Die Flüchtlinge und ihre Betreuung

  • Jofina, Du hast mich mit Recht korrigiert- ich war in Gedanken schon bei unseren Flüchtlingen hier (fast alle sollen unter 40 sein ) und ich habe nicht mehr dran gedacht , dass Mohamad in Recklinghausen "schon" 61 ist.


    Und doch hat mich Dein Statement erschreckt.


    Für mich ist die Zahl 61 ( oder 50 oder 20)nicht so wichtig,.
    Macht es einen Unterschied ob ich schreibe


    Klaus, ich könnte mir denken, dass der …… Mann nicht nur weinte, weil er "schmerzbefreit" war,
    sondern weil er spürte, dass sich jemand um ihn kümmerte.
    Wie allein müssen sich manche dieser…….. Menschen fühlen!

    ODER


    Klaus, ich könnte mir denken, dass der alte Mann nicht nur weinte, weil er "schmerzbefreit" war, sondern weil er spürte, dass sich jemand um ihn kümmerte.
    Wie allein müssen sich manche dieser alten Menschen fühlen!


    Das zweite , was mich sehr seltsam berührt ist und
    (sorry, wenn ich das so schreibe)
    in meinen Ohren fast zynisch klingt ist,


    dass in dieser Situation, in der Menschen z.B. aus den Flüchtlingslagern an der syrischen Grenze in zerrissenen UNHCR Zelten , knöcheltief im Schlamm versinkend, ohne ausreichend Trinkwasser oder Essen zu haben, dem Winter entgegensehen und keinen anderen Ausweg wissen als die Flucht nach EU
    httpss://www.uno-fluechtlingsh…as-geld-geht-aus-366.html


    dass man hier vor allem eine Kosten - Nutzen Rechnung für die nächsten Jahre und Jahrzehnte aufstellt und das auch noch getrennt für junge und alte Flüchtlinge!


    Es gab kürzlich eine Umfrage ( ich habe mir im ZDF die Quelle nicht notiert) in der Bundesbürger gefragt wurden, ob sie annehmen, dass sie durch die Anwesenheit der Flüchtlinge sich einschränken müssen - 85 Prozent sagten nein.
    Von Teilenmüssen unseres Wohlstandes ist derzeit noch nichts zu spüren.


    Und was wäre, wenn????


    @Dieter
    Ich bin mit Dir der Meinung, dass Deutschland eine Flüchtlingszahl wie 2015 in weiteren Jahren nicht noch einmal bewältigt.
    Es müssen Lösungen gefunden werden.


    Wie die politischen und praktischen Lösungen aussehen werden, weiß ich nicht und ich will hier in diesem Thread auch nicht spekulieren. Ich gebe zu, auch mir verschafft diese Ungewissheit, wie das weitergehen soll und kann , im Moment Unbehagen.


    Eines dürfte jedoch klar sein: Das 21. Jahrhundert wird das Jahr der Flüchtlingsbewegungen auf der Welt sein.


    Jetzt sind es die Kriegsflüchtlinge , die ihr Leben retten möchten.
    In wenigen Jahren werden es 70, 80 oder mehr Millionen Klimaflüchtlinge sein, die aus den Dürregebieten Afrikas und den überschwemmten Gebieten Asiens in Regionen drängen, in denen sie überleben können.


    Das wird für unsere Enkel ein noch viel größeres Problem werden als wir es es zur Zeit haben.


    Im Moment müssen vor Ort die konkreten Herausforderungen von heute bewältigt werden.


    Und damit meine ich "heute" wörtlich. Es sind die Menschen, die heute schon zu uns gekommen sind und die da sind.
    So wie es Klaus und Grizzly mit den Berichten über die Betreuung von Flüchtlingen ( so heißt dieser Thread) beschreiben.


    Wir lesen immer von großen Flüchtlingszahlen ( das hässliche Wort Lawine gab es auch schon einmal, das kann Angst machen) - aber es sind immer Menschen,

    Zitat von Vadda

    Menschen - und glaube mir, es sind wirklich Menschen


    die zu uns kommen.


