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Grüsse aus Kreta

  • claus-juergen
  • 12. April 2019 um 17:17
  • claus-juergen
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    • 15. April 2019 um 16:56
    • #21

    Heute ging es wieder in die Berge. Allerdings sollten die steifen Gelenke und nicht der Mietwagen bewegt werden. Eine relativ gemütliche Tour führt durch die Mili Schlucht, nicht weit von Rethymno entfernt. Gemütlich ist ein Begriff, den ich für meine persönlichen Anforderungen geprägt habe. Gemütlich war jedoch heute nur ein kleiner Teil der Wanderung. Der Extremregen hat auch in dieser Schlucht seine Spuren hinterlassen. Brücken wurden beschädigt, so dass man sich einen Weg über den Bach suchen muss. Erdrutsche und Felsstürze kommen dazu. Trotzdem ist die Landschaft etwas für meinen Geschmack.

    Aber seht selbst...

    image


    In dieser Schlucht wurden einmal ganze sechzig Wassermühlen betrieben wo Mehl für die Region gemahlen wurde. 1972 war damit Schluss. Es war einfach zu aufwändig, die dort wohnenden Familien zu versorgen und den Weizen ins Tal und das Mehl wieder heraus zu bringen.


    image


    image


    Heute ist es einfach idyllisch in dieser engen Schlucht die ganzjährig Wasser führt.


    image


    image


    image

    Überall Ruinen der ehemaligen Mühlen. Leider fehlen Infotafeln so dass der genaue Zweck der Bauten nur erahnt werden kann.


    image


    Manche Kanäle führen auch heute noch Wasser. Manche sind eingewachsen oder verschüttet.


    image


    So gemütlich wie der Weg hier aussieht ist er nur an wenigen Stellen.


    image


    Wir sind von oben nach unten gewandert. Das ist insbesondere bei den derzeit schwierigen Geländeverhältnissen einfacher als umgekehrt.


    image


    Am nördlichen Ausgang der Schlucht mussten wir uns den Weg zur Hauptstraße durch die Olivenhaine suchen. Dort würde ich von freundlichen Einheimischen mit dem Pkw mit nach oben genommen wo ich das Auto geparkt hatte. Entlang der Hauptstraße rauf in die Berge zu laufen wäre nicht ideal gewesen.

    Mittlerweile weis ich genau, dass die Beschilderung auf der Insel oft sehr schlecht ist und die Namen der Ortschaften abseits der Städte ausschließlich kyrillisch angeschrieben sind. Suchen und mal falsch fahren sind somit an der Tagesordnung. Aber schließlich haben wir ja Zeit. Wir sind im Urlaub und nicht auf der Flucht....

    Hallo Daniel,

    Wer mich kennt der weis, dass ich nicht unbedingt da hin muss wo alle Touristen hin wollen. Es gibt so vieles weniger Bekanntes gleich nebenan von bekannten Sehenswürdigkeiten. Da ist es meist auch ruhiger so wie heute in der Mili Schlucht.

    Grüsse

    Jürgen

    4 Mal editiert, zuletzt von claus-juergen (15. April 2019 um 17:18)

  • claus-juergen
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    • 18. April 2019 um 12:11
    • #22

    Hier erst mal ein Nachtrag zum obigen Rätsel. Die Bilder stammen aus der Gedenkstätte beim Preveli Kloster an der Südküste Kretas.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0&thumbnail=large

    Hier der englische Soldat mit der Flinte.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0&thumbnail=large

    Vielleicht noch ein paar Sätze zum geschichtlichen Hintergrund dieses Teils des sogenannten Balkanfeldzuges. Das mit Deutschland verbündete Italien sah sich im Jahr 1941 durch die militärischen Erfolge Hitlerdeutschlands in Zugzwang und griff zuerst Jugoslawien und dann Griechenland an. Die eigenen militärischen Fähigkeiten wurden dabei völlig überschätzt. Erst mit der Hilfe deutscher Truppen gelang im April innerhalb 14 Tagen der militärische Sieg gegen Griechenland.

