Gestern war es mal wieder so weit. Ich wollte nach längerer Zeit mal wieder auf einen 2000er wandern. Dafür habe ich mir das Brentenjoch ausgesucht. Der Berg ist relativ unbekannt. Dies vielleicht, weil er von unten eigentlich gar nicht gesehen werden kann. Mit "von unten" meine ich die angrenzenden Orte Pfronten im Ostallgäu, das östlich davon gelegene Vils im Bezirk Reutte und die Dörfer im südlich angrenzenden Tannheimer Tal.
Am einfachsten erschien mir die Route vom 830 Meter hoch gelegenen Vils, für manche die kleinste Stadt Österreichs. Dazu stellt man den Pkw am Parkplatz unterhalb des Steinbruchs ab und geht zuerst auf die Vilser Alm. Da war ich bereits vor einiger Zeit im Winter.
Winterwanderung auf die Vilser Alm im Außerfern
Gestern schien es tatsächlich gut zu laufen für mich. Bereits in knapp einer Stunde hatte ich die Vilser Alpe hinter mir gelassen. Dann gehts weiter auf einem Forstweg durch den Wald.
Ich muß über Hindernisse durch abgesperrte Weiden für Jungvieh hindurch.
Irgendwann erreiche ich auch die Baumgrenze.
Deshalb geht es nun vor allem in der prallen Sonne weiter nach oben. Da komme auch ich heftig ins Schwitzen und freue mich über eine Abkühlung an den Trögen fürs Jungvieh. Trinken kann man das Wasser natürlich aus der Leitung auch. Schließlich ist da nur eine Quelle angezapft.
Unterhalb des Vilser Kegels erkennt man ganz klein die Vilser Alpe. Bis zu dieser Stelle bin ich schon knapp drei Stunden gelaufen.
Nur noch eine dreiviertel Stunde bis zum Gipfel des Brentenjochs. Eigentlich ein Kinderspiel - eigentlich! Irgendwie verließ mich jedoch nun die Kondition. Alle paar Meter mußte ich anhalten um zu verschnaufen. Was ist denn nun los? Das hatte ich doch noch nie! Die Höhe kann es doch nicht sein. Es fehlen doch bloß noch gut 300 Höhenmeter.
Diese Schumpen haben es doch auch bis hier nach oben geschafft. Dann fiel es mir ein, woran es wohl liegt, daß ich Probleme beim weiteren Anstieg habe. Das Frühstück vor Stunden war viel zu wenig. Es gab eine Schüssel Müsli mit Cornflakes und Milch. Dazu ein Glas Wasser. Viel zu wenig Kalorien und viel zu wenig Flüssigkeit. Unterwegs hatte ich bis dahin nur einen halben Liter getrunken. Das kann ja nicht gutgehen bei der Augusthitze auch hier oben am Berg. Also gleich in Etappen einen Liter Wasser in mich gekippt und es ging besser.
So habe ich es doch noch bis zum Gipfel des genau 2000 Meter hohen Brentenjoch geschafft. Außer mir war nur noch eine Familie da oben. Ein einsamer Berg wie ich ihn liebe.
Im Osten sehe ich die Schlicke, die Köllenspitze, den Gimpel und die Rote Flüh.
Hinter dieser Bergkette im Vordergrund befindet sich das Tannheimer Tal.
Hinter dem Roßberg erkennt man den Weißensee, den Hopfensee, den Forggensee, den Bannwaldsee und den Alpsee. Schloß Neuschwanstein ist nur als weißer Punkt zu erkennen.
Vorne das Tal von Vils und hinter dem Bergrücken das Ostallgäu
Pfronten mit seinen dreizehn Ortsteilen. Die Wurzel zeigt auf den Breitenberg. Bei der Anfahrt habe ich schon bemerkt, daß der Parkplatz der Breitenbergbahn rappelvoll ist. Sicherlich ging es heute an diesem Berg zu wie im Taubenschlag.
Dieser markante gezackte Berg im Zentrum des Bildes ist der Aggenstein. Auch da ist am Wochenende immer viel los, steht doch unterhalb des Gipfels die bewirtschaftete Bad Kissinger Hütte.
Hier oben am Brentenjoch gibt es nur das was der Wanderer mitnimmt. In meinem Fall ein paar Landjäger mit Senf, zwei Semmel, zwei Tomaten, eine Birne, die Gipfelhalbe Bier und der Gipfelschnaps und 1,5 Liter Wasser. Das reicht mir eigentlich immer aus.
Leider gibt es am Brentenjoch derzeit kein Gipfelbuch, sondern nur eine Ansammlung von beschriebenen Zetteln. Dabei ist der Eintrag ins Buch wichtig. Es könnte ja sein, daß der Bergwanderer mal verloren geht. Dann ist zumindest bekannt, auf welchem Gipfel er vorher war.
Nach etwas mehr als einer Stunde hier oben gehe ich auf dem selben Weg wie ich gekommen bin wieder zurück.
Unterhalb der Vilser Alpe entdecke ich eine Besonderheit. Es handelt sich um einen Ziegenbart, ein Pilz, der zwar eßbar, aber nicht sonderlich schmackhaft sein soll.
Nach insgesamt sieben Stunden am Berg bin ich wieder am Parkplatz bei Vils angekommen und freue mich, daß ich mal einen Berg bestiegen habe, wo ich zuvor noch nicht war. Noch dazu auf einem Berg, den man anderen von unten erst gar nicht zeigen kann, weil das Brentenjoch sich hinter anderen Bergen versteckt. Das muß er aber nicht...
Die Bilder wurden übrigens mit meinem neuen Iphone geknipst.
jürgen