das Chateau Aubéry auf der Insel Martinique

  • Manchmal gibt es "Sehensürdigkeiten", die finde ich irgendwo auf der Welt und kann aber die genauen Infos dazu einfach nicht finden. So ein Gebäude ist das Chateau Aubéry auf der Insel Martinique. Es steht weithin sichtbar auf einem Hügel im südlichen Teil der französischen Karibikinsel.


    Ohne genau zu wissen, wie man da hin gelangt und ohne nähere Infos zu diesem monumentalen Klotz fuhren wir mit dem Mietwagen einfach in die Richtung um uns das Bauwerk anzusehen.




    Zu beiden Seiten der langen Zufahrtsstraße sind heruntergekommene Häuser, die von Einheimischen bewohnt werden.




    Wieso hat das Schloß auch den Namen Lord Byron?







    Zumindest ist mir bekannt, daß das Anwesen in den Jahren 1928 bis 1931 von einem gewissen Eugène Aubery gebaut wurde. Der war wohl so eine Art Zuckerbaron auf der Insel.





    Gleich nach seinem Tod im Jahr 1942 verließ seine Frau zusammen mit den acht Kindern das Haus. Seitdem verfällt es wohl.





    Zu beiden Seiten führen imposante Treppen nach oben ins Haus.





    Stuckarbeiten, schmiedeeiserne Geländer, Marmortreppen und gekachelte Böden waren wohl damals gut und teuer.











    Irgendwer scheint hier auch heute noch zu wohnen. Deshalb respektieren wir die anscheinend genutzten Räume und betreten sie nicht, auch wenn keine Türen mehr im Schloß vorhanden sind.










    Von der Galerie im oberen Stockwerk kann man auf die umliegenden Bananenplantagen sehen. Manche machen einen ähnlich verwilderten Eindruck wie das Schloß.







    Mir gehen so viele Fragen beim Anblick dieser Ruine durch den Kopf. Wieso verlässt die Gattin diesen Palast gleich nach dem Tode des Mannes? Hat er sich vielleicht das Leben genommen? Wieso verkommt das Haus anscheind im Anschluß daran? Hat das evtl. etwas mit dem Weltkrieg zu tun? War die Plantage pleite, weil das Mutterland von der Wehrmacht besetzt war und Zucker oder Rum nicht mehr nach Frankreich verkauft werden konnten? Wo ist das ganze Inventar geblieben? War die Familie vielleicht pleite? Wer so einen Palast bauen und bezahlen kann, muß doch etwas Kleingeld für den Unterhalt und Erhalt im Portemonnaie haben.





    Vielleicht könnt ja ihr dazu beitragen, das Rätsel um dieses fast von der Vegetation verschlungene Schloß zu lösen.


    jürgen

  • Lieber Jürgen,


    das sind faszinierende Aufnahmen eines „Lost Place“. Kann man dort einfach so hineinspazieren?


    LG


    Johannes

  • hallo Johannes,


    die Infos über das Schloß sind eigentlich nur auf französischsprachigen WebSites zu finden. Dabei habe ich im Nachhinein auch einen Bericht gefunden, wonach Besucher wohl auf Bewohner gestossen sind, die einen entsprechenden Obulus als "Eintrittsgeld" gefordert haben, was wohl die Besucher dazu veranlasst hat, auf die Besichtigung zu verzichten.


    Die Nebengebäude entlang der Zufahrtstraße sind bewohnt und machen einen verhältnismäßig gepflegten Eindruck auf mich. Da ich der französischen Sprache mächtig bin, habe ich mit dortigen Bewohnern ein paar Sätze gewechselt. Am Weitergehen hat mich niemand gehindert.


    Im Schloß selbst wohnen sicher Menschen, die vermutlich ganz am unteren Ende der Inselgesellschaft stehen. Vielleicht war es ein Glück für mich, dort während des Besuchs niemanden anzutreffen.


    Generell ist die Arbeitslosigkeit enorm hoch auf der Insel. Nur ganz wenige der etwa 450.000 Bewohner haben eine regelmäßge Arbeit. Der Rest lebt von Gelegenheitsjobs und der Stütze des Staates.


    grüsse


    jürgen

  • Morbid - aber schön ,

    und faszinierend.


    Ein Beitrag, der der Phantasie keine Grenze setzt.

    :up:


    Gut gesehen und gut ausgewählte Bilder!


    Gruß,

    Elke

  • Hallo Jürgen.


    Ja, tolle Bilder. Faszinierend, dass Du dort einfach so herum laufen konntest. Das es bewohnt sein könnte, ist gut möglich, denn es sieht ja so aus, als wenn regelmässig gekehrt wird, und auch die "Einrichtung" macht irgendwie einen aufgeräumten Eindruck. Du hattest bestimmt ein mulmiges Gefühl dabei, oder?


    Viele Grüsse, Daniel.