    "Kreta gab als militärische Basis Großbritannien die Möglichkeit, den Zugang zur Ägäis zu kontrollieren und die Ölfelder in Rumänien zu bombardieren. Am 20. Mai begann die deutsche Luftlandeoperation zur Eroberung Kretas unter Beteiligung von Heereskräften sowie der deutschen und italienischen Marine. Sie gelang nur unter hohen Verlusten der deutschen und italienischen Truppen. Nach Partisanenangriffen befahl General Kurt Student, die kretische Zivilbevölkerung kollektiv zu bestrafen. Nach griechischen Schätzungen wurden damals auf Kreta 2000 Zivilisten erschossen. Ein Antrag Griechenlands 1945 zur Auslieferung Students als Kriegsverbrecher wurde abgelehnt. Student wurde von einem britischen Militärgericht wegen Kriegsverbrechen an britischen Truppen auf Kreta verurteilt und blieb lediglich bis 1948 in Haft." (aus Wikipedia)

    Heute gibt es überall auf der Insel Gedenkstätten für hingerichtete Zivilisten, aber auch einen englischen und deutschen Soldatenfriedhof. Chania und sein Flughafen sind heute das militärische Zentrum der Insel. Dort sind nicht nur griechische Militärs sondern auch die US-Navi und US-Luftwaffe stationiert.

    grüsse

    jürgen

  • claus-juergen
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    • 18. April 2019 um 12:41
    • #23

    Vorgestern sind wir mit dem Mietwagen zur Südküste der Insel gefahren.

    Auf dem grünen Hügel erkennt man Reste einer osmanischen Festung über der fruchtbaren Askifou Hochebene auf etwa 730 Meter Höhe.

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    Die rostigen Drahtgitter unten im Bild sollen verhindern, daß Schafe und Ziegen auf die Straße laufen.

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    Über einen gut ausgebauten Paß mit neuen Tunnels geht es anschließend runter bis ans Lybische Meer im Süden Kretas.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21838

    Die Wolkendecke haben wir an diesem Tag zwei mal durchstoßen. Einmal bei der Auffahrt auf die Hochebene von Norden herüber die Ortschaft Vrysses und beim zweiten Mal beim runter fahren im Süden.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21836

    Hier gibt es auch mehrere Einstiege zu Wanderungen in Schluchten.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21835


    Unten an der Küste gibt es in diesem Abschnitt keine Badeorte. Sandstrände sind hier selten.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21833

    Enttäuscht war ich persönlich von Chora Sfakion (andere Schreibweise Hora Sfakion). Ein paar Häuser die fast alle im Erdgeschoß Tavernen beinhalten und in den Obergeschossen Gästezimmer. Was ist dort nur im Hochsommer los?

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21831

    Der Gehweg vom Parkplatz hinunter in den Ort ist seit den Regenfällen der letzten Tagen nicht mehr passierbar.

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    Der Ort selbst dient als Ausgangspunkt für Ausflüge zur südlichsten bewohnten Insel Europas. Gavdos liegt 37 Kilometer vor Hora Sfakion und wurde in den letzten Jahren mit EU-Geldern ausgebaut. Die 80 ständigen Bewohner haben nun endlich ein Straßennetz und was man alles so auf einer Insel braucht.

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    Wir fahren weiter nahe der Küste nach Osten durch öde Landschaft mit gelegentlichen Olivenhainen. Meist jedoch sind Ziegen und Schafe auf und neben der Straße unsere Begleiter.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21832

    Dazwischen mal etwas zu trinken. Oft wird dazu ein kleiner Snack serviert. Aber auch ein Ouzo auf Kosten des Hauses ist gelegentlich dabei.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21790

    Wie wäre es mit einem Kaffee freddo? Das ist kalter Kaffee mit Eiswürfeln drin. Die Griechen trinken den wohl zu jeder Tages- und Nachtzeit ganzjährig.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21791

    Auch ein kleiner Imbiß zwischendurch kann nicht schaden.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21787

    Direkt am Meer kann man schon von weitem in ebener Landschaft das Frangokastello erkennen. Das stammt aus venezianischer Zeit. Jetzt in der Nebensaison wird dort wieder mal gegraben. Anscheinend findet man auch im 21. Jahrhundert noch geschichtlich interessante Dinge.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21844

    Danach gehts wieder gut 200 Meter am Hang hinauf immer weiter in Richtung Osten.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21843

    Kaum hält man um zu fotografieren sind schon neugierige Gaffer da. ;)

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21840

    Im Hintergrund ist Plakias zu erkennen. Die flachen Gebäude im Vordergrund findet man überall hier in der Gegend. Sie dienen wohl als Stallungen. Rindviecher oder Milchkühe habe ich übrigens auf Kreta gar nicht gesehen. Vielleicht vertragen die im Sommer die Hitze nicht oder das Futter ist denen zu öde. Schafe und Ziegen fressen bekanntlich fast alles.