    Vielleicht beschreibt der eine oder andere von Euch einmal, wie und wo er Flüchtlingen schon persönlich begegnet ist und wie das war? Ganz einfache Begegnungen, bei denen es vielleicht gelungen ist, für Momente einen (positiven) Kontakt herzustellen.


    Gruß,
    Elke

  • :wink:


    Sorry, dass ich das Alter dieses 60jährigen Mohamad´s ins Gespräch gebracht habe. Ich wollte Dich nicht erschrecken, Elke.


    Zuerst war es ja nur eine Frage gewesen, weil Du von einem jungen Mann gesprochen hast. Ich bin nur wenig älter und betrachte mich nun beileibe nicht mehr als jung. :wink:


    Erst danach ist mir mal in den Sinn gekommen, dass ältere Flüchtlinge, die niemals mehr eine Arbeit in Deutschland finden werden, ein Leben lang von den deutschen Steuerzahlern alimentiert werden müssen. Wenn das für die Bürger in Deutschland in Ordnung ist, dann ist es ja OK und sehr lobenswert. :up:


    Aber wo bleibt die Empörung oder ein Erschrecken über die armen Menschen im LAGESO in Berlin, wo ich in Posting # 67 drüber geschrieben habe?
    Das ist doch auch traurig, was da passiert! :(


    Inzwischen verstehe ich @Dieter immer mehr, wenn er sich Sorgen macht. Auch von meinen deutschen Freunden/Verwandten bekomme ich sorgenvolle Emails. Auch hier in Spanien, sehen es deutsche Langzeit- und Kurzzeit-Urlauber nicht so sorgenfrei.


    Deutschland steht ja nun ziemlich alleine da mit dem Flüchtlingsproblem. Die meisten europäischen Länder sind da nicht auf der Linie der Deutschen. Jetzt ggf. der Deal mit der Türkei, damit aus dem ungeordneten Flüchtlingsstrom Kontingente werden. Mal schauen, wie das klappt mit den weitreichenden Zugeständnissen der Türkei gegenüber.


    ------------------------


    Aber das mal nur nebenbei – ansonsten finde ich gut, dass es soviel ehrenamtliche Helfer in Deutschland gibt. :up: Ich würde mich auch melden, um einigen Flüchtlingen die deutsche Sprache näher zu bringen. Sprache ist das A und O. Das merke ich ja in Spanien. Viele Deutsche sind eher isoliert in ihrem deutschen Kreis, weil sie kein Englisch und kein Spanisch sprechen.


    Bitte seid nicht böse, dass ich einen Kommentar geschrieben habe, der nicht so gut angekommen ist.


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Zitat

    Ich wollte Dich nicht erschrecken, Elke.


    Du hast mich nicht erschreckt, Jofina - mich hat die Einstellung erschreckt, die ich hinter Deiner "Korrektur " erkannt habe.

    Zitat


    Aber wo bleibt die Empörung oder ein Erschrecken über die armen Menschen im LAGESO in Berlin, wo ich in Posting # 67 drüber geschrieben habe?
    Das ist doch auch traurig, was da passiert! :(


    Dass ich darauf nicht eingegangen bin, heißt doch nicht, dass ich es billige!
    Natürlich finde ich diese Situation in Berlin nicht gut.
    Und wir sehen solche Berichte auch hier im Fernsehen.


    Es läuft vieles, sehr vieles nicht gut. Und es gibt Grund genug, sich Sorgen für die Zukunft zu machen.
    (Die Gründe sind unterschiedlich, allerdings so unterschiedlich wie die Erwartungen der Menschen)
    Das bestreitet niemand!


    Ich könnte jetzt 10, 15 Links einfügen wo darüber berichtet wurde, was alles irgendwo schief läuft und schief lief, wir könnten jetzt hier darüber jammern , anklagen(?) , Schuldige suchen … und dann?


    Es gibt keine einfachen Lösungen, wer dies behauptet, der lügt.


    Ich denke, Du hast den Hintergrund dieses Threads, den Grizzly begonnen hat , nicht richtig verstanden.


    Wir wollen hier nicht zusammentragen und darüber lamentieren , was wir in den Medien darüber lesen und hören, was in Deutschland derzeit alles nicht richtig läuft.
    Wir wollen das ja keineswegs leugnen.


