Am Sonntag fand in Weißenhorn (20 km südöstlich von Ulm) der jährliche Leonhardiritt statt. Eigentlich ist erst der 6. November der Tag des heiligen Leonhard, aber da gibt es dann Leonhardiritte anderswo, und so können sich die Teilnehmer mit ihren Rössern an mehreren Orten präsentieren.
Wikipedia verzeichnet über 100 Leonhardiritte (bzw. -fahrten) in Deutschland; am berühmtesten ist natürlich Bad Tölz, aber eine der zahllosen Busfahrten dorthin (Abfahrt in Ulm 4.00 Uhr früh) mit den entsprechenden Touristenmassen wollte ich mir nun doch nicht antun. Für mich tut's auch Weißenhorn.
Alte Pferdeprozessionen wurden in der Zeit der Aufklärung abgeschafft, im 19. Jahrhundert teilweise wieder aufgenommen. Als das Pferd in der Landwirtschaft vom Traktor abgelöst wurde, kamen sie meist zum Erliegen. Dann aber wurden Pferde zum "Hobby", und man belebte die Tradition neu. Selbst Orte, in denen es diese Tradition nie gegeben hatte, stellten nun solche Umzüge auf die (Pferde-)Beine. In Weißenhorn gibt es den Leonhardiritt seit 1973, und er wird vom örtlichen Reit- und Fahrverein organisiert.
In Weißenhorn wird mehr gefahren als geritten. Viele Pferde ziehen geschmückte Wagen, und sie selbst sind auch geschmückt. Was trägt das elegante Pferd zu so einem Anlaß? Mindestens ein Häkelmützchen mit farbigen Ohren ...
... meist aber noch etliches an dekorativem Geschirr ...
... Blumen und Bänder, wobei auch die Kehrseite nicht vergessen wird:
Dieses Pony wartet noch auf den Abmarsch und wirkt ein bißchen traurig: "Jetzt hab ich so hübsche Schleifen, und keiner beachtet mich!"
Keins ist zu klein, um am Zug teilzunehmen.
Und daß es sooo kleine Pferde gibt, hab ich nicht mal geahnt.
Für den Wagen der Brauerei braucht man freilich andere Kaliber, und ein Sechsergespann zu führen ist wohl schon eine anspruchsvolle Aufgabe.
Auf dem Wagen des Schützenvereins Oberhausen haben viele Platz, auf dem der Trachtengruppe Burlafingen zumindest der huldvoll grüßende Vorstand.
Andere führen sogar ihre Dorfkirche im Zug mit ...
... und diese ein Bekenntnis zur Landwirtschaft.
Schwarz ist natürlich sehr edel, läßt aber doch etwas an Friedhof denken.
Edel geht es auch bei den Reitern zu.
Jetzt, am Anfang des Umritts, sind die zwei im Dirndl noch ganz fröhlich, aber bald werden sie arg frieren.
Und die Ritter irgendeines Mittelaltervereins lassen natürlich auch keine Gelegenheit aus, ihr Publikum zu beeindrucken.