    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_21842

    Das war er - unser Ausflug am letzten Tag bei etwas durchwachsenem Wetter. Die Bilder sind alle nur mit dem alten Iphone geknipst. Deshalb bitte ich um Nachsicht. :)

    grüsse

    jürgen

    3 Mal editiert, zuletzt von claus-juergen (18. April 2019 um 12:45)

  • claus-juergen
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    • 18. April 2019 um 12:59
    • #24

    Gestern sind wir nach einem angenehmen Flug wieder in Memmingen gelandet. Die Zeit im Flieger habe ich genutzt um meine Gedanken zu diesem einwöchigen Trip auf die Insel Kreta zu Papier oder ins Ipad zu schreiben. Hier mein Fazit der Reise:

    Drei Wochen nach meiner Reise nach Thailand habe ich mir sieben Tage lang die Insel Kreta angeschaut. Zuvor war ich noch nie in Griechenland. Ich war also gespannt was mich hier erwartet. Als langjähriger Urlauber in Kroatien vergleicht man natürlich dieses Land auf dem Balkan sofort mit dem Land an der Adria, wobei die Kroaten ja meinen, dass der Balkan erst an der Grenze zu Serbien oder Bosnien Herzegowina beginnt.

    Wie zumindest bei meinen Reisen in Europa üblich, habe ich ein Auto gemietet um etwas mehr von der Gegend zu sehen. 1000 Kilometer mehr auf dem Tacho bei der Rückgabe des Wagens am Flughafen zeigen mir, dass wir schon "etwas" auf der Insel herumgekommen sind.

    Nun ist Kreta ja kein exotisches Urlaubsziel. Neben langen Sandstränden, die im Sommer teilweise stark frequentiert sind gibt es Berge mit immerhin knapp 2500 Meter Höhe, die sich für Wanderungen aller Art eignen. Die waren Mitte April noch mit Schnee bedeckt. Dazu eine Jahrtausende alte Hochkultur. Die Minoer waren die Vorfahren der uns bekannten alten Griechen, die wir aus dem Geschichtsunterricht kennen.

    Wir haben in einem Hotel inmitten von Rhetymno gewohnt. Diese mittelgroße Stadt liegt zwischen Chania und der Inselhauptstadt Heraklion an der Nordküste. Hier befindet sich auch die Universität von Kreta. Das Hotel ist wie alle um diese Jahreszeit natürlich kaum belegt. So ergab es sich, dass wir abends das ein oder andere Glas Ouzo oder Raki mit dem Inhaber des familiengeführten Hotels an der Bar tranken.

    Das hat mir deshalb gefallen, weil der Herr nicht nur gut englisch sondern auch deutsch sprach. Dies resultiert von einem mehrjährigen Aufenthalt am Tegernsee. So erfuhr ich doch einiges über die Insel und die Griechen was meine eigenen Beobachtungen ergänzte.

    Damit kommen wir zur Mentalität derBewohner des Landes. Tatsächlich scheint das Verhältnis der Bürger zum Staat oder zur Obrigkeit seit Generationen gestört zu sein. Der Staat wird als raffgieriger ineffizienter Moloch angesehen, der nur dem Bürger das Geld aus der Tasche zieht und hierfür keine Gegenleistung erbringt. Der öffentliche Dienst ist nach wie vor völlig überbesetzt und dabei ineffizient. Postengeschacher und die richtigen Personen in der Verwaltung zu kennen um für sich oder die Familie Vorteile zu erlangen sind wohl auch im Jahr 2019 noch Alltag.

    Die Infrastruktur ist teilweise verkommen. Die meisten Verkehrsschilder sind von Geschossen aus Schusswaffen verschiedener Kaliber durchsiebt. Viele sind auch so durch Graffiti verunstaltet, dass sie unlesbar sind. Die Beschilderung an sich ist äußerst bescheiden. Der Flughafen Chania ist auf der Schnellstraße, die sich an der Nordküste entlang zieht aus Fahrtrichtung Osten nicht angeschrieben. Ein Unding wie ich meine.

