Toskana abseits der großen Städte
Ein Besuch der Toskana ohne die Städte Florenz, Siena, Lucca, Pisa, Arezzo...? ?
In diesem Jahr hatten wir beschlossen , sie zu umfahren. Letztes Jahr hatten wir Florenz an einem ganz normalen Werktag Ende Oktober so erlebt:
Dieses Gedränge wollten wir dieses Jahr nicht.
So fuhren wir auf der A1 bis rund 100 km vor Rom und starteten unseren Toskanarlaub in Umbrien in der Stadt Orvieto.
Die Stadt Orvieto, hoch auf einem Tuffplateau gelegen, weckt schon von weitem die Neugier.
Die Tuff-felsen unter der Stadt sind mit Kellern, unterirdischen Räumen und Gängen so ausgehöhlt, dass Autos nur eingeschränkt in die Stadt fahren können. Große Busse und schwere LKW dürfen oben überhaupt nicht fahren.
Der Dom überragt die Altstadt.
Von einem Parkplatz unterhalb der Stadt führt ein Schrägaufzug hinauf zur Altstadt.
Ein Kleinbus bringt Besucher direkt zum Domplatz.
Wer unvorbereitet vor die Fassade des aus schwarzem und weißem Marmor erbauten Domes tritt, traut seinen Augen nicht:
Im 13. bis 15. Jahrhundert erbaut, kunstvoll mit vielfarbig glänzenden Mosaiken geschmückt, mit feinsten Steinmetzarbeiten aus Marmor verziert, erhebt sie sich über die Altstadt.
Die Eingangstore waren leider wegen Restaurierungarbeiten verhüllt.
Der obere Teil der Fassade
Rosette ( 1359-80), oben die 12 Apostel, links und rechts je 6 Propheten
Die im Himmel aufgenommene Madonna
Krönung Mariens
Evangelist Markus (geflügelter Löwe)
Evangelist Johannes ( Adler)
Marmorrelief ( Adam und Eva)
Auch das Innere des Domes ist beeindruckend zum einen durch die Höhe und Weite des Raumes, andererseits durch die zahlreichen Mosaiken und Fresken.
Wie in vielen italienischen Städtchen kann man in Orvieto durch enge Gässchen bummeln und entdeckt immer wieder Neues.
In der Altstadt gibt es Wohnungen, die direkt in die Tuff-felsen eingeschlagen wurden.
Unser Ziel war jedoch die Toskana.
Nur wenig östlich gelangten wir zu einer weiteren kleinen Stadt, die hoch über dem Tal auf Tuffsteinen erbaut wurde:
Pitigliano
Kaum lässt sich unterscheiden , wo der Naturstein aufhört und die Mauern der Häuser beginnen, so perfekt schmiegen sich die Gebäude an den Tuffstein.
Das Aquädukt aus römischer Zeit
Palazzo Orsini
In den Gassen der Stadt
Unsere Fahrt führte uns weiter nach Westen nach Sovana, einer kleinen mittelalterlichen Stadt, die vor allem wegen der Etruskergrabstellen in ihrer Nähe bekannt wurde.
Im Wald versteckt, jedoch gut zugänglich und perfekt restauriert, befinden sich zahlreiche einfache Gräber, zum Teil in Höhlen, meist aber in die Tuffsteinfelsen eingehauen.
Die ältesten von ihnen gehen zurück bis ins 4.Jhd v.Ch.
Das Tomba Ildebranda stellt ein besonders prächtiges Grab aus dem 3.Jhd vor Chr. dar, das einzige etruskische Tempelgrab in dieser Region
Von Sovana führt ein Handelsweg nach Norden zum Monte Amiata. Er wurde von den Etruskern als Hohlweg tief in den Tuffstein geschlagen.
Nach einigen Kilometern westwärts steigt jedem Besucher ein seltsamer Geruch in die Nase.
Der Geruch nach faulen Eier hängt über der Landschaft: Wir sind in der Nähe der schwefelhaltigen Thermalquellen von Saturnia.
Eine Landschaft, in der sich wunderschöne Wanderungen unternehmen lassen.
