Vor zwei Tagen haben wir eine Wanderung unternommen, wo wir nicht genau wußten was auf uns zukommt. Die Unsicherheit war dadurch bedingt, daß wir nicht einschätzen konnten, ob und wieviel Schnee noch im Haldertobel lag. Der Haldertobel ist eine mal mehr und mal weniger enge Schlucht, durch die die Gunzesrieder Ach aus dem Gunzesrieder Tal hinaus und bei Blaichach in die Iller fließt.
Wir starteten unser Tour in Blaichach neben dem historischen Werk der Firma Bosch und fragten gleich einen Einheimischen, wie denn der Weg durch den Tobel aktuell zu begehen sei. Dessen Aussage, daß nun Anfang März weder Schnee noch Eis oder Matsch unser Fortkommen behindern würde, schöpfte bei uns Vertrauen. Leider hat sich diese Info im Laufe der Tour als falsch herausgestellt.
Rechts vom historischen Werk der Firma Bosch geht es anfangs auf einer schmalen Straße bergauf.
Das schaut doch für den Anfang ganz gut aus.
Blick zurück auf Blaichach
Viel ist nicht übrig geblieben von der Burg Ettensberg rechts vom Weg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Ettensberg
Aus dem Fahrweg wird ein Pfad, der sich am Hang entlang zieht.
Unterhalb des Pfades verläuft das Druckrohr des Wasserkraftwerks, welches sich auf dem Gelände der Firma Bosch befindet. Möglicherweise war diese Art der Stromerzeugung einstmals der Grund für das Weltunternehmen, hier ein Werk zu bauen.
Es geht neben oder oberhalb des Rohrs langsam nach oben. Nun liegt hier an vielen Stellen Schnee. Teilweise ist es eisig, teilweise wiederum matschig.
An manchen Stellen gibt es massive Stahlverstrebungen, die das Druckrohr vor herabstürzenden Felsen und Bäumen schützen sollen.
Steile Passagen sind durch Geländer geschützt. Und doch müssen wir aufpassen, daß wir nicht ausrutschen und fallen.
Der Haldertobel liegt im Naturpark Nagelfluhkette. Das Gestein schaut hier folglich aus wie Beton mit mehr oder weniger großen Steinen versetzt.
Wir erreichen den Stausee. Von hier aus fließt das meiste Wasser im Rohr ins Tal. Nur eine Restmenge verbleibt im Bachbett.
Tatsächlich ist der Weg nun problematisch. Bis auf eine andere Wanderin war niemand zu sehen.
Es geht mal links und mal rechts vom Bach weiter nach oben. Die Übergänge sind durch Stahlstege gesichert.
Der Haldertobel ist viel weniger bekannt als die nicht weit entfernte Breitachklamm oder die Starzlachklamm.
Etwa vier Meter über dem aktuellen Wasserspiegel befinden sich diese Hinweisschilder.
Damals waren wohl Teile des Steigs unter Wasser.
Ganz unscheinbar fast völlig eingewachsen entdecke ich ein Gebäude im Hang.
Es handelt sich um ein Kleinkraftwerk welches nur etwa 60 Tage im Jahr Strom aus Wasserkraft erzeugt. Das lohnt sich scheinbar.
Der dadurch bedingte Eingriff in die Natur ist meines Erachtens vertretbar.
Der Weg wird nun besser begehbar weil das Auf und Ab entfällt.
Im Hintergrund sehen wir schon die Barriere, die einen Teil des Bachs ins Rohr zum Kleinkraftwerk leitet.
Wir haben nach etwa eineinviertel Stunden das Gunzesrieder Tal erreicht. Bis hierher fließt die Ach durch ein teils natürliches und teils kanalisiertes Bachbett.
Nun gibts eine Brotzeit auf der Bank vor der St. Nikolaus Kapelle in Gunzesried.
Dabei haben wir diesen Ausblick auf nur teilweise schneefreie Hänge.
Weil der Weg hierher doch riskant war, beschließen wir, zurück einen anderen Weg zu nehmen, der weniger gefährlich ist. Man kann auch auf Feld- und Waldwegen hinunter nach Blaichach gehen. Diese Variante wählen wir nun.
Blick zurück auf Gunzesried
Der einzige Wermutstropfen dieses Weges ist die Tatsache, daß die Landwirte heute alle mit dem "Bschidwagen" unterwegs sind, d. h. daß heute die Gülle der Rinder auf die Wiesen ausgebracht wird. Vielleicht wollen die aber auch bloß ihre neuen Fendt Zugmaschinen den Nachbarn zeigen.
Am Weg entdecke ich Kleinigkeiten wie eine Buche, die zwei Steine gepackt hat und nicht mehr hergibt.
Eine mir unbekannte Pflanze steht an sonnigen Stellen kurz vor der Blüte.
Wir schaffen es gerade, in dreieinhalb Stunden wieder am in Blaichach geparkten Auto zu sein. Drei Stunden ist die maximale Parkdauer und so hatten wir nach Ankunft ein knapp dreieinhalbstündiges Zeitfenster für unsere Wanderung.
Es wird sicherlich noch eine zweite Wanderung durch den Haldertobel geben. Aber dann erst ab Mitte April wenn die Wahrscheinlichkeit auf einen schneefreien Steig viel größer ist als jetzt Anfang März. Allerdings muß ich mir dann irgendwo in Blaichach einen strafzettelsicheren Parkplatz suchen.
Dann benötigen wir hoffentlich auch nicht die "Bio-Schuhputz-Maschinen" bestehend aus Häufen mit festem Altschnee. Daran kann man wunderbar die matschigen Bergschuhe abwaschen und spart sich somit die Mühe zuhause.
jürgen