Wegkreuze, Bildstöcke, Marterln

  • Nach langer Zeit mal wieder ein Beitrag zu diesem Bildthema:


    Über diesen Bach, den Moosbach bei Übersee im Chiemgau, führte vermutlich einmal eine Holzbrücke.



    Dort steht am Ufer dieses Marterl mit diesem etwas unbeholfen naiv , jedoch liebevoll gemalten Bild.



    Entweder war die Bücke schon baufällig, oder Pferde und Bauer waren zu schwer.


    Auf dem Marterl kann man lesen:

    "Hier ertrank der Halsererbauer und Pferde"



    Ein Jahreszahl konnte ich leider nirgendwo finden.


    Es grüßt
    Elke

  • Ich habe noch nie den Ausdruck MATERLN gehört. ;) Hört sich so Bayrisch an. Ich denke, das ist es auch, oder?


    Gruß
    Jofina

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Ich habe noch nie den Ausdruck MATERLN gehört. ;) Hört sich so Bayrisch an. Ich denke, das ist es auch, oder?


    Jofina . schau mal hier
    MARTELN
    Die gibt es bei uns hier in Bayern ( und auch in Österreich) recht häufig.


    Oft mit hübschen , sehr naiv gemalten Bildern von dem Ereignis,
    meist zur Erinnerung an irgendein Unglück oder Verbrechen.
    Fast immer haben sie einen religiösen Bezug.


    Ob man die Kreuze und Steine , die heute oft an den Straßenrändern aufgestellt werden und an tödliche Verkehrsunfälle erinnern, auch als soche benennen kann, bin ich nicht sicher.



    Viele Grüße ,
    Elke

  • In den Alpenflüssen wurde früher Holz transportiert (getriftet, d. h.nicht zu Flößen zusammengebunden). Es war eine gefährliche Arbeit - etliche Marterln zeugen davon.


    Am Ammerdurchbruch westlich von Saulgrub (Kreis Garmisch-Partenkirchen), wo sich die Ammer einen schmalen Weg durch die Felsen gegraben hat, verkeilten sich die Stämme leicht, und man mußte sie voneinander lösen mit Hilfe eiserner Haken an langen Stangen. Wurden die Stämme wieder frei, so schoß das Wasser, das sie zuvor hinter sich angestaut hatten, plötzlich los und konnte die treibenden Hölzer gewaltsam hochwirbeln. Wenn ein Arbeiter von so einem Stamm ("Scheit" ) getroffen wurde, sprach man von einem "Scheiterschuß", und die Folge ... das steht auf dem Marterl:




    Nicht weit vom Ausgang der Partnachklamm bei Garmisch-Partenkirchen stehen im Halbkreis fünf kleine Marterl; eins berichtet von einem Todesfall durch Blitzschlag, bei den anderen vier aber sind es Unfälle beim Holztriften. Ganze Baumstämme konnten die enge Partnachklamm unmöglich durchfahren; sie wurden vorher in Stücke von 1 Meter Länge zersägt.


    Anton Fütterer am 23. 6. 1891 ertrunken beim Triften





    Johann Martin Grasecker am 21.6.1853 verunglückt beim Triften




    Am 4. 4. 1934 verunglückte Herr Josef Wackerle von (...) beim Holztreiben am (...)




    Josef Heiß am 26.6.1875 beim Holztriften ertrunken




    Vom Blitz erschlagen wurde der 16jährige Peter Pfeiffer aus Schlattan am 6.9.1876


  • Die fehlenden Wörter beim dritten Marterl lauten "Mittergraseck" und "Steg".
    Der komplette Satz lautet also: "Am 4.4.1934 verunglückte Herr Josef Wackerle von Mittergraseck beim Holztreiben am Steg".
    Quelle: httpss://www.erzbistum-muenche…nt-Oberau/Page058067.aspx
    Die schreiben, dass der "Josef Weiß am 26.6.1875 beim Holztriften ertrunken" ist.
    Ich sehe aber ein Heiß, wie Du, nyra.



    Liebe Grüße von waldi (zurück in D) :174:

  • Danke, waldi! (Googelst du alles nach, was du hier siehst? :74: )


    Weiß oder Heiß - wie da jemand ein W lesen kann, verstehe ich nicht, besonders da in der Zeile darunter ein weiteres H zu sehen ist.

  • Am südlichen Ortsrand von Oberstdorf (Oberallgäu, Bayerisch Schwaben) stehen drei Wallfahrtskapellen, die Loretto-Kapellen.
    In einer von ihnen berichten zwei Tafeln vom Absturz in den Bergen.


    Der "nach kurzem, blütenreichen Erdenwallen" dem Grab Verfallene war Gesellensenior, d. h. Ältester/Vorsitzender des Oberstdorfer Gesellenvereins.
    Zur Höfats und ihrer "bergsteigerischen Erschließung" siehe hier und hier.




    Beiden Websites ist zu entnehmen, daß an der Höfats viel Edelweiß zu finden war. Noch im Heimatfilm der 1950er Jahre bekräftigte der Bursch seine Werbung um das Madl,
    indem er ihm ein unter Lebensgefahr gepflücktes Edelweiß mitbrachte.


    Ob auch Leonhard Wallner aus diesem Grund am Höfats war oder einfach aus bergsteigerischem Ehrgeiz, erfahren wir nicht. Anders ist es bei dem Jüngling Viktorinus Hindelang.
    Ob sich sein Madl die Augen ausgeweint hat, als er "mit zerschmettertem Haupte und gebrochenen Gliedern gefunden" wurde?