  • ....Ja, tolle Bilder. Faszinierend, dass Du dort einfach so herum laufen konntest. Das es bewohnt sein könnte, ist gut möglich, denn es sieht ja so aus, als wenn regelmässig gekehrt wird, und auch die "Einrichtung" macht irgendwie einen aufgeräumten Eindruck. Du hattest bestimmt ein mulmiges Gefühl dabei, oder?...

    hallo Daniel,


    Wieso sollte ich ein mulmiges Gefühl haben? Das Haus stand offen, fast alle Türen fehlen, es war niemand da und die Räume sind hell. Die Treppen machten einen stabilen Eindruck. Was sollte da geschehen außer dass vielleicht ein Bewohner anwesend ist und mich rausschmeißt?


    Ein mulmiges Gefühl, wenn man überhaupt davon spricht, hatte ich bisher eher in einem aufgelassenen Bergwerk in Istrien oder den Kellergewölben mancher KuK Festung in Istrien.


    Grüße


    Jürgen

  • Dein Bericht, Jürgen, hat mich wieder mal neugierig gemacht,
    auch das Schicksal der Familie Aubéry.

    Ich hab folgendes herausgefunden

    Eugène Aubéry , der Besitzer dieser Villa , war der Eigentümer der Rumdestillerie "L'usine du Lareinty"auf Martinique und verfügte über entsprechende Mittel, sich dieses aufwändige Schloss errichten zu lassen.

    Martinique war französische Kolonie und wurde erst Im Jahr 1946 zu einem der französischen Überseedepartements.

    Die Situation der Arbeiter war in den 30er Jahren sehr angespannt. So
    organisierte sich auf auf Martinique in den 30er Jahren eine Gruppe Arbeiter um den jungen André Aliker, einem militanten Anhänger des Kommunismus.

    Dieser recherchierte, fand heraus und macht publik, dass die Frau vonEugène Aubéry Steuer im Umfang von rund 8 Millionen Franc hinterzogen hatte,

    MmeAubéry wurde zunächst verurteilt, aber ein halbes Jahr später wurde das Urteil anulliert und Madame Aubéry bekam ihrerseits von der Kolonie 80 000 Francs.

    Daraufhin prangerte André Aliker in einer Zeitung die Betrügereien der Wohlhabenden und der Justiz an.

    Das dürfte der Familie Aubery nicht gefallen haben .
    Kommunistischer Aufruhr der Arbeiter war gefährlich.


    Im Januar 1934 fand man André Aliker ermordet am Strand.

    Zwei Einheimische wurden wegen der Mordes hingerichtet, aber es ist davon auszugehen,dass Eugène Aubéry der Auftraggeber war.

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Aliker

    Eugène Aubéry starb 1942.


    Es ist leicht zu verstehen, dass die Ehefrau ohne ihren Mann sich nach dieser Vorgeschichte auf Martinique nicht mehr sicher fühlte und mit ihren 8 Kindern wegzog.


    Frau Aubéry starb 1943

    Von
    den 8 Kindern leben heute noch 4.

    https://gw.geneanet.org/pmchx?lang=fr&n=aubery&oc=0&p=louis+paul+eu

    Wo,
    weiß ich nicht.


    Das
    Schloss kam zunächst in den Besitz der Verwaltung von Martinique .

    1956 war dort eine Volksschule eingerichtet, danach eine Landwirtschaftschule

    Das Gebäude wurde verlassen und schließlich für 1 Franc an die Gemeinde Ducos verkauft

    Die Villa wird nicht mehr genützt, steht aber unter Denkmalschutz

    https://fr.wikipedia.org/wiki/Ch%C3%A2teau_Aub%C3%A9ry


    Ob die Kommune irgendwann die Mittel hat, dieses prächtige Gebäude zu erhalten?

    Elke

  • hallo Elke,


    toll, was du da herausgefunden hast!!! Danke!!!


    Der Verkauf um einen Franc war mir zwar bekannt. Ich konnte mir jedoch keinen Reim daraus machen, weil doch wohl schon das Grundstück mehr wert sein müßte. Nun ergibt das Ganze einen Sinn.


    grüsse


    jürgen

  • Hallo Jürgen,


    toll, Du hast wieder einen wundervollen Lost Place entdeckt der mich fasziniert - ich mag ja solche Orte auch sehr.


    Spannend die Geschichte dazu die Elke rausgefunden hat - das wäre Material für einen spannenden Spielfilm.


    Dieses Forum ist einfach ein Quell unerschöpflicher interessanter Geschichten und Bilder.

    :blume17: Grüssle von Sylvi


    Nicht woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt, darauf kommt es an!

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    Eine Google Übersetzung:



    Was für mich am interessantesten ist, ist diese Geschichte. Über angebliche Lügen über dieses Gebäude und Familie.