    Aber dafür gibt es im Netz sicher Diskussionsforen genug, wo man da mitmachen kann (Auch FB und Twitter nicht vergessen)


    Wir wollen hier lesen, welche persönlichen Erfahrungen und Eindrücke unsere Forumsmitglieder derzeit mit Flüchtlingen machen. ( s. mein letzter Satz in #75)


    Auch Grizzly hat schon immer wieder von Schwierigkeiten berichtet- aber auch von hoffnungsvollen Aktionen, die Mut machen und zeigen, dass (gemessen am Ausmaß des Problems ) im Kleinen begonnen werden kann, Mitmenschlichkeit zu praktizieren.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • :wink:


    Alles klar, Elke, ich habe den Thread natürlich verstanden. :wink: Hat sich nun ein wenig O.T entwickelt. Sorry.
    Meinungen sind halt sehr verschieden zu dem Thema (in ganz Europa).


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Zitat von ELMA

    Vielleicht beschreibt der eine oder andere von Euch einmal, wie und wo er Flüchtlingen schon persönlich begegnet ist und wie das war? Ganz einfache Begegnungen, bei denen es vielleicht gelungen ist, für Momente einen (positiven) Kontakt herzustellen.


    Ich kann hier ein erstes Beispiel schon beschreiben, eine eigentlich unbedeutende Situation :


    Beim Einkauf bei LIDL am Obststand.


    Ein dunkelhäutiger junger Mann mit einem Kleinkind auf dem Arm hat eine Banane in der Hand und weiß nicht was tun. Er schaut mich fragend an.
    Ich zeige auf die Preistafel ( dort stand der Kilopreis) und versuche ihm zu erklären, dass er mit dem Obst zur Kasse gehen muss.
    Er legt die Banane wieder zurück und geht.


    Zuerst habe ich keine Ahnung warum- ob er das Geld nicht hatte?


    Dann fällt mir ein, dass er wahrscheinlich den Kilopreis für den Preis der einzelnen Banane verstanden hatte und das war zu viel für ihn.
    Es war ein Fehler von mir. Ich hatte die Situation des Flüchtlings nicht richtig verstanden.


    Ich habe dann das Obst genommen , an der Kasse 25 Cent dafür bezahlt und habe vor dem Supermarkt dem Kind die Banane gegeben.
    Die überraschten Blicke des Vaters werde ich nicht vergessen.


    Was ich hier schildere ist nichts Großartiges und ich habe auch nicht die Absicht, generell im Supermarkt für Flüchtlinge Rechnungen zu bezahlen.


    Aber ich denke , es gibt im Alltag genügend Situationen, wo man bei der Begegnung mit Flüchtlingen Ähnliches erleben kann - das kann beim Einkaufen, an der Bushaltestelle, am Fahrkartenautomaten, usw ..sein.


    Man darf einfach nicht wegschauen.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Ihr lest von einem entsetzten "Baba Klous" (so mein Spitzname in einer Asylbewerber-Unterkunft), dem momentan die Worte fehlen.


    Gruß,
    Klaus

  • Zitat von jofina

    Erst danach ist mir mal in den Sinn gekommen, dass ältere Flüchtlinge, die niemals mehr eine Arbeit in Deutschland finden werden, ein Leben lang von den deutschen Steuerzahlern alimentiert werden müssen. Wenn das für die Bürger in Deutschland in Ordnung ist, dann ist es ja OK und sehr lobenswert


    Ich könnte kotzen ... schöner reisen ad absurdum - ich mag nicht mehr ...

  • hallo miteinander,


    generell meine ich, daß es ein Fehler ist, bei den sogenannten Flüchtlingen keine Unterscheidungen zu treffen.


