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Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

  • Heiko705
  • 2. Dezember 2019 um 22:49
  • Daniel_567
    GZ-Tester
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    • 3. Dezember 2019 um 20:25
    • #11

    Jawoll, das sind Deine Berichte, die ich so gerne lese, Heiko.

    Meine Vorredner haben es ja schon auf den Punkt gebracht, super, klasse und wie immer sehr unterhaltsam und gut geschrieben.

    Vielen Dank, und auch ich freue mich schon auf die Fortsetzung.:thumbsup:

    Liebe Grüße, Daniel.

  • Heiko705
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    • 3. Dezember 2019 um 21:40
    • #12

    Qerqabatspiel auf dem Djamaâ El Fna:

    [evideo='100','large','player'][/evideo]

    Liebe Grüße

    Heiko

    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Heiko705
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    • 3. Dezember 2019 um 21:46
    • #13

    Kutschfahrt durch die Medina:

    [evideo='101','large','player'][/evideo]

    Liebe Grüße

    Heiko

    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Gast001
    Gast
    • 3. Dezember 2019 um 22:11
    • #14

    Perfekt , diese Ergänzung zum Bericht!

    Du hast diesen erlebnisreichen Tag genossen - und genießt jetzt mit diesen Erinnerungen jeden Moment nochmal ( und lässt uns dran teihaben :401:)

    Liebe Grüße,

    Elke

  • Heiko705
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    • 3. Dezember 2019 um 23:57
    • #15

    Tag 02 – Die alte Königsstadt

    Freitag, der 13.09.2019:

    Die erste Nacht im Riad zeichnete sich nicht unbedingt durch besonders langen Schlaf aus. Anscheinend wollte sich an das fremde Bett erst einmal gewöhnt werden. Doch hatte ich recht lange im Bett gelegen und frühstückte zu meiner vereinbarten Zeit um 08:30 Uhr. Vorher habe ich oft noch eine Zigarette auf der Dachterasse geraucht und die Sonne genossen. Und heute bin ich noch vor dem Frühstück zu meinem Parkplatz gelaufen und bezahlte für 4 weitere Tage. Das Frühstück wurde von Fatima zubereitet und war recht gut. Es gab Kaffee und Orangensaft, Crêpes, ein Stück Kuchen, Baguette, Butter, Marmelade, Streichkäse, Yoghurt und Bananen. Das Frühstücken war theoretisch auch bereits früher möglich, doch konnte Rachid erst um 08:30 Brot besorgen, also stand meine regelmäßige Frühstückszeit dadurch fest. Auch ein deutsches Pärchen nächtigte im Riad. Sie waren recht zufrieden mit unserer Unterkunft und lobten die Sauberkeit, die ja in solch südlichen Ländern nicht immer unbedingt gegeben sei. Sie wollten zu einer kleinen Wüstentour aufbrechen.

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    Frühstück

    Heute sollte mein großer Marrakesch-Tag werden, und so machte ich mich nach dem Frühstück auf. Das erste Ziel konnte ich ja auch bereits schon von weitem sehen, sah ich jeden Abend von meiner Dachterrasse aus und hörte ich auch sehr oft, die Koutoubia-Moschee. Das Minarett ist 77 Meter hoch, und die aus dem 12. Jahrhundert stammende Moschee ist die größte Moschee Marrakeschs und eine der ältesten Moscheen im ganzen Land. Natürlich darf sie ein Ungläubiger nicht betreten, und als ich davor stand, hatte ich aufgrund der Höhe Probleme, sie ganz auf ein Bild zu bekommen. Dahinter befindet sich ein Palmenpark.

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    Koutoubia-Moschee


    Bis zum Kasbah-Viertel muss man eine Ecke laufen, doch da man die Saadier-Gräber im Innern bereits früh morgens aufsuchen sollte – der Ansturm der Touristen wird nämlich immer mehr im Laufe des Vormittags – machte ich mich auf den Weg. Unterwegs kaufte ich ein buntes Hemd als Geschenk für die Lieben zuhause und handelte nicht. Der Verkäufer wollte 100 Dirham, und das erschien mir auch angemessen. Den Eingang zum Kasbah-Viertel ziert ein mächtiges Tor, das Bab Agnaou. Auch hier befinden sich einige Marktgassen und eine kleinere Moschee, die Moschee al-Mansur. Die Saadier-Gräber befinden sich an bzw. in künstlerisch sehr beeindruckenden Mausoleen. Hier sollte ich einen ersten Vorgeschmack von der marokkanischen Architekturkunst des Spätmittelalters bekommen. Die Nekropole wurde erst 1917 wiederentdeckt. Hier ruhen vier Sultane und ca. 60 Angehörige der mächtigen Saadier-Dynastie des 16. Jahrhunderts. Die Ausstattung mit Carrara-Marmor und andalusisch anmutendem Mosaik- und Stuckwerk ist wirklich prächtig. Ornamente reichen teilweise vom Boden bis zur Decke. Ich war wirklich erstaunt, was hier bereits in damaliger Zeit erschaffen wurde. Trotz der frühen Zeit tummelten sich in manchen Gängen schon viele Besucher, so dass man ein paar Minuten warten musste, um ebenfalls das Innere betrachten zu können. Am Ausgang wurde mir natürlich vehement ein Buch über die Gräber nahegelegt, was ich jedoch ablehnen konnte.