    Die Beschriftung der Wegweiser in und um die Städte ist neben kyrillisch auch in lateinischen Buchstaben geschrieben. Die Straßen sind in einem sehr schlechten Zustand. Dies unabhängig davon, dass die heftigen Regenfälle der Vorwoche unübersehbare Schäden angerichtet haben, die weitgehend noch nicht behoben wurden. Arbeiten an der Behebung der Schäden sind fast nicht zu beobachten. Generell sieht man kaum Wartungs- oder Instandsetzungsarbeiten am Straßennetz.

    Egal wo ich hingeschaut habe, improvisiert wird überall. Bei uns in Bayern sagt man dazu "passt schon". Eine Helmpflicht gibt es wohl weder für Moped- noch Motorradfahrer. Der Verkehr in den Städten ist schon ziemlich chaotisch. Ich würde als Rollerfahrer angesichts dieser Tatsache nicht auf einen Helm verzichten. Hier aber fährt jeder ohne Helm.

    Die Polizei ist fast unsichtbar. Da ist es kein Wunder, wenn ich an der roten Ampel halte und danach von einem Auto in der Reihe hinter mir überholt werde. Ein Zebrastreifen, sofern er überhaupt noch erkennbar ist, hat wohl keine Bedeutung.

    Auch ist es nicht verwunderlich, dass an vielen Straßenrändern kleine mehr oder weniger aufwändig gebaute Kirchenmodelle stehen. Die erinnern meist an im Straßenverkehr zu Tode gekommene Kreter. Oft sind Bilder und die Lebensdaten der Verunglückten dort angebracht.

    Vor Schulen gibt es hingegen Schülerlotsen mit Warnwesten. Diese werden jedoch von den Autofahrern respektiert.

    Signifikant ist auch die Tatsache, dass wir an unserem in der Innenstadt geparkten PKW einen Strafzettel erhielten und alle vor und hinter uns abgestellten Pkw nicht. Laut unserem Hotelier ist erkennbar, dass es sich hier um einen Mietwagen handelt. Alle anderen kennen irgendjemanden in der dafür zuständigen Stadtverwaltung, der auch heute noch dafür sorgt, dass so ein "irrtümlich" ausgestellter Strafzettel annulliert wird. Spätestens vor den nächsten Kommunalwahlen gilt dann eh wieder die Generalamnestie. Aber das kennen wir ja auch aus Frankreich. Ein Parkticket kauft man übrigens im Kiosk.

    Der brave Bürger wie ich nun mal einer bin, versucht die 10€ Strafe zu entrichten. Also dem Rat des Hoteliers folgend ging es zum Postamt, Wartemarke ziehen um dann zu erfahren, dass die 10€ nur direkt im Rathaus bezahlt werden können. Ab ins Rathaus, Wartemarke ziehen und zahlen. So lernt man ein Land auch kennen. Dem Hotelier kann ich für diese Fehlinformation keinen Vorwurf machen. Schließlich hat er vermutlich noch nie ein Ticket erhalten, geschweige denn bezahlt.

    Zum Hotel vielleicht noch ein paar Worte. Der Hotelier ist Kreter. Seine Eltern haben vor gut 30 Jahren das Hotel gebaut und ihm wohl vererbt. Die nötigsten Investitionen wurden getätigt, aber wirklich nur die nötigsten. Das Personal stammt aus dem Kosovo oder aus Albanien. Logisch, sind diese Menschen doch billiger zu entlohnen als die arbeitslosen Kreter nebenan, die wohl eine staatliche Unterstützung erhalten, so daß sich die Arbeit in einem Hotel als Angestellter für sie nicht lohnt.

    An den Tankstellen gibt es noch Tankwarte wie bei uns vor 50 Jahren. Die haben meist eine dunkle Hautfarbe und dürften nicht auf Kreta geboren sein. Oft wäscht der Tankwart dann während des Tankvorgangs gleich noch die Scheiben und Scheinwerfer mit. Das nenne ich Service.