    Der Begriff "Wirtschaftsflüchtling" hat sich ja mittlerweile in den deutschen Sprachgebrauch eingebürgert. Obwohl ich keine genauen Zahlen kenne, so darf doch nicht unterschlagen werden, daß aus den sogenannten Staaten des Westbalkans, dazu zählen BiH, Montenegro, Mazedonien, Kosovo, Albanien und Serbien eine Vielzahl von Menschen zu uns kommt, weil es hier zum einen attaktive Sozialleistungen gibt und bzw. oder hier bessere Erwerbsmöglichkeiten bestehen als im Heimatland. Auch Angehörigen einer "mobilen ethnischen Minderheit", früher Zigeuner genannt, kommen in nicht geringer Zahl oft nur über das Winterhalbjahr nach Deutschland, um hier Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen. Im Frühjahr gehts dann oft wieder nach Hause. Die Tatsache, daß diese Menschen in ihren Heimatländern diskriminiert werden, möchte ich gar nicht abstreiten. Nur ist es einfach so, daß all diese Staaten Aufnahmekandidaten für die EU sind und so früher oder später den Anforderungen auch in Bezug auf Menschenrechte genügen müssen.


    Fazit: Diese "Flüchtlinge" sollten genausowenig wie diejenigen Menschen, die aus Indien, Pakistan, Bangladesh oder dem Iran zu uns kommen kein Aufenthaltsrecht geniessen, zumal deren Asylangträge ja eh regelmäßig abgewiesen werden, weil nun mal in deren Heimat kein Krieg oder Bürgerkrieg herrscht. Ich meine, daß diese "Flüchtlinge" konsequent abgeschoben werden müssten um die Resourcen für diejenigen zu verwenden, die wirklich vor dem Krieg in der Heimat fliehen.


    Einen Anfang in dieser Hinsicht macht scheinbar bereits Mazedonien, indem dieses Land an der Grenze zu Griechenland "aussiebt". Wieso ist Griechenland dazu nicht in der Lage? Wieso sind diese Menschen in Griechenland im Gebiet der EU und verlassen dieses Gebiet wieder mit dem Grenzübertritt nach Mazedonien und Serbien um danach wieder in die EU einzureisen? Es geht nicht um Sicherheit vor Krieg und Verfolgung. Es geht darum, möglichst attraktive Einkommensmöglichkeiten zu erhalten. Die gibt es nun mal nicht auf den Balkanstaaten, egal ob EU oder nicht.


    All diese Dinge werden leider bei der aktuellen Debatte verschwiegen oder nicht offen angesprochen. Dabei ist es wichtig, eine solche Unterscheidung zu treffen um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhalten. Ich habe aber den Eindruck, daß die Stimmung langsam in eine andere Richtung kippt was sicherlich nicht ideal ist. Hier einfach nur auf "Mutti" zu vertrauen, weil "wir das schon schaffen" ist eine sehr simple Verniedlichung des Problems.


    grüsse


    jürgen

  • Hallo Jürgen!


    Jetzt bin ich überrascht - und das aber negativ!
    Du verstehst nicht, oder willst nicht verstehen, worum es hier in diesem Thread geht.
    Kaum habe ich versucht, jene unsägliche Kosten-Nutzen Aufstellung zu relativieren, kommst Du schon wieder mit neuen, ganz anderen Aspekten.


    Nochmals deutlich:

    Wir wollen hier keine Diskussion über alle möglichen Aspekte des Flüchtlingsthemas.

    Weder über die in D , aber auch nicht über die, die im Ausland aufgeführt werden ( wie Jofina erwähnte) So sehr sie zutreffen mögen ( oder auch nicht)
    Bitte hier im Forum nicht!
    Es gibt davon sehr viele Plattformen, wo Du das heiß dikutieren kannst.



    Unser Thema ist die Betreuung der Flüchtlinge in möglichst konkreten, persönlichen Beispielen.


    Da haben wir schon Endrucksvolles und Bewundernswertes gelesen. Das macht Mut.
    Was nützen solche Adventsbeiträge wie
    https://www.schoener-reisen.at…ntszeit&p=62451#post62451
    s.#5 und #7
    wenn sie nur sentimentale Lippenbekenntnisse sind???


    Welchen konkreten Beitrag konntest DU bisher bei der Betreuung von Flüchtlingen leisten? Erzähl mal!
    Ich sehe es jetzt hier in unserem Ort- da werden menschliche, organisatorische, praktische usw Fähigkeiten benötigt- halt auch etwas Zeit ( auch Spenden für unvorhergesehene, spontane Ausgaben sind in den Helferkreisen nicht unwillkommen ...) Möglichkeiten gibt es genug .
    In Deinem Ort sicher auch.


