Esztergom liegt etwa 50 Kilometer nördlich von Budapest am rechten Donauufer.
Josef hat Esztergom schon kurz im Städte-ABC vorgestellt.
Der deutsche Name Gran leitet sich von dem Flussnamen Hron (Gran) ab, der gegenüber von Esztergom in die Donau mündet.
Die Donau bildet hier seit Trianon die Grenze zur Slowakei.
Esztergom ist eine der ältesten Städte Ungarns.
Die ersten bekannten Siedler waren Kelten der späten Latènezeit (150 v. Chr. – 30/0 v. Chr.) auf dem markant aufragenden Burgberg.
Nach der Besetzung des Landes errichteten die Römer am selben Platz ein Kastell
mit einer um den Berg liegenden Siedlung und nannten den Ort Solva mansio.
Nach der Völkerwanderungszeit siedelten sich in den Ruinen des Kastells Slawen an.
Nach der Ankunft der Magyaren in diesem Gebiet, zu Anfang des 10. Jahrhunderts,
wurde Esztergom gegen Ende desselben Jahrhunderts Sitz des Großfürsten Géza
und dann bis zum Ende des 12. Jahrhunderts einer der Hauptsitze ungarischer Herrscher.
In der Festung von Esztergom wurde der später heilig gesprochene István (Stefan I.) geboren
und am 17. August 1000 zum ersten König von Ungarn gekrönt.
Kaiser Otto III. (HRR) richtete hier das Erzbistum Gran ein und der Erzbischof von Gran trug später den Titel Primas von Ungarn.
Die Kathedrale "Unserer Lieben Frau und des heiligen Adalbert",
ung. "Nagyboldogasszony és Szent Adalbert prímási főszékesegyház".
Der Dom von Esztergom ist die Kathedralkirche des römisch-katholischen Erzbistums Esztergom-Budapest.
Sie beherrscht das Stadtbild von Esztergom.
Diese Bilder sind vom gegenüberliegenden Donauufer, vom slowakischen Štúrovo (ung. Párkány) aus fotografiert.
Wir suchten uns einen Parkplatz am Burgberg.
Wer genau hinschaut der erkennt, dass da einer vor dem Berg rumsitzt.
József Kardinal Mindszenty
war ein ungarischer Erzbischof der Erzdiözese Esztergom und Primas von Ungarn. Wegen seines Auftretens gegen Ungerechtigkeiten wurde er mehrmals inhaftiert und war nach 1945 eine Symbolfigur des Widerstandes gegen den Kommunismus in Ungarn.
Papst Pius XII. ernannte ihn am 15. September 1945 zum Erzbischof von Esztergom.
Er warf der russischen Besatzungsmacht vor, den Wiederaufbau im Lande zu behindern.
Am 17. Oktober 1945 veröffentlichte er ein Hirtenschreiben, in dem er gegen die Vertreibung der Deutschen aus Ungarn protestierte.
1946 erhob er seine Stimme gegen die Ausweisung der Ungarn aus der Slowakei.
Da er sich weigerte die kommunistische Regierung anzuerkennen wurde er im Dezember 1948 verhaftet.
Vom 3. bis 5. Februar 1949 fand ein Schauprozess vor einem Volksgericht statt,
bei dem er wegen Umsturzes, der Spionage gegen Ungarn und wegen Devisenvergehen angeklagt wurde.
Das Gericht verurteilte ihn am 8. Februar zu lebenslanger Haft.
Am 23. Oktober 1956 begann der Ungarische Volksaufstand und am 30. Oktober wurde der Kardinal aus dem Gefängnis befreit.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes und der Gefangennahme der Revolutionsregierung von Imre Nagy,
die er öffentlich unterstützt hatte, flüchtete er in die US-Botschaft.
Als die USA eine Beendigung des Kalten Krieges wünschten und auch der Heilige Stuhl eine Annäherung an die kommunistischen Regierungen in Osteuropa suchte, wurde der Fall Mindszenty ein Hindernis für eine Entspannung.
Mindszenty hatte schon früher das Angebot des Papstes abgelehnt, Ungarn zu verlassen und ein Kurienamt in Rom zu übernehmen.
Nach langen und zähen Verhandlungen beugte sich Mindszenty dem Wunsch von Papst und US-Politik und begab sich nach Wien ins Exil.
1974 veröffentlichte Mindszenty seine Memoiren (deutscher Titel "Erinnerungen"), in denen deutliche Kritik an der zu laxen Politik des Vatikans gegenüber dem Kommunismus herauszulesen ist.
Um die Beziehungen zum kommunistisch regierten Ungarn weiter zu normalisieren, verlangte der Papst von ihm am 1. November 1973 den Rücktritt als Erzbischof von Esztergom. Mindszenty lehnte dies ab. Dennoch wurde der Bischofssitz am 18. Dezember für vakant erklärt. Der abgesetzte Erzbischof bat am 7. Januar 1974 um Widerruf dieser Entscheidung, wurde aber am 5. Februar aus pastoralen Gründen seines Amtes enthoben.
