Der 15. August ist nicht nur im Katholischen Bayern ein gesetzlicher Feiertag, sondern in einem kleinen kaum bekannten Land im Herzen Europas Nationalfeiertag. Dieses Land wird Liechtenstein genannt und befindet sich zwischen Österreich und der Schweiz, etwa 30 km südlich des Bodensees. Die natürliche Grenze zur westlich gelegenenSchweiz bildet der Rhein, Österreich liegt hinter hohen Bergen. Neben wenigen Gemeinden gibt es in diesem Land die „Hauptstadt“ Vaduz.
Da wir nur ca. 2 Stunden von diesem Land entfernt wohnen, haben meine Frau Angelika und ich am 15.8.2010 einen Tagesausflug in das Land der Milliarden €, US-Dollar oder Schweizer Franken, der hier Landeswährung ist, unternommen.
Über der Hauptstadt, die aus meiner Sicht kleiner als eine Kleinstadt hierzulande ist, thront das Schloß von Fürst Hans-Adam. Dessen Portrait findet sich überall. Obwohl „seine Durchlaucht“ in diesem Fürstentum unwidersprochen herrscht, sehnen sich die Menschen nicht nach einer Demokratie wie wir sie kennen. Grund dafür dürften die überdurchschnittlich hohen Einkommen sein. Aufgrund dieser mittelalterlichen Regierungsform kann das Land auch nicht Mitglied der EU werden. Nach dem Vorzeigen der Ausweise waren wir schon im Land. Jetzt ist dies nicht mehr erforderlich, da Liechtenstein im Jahr 2011 dem Schengener Abkommen beigetreten ist.
Die Gebäude sind nüchterne Zweckbauten, wie wir sie überall in Europa finden.
In diesem Gebäude wurden/werden nicht nur die Millionen des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutsche Post AG Klaus Zumwinkel, sondern auch von vielen Tausend anderen wohlhabenden Ausländern verwaltet. Hierzu bedient man sich eines Verwaltungsrats, der Vollmacht über die Konten hat. So ein Verwaltungsrat bekommt eine Lizenz des Staates und darf dann hunderte Briefkastenfirmen gründen. So erscheint offiziell er als Inhaber der superreichen Firmen und nicht der tatsächliche Geldgeber.
Fürst Hans Adam hat auch ein kleines Weingut. Zur Qualität des blaublütigen Tropfens kann ich nichts sagen.
Von fast jeder Straße in Vaduz aus erblickt man das Schloß des Fürsten. Böse Zungen behaupten, so kann er seine Untertanen überwachen.
Hier ein Verwaltungsgebäude.
So sieht er aus, der Herr über 30.000 Untertanen. Nebenbei bemerkt, wird sein Vermögen auf mehrere hundert Millionen Euro geschätzt.
In erster Linie besteht das Zentrum von Vaduz aus Banken, Luxusgeschäften, Juwelieren, Regierungsgebäuden und zwei Museen. Der viereckige Klotz ist das Museum für moderne Kunst. Da haben wir uns gleich einer Führung angeschlossen. Meine Angelika konnte allerdings mit den meisten Ausstellungsstücken nichts anfangen, obwohl der Museumsleiter versucht hat, die Exponate zu erklären.
Da war das Postmuseum doch etwas interessanter für uns. Jahrzehntelang war der Verkauf von Briefmarken eine wichtige Einnahmequelle des Landes. Seit einiger Zeit hat man sich jedoch auf die „Vermögensverwaltung“ für Ausländer konzentriert.
Diesen edlen Mülleimer kennt ihr ja bereits aus dem Rätsel.
Nachdem wir noch die Auslagen der örtlichen Immobilienmakler in Augenschein genommen haben (Wir fanden nichts passendes für uns) und angesichts der Tatsache, daß ein Döner ca. 13 Franken gekostet hat, auch auf einen kleinen Imbiß verzichteten, haben wir uns dann zu Fuß zum außerhalb gelegenen Parkplatz gemacht.
Viele Bewohner des Landes arbeiten in der Schweiz oder auch in Österreich. Für Normalbürger ist es fast unerschwinglich, in Liechtenstein zu wohnen. In den letzten beiden Jahren hat das Fürstentum Abkommen mit vielen anderen Staaten geschlossen, die Liechtenstein verpflichten, Bankdaten an ausländische Finanzbehörden weiterzugeben. Ferner wurde eine Art Quellensteuer eingeführt. Ob danach tatsächlich Kapital in großen Mengen abgezogen wurde, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall will das Land den Tourismus entwickeln. Ob es sich da behaupten wird, wage ich zu bezweifeln, zumal zum einen in den angrenzenden Ländern die entsprechende Infrastruktur bereits vorhanden ist und zum anderen das Preisniveau extrem hoch ist.
Vielleicht werden wir noch einmal ins Land reisen um dann die einzige Straße in die Berge hinauf zu fahren um eine Wanderung zu unternehmen. Dort sind die Berge noch kaum erschlossen. Ich hoffe, unser Ausflug in ein für die meisten Menschen unbekanntes kleines Land im Herzen Europas hat euch Spaß gemacht.
Jürgen