    Ich bitte alle, die sich in diesem Thread beteiligen wollen, beim Thema zu bleiben - oder sich einfach zurückzuhalten.
    Es wäre schade, wenn ich diesen Thread schließen müsste, weil er sich seitenlang OT vom X zum Y entwickelt.


    Zitat von Vadda

    Ich könnte kotzen ... schöner reisen ad absurdum - ich mag nicht mehr ...


    Ich hoffe, Du meinst nicht unser Forum Schoener-Reisen - sondern "schönes Reisen", das wir ja alle genießen und und wo uns hoffentlich bewusst ist, welches Privileg das ist!


    Du hast nochmals ein Zitat vorangestellt - und jeder , der etwas nachdenkt, sollte erkennen, wie gefährlich solche Gedanken sind.
    "ältere Flüchtlinge... müssen alimentiert werden..."


    Da ist der Gedankenschritt nicht mehr weit zu "was ist für Deutschland nützlich und was nicht..."
    Ich bin alt genug um zu wissen, wohin solche ( zunächst harmlos klingende) Gedanken führen können.


    Lieber Klaus, ich hoffe, Du bleibst dem Forum treu!
    Und dass DU auch weiterhin Kraft schöpfen kannst mit vielen "schönen Reisen" !


    Sehr nachdenkliche Grüße,
    Elke

  • hallo Elke,


    ich habe das Thema wie im Titel genannt so verstanden "Die Flüchtlinge und ihre Betreuung" und nicht als "die Betreuung der Flüchtlinge". Somit dürfen meinem Verständnis nach doch auch Aspekte rund um dieses Thema angesprochen werden.


    Jofina hat so ein Thema angesprochen. Dieter schreibt lieber nichts mehr um ja nicht anzuecken. Ich glaube, daß jeder hier durchaus intellektuell in der Lage ist und das nötige Fingerspitzengefühl bei diesem sensiblen Thema hat. Ich habe vor einiger Zeit das Thema Schlepper angesprochen. Auch dies gehört zum Thema. Wenn das nicht gewünscht ist, brauchen wir eine genaue Definition, was hier gepostet werden darf.


    Deine Frage nach meinen persönlichen Leistungen bei der Betreuung der Flüchtlinge kann ich gerne hier offen beantworten wenn dies allgemein gewünscht wird. Nichts! Ich habe mich bisher in keinster Weise aktiv darum bemüht, irgendwo in irgendwelcher Weise micht hier einzubringen. Muß ich mich deswegen schämen? Bei uns im Dorf gibt es im übrigen bisher keine Flüchtlinge. Was diesbezüglich künftig geschieht werden wir sehen.


    Ob es im Sinne dieses Forums ist, eine Art Hitliste darüber aufzustellen, wer von uns sich in welcher Form auch immer bei der Betreuung von Flüchtlingen einbringt, sei mal dahingestellt. In erster Linie sehe ich dieses Forum nach wie vor als Reiseforum an.


    Was ich mit meinem Posting sagen wollte, ist doch eigentlich ganz deutlich erkennbar. Unter dem Begriff "Flüchtling" werden bisher alle zusammengefasst, die mehr oder weniger unkontrolliert entgegen allen EU-Regeln und nationaler Gesetze in unser Land einreisen. Das kann nicht richtig sein, weil nicht jeder im Sinne der UN-Konventionen vor Krieg, Hunger, Vertreibung oder weil er sonst in irgendeiner Art und Weise verfolgt wird flieht.


    Du unterstellst mir, daß ich dieses Zitat "ältere Flüchtlinge... müssen alimentiert werden..." vorangestellt habe. Dies entspricht nicht den Tatsachen was du mir sicherlich im Nachhinein bestätigen wirst. Bezüglich des Alters der Flüchtlinge habe ich keine Aussage getroffen.


    Wenn es ausschließlich um das Thema "Betreuung" gehen soll, dann werde ich hier künftig mitlesen. Sollte sich die Situation bei uns im Ort ändern, kann ich möglicherweise ebenfalls Beiträge meiner aktiven Betreuung hier beisteuern.