Nach seinem Tod am 6. Mai 1975 wurde er am 15. Mai in der Wallfahrtskirche von Mariazell beigesetzt.
Nach seinem Testament sollten seine sterblichen Überreste erst dann nach Esztergom überführt werden, wenn
"der Stern der Moskauer Gottlosigkeit vom Himmel Mariens und des hl. Stephans fällt".
Dies erfolgte nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungsmacht am 4. Mai 1991.
Bis zur politischen Wende im Jahr 1989 wurde er in Ungarn neben Imre Nagy als Paradebeispiel des Konterrevolutionärs betrachtet bzw. dargestellt.
Bewunderung verdient sein unerschrockenes Auftreten gegen Ungerechtigkeiten und er wird deshalb als Märtyrer angesehen.
Im Jahr 1993 wurde von Michael von Habsburg-Lothringen als Präsident der Mindszentystiftung der Seligsprechungsprozess initiiert.
Quelle: httpss://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%B3zsef_Mindszenty
Heute kann man gegen einen kleinen Obolus sein Grab in der Gruft der Basilika besuchen.
Das Denkmal wurde am 2. Mai 2015 enthüllt.
Dass man bei Kenntnis der Geschichte Mindszentys ausgerechnet einen russischen Bildhauer, Vlagyimir Szurovcev, ausgewählt hat, kann ich nicht verstehen.
Ich weiß, dass es in Ungarn kompetente Künstler in ausreichender Zahl gibt!
Neben dem Mindszenty-Denkmal erinnert eine Tafel an die Märtyrer von 1956.
Neben dem Ministerpräsidenten Imre Nagy und den Ministern Pál Maléter und Miklós Gimes wurden 1958/59 über 300 Menschen hingerichtet!
Kaum vorstellbar, dass dies in Europa um 1960 noch möglich war.
Zwischen dem Mindszenty-Denkmal und dem Primás-pince führt ein gut 80 Meter langer Tunnel unter der Auffahrt zur Basilika hindurch.
Das Sötétkapu (dunkles Tor)
ist dem Initiator des Basilikabaues, dem damaligen Erzbischof Alexander Rudnay gewidmet.
Dunkles Tor nannte man den Tunnel weil man keine geeignete Beleuchtung dafür fand.
Der Tunnel und der Primás-pince (Erzbischof-Keller) entstanden vor dem Bau der Basilika.
Um den Transport der Baumaterialien und die Zufahrt für Wagen zur Basilika zu erleichtern schüttete man eine künstliche Rampe auf.
Darunter entstand der Weinkeller mit 3700m².
Das kunstvolle schmiedeeiserne Tor schuf György Horváth.
Bevor ich den Weg über die Treppe neben dem Weinkeller hinauf ging fotografierte ich noch diesen Radbrunnen.
Er wurde in den 1970er Jahren auf Anregung des Architekten Konstantin Vukov von einem Landhaus in der Nähe von Esztergom geholt.
...
Nicht über die Rampe, sondern über eine seitliche Treppe stieg ich auf den Burgberg.
Sogar an alte Männer wie mich hat man beim Treppenbau gedacht!
Auf den 3 Treppenabsätzen kann man sich auf den Steinbänken in den Ausbuchtungen ausruhen.
Am Treppenende wurde ich von István I. (hl. Stefan) empfangen. (Hebenstreit József, 1826)
Im Zuge der Renovierung der Kellerräume unter dem Vorplatz hat man 2009 mit 58 antikisierten Säulenstummeln Sitzplätze für müde Besucher geschaffen.
In der Rampenmitte bot sich mir ein überwältigender Anblick.
Unter dem ungarischen König Stephan dem Heiligen wurde die erste Kirche von 1001 bis 1010 errichtet.
Im Jahr 1543 wurde die Basilika in den verheerenden Türkenkriegen vernichtet und unter türkischer Herrschaft nicht wieder aufgebaut.
Erst 1820 unter Erzbischof Sándor Rudnay wurde das Erzbistum wieder errichtet und der Neubau der Kathedrale beschlossen.
Der klassizistische Dom von Esztergom ist eine langgestreckte Saalkirche mit einem kurzen Querhaus, zwei Kapellen, der Domschatzkammer und einem Empfangssaal.
Die Länge des Doms beträgt 118 Meter, die Breite 49 und die Höhe 100 Meter.
Rechts und links vom Tympanon der Portalfront, einem repräsentativen antikisierenden Portikus, wurde der Dom mit zwei 57 Meter hohen Glockentürmen ergänzt, welche durch Arkaden mit der Basilika verbunden sind.
Über der Vierung im Zentrum des Bauwerks erhebt sich die weithin sichtbare Kuppel auf einem Säulentambour.
Die Kuppel ist begehbar und bietet ein herrliches Rundumpanorama - für den der sich traut.
Im Tympanon las ich...