In einer großen Hotelanlage wird das rund 38 Grad warme Wasser zu Kurzwecken verwendet.
Es bleibt jedoch noch genügend Wasser übrig und fließt in einem milchigweißen Bach entlang der Straße bis zu einem Wasserfall.
Nach vielen Jahren haben sich dort Sinterterrassen gebildet, die sich wie Badewannen übereinander erheben.
Der Ort ist ( noch) frei zugänglich und vor allem an Feiertagen tummeln sich viele Einheimische und Touristen stundenlang in dem warmen Wasser.
Es hätte noch viel zu sehen und zu erleben gegeben in der südlichen Toskana. Da wir jedoch nur eine Woche Zeit hatten, mussten wir uns auf den Weg nach Norden machen.
Blick nach Süden zur Stadt Manciano
Auf dem Weg in die Provinz Siena kommt man am Monte Amiata vorbei, mit 1738 m der höchste Berg in der Toskana.
Allein hier würde man Tage brauchen, um die vielen schönen Plätze anzuschauen. Wir ließen Arcidosso, Castel del Piano, Santa Fiora und die Abbadia San Salvaore dieses Mal „links” liegen und fuhren weiter.
Das Städtchen Seggiano
Olivenhaine, Felder und Wälder prägen die Landschaft.
Mein absoluter Lieblingsplatz in der mittleren Toskana ist die Abazia di Sant Antimo, unterhalb des Ortes Castelnuovo dell Abate
Hier komme ich nie daran vorbei, ohne längeren Halt zu machen.
Die Kirche und das Kloster wurden in der Zeit Karls des Großen im 8./ 9. Jhd nach dem Vorbild der großen romanischen Kathedralen in Frankreich erbaut.
Die ursprüngliche Benediktinerabtei liegt einbettet in einer Landschaft, die schöner nicht sein könnte.
Kein Kiosk, keine Verkaufsbude störte die Ruhe. Es kostete keinen Eintritt, keine aufdringlichen Führer drängten sich auf.
Die Reste des Klosters und die Kirche werden seit 1979 von Augustinermönchen betreut .
Das Innere der Kirche ist hell und hoch. In der Apsis wurde für einige Säulen lichtdurchlässiger Alabaster verwendet.
Leise gregorianische Musik ( CD ) erfüllte unaufdringlich den Raum und erzeugte eine besondere Stimmung.
Ein Altarkruzifix aus dem 13. Jahrhundert
romanisches Kapitell
Reste des Kreuzganges
Landschaft rund um das Kloster
Nur wenige Kilometer weiter taucht auf einem Bergrücken der berühmte Weinort Montalcino auf.
Blick in die Region südlich von Siena, genannt das „Lehmland“ oder die „Crete“
Rocca d’Orcia
San Quirico
In dieser Region wollten wir einen Tag Ruhepause einlegen und suchten einen Campingplatz.
Bei Casciano
Campingplatz Soline
Neugieriger Gast
Morgenstimmung
Leider zeigten diese Wolken den Beginn des einzigen Regentages, den wir in diesem Urlaub erlebten
Den letzten Tag vor unserer Rückreise verbrachten wir im Chiantigebiet.
Zunächst führte die Straße an der Abbadia d’Isola und an dem befestigten Städtchen Monteriggione, östlich von Siena vorbei
Das Städtchen Radda zeigte sich sehr gastfreundlich und bot an seiner Stadtmauer kostenlose Stellplätze für Wohnmobile an.
Radda in Chianti
Das Rathaus und die Kirche San Niccolo
Volpaia bei Radda
Die Toskana ist eine Landschaft, die man mit allen Sinnen aufnehmen sollte.
Radda liegt mitten in einer an kulinarischen Spezialitäten gesegneten Region.
Und so gaben wir uns nach so vielen optischen Eindrücken in Radda nochmals Gaumengenüssen hin, bevor wir uns am nächsten Morgen auf die Heimreise machten.
Wildschweinsalami, Prosciutto, Pecorino,Chianti classico…
ELMA