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    Bab Agnaou

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    Beim Gewürzverkäufer

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    Moschee al-Mansur

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    Die Saadier-Gräber

    Die Sonne hatte mittlerweile zu alter Stärke und Kraft zurückgefunden. Ich besuchte den großen Königspalast von Mohammed VI., dessen Besichtigung jedoch strengstens verboten ist. Schon von weitem wird man darauf hingewiesen, dass man nicht fotografieren darf. Dann gelangte ich zu einem Gimbri-Spieler. Die Gimbri ist eine Kastenhalslaute mit lediglich drei Seiten. Ich legte ihm 20 Dirham in seinen Behälter, und er begann wirklich lustig für mich zu spielen. Diese Musiker in Marrakesch pflegen eine Kopfbedeckung mit Bommel zu tragen, und während sie spielen, bewegen sie den Kopf derat, dass sich die Bommel um den Kopf dreht. Sein Spiel hatte mir wirklich gefallen.

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    Gimbri-Spieler

    Nicht weit von hier befand sich der El-Badi-Palast. Der Eintritt in so gut wie alle Museen oder Paläste kostete 70 Dirham. Dieser Palast war in der Saadier-Dynastie der größte und prunkvollste Palast Marokkos. Leider ließ ein Sultan im 17. Jahrhundert den Palast größtenteils abtragen, um damit in Meknès seinen eigenen Palast zu errichten. Doch die Dimensionen ließen erahnen, welch großartige Anlage es einst war. Heute sind die Mauern vielfach von Störchen besiedelt, die hier ihre Nester bauen. Im Innern der weitläufigen Mauern, in denen sich auch kleinere Gärten befinden, herrscht größtenteils Ruhe, da sich die Besucher hier sehr gut verteilen. Der aus dem 12. Jahrhundert stammende ca. 2m hohe Gebetsstuhl (auch Minbar genannt) der Koutoubia-Moschee befindet sich hier in einem Ausstellungsraum.

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    El-Badi-Palast

    Ich besuchte die Mellah und eine jüdische Synagoge. Der Staat wollte im späten Mittelalter die Wirtschaftskraft der jüdischen Bevölkerung für sich nutzen und sie vor Ausschreitungen durch die andersgläubige Mehrheitsbevölkerung schützen. Deshalb wurde die Mellah häufig in der Nähe des königlichen Palastes oder der Kasbah des Gouverneurs errichtet. Im 19. Jahrhundert waren getrennte jüdische Viertel in allen Städten Marokkos üblich. Die Gassen hier waren besonders eng, alles erschien hier noch älter und ursprünglicher, und die Preise für angebotene Gewürze sind wohl etwas tiefer als in den Souks der Medina. Die Slat Al Azama Synagoge hat mich in der Tat beeindruckt. Auch sie besitzt einen Innenhof wie ein Riad, der sehr kunstvoll in blau-weißen Farben gefliest ist; hier kann man sich auch gemütlich setzen. Auch eine Ausstellung zum Leben der marokkanischen Juden befindet sich im Innern. An einer niedrigen Türzarge schlug ich mir mal wieder den Kopf an. Waren wohl alle recht klein, die Juden Marrakeschs. Die Gebetsräume waren aufwändig eingerichtet.