    Original: https://badasso972.skyrock.com…U-CHATEAU-DIT-AUBERY.html


    Übersetzt:


  • Was für mich am interessantesten ist, ist diese Geschichte. Über angebliche Lügen über dieses Gebäude und Familie.

    Tom , Du hast den Beitrag sicher genau gelesen , wenn Du hier von "angeblichen Lügen " schreibst.

    Die Übersetzung ist etwas wirr und für das Original habe ich mir nicht die Zeit genommen.

    Was sind ( bitte konkret zusammegefasst ), die "angeblichen Lügen"?

    Ich verstehe es nicht. Geht es um Besitzansprüche ? Oder um was geht es?


    Es ist sicher interessant , viele Jahrzehnte ( 2009 und 2016) danach eine andere "Geschichte " zu erfahren.


    Aber wer ist "Der Pfadfinder, Michel ROMEO", der ständig aus der Bibel zitiert um seine Aussagen zu bekräftigen?

    Wer ist die " BAD Association" von der er 3. Vize-Präsident ist?

    ( Wenn ich nach Bad Association google komme ich meist auf die Zeugen Jehovas)

    Wer ist die Familie Biron?


    Fragen über Fragen.


    Gruß,

    Elke

  • hallo ihr beiden,


    ich sehe schon, daß noch nicht sämtliche Rätsel um das verfallene Schloß gelöst sind. Unabhängig von der wirren Übersetzung ist für mich der Begriff "Lord Byron" noch ein Rätsel.


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    Dieser findet sich auf einem eisernen Tor am Zugang zum Gründstück.


    Wenn ich mir nun die Details des Schlosses an sich ansehe, dann stelle fest, daß beim Bau wohl an nichts gespart werden mußte. Wäre dieses Tor auch von Anfang an vorhanden gewesen, wäre es sicherlich in einer viel hochwertigeren Ausführung von einem Schmid angefertigt worden. So schaut es mit dem Blechunterteil und der Aufschrift irgendwie billig aus. Denkbar wäre, daß irgendjemand später dieses Tor mit der Aufschrift angebracht hat. Nur wer war das und aus welchem Grund sollte dieser jemand das tun?


    Es gab lange vor dem Bau tatsächlich einen britischen Dichter dieses Namens. Vielleicht war ein späterer Bewohner des Schlosses ein Fan von Lord George Gordon Byron, so daß er diesen Namen einfach an dem Tor anbringen ließ. Das erscheint mir persönlich am ehesten möglich.


    https://de.wikipedia.org/wiki/George_Gordon_Byron


    grüsse


    jürgen

  • Ob dieser Name Byron identisch ist mit Biron, in dem vom Tom zitierten Beitrag?

    Eine Familie, die anscheinend auch irgendwie mit dem Chateau in Verbindung steht ( wie, konnte ich demText nicht entnehmen )


    Es handelt sich meines Erachtens in erster Linie um Besitzansprüche.

    Vielleicht deshalb dieses doch etwas primitive ("neuere" ) Tor mit dem Namensschild.


    Aber so einfach, wie das dieser M. Michel ROMEO darstellt, ist das nicht.

    Um das zu verstehen, müsste man sich in den französischen Gesetzen besser auskennen.

    Der Tod von Eugène Aubéry 1942 und die anschließende Flucht seiner Ehefau, die offensichtlich den Namen Hayot behalten hat, fand zur Zeit statt, in der Martinique noch Kolonie war

    s. Genelaogie die Paul Michaut über die Familie Aubery
    https://gw.geneanet.org/pmchx?…+josephine+berthe&n=hayot


    "Marie Joséphine "Berthe" HAYOT

    Mariée le 31 décembre 1911, Les Trois-Ilets, 97231, Martinique, Martinique, FRANCE, avec Louis Paul "Eugène" AUBÉRY 1879-1942


    Née le 1er mars 1893 - Le Morne-Rouge, 97218, Martinique, Martinique, FRANCE

    Décédée en mai 1943 - New York, Manhattan, New York, ETATS UNIS , à l’âge de 50 ans"


    Für mich stellt sich die Frage, wie es mit den Besitzansprüchen ehemaliger Kolonialherren steht, nachdem die Kolonie zum französichen Überseedepartement wurde.

    Was geschah mit dem oftmals verlassenen Besitz? (riesige Plantagen, Industrieanlagen, Gutshäuser)

    Gibt es Unterlagen über die Rechtmäßigkeit des Besitzes , wurde das irgendwo festgehalten?

    Können Nachkommen jener Großgrundbesitzer auch heute noch in den Überseedepartments Besitzansprüche erheben?

    Wie ist das in den ehmealigen anderen, z.B.deutschen Kolonien?


    Ich weiß es nicht.

    (ist für ein Reiseforum auch nicht unbedingt bedeutsam.)


    Fakt ist, dass das schöne Château im Moment dem Verfall preisgegeben ist.


    Gruß,

    Elke

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