Vor ein paar Tagen habe ich eine Wanderung unternommen, die eigentlich nicht sonderlich anspruchsvoll ist. Hingegen ist mir bekannt, daß ich bei meiner Wanderung auf die Hohe Bleick und auf die Niedere Bleick zwar 800 Höhenmeter überwinden mußte, aber dies eigentlich nicht allzu anstrengend sein sollte, weil man bei dieser Tour eine Distanz von etwa 15 Kilometern hin und zurück überwinden mußte.
Eigentlich kein Problem für mich, war ich doch vor Jahren sogar einmal im Winter auf der Niederen Bleick. Das war damals jedoch ziemlich anstrengend weil eine Menge Schnee lag. Doch nun zur Wanderung dieser Tage.
Mein Auto habe ich in Unternogg bei Saulgrub abgestellt. Das liegt im Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Die beiden Berge hingegen befinden sich im Ostallgäu. Der Parkplatz jedoch war mein Kardinalfehler. Dort standen vor allem Pkw mit Radlträger und Wohnmobile. Folglich ist dies der Ausgangspunkt für Radtouren auf den Forstwegen der Ammergauer Berge. Die Hohe und Niedere Bleick waren nirgendwo angeschrieben. Eine Rücksprache mit einem vermeintlich Einheimischen ergab, welchen Wegen ich folgen sollte. Zuerst ging es immer an der Halbammer entlang.
Auf den gut ausgebauten Radwegen sah ich gelegentlich einen Radler.
Überhaupt war es sehr angenehm zu gehen weil die Steigung meist sehr moderat ist.
Nach der Beschreibung des Einheimischen sollte ich mich hier nach rechts wenden.
Die Hohe Bleick war übrigens bis zum Gipfel nie zu sehen. Der Berg liegt viele Kilometer entfernt und ich bin fast nur im Wald unterwegs.
Im Ammerwald gibt es viele private Hütten, die heute nicht mehr zur Waldarbeit sondern als Freizeitresort genutzt werden.
Wer mal auf den Topf muß, hat immerhin ein Plumpsklo ein paar Meter neben der Hütte.
Fließendes Wasser gibt es im Bach daneben. Überhaupt ist dieses Vorgebirge mit vielen Bächen durchzogen, die alle in die Ammer fließen. Die wiederum fließt in den Ammersee südwestlich von München.
Die Sonne ließ sich zwar an diesem Tag nicht allzu oft blicken. Aber der einsame Weg ist wunderschön.
Ich geniesse die Tour und achte auf Kleinigkeiten am Weg.
Nach knapp zwei Stunden Gehzeit komme ich an der vom Einheimischen beschriebenen Wildfütterung vorbei.
Immer wieder sieht man Holzstapel am Wegrand. Scheinbar gehören viele Wälder hier dem Staat.
Der Forstweg nimmt nun jedoch einen Verlauf, der überhaupt nicht zur Hohen Bleick führt. Auch zeigt mir meine schlaue App im Handy namens maps.me nicht einmal einen Pfad auf den Gipfel. Vielmehr bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als den steilen Hang weglos zum Gipfel zu gehen. Den einen Kilometer schaffe ich doch mit links, dachte ich. Weit gefehlt!
Hier müssen irgendwann einmal Menschen vorbeigekommen sein. Baumstämme liegen am Boden und wurden mit Sägen zerteilt. In der Ferne sehe ich eine Hütte.
Die steht an der einzigen ebenen Fläche weit und breit. Ich werfe einen Blick ins Innere - romatisch würde man sagen, wäre ich nicht mitten im weglosen Wald.
Es hilft nichts. Wenn ich auf den Gipfel möchte, muß ich irgendwie schauen wie ich nach oben komme. Es wäre doch gelacht wenn...
Die Bäume hier sind nicht von Menschenhand gefällt worden. Das war wohl die Natur mit Wind und Eis und Schnee. Irgendwie komme ich da schon durch. Aber es geht verdammt langsam und verdammt steil nach oben.
Etwas Buntes im dunklen Wald
Hier müssten sie eigentlich wohnen, die Elfen und Waldgeister. Allerdings sehe ich keine.
Als ich einen provisorischen elektrischen Weidezaun mitten im Wald entdecke, schöpfe ich Hoffnung. Dahinter gibt es Jungvieh. Der Zaun wurde deshalb im Sommer angebracht, daß die Jungrinder sich nicht im Wald verlaufen. Tatsächlich höre ich nach einiger Zeit Kuhglockengeläut. Ein gutes Zeichen.
Der Anblick der Schumpen lässt mein Herz höher schlagen. Nun kann es nicht mehr weit sein auf den Gipfel der Hohen Bleick.
Geschafft! Nach einer Stunde Gehen oder Kraxeln durch den weglosen Wald habe ich doch noch den Gipfel entdeckt. Der ist wie erwartet eine Enttäuschung. Vor einiger Zeit wurden wohl hier oben aus welchem Grund auch immer die Bäume abgesägt.
Hier oben treffe ich eine einzige Bergfreundin die mich verblüfft frägt, ob es noch einen Weg auf dem Berg gibt. Nein, antworte ich. Aber ich habe einen gefunden.
Die Tatsache, daß die Hohe Bleick keinen besonderen Ausblick bietet, ist allgemein bekannt. Dafür ist der Berg zu niedrig und war bisher auch zu stark bewaldet. Deshalb schnell ein Bild in Richtung Südosten.
Nach einer kräftigenden Brotzeit mache ich mich auf den Weg zur Niederen Bleick. Wie auch im Wald ist nach den tagelangen Regenfällen in der Region der offizielle Wanderweg teils matschig und teils glitschig.
Der Grasbuckel ist die Niedere Bleick. Im Vordergrund steht die Bleickhütte. Diese ist nicht bewirtschaftet.
Am Gipfelkreuz warten ein paar "nackte Jungfrauen" auf mich. Rechts im Bild erkennt man den Ammersee.
Bei besserem Wetter wäre die Fernsicht nicht schlecht.
In der Ferne erkennt man die Wieskirche.
Irgendwo da hinten im Tal liegt Unterammergau und irgenwo hinter den bewaldeten Hügeln wartet mein Auto auf mich. Ab und zu kommt man wie schon am Hinweg an Hütten vorbei, die immer noch genutzt werden.
Jetzt ist der Rückweg einfach. Auf einem Pfad geht es runter ins Tal und dann wieder auf guten Forstwegen zum Parkplatz. In zweieinhalb Stunden bin ich ziemlich abgekämpft nach 22 Kilometern am Ausgangspunkt meiner Tour. Der eigentliche Wanderparkplatz wäre übrigens nur 200 Meter vom anderen Parkplatz entfernt gewesen. Auch steht dort ein Wegweiser auf meine zwei Berge. So habe ich halt an diesem Tag eine Tour unternommen, die ich mir anders vorgestellt habe.
Insgesamt war ich sechseinhalb Stunden unterwegs.
jürgen