Mit der "Juno" von Göteborg nach Stockholm

  • Nach dem Tod meiner schwedischen Tante fehlt mir eine Konstante, um regelmäßig nach Schweden zu fahren. Das hat sich auch auf meine Forumsaktivitäten ausgewirkt, zumal man ja als Rentner weniger Zeit hat als vorher ...Jetzt hab ich eine Tanten-Gedächtnistour gemacht, zumal ich mir diese Extravaganz mit dem von ihr hinterlassenen Finanzpolster auch mal leisten konnte, und Schnuppi zwar nicht mitfuhr, aber im Geiste doch, und es ausdrücklich begrüßt hat, dass ich diese Reise auch ohne sie gemacht hab.

    Von der Existenz des Göta-Kanals weiss ich seit ca. 45 Jahren, dh nicht durch den Geographie-Unterricht, von dem ich über Schweden absolut nichts mehr erinnere, ausser dass Kopenhagen größer war als Stockholm - inzwischen ist es umgekehrt. Tatsächlich hab ich das erste Mal von dieser im frühen 19. Jahrhundert hergestellten Wasserverbindung zwischen den beiden größten Städten Schwedens durch einen Krimi erfahren, Anfang der 70er, und zwar "Die Tote im Götakanal" von Maj Sjöwall und Per Wahlöö (die Geschichte spielt zwar schon 1965, ist aber nahezu zeitlos).


    Göteborg, Packhuskajen 12.7.19
    Das Frühstück im Vandrarhem musste ausfallen, sonst wär ich zu spät gewesen - die "Juno" soll um 9:00 ablegen. Mit der Straßenbahn Linie 9 geht zum Stenpiren. Dort gibt's im Pressburån ein Notfrühstück, weil ich doch ein bissl früh dran bin. Dann weiter über die Brücke, die für die drunter durchfahrenden Bootstouristen "Friseur" heisst, weil man unwillkürlich den Kopf einzieht, und schon steht die alte Dame da, Baujahr 1874, in voller Schönheit.schoener-reisen.at/wcf/attachment/1990/


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  • Die fleissige Crew findet mich auch gleich auf der Liste, weist mir meine Kabine zu und schleppt mir mein wieder mal viel zu umfangreiches Gepäck dorthin, wo ich eben aufrecht stehen kann. Ausser mir sind alles Paare auf dem Schiff, da muss bei einer so engen Kabine (das bei mir hochgeklappte obere Bett kommt dann zum Einsatz) die Beziehung schon stimmen, damit man sich nicht auf die Nerven geht. Bei der Buchung bin ich nach meiner Größe gefragt worden, weil die meisten Kabinen auf eine Bettlänge von 175 cm ausgelegt sind - mit meinen 177 passe ich grad noch hinein.

    Ein Blick zurück, und wir legen ab.

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    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

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  • Vorbei an dem Hochhaus mit dem Spitznamen Läppstick, auf dem ich schon mal oben war (der verlinkte Beitrag ist nicht von mir) und an einer der zahlreichen Göteborger Großbaustellen verabschieden wir uns von Göteborg und tuckern den Götaälv hoch. Bis wir in drei Gruppen (zwei deutschsprachige und eine schwedisch/englische) nacheinander nach der Begrüßung durch Kapitän Albert und Gästebetreuerin Caroline unsere Einweisung bekommen haben, kommt schon die Festung Bohus in Sicht.



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  • Der Festung kommen wir noch etwas näher, das Thorhogs Slott muss ich Euch leider vorenthalten, da bekamen wir wohl grad unser Mittagessen serviert. Und schon taucht die erste Schleuse vor Trollhätten auf. Ein paar Schleusungen höher legt die "Juno" an und wir dürfen, zum Besuch des Kanalmuseums und um uns die alte Schleusentreppe anzuschauen, von Bord.

    Aber erst müssen wir durch die Schleusen durch.