  • Danke, Nyra!
    Wieder zwei schöne Beispiele, dass man früher nicht so zurückhaltend war, die genaueren Umstände eines Unglücks in Wort und Bild für die Nachwelt festzuhalten.
    Solche Marterln ( Gedenktafeln) liest man doch eher und nimmt an dem Schicksal zumindest in der Vorstellung ein wenig Anteil.


    Warum macht man das heute nicht mehr??
    Heute sehen wir häufiger mehr oder weniger anonyme Kreuze irgendwo am Straßenrand.


    Gruß,
    Elke

  • ... dass man früher nicht so zurückhaltend war, die genaueren Umstände eines Unglücks in Wort und Bild für die Nachwelt festzuhalten.

    Hallo Elma,


    es wurde ja um ein Gebet für die Verunglückten gebeten - da empfahl es sich schon, den Text so zu formulieren, daß der Vorbeikommende etwas Anteil nahm.
    Und dann ging man früher vorbei und konnte lesen, was da stand. Heute fährt man vorbei, und die Kreuze stehen meist an Stellen, wo man selbst dann nicht anhalten und aussteigen könnte, wenn man es wollte.


    in den Bergen teilt man die näheren Umstände vielleicht noch mit? Da kennen sich andere besser aus als ich. Ich habe noch zwei Beispiele aus den 1960er Jahren:


    Dieser Stein liegt am Weg von der Bergstation der Hörnerbahn bei Bolsterlang (Nähe Oberstdorf) zum Berghaus Schwaben, dessen Wirt an dieser Stelle 1967 durch eine Lawine verunglückte.




    Und ein Kreuz in der Pöllatschlucht (unterhalb von Neuschwanstein) berichtet vom Absturz eines Internatschülers im Mai 1960.


  • Ich hol mal wieder diesen alten Thread aus der Versenkung.


    An der Wertach auf Höhe des Kraftwerks Siebnach ertrank jemand im Jahr 1933 im Fluss. Die Hintergründe sind mir nicht bekannt. Das Marterl hat nun schon viele Jahrzehnte auf dem Buckel und ist immer noch lesbar.


    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_73055


    der Wortlaut der Tafel


    ?random=0&maxWidth=0&embedded=0#imageAnker_73051


    Wir haben das Marterl gestern beim zweieinhalbstündigen Rundweg um den an dieser Stelle kanalisierten Fluss entdeckt.


    Grüße


    Jürgen

  • Gute Idee Jürgen :thumbsup:


    da hab ich doch schon mal ein Wegkreuz.


    Es steht in der Finkau , nähe Krimml.



    Das Leben ist wie ein Zug - entweder du steigst ein , oder du bleibst zurück. ;)


    Dieter

  • Heute war ich unterwegs um meine Mini-Drohne zu testen. Es war ein Weihnachtsgeschenk, aber das Wetter hat bisher nicht gepasst. Heute war es sonnig und kaum windig. Ich fuhr also auf eine Bergkuppe mit viel Wiese und ohne Strommasten. Laut Bedienungsanleitung (in grausamer Übersetzung) soll die Reichweite 25 Meter nicht überschreiten. Dann soll sie in der Luft stehen bleiben. Ich startete sie, und erst lief alles wunderbar. Dann kam Wind auf und meine Drohne wurde vom Winde verweht. Vor einem Wäldchen im Hintergrund verlor ich sie aus den Augen und ließ sie landen. Nach etwa einer Stunde gab ich die Suche nach der etwa 10 x 10 cm kleinen Drohne auf und ging ans Wäldchen um mich in der Waldhütte etwas auszuruhen.



    Da erinnerte ich mich an einen Vorfall von vor über 30 Jahren.

    Bei der Miriam Stockl von den Rosenheim-Cops heißt es ja täglich "S' gabet a Leich!". In unserer Kleinstadt kommt das seltener vor.

    Links neben der Waldhütte, über dem linken Bankende, kann man ein Marterl sehen. Das erinnert an einen Mord der vermutlich an diesem Platz geschah. Einem jungen Mann wurde der Hals durchgeschnitten. Der 16-jährige wurde am 20.12.1990 das letzte Mal lebend gesehen. Drei Tage später fanden Spaziergänger hier seine Leiche. Der Mörder konnte nicht ermittelt werden. Der Fall ging durch die Medien, und auch bei XY-ungelöst suchte man nach Tathinweisen. Es war vergebens.






    Die Bilder sprechen für sich. Das Porträt des jungen Mannes auf dem Sockel ist inzwischen verschwunden.

    Im vergangenen Jahr hat eine Sonderkommision den Fall neu aufgenommen. Dabei hat man im Mai 2022 das Waldstück erneut durchsucht und fand die vermutliche Tatwaffe, ein sonderbar geformtes Messer.


    Copyright: Polizei Unterfranken


    Trotz einer erneuten Bürgerbefragung kam man bei der Täterermittlung nicht viel weiter. Die Ermittlungen sind aber noch nicht abgeschlossen. Es wurde sogar eine Belohnung von 10 000 Euro ausgelobt. Der Mörder muss es also weiter mit seinem Gewissen und seinem Gott ausmachen, sofern er an etwas glaubt.



    Liebe Grüße von waldi :174:

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