    Ich möchte nur nicht aufgrund meiner Postings nicht in eine bestimmte politische Ecke gedrängt werden. Ich habe diesem Staat immerhin mehr als 35 Jahre gedient und bin seit knapp 20 jahren Schatzmeister des Ortsverbandes einer seit Bestehen der Bundesrepublik im Bayerischen Landtag vertretenen Partei. Wer beispielsweise meinen letzten Bericht über Honis Jagdhaus gelesen hat, dürfte erkennen, daß ich Diktatur oder die Ausbeutung oder Diskriminierung von Menschen grundsätzlich ablehne, egal ob rechts oder links (blöde Ausdrücke) oder religiös oder rassistisch begründet.


    https://www.schoener-reisen.at…rewitz&highlight=Honecker



    grüsse


    jürgen

  • Jetzt lass die Kirche mal im Dorf, Jürgen.


    Ich habe Dich nicht mit einer bestimmte Ecke in Verbindung gebracht


    Zum Zitat von Vadda ..
    Ich habe nie behauptet, dass Du das Zitat vorangestellt hast ( Kann man ja in #81 nachsehen)


    Nach diesem Zitat habe ich zwar keine neuen Anrede gewählt , aber es müsste doch deutlich erkennbar gewesen sein, dass ich mit "DU" in diesem neuen Abschnitt nicht Dich gemeint habe sondern denjeneigen , der ziitiert hat!!


    Zitat

    Ich hoffe, Du meinst nicht unser Forum Schoener-Reisen…


    Zitat


    Du hast nochmals ein Zitat vorangestellt


    Wer ist wohl dieser "DU"??

    Gruß,
    Elke

  • Zunächst möchte ich mich für meinen gestrigen Ausraster entschuldigen, mein Zorn war unbändig. Entschuldigung!


    Gegen 21.00 Uhr hatte ich einen Notruf erhalten (wie sich heute herausgestellt hat, ist alles noch Gott sei Dank recht gut abgelaufen). Quasi zeitgleich muss ich hier neben dem Spruch von der Alimentierung älterer Flüchtlinge auch noch solches lesen:

    Zitat von jofina

    Auch hier in Spanien, sehen es deutsche Langzeit- und Kurzzeit-Urlauber nicht so sorgenfrei


    Ja, ja, das sind Sorgen! Ich wünsche schönes Reisen. Das sind die Sorgen, die auch von den "Patriotischen Europäern gegen die Islamisierung des Abendlandes" geteilt werden. Dabei fällt mir ein Spruch von Jan Böhmermann ein:
    "Wäre Dummheit ein Festival, wäre Dresden gerade Woodstock"


    Lieben Gruß,
    Klaus


    PS: Zur "Wirtschaftlichkeit der Menschen" fällt mir auch noch der Spruch von Dietmar Bartsch ein: Die teuersten Flüchtlinge in Deutschland sind die Steuerflüchtlinge


  • hallo Elke,


    aufgrund deiner Zeilen ist das Mißverständnis bezüglich des Zitats ja behoben. Ich danke dir für diese Aufklärung.


    Es bleibt für mich jedoch die Frage, um was es hier genau geht? Wenn ausschließlich über die Betreuung der Flüchtlinge gesprochen werden soll, kann ich zumindest bisher in der Tat nichts darüber berichten. Zeitungsartikel zu zitieren ist wohl nicht angebracht, weil jeder selbst die Möglichkeit hat, sich darüber zu informieren.


    Was die Situation bei uns vor Ort anbelangt, werden wir sehen, ob und wann eine entsprechende Unterkunft für Flüchtlinge hier geschaffen wird. Es scheint so zu sein, daß sich im Laufe dieses Jahren etwas tut. In diesem Fall könnte ich mir durchaus vorstellen, daß ich mich dann entsprechend meiner Fähigkeiten und Möglichkeiten einbringen werde. Gerne bin ich dann bereit, diesbezüglich hier auch Auskunft darüber zu geben.