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    Die Synagoge

    Der Bahia-Palast war wieder sehr prunkvoll – ähnlich wie die Mausoleen der Saadier-Gräber. Die Innenhöfe haben zum Teil große Ausmaße. Einer von ihnen ist parkähnlich begrünt und sehr idyllisch. Die Verzierungen und Ornamente, die kunstvoll gearbeiteten Türen und Tore, all das ist sehr beeindruckend. Der Palast wurde von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt und ist eher jüngeren Datums, da er erst im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Er hat eine Grundfläche von 8.000 m² und besitzt über 160 Räume, unzählige Patios und viele Riads. Überall trifft man auf einen andalusischen und maurischen Baustil. Man könnte sich hier sehr leicht verlaufen, wenn nicht hin und wieder Pfeile an den Wänden angebracht wären. Fast in jedem Raum sind kunstvolle Fliesen aus Marmor, phantasievolle Mosaiken und Arabesken aus Stuck zu sehen. Die Zimmerdecken wurden im maurischen Stil aus Zedernholz geschnitzt und mit vielen kleinen Details verziert. An drei hohen Säulen befanden sich Steckdosen, die natürlich alle belegt waren. Die Smartphone-Akkus der Touristen wurden hier auf Hochtouren aufgeladen.

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    Bahia-Palast

    Mittlerweile war es Mittag geworden. Bis zum Museum Dar Si Said war es nicht weit. Ein Einheimischer zeigte mir die letzten Meter des Weges und wollte unbedingt, dass ich im Anschluss an den Besuch mit ihm komme, damit er mir etwas zeigen (und natürlich verkaufen) konnte. Das Museum widmet sich vorrangig den kunsthandwerklichen Erzeugnissen der Berberkultur, bestach für mich aber vor allem wieder mit der kunstvollen Architektur ähnlich wie der Bahia-Palast oder die Saadier-Gräber. Eines dieser Gebäude ist schöner als das Andere. Das im späten 19. Jahrhundert errichtete Palais gehörte einem Kriegsminister des Sultans und Bruder des damaligen Großwesirs und besitzt ebenfalls gartenartige Innenhöfe. Hier werden Schmuck, Keramik, Türen von Speicherburgen und Berberteppiche ausgestellt. Als ich aus dem Museum herauskam, hatte ich es plötzlich sehr eilig und konnte mit dem in der Nähe wartenden Einheimischen leider nicht mitgehen.


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    Auf dem Weg zum Museum

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    Museum Dar Si Said

    Nun hatte ich mir vorgenommen, vom Busbahnhof nahe der Koutoubia-Moschee zum Jardin Majorelle mit dem Bus zu fahren. Zu Fuß hätte ich nämlich knapp 40 Minuten bis zu diesem herrlichen Garten laufen müssen. Bei den Bussen angekommen fragte ich nach den Linien, die zum Garten fahren würden, und man nannte mir auch drei. Als nach mindestens 10 Minuten aber noch immer kein geeigneter Bus angehalten hatte – einer kam zwar, doch einsteigen durfte man nicht – winkte ich mir ein Taxi herbei. Diese 50 Dirham hatte ich nun auch noch, auch wenn der Preis für die nicht besonders weite Fahrt wohl überzogen war. Es lohnte sich jedoch. Nachdem ich mich an der langen Schlange vor dem Eingang angestellt hatte und auch hier 70 Dirham bezahlte (Einheimische zahlen nur 40), fand ich mich in einer kleinen Oase wieder. Zum Trubel der Stadt war dies ein erholsamer Kontrast. Man fühlt sich hier fast wie im Urwald, der Geist entschleunigt automatisch und genießt. Der Jardin Majorelle ist ein historischer botanischer Garten. Der Park wurde 1924 angelegt, doch geriet dann in Vergessenheit, bis er von dem Modeschöpfer Yves Saint Laurent und seinem Partner wiederentdeckt und restauriert wurde. Hier schufen sie sich ein kleines Paradies. Heute ist der Park mit über 600.000 Besuchern im Jahr eine beliebte Sehenswürdigkeit in Marrakesch. Bougainvillea, Kakteen, Bambus und Wasserlilien beispielsweise wurden in der ganzen Welt gesammelt und hier, umringt von hohen Palmen und Wasserläufen, angesiedelt. Nach dem Tod Laurents 2008 soll seine Asche im Rosengarten verstreut worden sein. Der Park beherbergt weiterhin ein blaues Atelier, eine Boutique, eine Bibliothek und ein Restaurant. Auch einige Japaner fanden sich hier, die ganz klischeehaft alles auf Bild festhalten und überall Selfies machen mussten. Die Namen vieler Besucher waren auf Bambusstämmen verewigt. Nicht wenige Besucher sieht man auf Bänken sitzend und einfach ein Buch lesen. Eine herrliche Ruhe.