"Haupt, Mutter und Lehrerin der ungarischen Kirchen"
Vor den 8 mächtigen Säulen mit einer Höhe von 22 Metern...
... und herrlichen Akanthusrosetten...
... steht das Denkmal der Heiligen Maria mit dem Jesuskind, ausgestattet mit den ungarischen Krönungsinsignien.
...
Am 15. August 1905 wurde das Denkmal von György Kiss auf dem Szent István tér vor der Basilika aufgestellt.
Der Text auf dem Sockel lautet...
Unsere liebe Frau der Ungarn!
Bleibe bei uns!
Unsere Mutter!
Rechts der Basilika wurde 1978 das Reiterstandbild von István I., ein Werk des Bilhauers Ferenc Medgyessy enthüllt.
Im Park links neben der Basilika steht die
Kuckländer-Madonna.
Die Kuckländer-Madonna ist Esztergoms ältestes Freilicht-Denkmal.
Diese Sandsteinmadonna ist eine Kopie der "schwarzen Maria von Ötting"
Von 1706 bis 1719 war Baron Franz Kuckländer Feldmarschalleutnant und Kommandant der Burg von Esztergom.
Während des Rákóczi-Aufstandes (Kuruzenkrieg 1703 - 1711) brach 1709 in Esztergom die Pest aus.
Danach ließ Kuckländers Frau, Anna Katharina Benigna Maria (geb. Truchlin) die Madonna auf dem Platz des Burgmarktes aufstellen.
Beim Bau der Basilika wurde die Madonna in die Stadt umgesiedelt und erst 1971 kam sie auf den Burgberg zurück.
Das Relief über dem rechten Arkadenbogen zeigt die Grundsteinlegung der Basilika am 23. April 1822 durch Erzbischof Rudnay
und Johann Baptist Packh (in Vertretung des Bauleiters Paul Kühnel) in Gegenwart von Palatin József.
Das Relief über dem linken Arkadenbogen zeigt die Einweihung der Basilika am 31. August 1856 durch Erzbischof János Scitovszky.
Im linken Bildteil, unter dem Baldachin, wohnt Kaiser Franz Joseph der Zeremonie bei.
Am rechten Glockenturm erinnert eine Gedenktafel an das tausendjährige Jubiläum des Märtyrertodes des hl. Adalbert.
Am linken Glockenturm erinnert eine Gedenktafel an den tausendsten Jahrestag der Hochzeit von Stefan I. und Gisela von Bayern.
Werfen wir einen Blick hinter die Säulen des Hauptportals.
In einer Nische der Nordwand der Vorhalle steht János Hunyadi
der beim Umbau der damaligen Basilika (1450-1453) finanzielle Unterstützung gewährte. (Johann Hutterer, 1876)
Links daneben hängt das Wappen von Erzbischof János Simor, der 1867 Kaiser Franz Joseph zum ungarischen König gekrönt hat.
Weiter links hängt das Wappen von Erzbischof János Scitovszky der diese Basilika eingeweiht hat.
Rechts neben dem Haupttor steht König Lajos I., Ludwig der Große, der beim Wiederaufbau der Stadt
nach der Zerstörung durch den Kampf um die ungarische Krone am Anfang des 14ten Jahrhunderts, nach besten Kräften half. (György Kiss, 1852)
Das ursprüngliche Haupttor.
Das Relief über dem Haupttor zeigt den Zöllner Zachäus beim Besteigen eines Maulbeer-Feigenbaumes
um Jesus von Nazaret beim Einzug in seine Heimatstadt Jericho besser sehen zu können.
Wie wir wissen, so hat ihn Jesus im Verbeigehen mit seinem Namen angesprochen, ist in sein Haus eingekehrt und hat ihn bekehrt.
So wie die anderen Reliefs kommt auch dieses aus der Hand des Wiener Bildhauers Johann Meixner.
Links neben dem Haupttor steht Csanád Telegdi, Erzbischof von Esztergom von 1330 bis 1349. (György Kiss, 1852)
Zusammen mit Ludwig dem Großen hat er Anfang 14tes Jahrhundert die stark beschädigte Basilika wieder aufgebaut.
Links neben dem Erzbischof hängt das Wappen von Erzbischof Sándor Kopácsy, dem Nachfolger von Sándor Rudnay und Vorgänger von János Scitovszky.
Weiter links hängt das Wappen von Sándor Rudnay, dem Initiator des Dombaus.
Die vier Wappen wurden von Johann Hutterer geschaffen.
In einer Nische der südlichen Seitenwand der Vorhalle steht Dénes Szécsi (Desiderius Széchy) der 1440 zum Erzbischof von Esztergom
ernannt wurde und von Papst Nikolaus V. als Erster den Titel "Primas von Ungarn" verliehen bekam. (Johann Hutterer, 1877)
Zum Abschluss des ersten Teiles zeige ich Euch noch mal einen Blick auf den Dom von Esztergom.
Im nächsten Teil führe ich Euch durch den Dom.
Fortsetzung folgt!
Liebe Grüße aus Ungarn von waldi