Teil des Hafens entlang geschlendert waren, begaben wir uns schließlich auf die andere Seite. Hinter der Kaffeebar Triton entdeckten wir die kleine Kirche Sv. Antun und weit im Norden schließlich die größere Crkva Sv. Nikola, die auch geöffnet hatte.



    Durch die Gassen zum Hafen





    Vorm Hafen



    Der Brunnen am Trg Republike Hrvatske





    In der Fischhalle























    Am wunderbaren Hafen



    Crkva Sv. Nikola


    Das Museum des Apoxiomenos ließen wir aus. Es ist ganz einem einzigen Exponat gewidmet, der griechischen Bronzestatue eines Athleten, der sich nach dem Sport Staub, Öl und Schweiß mit Hilfe eines Streicheisens von der Haut schabt. Seife kannte man damals nicht. Die Statue stammt wohl aus dem 1. oder 2. Jahrhundert vor Christus und wurde 1997 im Unterwasserbereich der Insel gefunden. Bis zum 5. Jahrhundert nach Christus befanden sich an der kroatischen Adriaküste einige griechische Kolonien wie z. B. Trogir, Vis und Korčula. Die Statue ist Zeugnis dieser griechischen Epoche. An einer Eisdiele flüchteten wir in den Schatten. Es gab einen weiteren Früchte-Eisbecher und eine Limunada für mich.



    Eisbecher am Hafen

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • hallo Heiko,


    das mit den reservierten und dann doch nicht vorhandenen Rädern ist natürlich ärgerlich. Andererseits kennen wir ja Kroatien. ;)


    Der Aromagarten von Sandra zeigt mir mal wieder, wie einfallsreich Kroaten sind um sich aus einfachsten Mitteln und sogar Dingen, die wir wegwerfen würden, ein idyllisches Kleinod zu schaffen. Dazu der Blick aufs Meer - was will man mehr?


    grüsse


    jürgen

  • Teil 11:


    Der Nachmittag war auf dem Höhepunkt angelangt, also war es Zeit zum Baden. Wir fuhren zur Čikat-Bucht und parkten in der Nähe des Hotels Bellevue. Schließlich fanden wir im nordwestlich gelegenen Buchtteil den herrlichen Sandstrand Blatina. Schon seit längerer Zeit hatte ich mir gewünscht, hier einmal zu baden. Er war zwar recht voll, doch man hat es schon schlimmer erlebt. Der Strand gehört zum Hotel Bellevue, doch ist für jeden zugänglich. Einige Strandbars gehören mit dazu. Neben dem Sonnen und Baden schnorchelten wir auch. Dummerweise musste ich jemandem ausweichen, der direkt auf mich zuschwamm, und zog die Maske ab. Dabei riss ein Befestigungsteil der Maske, so dass das Schnorcheln ein unverhofftes Ende für mich fand. Doch wir haben den Strand sehr genossen.









    Der Sandstrand Blatina


    Im Anschluss machten wir einen Spaziergang durch die ganze Čikat-Bucht. Wir waren positiv überrascht, wie schön es hier ist. Es gibt zahlreiche prunkvolle Villen um die Bucht herum, die bereits die österreich-ungarische Aristokratie auf der Suche nach Ruhe für sich entdeckt hatte, und eine schöne Promenade mit vielen Pflanzen, auf der man die Bucht umrunden kann. Die Villa Carolina war der Ort einer Liebesgeschichte zwischen Kaiser Franz Joseph und der Wiener Schauspielerin Katharina Schratt. Auch im mittleren Teil der Bucht, am Strand Ostrugova, badeten einige Leute. Hier gibt es jedoch nur Mauern und keine schönen Liegeflächen. Hinter dem Strand steht das Monument des in Mali Lošinj geborenen und verstorbenen Botanikers Ambroz Haračić. Er lehrte auch als Professor an der Seefahrtschule im Ort und führte zahlreiche Aufforstungen der Wälder durch, in deren Folge Mali Lošinj 1892 zum Luftkurort erklärt wurde, was den Tourismus erheblich ankurbelte. An der südöstlichen Teilbucht befindet sich der kleine Hundestrand.