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    Jardin Majorelle


    Ein weiteres Stadttor der Medina ist das Bab Doukkala nebst gleichnamiger Moschee. Nach dem Besuch des botanischen Gartens bat ich einen weiteren Taxifahrer, mich dort hinzubringen – und dieses Mal zahlte ich nur 35 Dirham. Leider musste ich dann feststellen, dass ich am Bab Moussoufa war, einem Stadttor im Norden von meinem eigentlichen Ziel. Auch hier fand ein Markt statt, doch fand ich es in diesem Bereich sehr ärmlich und unsauber. Bis zum gesuchten Stadttor brauchte ich dann nur 5 Minuten. Die zugehörige Moschee erschien mir dann aber recht unscheinbar, und der Eintritt war für mich natürlich tabu.


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    Bab Moussoufa

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    Bab Doukkala

    In südöstlicher Richtung – wieder in der Nähe des Zentrums – gelangte ich im Anschluss zum Palast Dar-el-Bacha. Nachdem ich einen Polizisten befragt hatte, wo sich denn der Eingang befände und dennoch nicht erfolgreich war, kam ich zurück und bat ihn mitzukommen. Und er tat es wirklich. Dar-el-Bacha bedeutet "Haus des Paschas". Es ist ein schönes Beispiel maurischer Architektur mit Brunnen und Orangenbäumen im Innenhof, traditionellen Sitzbereichen und einem Hammam. Einige der ursprünglichen Innendesignmerkmale wurden beibehalten und restauriert, darunter die geschnitzten und bemalten Zedernholztüren, schwarz-weiß karierten Marmorböden, Decken mit bunten Mosaiken und Säulen mit natürlichen Pigmenten wie Indigo, Safran und Mohn. Kurz gesagt ist es ein Juwel und braucht sich nicht vor den zuvor gesehenen Palästen und Museen zu verstecken.


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    Dar-el-Bacha

    Ein Hammam ist ein Badehaus, und auch ich gedachte am heutigen Tage ein Hammam zu besuchen. Das gehört zur marokkanischen Kultur. Die Einheimischen treffen sich hier und hören die neuesten Neuigkeiten. Man lässt sich mit schwarzer Seife massieren und es sich gut gehen – Wellness sozusagen. In früheren Zeiten gab es in den Wohnhäusern gar kein Wasser, und so war ein Badehaus die einzige Möglichkeit, sich zu waschen. Da ich aber bedachte, dass ein Besuch mich mindestens weitere 350 Dirham kosten würde und ich heute schon sehr viel Geld in Eintrittskarten investiert hatte, nahm ich davon Abstand. Ich hatte mir dafür eigens das Hammam Mouassine in der Medina ausgesucht, musste später jedoch feststellen, dass es nur für Frauen war. In den Hammams sind Männer und Frauen sowieso getrennt. Vielleicht würde ich später einen Hammam-Besuch nachholen!

    Ich war heute sehr viel gelaufen, und als ich nun wieder in die Nähe meines Riads kam, nutzte ich die Chance, um kühl zu duschen und mir frische Kleidung anzuziehen. Welch ein Genuss das war, nachdem ich den ganzen Tag in der Sonne unterwegs gewesen war. Im Riad lernte ich nun Ajif kennen, der nachmittags für das Haus zuständig war. Ich verstand mich mit ihm sehr gut. Als er vorschlug, dass wir nun die Bezahlung regeln könnten, er aber mit dem Lesegerät für die Kreditkarte nicht zurechtkam, ließ er verlauten, er würde Rachid Bescheid sagen. Der könne das.

    Durch die Dusche frisch erholt, schmiss ich mich sogleich wieder ins Getümmel. Das Dar Cherifa gilt als das älteste Haus Marrakeschs und lag in der Nähe meines Riads. Heute ist es eher eine Art Café, in dem man gemütlich Platz nimmt und seinen Tee trinkt. Es ist stilvoll eingerichtet und besitzt noch die alten, kunstvollen Holzornamente an den hohen, verzierten Wänden. So ist es ebenfalls eine Oase der Ruhe. Obwohl ich nichts zu mir nahm, durfte ich mich frei umschauen und Fotos machen. Auch die Dachterrasse ist herrlich und lädt zum Verweilen ein.


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    Dar Cherifa

    Wenn ich abends in den Gassen der Medina unterwegs war, bin ich des Öfteren Jugendlichen begegnet, die mir weismachen wollten, dieser Durchgang sei geschlossen, was selten der Wahrheit entsprach. Ich erklärte mir dieses Verhalten damit, dass sie hofften, etwas Geld zu verdienen, wenn ich mir einen angeblich besseren Weg von Ihnen zeigen ließe.