    Rauchverbot besteht zwar offiziell in den Gaststätten. Manche halten sich daran und rauchen draußen und manche qualmen am Tisch. Aber auch daran stören sich weder andere Gäste noch der Wirt. Die Anzahl der Raucher ist wohl in Griechenland erheblich höher als in Deutschland. Im Gegensatz zu früher bekommt man heute fast überall in den Tavernen einen Kassenbon, der wie in Italien und Kroatien vom Gast mitgenommen werden muss.

    Nun ein paar Worte zur Gastronomie. Natürlich kann man All Inclusive oder Halbpension in einem Hotel am Strand buchen. Das ist sicherlich praktisch wenn man nur zum Baden im Sommer auf Kreta fliegt. Aber Kreuz und quer über die Insel zu fahren und mal hier und mal dort etwas essen oder trinken macht doch viel mehr Spaß und erweitert den Horizont.

    Die Gaststätten und Bars im Zentrum von Rhethymno sind wie auch die Geschäfte dort komplett auf Touristen eingerichtet. Man spricht deutsch und englisch und man bekommt eine große Auswahl an Speisen und Getränken. Das Preisniveau ist ein Stück höher als in Deutschland. Das liegt wohl nicht nur an der Umsatzsteuer von derzeit 24 %.  Das Essen ist schmackhaft.

    Abseits der Zentren und des Tourismus schaut das ganz anders aus. Man bekommt viele Speisen angeboten, die uns unbekannt sind. Ich habe vorgestern das erste Mal gegrillte Schafsleber gegessen. Zudem haben wir uns hier angewöhnt, den griechischen Kaffee, also mit Bodensatz zu trinken. Zuvor muss man jedoch entscheiden, ob der mit viel oder wenig oder ohne Zucker serviert werden soll. Nachzuckern geht nicht.

    Die offenen Weine, egal ob rot, weiß oder rose sind alle trinkbar. Sie kommen ausschließlich aus Kreta und sind nicht allzu stark, dazu sehr bekömmlich. Teilweise bekommt man den Liter in Tavernen auf dem Land schon für 5 €. Einfache Speisen wie Gyros, Souflaki, Suzuki oder Moussaka gibt es ab etwa der selben Summe. Auch wenn der Wirt kaum englisch spricht und deutsch schon gleich gar nicht, klappt die Verständigung meist gut. Grundsätzlich haben wir nur freundliche Griechen kennengelernt. Wir hatten auch nie den Eindruck, dass wir übers Ohr gehauen wurden. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass in machen Touristenkneipen wie in Bella Italia auch schon für das Gedeck extra bezahlt werden muss.

    Der Ouzo oder Raki ist tatsächlich wie vermutet das Nationalgetränk. Die Kreter trinken den schon am Vormittag in den Cafés. Auch Familien mit Kindern sitzen am Sonntag Vormittag im Café wo Mama, Papa, Oma und Opa sich ein oder zwei Gäser Hochprozentiges gönnen. Oft steht eine Flasche auf dem Tisch und der Gast schenkt sich ein oder mehrere Gläser ein. Zum Abendessen bekamen wir meist auch eine kleine Flasche mit Gläsern auf den Tisch gestellt. Das reicht für zwei bis drei Stamperl. Auch diesen hochprozentigen Absacker habe ich gut vertragen.

    Noch ein paar Worte zur Landwirtschaft auf Kreta. Wasser scheint ausreichend vorhanden zu sein. In machen Regionen werden Zitrusfrüchte angebaut. Dazu gibt's Olivenbäume bis weit rauf in die Berge. Noch höher grasen Ziegen- und Schafherden. Mit Pickup Pkw wird die Milch der Tiere in Molkereien ins Tal gebracht. Das Fleisch der Tiere findet sich wohl überwiegend auf den Speisekarten der Einheimischen.

    Die Böden sind in tieferen Lagen wohl fruchtbar. Auch Bananen und Gemüse werden angebaut. Die Tiere werden zwar oft in Gehegen gehalten, sind jedoch auch an den Rändern der Straßen beim Fressen anzutreffen. Da muss man dann aufpassen genauso wie vor der Tatsache, dass Leitplanken auch in den Bergen Kretas Seltenheitswert besitzen.

    Der allgemeine Zustand der Straßen ist schlecht. Auch die Schnellstraße entlang der Nordküste, als Europastraße ausgewiesen, ist zwar kreuzungsfrei, aber von tiefen Schlaglöchern gezeichnet. Mit dem Motorrad möchte ich hier nicht fahren.