    Aus meiner Sicht können wir somit zum Thema Betreuung zurückkehren.


    grüsse


    jürgen


  • Zur "Wirtschaftlichkeit der Menschen" fällt mir auch noch der Spruch von Dietmar Bartsch ein: Die teuersten Flüchtlinge in Deutschland sind die Steuerflüchtlinge


    So isses, lieber Klaus !


    Klitzekleines PS zur Diskussion während meiner Abwesenheit:
    1.
    Menschen über 50 also solche die hier nicht mehr arbeiten werden sind bei unter den Flüchtlingen die krasse Ausnahme. Ein paar Leute haben halt ihre alten Eltern mitgenommen, das ist mE für unser Sozialsystem verkraftbar. Die meisten würden die Strapazen der Flucht gar nicht überstehen, zumal v.a. ältere Frauen aus diesen Ländern in der Regel nicht schwimmen können.
    2.
    Zu den "Wirtschaftsflüchtlingen" (inzwischen m.E. ein Schimpfwort) und den "sicheren Herkunftsländern" (diesjähriger Kandidat für das Unwort des Jahres):
    httpss://www.ndr.de/nachrichte…walt-wartet,kanun100.html
    Ich hatte Betroffene schon in meiner ehemaligen Hausarztpraxis.


    So, aber jetzt weiter in meinem Tagebuch:
    Inzwischen (Stand 26.11.) pfeifen es nicht nur die Spatzen von den Dächern, sondern auch der NDR, dass wir ins Bieberhaus umziehen:
    httpss://www.ndr.de/nachrichte…ahnhof,bieberhaus106.html
    Ich weiss sogar schon einen Termin, aber den verrat ich nicht - wer es wissen muss, der weiss es eh.

    27.11.
    Eine Freundin mit arabischer Muttersprache hilft mir heut bei den Syrern und Irakern, bei den Afghanen müssen wir improvisieren.
    Der nächste Patient ist Afghane, da muss sie passen.
    "Salam aleikum". Antwort dito.
    "English, Deutsch ?" Verneinen.
    Patient hustet demonstrativ. Ich fühle ob er fiebert - im Regelfall nicht.
    Manchmal funktioniert ja unser Stirnthermometer - die Batterien entladen sich schnell. Ansonsten bin ich kein Freund von langen Thermometer-Aktionen, womöglich noch rektal (für Nichtmediziner: im Hintern, was am genausten ist), das lässt sich eh nicht durchsetzen und hält nur auf. Während meiner Famulatur 1980 in Kilimatinde/Tansania hatte das ganze Krankenhaus nur zwei Thermometer, da hiess es normalerweise: Fieber oder kein Fieber. Später hab ich bei meinen Heidelberger Kliniknachtwachen - es war damals noch üblich und Aufgabe der Nachtwächter, morgens die ganze Station durchzumessen, dazu Puls und Frage nach Stuhlgang - vor dem Ablesen mit der Hand an der Stirn "gemessen" und lag mit meiner Schätzung selten um mehr als ein halbes Grad daneben.
    Gut, er hat also kein Fieber.
    Ich nähere mich mit Lampe und Mundspatel, im Regelfall macht er dann den Mund weit auf, sogar Kinder tun das. Ggf. streck ich ihm die Zunge raus, das macht er nach. Manchmal ist der Rachen gerötet, oft nicht - interessanterweise hab ich seit Beginn meiner Containerkarriere noch keine vereiterten Mandeln gesehen.
    Ich drücke auf Nasennebenhöhlen, später (vorsichtig) auf die Augäpfel, bei geschlossenen Augen.
    "Dar mikoneh ?" Tut's da weh ?
    Tut es meistens nicht.
    Ich zeige ihm das Stethoskop, sag dass ich ihn abhören will (auf Deutsch, einfach damit er das Gefühl hat dass man mit ihm redet) und deute das Anheben der Oberbekleidung an. Das dauert ein bissl, denn es sind im Regelfall mehrere Schichten.
    Ich hör ihn ab, sag vielleicht "nafas" (Atmen oder Atmung, ähnlich wie das türkische "nefes") oder atme selber etwas tiefer, damit er das nachmacht. Wenn ich fertig bis: "Tashakor", danke (bei Arabern: "Shukran").
    Wenn er Schmerzen andeutet, geb ich ihm ein paar Paracetamol-Tabletten, ansonsten Nasenspray, wenn die Nasenatmung behindert ist, das hört man ja. Wenn ich denke, dass er Antibiotika braucht (das denke ich selten) suche ich mir einen Dolmetscher oder rufe H. an, die zumindestens schon wieder reden kann (hoffentlich kommt sie bald wieder), und dann würde er auch etwas Schriftliches mitkriegen.
    Er bekommt noch ein paar Hustenbonbons und ich sag ihm,dass er viel trinken soll. Mach dazu die Geste des Trinkens und sage "Tschai" (Tee) - dass ich damit Bier meine, ist bei diesem kulturellen Hintergrund unwahrscheinlich.
    Ich sag "OK, salam aleikum" und "choda hafis" (heisst bei den Afghanen sowas wie tschüss), und der Patient geht, bedankt sich vielleicht noch mit "tashakor" und auch "choda hafis".