    Durch die Čikat-Bucht



    Strand Ostrugova



    Monument von Ambroz Haračić



    Boutique Hotel Alhambra



    Der schöne Weg rund um die Bucht mit der Villa Carolina links im Hintergrund



    Schöne, kleine Badestellen


    Schließlich kamen wir zur Kirche Mariä Verkündigung, die hübsch anzusehen und in gelber Farbe gestrichen ist. Das 1534 erbaute Gebäude war jedoch verschlossen. Die Landspitze hier nennt man auch Kap Annunziata. Über der Tür befindet sich eine Inschrift. Die Übersetzung lautet: „Schauen Sie nicht von der Helligkeit dieses Sterns fort, wenn Sie nicht im Sturm verschwinden wollen.“ Die Kirche diente den Seeleuten und deren Familien als Weihort. Einer Legende nach lauschte sie den Seufzern der Kapitäne, die ihre Familien verlassen mussten, um sich auf eine Schifffahrt zu begeben. Marco und ich genossen das Ein- und Ausfahren der Boote in die Bucht.





    Kirche Mariä Verkündigung



    Bootsverkehr am Kap Annunziata


    Gern wäre ich noch zum Aussichtspunkt Monte Baston hinüber gelaufen und zur Inselspitze Boka Falsa. Der Name bedeutet „Täuschende Durchfahrt“, weil hier nur die kleinsten Boote durchfahren können. Doch bis dort hinüber wäre es eindeutig zu weit gewesen.


    Zum Sonnenuntergang besuchten wir den Aussichtspunkt Providenca Tematski Vidikovac oberhalb von Mali Lošinj auf dem Berg Umpiljak (171 m). Das war ein würdiger Abschluss. Man kann sich allerdings kaum vorstellen, wie schwer es ist, zum Sonnenuntergang hier oben einen Parkplatz zu bekommen oder auch einfach nur hinaufzufahren und noch schlimmer: wieder herunterzukommen. Die kleine Teerstraße ist lediglich einspurig, und absolut jeder will jetzt hier hinauf. Da kann sich schon mal ein kleiner Stau bilden.



    Hinauf zum Aussichtspunkt


    Leider muss man zum Sonnenuntergang einen Tisch zum Essen vorbestellen, wenn man den Aussichtspunkt betreten will. Zu anderen Zeiten ist er natürlich frei zugänglich, aber zum Sonnenuntergang dürfen nur die „geladenen Gäste“ hinein. Wir durften lediglich ein paar Meter auf das Grundstück und mussten in der Nähe des Eingangs stehen bleiben, was aber auch schon schön war. Die Holztische, die über den Aussichtspunkt verteilt sind, waren gut besetzt. Die Aussicht hier ist die Schönste, die man sich auf Lošinj vorstellen kann. An unserem Wandertag, als wir auf dem Osoršćica waren, blickten wir ja sozusagen von der anderen Seite hier herüber. Von hier aus blickt man über den Aussichtspunkt auf Mali Lošinj herunter, über Koludarc und Ćunski hinweg und auf den Osoršćica mit den Gipfeln Mikula und Televrin bis hin nach Osor und Cres. Es ist schön, wenn man sagen kann: „Schau, auf dem hohen Berg da hinten, da waren wir vor ein paar Tagen drauf!“ Hinten über Srakane ging die Sonne unter, man blickt über alle Inselteile, Buchten und Strände und auf der rechten Seite bis zum Luka Sv. Martin und in die Valdarke-Bucht. Einfach sagenhaft. Noch schöner als vom Osoršćica. Die Gäste des Aussichtspunkts im Vordergrund erzeugen auf den Fotos ein belebendes Element. Eine schönere und atemberaubendere Stelle kann man zum Sonnenuntergang kaum finden. Hier erwärmt die untergehende Sonne das Herz.







    Am Aussichtspunkt



    Die Sonne geht unter


    Wir wollten in der Konoba Barracuda am Hafen von Mali Lošinj zu Abend essen, und ich hatte bereits einen Tisch vorbestellt. Als wir ankamen, mussten wir jedoch eine Weile warten, da noch alle Tische besetzt waren. Das hatte aber auch was Schönes. Wir bekamen ein Glas mit gutem Weißwein in die Hand gedrückt und sollten uns gegenüber der Konoba am Hafenrand auf eine Bank setzen. Gefiel mir. Einfach in der Abendatmosphäre auf den Hafen schauen und ein Glas Wein dabei trinken. Dieses Privileg hatte nicht jeder.





    Zurück im Hafen



    Ein Gläschen in Ehren...


