Getreideernte in Langerringen wie Anfang und Mitte des 20.Jahrhunderts

  • Ich wohne in einem Dorf namens Langerringen. Obwohl im weiteren Einzugsbereich von Augsburg und München gelegen spielt die Landwirtschaft bei uns noch eine große Rolle. Die Betriebe sind für regionale Verhältnisse mittelgroß. Im Vergleich zu anderen in Deutschland sind sie jedoch eher klein.


    Nicht nur Milchwirtschaft sondern auch Ackerbau spielt hier seit Generationen eine Rolle. Dies deshalb, weil das Hochfeld, das ist der westliche Teil des Lechfeldes welches wiederum zwischen den Flüssen Lech und Wertach südlich von Augsburg liegt, humusreiche Böden mit einer mehrere Meter dicken Lehmschicht aufweist.


    Diese ertragreichen Böden, die zudem das Regenwasser gut speichern können, eignen sich auch zum Anbau von Feldfrüchten wie Kartoffeln, Zuckerrüben und den wichtigsten Sorten an Getreide.


    Nun gibt es bei uns im Dorf aufgrund stillgelegter Höfe auch Flächen, in welchen alte Landmaschinen von Sammlern aus dem Dorf und der Region gelagert und instandgehalten werden. Einmal im Jahr zur Erntezeit im Spätsommer ist gemeinsames Schneiden und Dreschen von Weizen angesagt. Das findet dann immer an einem Sonntag statt. Dazu muß es zuvor ein paar Tage lang trocken sein.


    Wer da alles mit welchen Maschinen auf einem eigens dafür angelegten Getreidefeld unterwegs ist möchte ich euch in diesem Bericht zeigen. Viele der Eigentümer der Maschinen kenne ich persönlich. Es ist wohl nicht nur ein Hobby wie manch anderes, sondern auch der Wille, diese Gerätschaften vor der Verschrottung zu retten und für die Nachwelt nicht nur zu erhalten sondern auch deren einstige Verwendung der nächsten Generation zu zeigen.










    Eines habe ich bei diesen Vorführungen gelernt. Der Schwund an Getreide war früher immens weil die Maschinen eine einfache Mechanik aufwiesen und ein hoher Prozentsatz der Ernte auf den Boden fiel. Was man nicht von Hand auflesen konnte, blieb den Hühnern als Futter, die anschließend das abgeerntete Feld leerfraßen.











    Hier sitzt nicht jemand aus Lust und Laune auf der Maschine. Nein, dessen Gewicht wird benötigt um einen Druck zu erzeugen, daß das Stroh mit dem Rechnen zur Seite befördert werden kann.






    Mit dieser Maschine am Haken wird das Getreide gemäht und die Bündel zur Seite gelegt. Alle paar Meter stockte es und man mußte mit der Hand Verstopfungen entfernen. Ob das früher auch so war?








    Gleiches gilt für diese stationäre Dreschmaschine. Die wird mittels eines Riemens von der Zugmaschine angetrieben.









    Deutz in Köln baut heute praktisch keine Zugmaschinen mehr. Das Unternehmen ist aber der einzige Motorenlieferant für den Marktführer Fendt.









    Natürlich steht der Name des Bauern auf dem Getreidesack. In solchen Säcken wurde das Getreide zur Mühle gebracht und auch die Säcke mit dem Mehl waren beschriftet. Jeder Bauer hat Wert darauf gelegt Mehl von seinem Getreide und nicht von einem anderen zu bekommen. Langerringen hatte bis vor wenigen Jahren noch eine eigene Mühle. Deren Betrieb wurde wegen mangelnder Rentabilität eingestellt.





    Nun eine Auswahl von verschiedenen Traktoren. Wir nennen die allgemein einfach "Bulldog", obwohl dieser Begriff ursprünglich nur für die Maschinen des ehemaligen Herstellers Lanz verwendet wurde.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Lanz_Bulldog





    Früher gab es sehr viele kleine Hersteller von Traktoren. Die Motoren wurden dabei als wichtigstes Bauteil immer von Motorenherstellern zugeliefert.


    Hier ein Güldner Traktor. Auch diese Firma ist schon lange Vergangenheit.


    https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCldner





    Mc Cormick war ursprünglich ein amerikanischer Traktorenhersteller. Als Kinder haben wir immer etwas verächtlich auf die Bauern geschaut, die "nur" einen Mc Cormick und keinen Fendt oder Deutz hatten. Dies deshalb, weil der Amerikaner billiger, aber auch qualitätiv schlechter war als das deutsche Pendant. Auch wegen der mangelnden Qualität findet man heute unter Oldtimer Traktoren nur noch wenige Exemplare dieses Herstellers. Heute gehört die Marke einem italienischen Konzern und stellt immer noch Traktoren her.


    https://de.wikipedia.org/wiki/…arvesting_Machine_Company





    Auch Bautz ist ein verschwundener Traktorenhersteller aus Saulgau in Baden Württemberg. Das Unternehmen hat den Bau von Traktoren bereits Anfang der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts eingestellt.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Bautz





