Befindet sich unter der Altsadt etwa ein riesiger Weinkeller?
In Retz ja. Historischer.
Man sagt ja unten ist größer als oben.
Gibt es auch Führungen.
Befindet sich unter der Altsadt etwa ein riesiger Weinkeller?
In Retz ja. Historischer.
Man sagt ja unten ist größer als oben.
Gibt es auch Führungen.
Weisst Du, wozu sie sind?
Zitiere einen Text von Landesregierung:
Zitat
Denn die Belüftungsschächte (Dampflöcher) zu den Straßen, Gassen, Höfen und Gärten waren die einzige Orientierungshilfe für den Kellerbau in der Horizontalen, als auch in die Tiefe. Durchwegs sind die Dampflöcher so gesetzt, daß sie vom höchsten Punkt der Kellerröhre zur Oberfläche hinaufgebohrt wurden. Die Dampflöcher waren für den Feuchtigkeitsgehalt der Kellerluft ungemein wichtig
Na bitte, Rätsel gelöst. Gratuliere!
Ich war in Retz und habe bei einer Weinkellerführung einen Teil dieser, händisch in den Löß gegrabenen weit verzweigten Keller besucht.
Die Lüftungslöcher sind auch wichtig für die Erhaltung und die konstant hohe Luftfeuchtigkeit in den Kellerröhren. Das Wegenetz ist etwa 20 km lang und damit doppelt so lang wie die Wege oben. Ich werde hier ein paar Fotos von Retz und dem Keller einstellen.
Faszinierend fand ich, dass in der gesamten Gegend unzählige alte Weinkeller existieren, teils in Kellergassen, aber auch direkt bei den Kirchen und überall diese Lüftungen herausragen.
Dieses Viertel von Niederösterreich heißt ja nicht umsonst Weinviertel.
Danke für das Mitraten!
Johannes
Interessante Sache!!
Hinzufahren würde sich lohnen !!
Hat sogar das hier
https://www.retz.gv.at/de/Tourismus_u…mobilstellplatz
Liebe Grüße,
Elke
Retz ist eine Stadt im nördlichen Weinviertel nahe der Grenze zur Tschechischen Republik. Der Stadtplatz ist der zweitgrößte Platz in Österreich nach dem in Linz.
Auffällig und weithin sichtbar ist der Turm des ehemaligen Rathauses. Unter dem Hauptplatz und bis hinaus vor die Tore von Retz, in die sogenannte Altstadt, erstreckt sich in bis zu 20 Meter Tiefe ein historischer Weinkeller mit einem Wegenetz von 20 km.
In der Mitte des Stadtplatzes stehen zwei Brunnen.
Ein Brunnen hat eine Frau als Brunnenfigur, der zweite einen Löwen.
Warum zwei Brunnen? Nun, aus dem mit der Brunnenfigur einer Frau haben die Menschen getrunken, aus dem mit dem Löwen die Tiere. Warum steht hier „kein Trinkwasser“? Weil hier Wein herausfließt, nun gut, nur einmal im Jahr zum Weinlesefest, aber immerhin. Links bei der Frau fließt dann Weißwein, der hier vorzüglich ausgebaute Grüner Veltliner, rechts beim Löwen Rotwein, der hier kultivierte Blaue Portugieser.
Im Weinkeller wird das Verhältnis der angebauten Mengen weiß zu rot veranschaulicht:
Also, gehen wir einmal hinunter in die händisch gegrabenen Lößröhren:
Der Keller ist nicht aus Ziegeln gebaut, diese dienten nur zur Verhübschung der Lehmwände. Die Lehmröhren sind selbsttragend.
Die Röhren wurden so groß gegraben, dass die großen Weinfässer verstaut werden konnten.
Später wurden auch Fässer aus Beton gebaut, die innen mit Kacheln verkleidet sind.
In den Röhren sind Schienen verlegt, auf Wägelchen wurde der Löß nach oben gebracht. Der Löß ist hier so verdichtet, dass aus ein Kubikmeter Material nach dem Ausgraben zwei bis drei Kubikmeter werden.
Im Keller gibt es eine Ausstellung über die Entwicklung des Weinbaus von den Persern, Ägyptern bis zu den Römern.
Der Bundeskanzler Leopold Figl bezog für die Verhandlungen des Staatsvertrages 1955 den Wein aus Retz. Man sagt, der Wein hat dazu beigetragen, den Staatsvertrag erfolgreich zu verhandeln. Eine Flasche ist noch übrig und dient als Belegexemplar.