    Nach einer Weile winkte man uns zu, denn ein Tisch war frei geworden. Noch andere Gäste kamen, doch wir hatten Vortritt. Ich bestellte den Seeteufel in Weißweinsoße mit Kartoffeln, Kapern und Tomaten, Gurken und Oliven. Doch so hatte ich mir den Fisch nicht vorgestellt. Was hatte man mit ihm bloß angestellt? Es schien ein sehr kleiner Seeteufel zu sein, und man hatte ihn so zubereitet, dass nicht mehr viel Fleisch daran war. Er sah irgendwie gerupft und geschrumpft aus. Das gefiel mir nicht. Es ist zwar nicht so, dass es nicht geschmeckt hat, aber Seeteufel kenne ich anders. Gut, sagen wir mal, es war eine neue Erfahrung. Marco hatte sich zwei kleine Schweinefilets und Pommes bestellt. Insgesamt können wir das Barracuda nicht unbedingt empfehlen. Die Geste mit dem Wein während des Wartens war schön, aber das Essen entsprach nicht unbedingt unseren Erwartungen. Die Speisen waren hier nicht besonders günstig, und auch ein Posten „Couvert“ war mit auf der Rechnung, eine Servicegebühr, die man eher aus Italien gewohnt ist. Dafür, dass wir außer 2 Bier und einem Viertelliter Weißwein keinerlei Vor- oder Nachspeisen hatten, empfanden wir 61 € für das Dargebotene eher zu viel. Aber macht nichts; ich kann über sowas schnell hinwegsehen.



    Seeteufel mal anders



    Schweinefilets


    Dafür hatten wir auf unserem Balkon bei einigen Bierchen noch viel Spaß und lachten immer noch über meinen neuen Namen. Wir würden uns hier selbstständig machen und eine Disco eröffnen mit zwei großen „M’s“ auf dem Dach – Marco & Michael.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Hallo Heiko,

    Wieder berichtest du von einem Tag mit Licht und Schatten. Der Vidikovac ist natürlich toll. Dort oben den Sonnenuntergang zu genießen hat schon was für sich, auch wenn mir persönlich der Trubel in der Hochsaison nicht gefällt.

    Euer Abendessen schien trotz besetzter Tische mit dem Glas Wein gut zu werden. Die Enttäuschung über das „mickrige Fischlein“ noch dazu für einen Mondpreis mit inkludierten Zusatzkosten ist ärgerlich.

    Wie bin ich froh, dass ich im nächsten Mai Hotels mit Halbpension gebucht habe. Es scheint, dass der Nepp in der Gastronomie immer größere Ausmaße annimmt. Vielleicht ist das aber auch nur auf den Inseln der Fall. Schon bald kann ich mir ein eigenes Urteil darüber bilden.


    Generell ist die Aussage Italien sei teuer und Kroatien im Vergleich billig im Jahr 2023 nicht mehr zutreffend. Es kommt wohl immer darauf an wo genau man sich befindet und welche Parameter man zum Vergleich hernimmt. Jofina ist das Preisniveau der spanischen Gastronomie gewohnt und wird mir sicherlich zustimmen, dass Spanien mittlerweile diesbezüglich günstiger als Kroatien ist. Aber auch Italien habe ich bei meinen Aufenthalten in den letzten Jahren nicht als teuer empfunden. Am Markusplatz von Venedig muss man ja auch nicht unbedingt einen Espresso trinken oder Spaghetti essen. ;)


    In ein paar Wochen sind wir einige Tage im Trentino und da werde ich gastronomisch neue Erfahrungen sammeln. Dies hinsichtlich der Qualität und der Preise.

    Grüße

    Jürgen

  • Es kommt wohl immer darauf an wo genau man sich befindet und welche Parameter man zum Vergleich hernimmt. Jofina ist das Preisniveau der spanischen Gastronomie gewohnt und wird mir sicherlich zustimmen, dass Spanien mittlerweile diesbezüglich günstiger als Kroatien ist.

    In spanischen Restaurants gibt es halt vielfach noch das günstige Menú del Día mit den 3 Gängen und oftmals auch incl. eines Getränks.

    Wir haben aus Bequemlichkeitsgründen jedoch auch in manchen Hotels auf unseren Rundreisen Halbpension gewählt. Manchmal waren wir super zufrieden, manchmal weniger.


    Heiko, besonders schön finde ich diesen Spazierweg, den Du uns gezeigt hast.


    Danke für Deinen interessanten Urlaubs-Foto-Bericht. :)

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

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