    Eicher Traktoren wurden bei Erding gebaut. Das Unternehmen bestand relativ lange von den 30er Jahren bis zur Insolvenz der Firma 2001. Die Zugmaschinen hatten wie auch Fendt und Deutz einen guten Ruf als unverwüstliche Arbeitstiere. Trotz relativ hoher Stückzahlen ging es mit der Firma stetig bergab. Heute sind viele der Traktoren auch bei uns in der Region noch im Arbeitseinsatz.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Eicher





    Hanomag Traktoren sieht man heute selten obwohl die von 1912 bis 1971 in großen Stückzahlen gebaut wurden. Das Unternehmen stellte jedoch bis zur Insolvenz 1984 auch Baumaschinen, Lokomotiven und andere Fahrzeuge her.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Hanomag#Traktoren











    Die Schlepper von Fendt wurden früher "Dieselroß" genannt.









    Auch Schlüter Traktoren aus Freising hatten bei den Landwirten einen guten Ruf. Das Unternehmen aus Freising ging 1993 pleite. Schlüter Traktoren sieht man bei uns in der Gegend immer noch im Einsatz.


    https://de.wikipedia.org/wiki/…chl%C3%BCter_(Unternehmen)
















    Ich persönlich finde es gut, daß zum einen diese Maschinen erhalten werden und zum anderen nicht einfach in einem Museum verstauben.


    jürgen

  • Hallo Jürgen,


    auch ich sage DANKE für diesen Bericht von Langerringen, da ich nicht unweit von Langerringen in Obermeitingen aufgewachsen bin.


    Finde es super von einigen Langerringern, das sie diese historische Technik hegen und pflegen um einmal im Jahr zur Erntezeit damit zu Ernten.


    Liebe Grüße

    Steffi

  • Ein interessanter und auch köstlicher Bericht, lieber Jürgen!


    Schöne, alte Geräte, wohl eine gute Tradition.

    Ich denke, dass dieser Tag im Jahr wohl auch irgendwie Volksfestcharakter hat.

    Jedenfalls sehe ich Kinder, die ihre helle Freude da haben dürften!...

    hallo Susanne,


    Volksfestcharakter kann man vielleicht sagen, wenn man ein Volksfest in der Art meint, wie es vor vielleicht 70 Jahren stattfand.


    Tatsächlich gibt es keine Vorankündigung dieser Getreideernte. So sitze ich gemütlich an einem Sonntag auf der Terrasse und höre einen ziemlichen Krach. Den verursachen manche der uralten Traktoren. Zudem qualmen die auch recht stark. Daraufhin habe ich mich zu Fuß auf den Weg gemacht weil alle infrage kommenden Felder gerade mal 300 bis 500 Meter von meinem Wohnhaus entfernt liegen.


    So trifft sich dort das halbe Dorf und alle haben einen heiden Spaß. Nebenan im Sportheim holt man eine halbe Bier und eine Bratwurst und begutachtet laienhaft das Geschehen. Meine Enkel hatte ich natürlich dabei, wohnen die doch nur drei Häuser weiter. Die dürfen dann auf die Traktoren sitzen und manchmal auch ein Stück mitfahren.


    Ich erkläre denen dann, was Weizen ist und was man daraus machen kann. Das lernt man scheinbar heutzutage nicht mehr in der Schule.


    Grüsse


    Jürgen

  • Dein Bericht ist eine schöne Ergänzung zu dem Rätsel, das wir zu dem Thema schon hatten.

    1830 Bayern > LANGERRINGEN > Getreideernte anno dazumal


    Hoffentlich gibt es in Langerringen noch lange Leute, die sich um die Pflege dieser alten Geräte kümmern!

    Ich schaue mir solche Maschinen auch gern an ( z.B. im Freilichtmuseum Amerang) , aber wenn sie auch noch in Betrieb genommen und vorgeführt werden, ist das noch viel interessanter.


    Wenn ich z.B. diese alte Dreschmaschine sehe, werden bei mir auch Erinnerungen wach an Erlebnisse, an Geräusche und Düfte in meiner Kindheit im Dorf.


    Da stand zur Erntezeit auf dem Festplatz eine große Dreschmaschine auf einer großen Betonplatte. Die Bauern kamen meist mit Pferde- oder Ochsengespannen und hoch beladenen Wagen und mussten zum Teil lange warten, bis sie dreschen konnten. ( Ich durfte oft oben auf den Garben sitzen oder auch mich an der Mähne der braven "Liesel" festhalten und "mitreiten")

    Wir hörten den ganzen Tag bis spät in die Nacht das Stampfen der Dreschmaschine. Der Staub und der Geruch nach Stroh lag über dem ganzen Dorf. Ich weiß noch genau , wie das roch.

    Es war harte Arbeit !


    Eigentlich unglaublich was sich alles verändert hat, welche Erfindungen gemacht wurden und Maschinen Arbeitsgänge übernommen und erleichtert haben .



    Danke , Jürgen, für diesen Bericht!


    Viele Grüße,

    Elke

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