Der Gardasee ist eigentlich immer eine Reise wert. Wir haben dahin, wenn es schnell gehen soll, nur vier bis fünf Stunden zu fahren und schon sind wir im sonnigen Italien. Leider haben diesen See auch Millionen andere Mitteleuropäer als Urlaubsziel schon vor Jahrzehnten entdeckt. Im Sommer ist der Dauerstau vor allem auf der Westuferstraße am Wochenende legendär. Da werden die Luxuskarossen und Cabrios sowohl der begüterten Italiener aus den Ballungsgebieten Mailand und Turin wie auch diejenigen der nördlich des Sees wohnenden ausgefahren. Wir haben San Zeno di Montagna oberhalb des Ostufers des Sees im letzten Jahr für einen Kurzurlaub Anfang Mai ausgewählt.
Einer unserer Ausflüge führte uns in den beschaulichen Küstenort Torri del Benaco, nur ein paar Kilometer nördlich des auch im Mai schon überlaufenen Touristenortes Garda gelegen. Bei einem zweistündigen Spaziergang entlang des Sees und durch Torri del Benaco haben wir so manches entdeckt, was sich doch zu zeigen lohnt. Das Hafenstädtchen mit ca. 2600 Einwohnern trägt im übrigen die alte Bezeichnung des Gardasees (Lacus Benacus) im Namen, die Türme (Torri) zeugen von einer Befestigung schon zu Zeiten der Römer.
Die Uferstraße verläuft auch hier direkt am See und so konnten wir den Pkw direkt nördlich der Kleinstadt am Straßenrand abstellen.
Schon nach wenigen Gehminuten fanden wir direkt am See hinter einer alten Mauer in einer etwas ungepflegten Grünanlage diese beiden Bocciabahnen, die aufgrund ihres Erhaltungszustandes offensichtlich noch genutzt werden.
Diese Holzkästen sind dazu da, daß die einzelnen Spieler hier ihre Kugeln deponieren können.
Im Gegensatz zu diesem Reptil am Ufer hatten wir nicht die Zeit, die Frühjahrssonne stundenlang zu geniessen. Schließlich wollten wir uns ja den Ort etwas ansehen und am Nachmittag noch ein anderes Ziel erkunden.
So ähnlich sehen viele Hauptplätze der Orte rund um den See aus. Hier trägt er den Namen Piazza Calderini.
Direkt neben der Piazza befindet sich der Hafen.
Fragt mich bloß nicht wie alt dieser Uhrturm (Torre del orologio) ist.
Bei so einem kleinen Ort liegt ja alles recht nah beieinander. Die Barockkirche SS. Pietro e Paolo verfügt über eine kostbare Orgel aus dem Jahr 1744.
Am südlichen Ortsrand befindet sich eine Scaligerburg, benannt nach einem über Jahrhunderte diese Gegend dominierenden Adelsgeschlecht.
Vor der Burg, der Sonne zugewandt gibt es etwas, was schon Goethe beeindruckt hat. Schließlich soll dieser ja Italien als das Land „wo die Zitronen blühen“ bezeichnet haben. Ja, bereits am relativ kalten Gardasee blühten damals wie auch heute die Zitronenbäume. Dies ist deshalb möglich, weil hier ein sogenanntes limonaie, ein Zitrusgewächshaus gebaut wurde. Dieses besteht aus einem Holzgestell, welches im unteren Bereich durch Verglasung gegen den kalten Wind geschützt ist. Wenn es im Winter doch mal geschneit hat, legte man einfach ein paar Bretter über das Gestell um die empfindlichen Pflanzen zu schützen. Wie auf den Bildern unschwer zu erkennen ist, wird das hier gezeigte nach wie vor als limonaie genutzt.
Nicht weit davon entfernt befindet sich der Fährhafen, mit welchem man zu Fuß, mit dem Rad oder auch mit dem Auto ans Westufer des Sees kommt. Hier verkehrt nicht nur die „normale Fähre“ sondern auch ein schnelles Tragflügelboot bis in den Norden nach Torbole.
Das war es meinerseits mit einem kleinen Einblick in einen kleinen Küstenort am Ostufer des Gardasees.
Jürgen