In einem langen Verbindungsgang sind in Nischen die diversen Heiligen ausgestellt.
Bei diesem hier hat es mich gerissen.
Da hat sich bei der Herstellung jemand wohl an den Nepomuk erinnert, denn der hl. Floridus wird immer mit Lilien und Weinkelch dargestellt und nie, wie hier, mit einem Kreuz.
Jedenfalls war die Führung durch die historischen Weinkeller von Retz sehr interessant und bei konstanter Temperatur von 10 bis 12 Grad bei Hitzetagen sehr zu empfehlen!
Johannes
hallo Johannes,
danke für den Einblick in einen Ort in einer Gegend die ich überhaupt nicht kenne. Es hat für mich den Anschein, daß diese Stadt recht klein ist, weshalb mich besonders wundert, daß sage und schreibe 20 Kilometer Weinkeller hier vorhanden sind!
Warum dieses gigantisch lange Netz an Weinkellern? Ist nicht dieses verzweigte Netz eher eine Art unterirdische Straße, die einzelne Weinkeller verbindet? Werden die heute noch genauso genutzt wie früher? Ich frage mich, warum nicht jeder Winzer seinen eigenen Weinkeller gegraben hat und warum die wohl alle miteinander verbunden wurden? Das ergibt doch eigentlich gar keinen Sinn. So viel Arbeit für unterirdische Verbindungswege zwischen den Weinkellern.
Dein Bericht gibt mir mehr Rätsel auf als Einblicke.
grüsse
jürgen
Hallo Johannes.
Das sieht sehr interessant aus. Danke für´s Vorstellen dieser Weinkeller. Ein super Ausflugstipp.
Viele Grüsse, Daniel.
Ein sehr interessanter Bericht und ein hübscher Ort.
Dein Bericht gibt mir mehr Rätsel auf als Einblicke.
Ja, so geht es mir auch. Ich habe hier in Spanien auch schon öfter Weinkeller besichtigt, aber ohne irgendwelche unterirdischen Gänge. Hört sich so nach Mittelalter an, wo es unter den Burgen verzweigte unterirdische Fluchtwege gab.
Alles anzeigenhallo Johannes,
danke für den Einblick in einen Ort in einer Gegend die ich überhaupt nicht kenne. Es hat für mich den Anschein, daß diese Stadt recht klein ist, weshalb mich besonders wundert, daß sage und schreibe 20 Kilometer Weinkeller hier vorhanden sind!
Warum dieses gigantisch lange Netz an Weinkellern? Ist nicht dieses verzweigte Netz eher eine Art unterirdische Straße, die einzelne Weinkeller verbindet? Werden die heute noch genauso genutzt wie früher? Ich frage mich, warum nicht jeder Winzer seinen eigenen Weinkeller gegraben hat und warum die wohl alle miteinander verbunden wurden? Das ergibt doch eigentlich gar keinen Sinn. So viel Arbeit für unterirdische Verbindungswege zwischen den Weinkellern.Dein Bericht gibt mir mehr Rätsel auf als Einblicke.
grüsse
jürgen
Ursprünglich wurden unter den einzelnen Häusern eigene Keller gegraben. Dann kam das Weinimperium der Firma Mössmer, dessen Nachkommen später das Unternehmen in den Sand setzten. (Richtigstellung am Ende des Berichtes - Admin Tom)
Die Firma Mössmer ließ Verbindungsgänge graben, damit die Arbeiter, die von einem Weinkeller in den anderen mussten, nicht oberirdisch gingen und Zwischenrast in einem der Wirtshäuser machten. So entstand nach und nach das zusammenhängende Labyrinth und die Lagerkapazitäten mit Fässern waren bald erschöpft, sodass Mössmer diese Betonwannen bauen ließ, die mit Kacheln ausgekleidet wurden.
Immerhin wurde bis nach Russland exportiert. Auf solchen Gefährten:
Die Kutscher bekamen ein Ein-Eimer Faß, also 58 Liter für ihre Verpflegung für 58 Tage mit, also ein Liter pro Tag, was ja auch nicht so viel ist.
Aufgrund des damaligen Imperiums gibt es bis heute wenig kleinstrukturierten Weinbau in dieser Gegend, was sich langsam mit jungen Winzern ändert.
Johannes