    Zum Ausklang des Tages besuchte ich nun nochmal den Djamaâ El Fna, um einen weiteren Orangen- und auch einen Granatapfelsaft zu genießen und streifte durch die Rue Souk Semmarine und die Rue Kennaria, also die Teile der Souks, die ich bislang noch nicht kannte. Für die gewöhnungsbedürftige Verkaufsstrategie der Marktleute hatte ich mich geistig gewappnet. In den Gewürz-und Kräutersouks duftet es natürlich herrlich. Schon im Vorfeld hatte ich von der besonderen Kräutermischung Ras el-Hanout gehört, die ganz fantastisch schmecke und eine Mixtur aus über 50 einzelnen Gewürzen sei. Auf dem Djamaâ El Fna steigt einem der Duft von Gebratenem in die Nase. Doch riecht es leider nicht überall gut. Es gibt nicht wenige Wohngassen, die sehr dreckig sind und in denen der Geruch sehr grenzwertig ist. Es ist unübersehbar, unter welch ärmlichen und unsauberen Verhältnissen in der einen oder anderen Gasse gelebt wird. Ich sah Käfige mit Massen von dicht an dicht am Boden kauernden Hühnern. Nicht selten erlebte ich es, dass zum Beispiel ein Restaurant- oder Hausbesitzer den Boden vor seinem Gebäude mit Wasser bespritzte. Was sollte das bedeuten? Sollte das die Situation etwa angenehmer gestalten?


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    In den Souks

    Zurück in der Kennaria kaufte ich mir ein braunes, marokkanisches, aber dezentes Hemd. Von der Idee, mir eine Djellaba zu kaufen, hatte ich mich nun weitestgehend verabschiedet. Vielleicht war das als Tourist dann doch eine Spur zu viel des Guten. Schließlich war mir noch kein Fremder in einer Djellaba begegnet, und auch später sollte ich insgesamt nur zwei sehen, einen Europäer und einen Asiaten. So wäre das braune, leicht verzierte Hemd für mich angemessener. Doch ein weiteres Mal versagte ich beim Feilschen. Das Anfangsgebot des Verkäufers lag bei 280 Dirham. Ich schaffte es leider nur, den Preis auf 210 zu drücken. Warum blieb ich nicht einfach hart und ging nach meinem Anfangsgebot von 150 Dirham? Vielleicht hätte er mir hinterhergerufen, dass er damit schließlich doch einverstanden war. Das Feilschen musste ich noch üben. Der Verkäufer fragte mich nach meinem Beruf, und ich musste feststellen, dass es alles Andere als einfach ist, einem Marokkaner zu erklären, was ein Sozialversicherungsfachangestellter ist.

    Auf dem Djamaâ El Fna hatte man mit einem Spiel begonnen. Die Touristen bekamen mit kleinen Reifen bestückte Angeln in die Hände und konnten damit nach Limonadenflaschen angeln. Sollte der Reifen genau über die Spitze einer Flasche rutschen, durfte man die Flasche behalten. Als ich ein Foto vom Geschehen machte, lief bereits der Veranstalter auf mich zu, damit ich doch ebenfalls teilnehme. Schnell weg hier. Das schafft man sowieso nicht.