    Ich habe mir auch den Bootshafen von Rhethymno angesehen. Auch im Vergleich zu ähnlichen in Kroatien ist hier nicht nur das technische Equipment in einem schlechteren Zustand. Ausflugsboote wie auch private Boote machen auf mich einen ungepflegten Eindruck. Auch an den aufgebockten Booten wurde nicht gearbeitet. Wracks liegen direkt  neben dem Hafen an Land und warten wohl darauf, dass die Natur sie vollständig zerlegt.

    Abschließend stelle ich fest, dass wir zwar viel gesehen haben auf dieser langgezogenen Insel, aber noch lange nicht alles. Den Osten von Kreta haben wir nicht besucht. Die Strände, die sich hauptsächlich im Norden befinden würden von uns ebenfalls nicht erkundet. Ich glaube, dass Kreta wohl für jede Art von Urlaub geeignet ist. Das Frühjahr und der Herbst bieten sich für Wanderungen durch einsame Naturlandschaften und Schluchten an. Die Orientierung ist dabei jedoch genauso ein Wagnis wie auf den Straßen Kretas.

    Das war es aus meine Sicht. Irgendwann einmal komme ich vielleicht wieder mal nach Kreta weil es mir insgesamt dort doch gut gefallen hat. Der Allgäu-Airport in Memmingen nur eine halbe Stunde von meinem Wohnort entfernt erleichtert mir die Entscheidung zu Flugreisen in Europa.

    grüsse

    jürgen

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    • 19. April 2019 um 09:42
    • #25

    Super Jürgen, diese hochinteressante Zusammenfassung Deines Kreta-Besuchs. Für mich sehr aufschlussreich, da mein letzter Besuch der Insel inzwischen 37 Jahre zurückliegt.

    Dankeschön!

    Liebe Grüße

    Helga

  • Daniel_567
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    • 19. April 2019 um 09:48
    • #26

    Hallo Jürgen.

    Danke für Deine Zusammenfassung.

    Ich kann sagen, dass ich Kreta an Ostern 2011 genauso kennengelernt habe, wie Du es geschrieben hast. Mit den gleichen positiven wie auch nicht so positiven Seiten.

    Viele Grüsse, Daniel.

  • Josef
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    • 19. April 2019 um 20:01
    • #27

    Jürgen, danke für diese super Zusammenfassung.

    Liebe Grüße

    Josef

  • Gast001
    Gast
    • 20. April 2019 um 12:30
    • #28

    Deine Zusammenfassung nach einer Woche Kretaurlaub ist interessant. In vielem sicher treffend.

    Manches ungewohnt.

    Auf Kreta war ich noch nicht, aber griechische Lebensart habe ich bei zwei Wohnmobilreisen in Griechenland kennengelernt, wo wir auch mit Griechen in Kontakt kamen. Ich fand es (im Gegensatz zu Albanien oder Kroatien) schwierig, mit Griechen ins Gespräch zu kommen.

    Selbst Englisch sprechende junge Griechen waren mir als Deutsche gegenüber sehr reserviert. Nicht unfreundlich. Aber der historische Hintergrund und auch die derzeitige politische Lage lässt Deutschen gegenüber keine allzu großen Sympathien aufkommen.

    Diskussionen sind sinnlos. Zuhören, ja.

    Und doch würde ich sehr gerne nochmal nach Griechenland ( und auch nach Kreta) fahren und mir Zeit für eine Rundreise nehmen.

    Gruß,

    Elke

  • Rozz
    Gast
    • 7. Januar 2020 um 05:26
    • #29

    Es liest sich schon prima und lecker! Meine absolute Lieblingsstadt ist Rethymnon, da die Stadt ein sehr schönes Flair versprüht. Es gibt ganz viele leckere Restaurants am und um den Hafen und dazu die alte Fortezza, einfach einmalig schön. Im letzten Jahr waren wir zu einem Konzert einer einheimischen Band auf der Fortezza, da hatten wir einen super Blick über Rethymnon bei Nacht, sehr romantisch und somit lohnt sich auch abends mal ein Besuch ;)

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    Zudem gibt es noch die schönen, kleinen Gassen mit den Läden und Kafenions, da macht der abendliche Bummel gleich noch einmal so viel Spaß!

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