    Meine Praxiskollegin meinte, das hier sei "Dritte-Welt-Medizin". Da hat sie wohl Recht. Aber ich denke, viel mehr braucht es in dieser Situation auch nicht, schliesslich sind die meisten Leute auf dem Sprung. Und man muss halt auseinander halten, wann wird's gefährlich, bzw. wann muss der Mensch zumindestens im Krankenhaus vorgestellt werden. Wobei ich da bei Kindern schneller dabei bin als bei Erwachsenen, bei Schwangeren sowieso, und die meisten das auch akzeptieren, natürlich nur mit ausreichender Erklärung (das geht dann nur mit gescheiten Dolmetschern, zur Not am Telefon).

    Wie zum Beispiel bei dem jungen Syrer mit Nierensteinen. Er wusste, dass er welche hatte, da in der Türkei schon mal damit behandelt. Und ich weiss, dass es tierische Schmerzen sind, die mit einer Diclofenac-Spritze oder Tramadol-Tabletten nicht hinreichend weggehen. Aber seine beiden Kumpels wollten unbedingt mit ihm weiter, in ein ostdeutsches Aufnahmelager, weil dort schon Angehörige warten.
    Über dieses Lager hatte ich in der TAZ schon einiges Unschöne gelesen.
    Gut, vielleicht haben sich die Umstände gebessert. Aber es liegt am Arsch der Welt ("am Ende der Welt", übersetzt es die Dolmetscherin), es fährt selten ein Bus und am Wochenende (wir haben Freitagmittag) noch seltener. Und dann Stunden im Bus.
    Ende vom Lied: Sie stimmen einer Krankenhauseinweisung zu und ich ruf den Rettungswagen. Solang bleibt der Patient im Container, einen seiner beiden englischsprachigen Begleiter schicke ich raus, um die Sanitäter einzuweisen - funktioniert super. Und nach einer kurzen Debatte akzeptiert die RTW-Besatzung auch beide Begleiter, normalerweise nehmen sie nur einen mit.

    Mein Wochenende ist normalerweise "flüchtlingsfrei", wenn nicht grad eine Demo zu dem Thema ist. Oder, wie jetzt grad, eine Fortbildung, mit dem Titel "Flüchtlingsmedizin". über 200 Leute sind da, der alte Hörsaal des "Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin" ist proppevoll. Die meisten, zum Teil von weit angereist, betreuen Erstaufnahmeeinrichtungen, zum Teil bezahlt, zum Teil ehrenamtlich. Ich hab ein bisslwas protokolliert - wen's interessiert, kann mich anmailen.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • hallo,


    nun kann ich doch auch etwas zum Thema beitragen. Der FC Augsburg, der zwar in der Bundesliga spielt, dies jedoch in dieser Saison bisher nicht sehr erfolgreich, hat für das vergangene Spiel am letzten Sonntag gegen den VfL Wolfsburg, es endete 0 : 0, 2.000 Freikarten an in Augsburg und Umgebung wohnende Flüchtlinge gespendet. Eine nette Geste wie ich finde, zumal das Stadion eh nicht voll war. 27.000 Zuschauer kamen insgesamt zum Spiel.


    grüsse


    jürgen

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