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    Schnell weg hier

    Zum Abendessen besuchte ich das Restaurant Le Salama in der Rue Kennaria. Das ist auch eine durchaus bessere Adresse. Das Restaurant hat mehrere Etagen, und ich nahm ganz oben Platz. Von hier aus schaut man über die Dächer der Stadt. Die Atmosphäre war schummrig angenehm, und von der Decke rankten viele Grünpflanzen in Blumentöpfen herab. Ich entschied mich für eine Rindfleisch-Tajine mit Pflaumen. Die Tajine ist in Marokko eine sehr gängige Form der Essensdarreichung. Schon vor tausenden von Jahren nutzten die Berber diese Lehmtöpfe zum Schmoren von Fleisch und Gemüse. Denn in der Tajine verteilt sich die Hitze perfekt, und das Gargut bleibt knackig, schmort schonend und wird wunderbar aromatisch. Sie ist ein runder Topf mit kegelförmigem, spitz zulaufendem Deckel. Durch das Schmoren bleiben Fleisch und Gemüse in der Tajine unglaublich saftig und nehmen den Geschmack von Gewürzen besonders gut an. Dann gibt es auch noch die Tangia, ein urnenartiger Topf, in der die Speise für noch längere Zeit geschmort wird, wie man mir erzählte. Natürlich kann in der Tajine vieles zubereitet werden, doch oftmals scheint die Auswahl an Tajines sehr begrenzt zu sein. In manchen Restaurants gibt es lediglich eine vegetarische Tajine und eine Chicken-Tajine. Im Le Salama hatte man zum Glück etwas mehr in der Auswahl, und ich muss sagen, dass meine Rindfleisch-Tajine eine der besten Mahlzeiten des kompletten Urlaubs war. Zusammen mit den Pflaumen, einer sehr fruchtigen Soße und Sesamkörnen schmeckte das Rindfleisch hervorragend. Fleisch und Früchte kann man sehr gut miteinander kombinieren. Dazu gönnte ich mir ein Glas Rotwein. Die Bedienung brauchte jedoch immer eine gewisse Zeit. Mir war schonklar, wenn ich nun die Rechnung verlangen würde, würde der Ober sie mir hinlegen und dann wieder verschwinden. Genauso kam es. Er legte die Rechnung hin und drehte sich um. Ich sagte: „Please stay here!“ Daraufhin musste das Pärchen am Nebentisch lachen. Tja, ich wollte aufbrechen und mag es einfach nicht, dann wieder ewig warten zu müssen, bis ich zahlen kann. Natürlich kann man das Geld auch einfach hinlegen, doch was macht man, wenn man es nicht passend hat? Ich zahlte also. Das Pärchen konnte mich sehr gut verstehen und stimmte mit mir überein, dass die Location sehr schön war, die Bedienung aber zu wünschen übrig ließ. Zurück im Riad traf ich wieder Rachid an. Gemeinsam gingen wir die Sache mit dem Kreditkartenleser an, und für Rachid war das wirklich kein Problem. Ich entdeckte leichte Blasen an meinen Füßen.

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    Im Le Salama

    Liebe Grüße

    Heiko

    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Gast001
    Gast
    • 4. Dezember 2019 um 01:16
    • #16

    An Deinen Bildern kann ich mich nicht sattsehen !!

    (Aber für's Lesen muss ich mir noch mehr Zeit nehmen.)

    Wahnsinn, Dein Tagesprogramm !! Nur ein paar Blasen an den Füßen, aber sonst scheinbar fit. Wie machst Du das ?

    Und wie machst Du das mit den vielen fremden Namen?

    Hattest Du das alles daheim schon im Detail vorbereitet?


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Heiko705
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    • 4. Dezember 2019 um 06:09
    • #17

    Hallo Elke, die Namen der Sehenswürdigkeiten wusste ich bereits vorher. Die Namen z. B. der Musikinstrumente habe ich erst hinterher nachgeschlagen!

    Liebe Grüße

    Heiko

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  • Steffi
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    • 4. Dezember 2019 um 10:29
    • #18

    Hallo Heiko,

    mit deinem einzigartigen Bericht und wunderschönen Fotos für mich fremden Land verkürze ich mir gerade die Wartezeit beim Orthopäden.

    Muss mir zu Hause aber nochmal in Ruhe alles lesen und die Fotos nochmals genießen.

    Das Feilschen ist mit der Zeit bestimmt noch besser geworden während deines Aufenthaltes ;)

    Liebe Grüße

    Steffi

  • tosca
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    • 4. Dezember 2019 um 20:42
    • #19

    Hallo Heiko,

    so vertraut alles ( siehe meine Berichte hier im Forum) und doch wieder einzigartig erzählt im Heiko Stil. **\'6

    Sardier-Gräber, Bahia Palast, Bab Agnaou, die Minarette der Moscheen, Souks, Djema el Fna, Kutschfahrt, Museum -

    der Badi-Palast mit seinen Mauern grenzt direkt an unser Riad in dem ich nun schon das 2. mal war, die Störche und Ihr Geklapper unterhielten uns beim Frühstück und beim Bad im kleinen Pool auf dem Dach (ein Hamam gab es seit diesem Jahr auch inzwischen im Riad) , ich meine fast, ich bin bei Deiner Reise dabei.:401:

    :blume17: Grüssle von Sylvi

    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

  • Heiko705
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    • 4. Dezember 2019 um 21:20
    • #20

    So soll's sein! Ich danke Dir, liebe Sylvi! :401:

    Doch jetzt geht's erstmal woanders hin...

    Liebe Grüße

    Heiko

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    Einmal editiert, zuletzt von Heiko705 (4. Dezember 2019 um 21:22)

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