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  • Das Schleusen ist ein komplizierter Vorgang. Das Schiff muss in die Schleuse einfahren und dort festgemacht werden. Nachdem beide Schleusentore geschlossen sind und das Wasser ein- oder abläuft, muss während dieses Prozesses kontinuierlich Seil zugegeben oder nachgezogen werden, damit das Schiff keine unkontrollierten Bewegungen macht. Da sich das Schiff an der Schleusenmauer "reibt", braucht es Stoßdämpfer, sogenannte Fender, die bei der Juno aus Birkenholz sind und regelmäßig ausgetauscht werden müssen - dazu später. Jetzt geht es erstmal durch mehrere Schleusen bis in den Trollhätte-Kanal, und dann dürfen wir zum ersten Mal "raus".


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  • Landgang funktioniert bei so einem eng getakteten Programm fast nur organisiert. Normalerweise bin ich ja der Alptraum eines jeden Führers organisierter Touren und gehe schnell mal "verloren", aber jetzt reisse ich mich am Riemen und versuche, mich nicht allzuweit von der Gruppe zu entfernen, was auch einigermaßen gelingt. Jedenfalls sind die unvermeidlichen Schiffsverspätungen nicht auf mich oder andere Mitreisende zurückzuführen.


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  • Im Kanalmuseum wird uns die jahrhundertealte Geschichte des Schleusenbaus erklärt. Die ersten Schleusen wurden bereits im 16. Jahrhundert erbaut - das war Knochenarbeit - und die malerischen Reste sind noch zu besichtigen.


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  • Alle wieder an Bord, wir passieren Trollhättan und eine Eisenbahnbrücke, die für uns hochgezogen wird.


    Wer mehr über Trollhättan wissen will - ich war schon mal dort:

    https://sweforum.schwedenstube…llhattan-2012-t24100.html


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  • Der Trollhätte-Kanal ist wesentlich breiter als der spätere Göta-Kanal und wird im Gegensatz zu diesem auch von der kommerziellen Schifffahrt genutzt, wie wir gleich sehen werden. Durch die Schleusen im Göta-Kanal passen oft nur die "Juno" und ihre Schwesterschiffe - dieser Monstertanker, der uns ordentlich Verspätung einbringt weil er nur zentimeterweise bewegt werden kann, hätte da keine Chance gehabt.


    Das Tankerbild ging nur als "Fremdbild" rein, sonst wär es 90° gekippt gewesen.


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  • Den letztendlich doch noch vorbei fahrenden Tanker muss ich Euch vorenthalten, weil da gerade das Abendessen serviert wurde. Und mich aus dem engen Speiseraum, in dem man dicht auf dicht sitzt, zwecks Photo hinaus zu zwängen und dabei mehrere Mitreisende zum Aufstehen zu nötigen, das trau ich mich denn doch nicht. Zumal ich die Leute noch kaum kenne.


    Kurz darauf fahren wir in den Vänern ein, Schwedens größten See - jetzt kann das Schiff mal richtig Fahrt aufnehmen. Das Schloss Läckö passieren wir leider erst im Dunkeln. Da liege ich schon in der Koje gegenüber des Maschinenraums und lausche dem Schlaflied, das die beiden Dieselmotoren für mich singen.


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  • 13.7.19

    Wir müssen schon eine Weile Im Kanal sein, denn um 2:30 hat es zum ersten Mal so gerumpelt, als ob wir durch eine Schleuse fahren (Sjötorp ?), ich hab dann nochmal weiter geschlafen und bin kurz vor 6:00 aufgestanden, weil dann die Dusche noch frei war.

    Nach dem Frühstück passieren wir kurz hintereinander viele Schleusen, so dass wir von Bord gehen dürfen. Den ersten Ausstieg bei Eriksberg verpasse ich - während der Schleusung darf aus Sicherheitsgründen kein Passagier das Schiff verlassen - eine Schleuse später darf ich dann auch raus.


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