Toskana: Massa Marittima, Kleinod am Rande der Maremma

  • Massa Marittima, Kleinod am Rande der Maremma


    Massa Marittima liegt am Rande der Maremma, einem weitgehend flachen Schwemmland mit einigen Hügeln im Südwesten der Maremma, ca 20 km vom Tyrrhenischen Meer entfernt.


    Die Stadt entstand im 9. Jahrhundert, nachdem griechische Piraten das Episkopat von Populonia zerstörte hatten und der Bischof an den Rand der Maremma floh.


    Die Stadt an den Hängen der Colline Metallifere blühte durch die Nutzung von Erzvorkommen auf, die bereits Jahrhunderte zuvor von Etruskern und Römern abgebaut worden waren.


    Der Reichttum zog jedoch auch die begehrlichen Blicke anderer auf sich:
    Im 10. Jahrhundert eroberten und zerstörten Sarazenen den Ort.


    Danach war Massa Marittima nur ein Jahrhundert lang eine autonome Republik .


    1335 eroberte Siena die Siedlung.
    Die Sieneser bauten eine heute noch teilweise erhaltene Festung, die Fortezza um die Stadt, was die Medici aus Florenz jedoch nicht dran hinderte, 1555 die Stadt in ihren Besitz zu bringen.


    Blick von der Fortezza auf die Stadt und auf das Meer in der Ferne.



    Das romanische Stadtzentrum ist nicht sehr groß, alle wichtigen Gebäude aus dem 13./14. Jahrhundert sind rund um die Piazza Garibaldi.


    In der warmen Herbstsonne auf diesem Platz einen Cappuccini zu genießen, gehört zu den besonders genussreichen Momenten eines Toskanabesuches.



    Loggia del Comune, gegenüber der Palazzo Comunale und der Palazzo del Podesta, sowie der Dom mit seinem schönen Campanile-






    Siena hat seine Spuren hinterlassen mit der Darstellung der Wölfin, die zwei Knaben säugt. Führt doch Siena seinen Ursprung auf ein Zwillingspaar, nämlich Senio und Aschio - Söhne des römischen Remus - zurück.



    Auch am Bischofspalast die säugende Wölfin



    Der Dom San Cerbone ( Baubeginn im 11. Jhd)
    Beeindruckend der Campanile mit den Fenstern mit Säulen in unterschiedlicher Anzahl, sowie die reich dekorierte Fassade






    Im Dom ( Bilder waren leider nur eingeschränkt möglich)
    Der Innenraum : hell, aber im Gegensatz zur Fassade des Doms empfand ich ihn recht nüchtern




    Ein reich verzierter Taufbrunnen von 1267





    In den Gassen der Stadt –rechts oben ein Turm der Fortezza





    In die obere Stadt, die Citta Nuova aus dem 14./15. Jahrhundert,führen steile Straßen mit Stufen.




    Das Sieneser Tor der Fortezza




    Der Blick geht über die Stadt bis hinüber zur Insel Elba.



    Das Augustinerkloster aus dem 15.Jahrhundert in der oberen Stadt






    Die Bewohnerzahlen von Massa Marittima schwankten sehr stark. Jahrhundertelang wüteten Malariaepidemien, der wirtschaftliche Niedergang war nicht aufzuhalten und es gab eine Zeit, in der nur noch 50 Bewohner in der Stadt lebten.


    Die Etrusker hatten zwar die kankmachenden Sümpfe bereits trocken gelegt, aber im Mittelalter wurde das Entwässerungssystem nicht mehr instand gehalten und die Malaria breitete sich wieder aus.
    Erst als im 19. Jhd die Sümpfe der Maremma wieder entwässert wurden, ging es den Menschen besser und die Bevölkerungszahlen nahmen wieder zu.


    Der Bergbau hatte lange große Bedeutung. Unter der Altstadt gibt es mehrere Tunnels, in denen die Bevölkerung während des zweiten Weltkrieges Schutz suchte.


    1980 wurden die Stollen stillgelegt und heute kann man in einem Bergbaumuseum sehen, wie und unter welchen Bedingungen die Menschen früher gearbeitet haben.


    Heute wird die Maremma intensiv landwirtschaftlich genutzt, an der Küste haben sich Städte wie Piombino, Follonica, Grosseto zu wirtschaftlichen Zentren entwickelt. Unter großen Schirmpinien reiht sich ein Campingplatz an den anderen und die langen Sandstände ziehen zahlreiche Urlauber an.



    ELMA

  • Da bekommt man ja gleich ein schlechtes Gewissen, liebe Elke,


    ihr, Hartmut und du, bringt ja gleich Geschichtsunterricht, leicht verdaulich aufbereitet, ins Haus.


    Wunderbarer Gesamtbericht mit Details und übersichtlichen Motiven.
    Wobei wir nur knapp vorbeifuhren. Unten auf der heutigen E 80 sind wir von Pisa kommend über Grossetto vor Jahren an der Küste bis hinunter nach Reggio di Calabria.
    Da werden die wildesten Erinnerungen wach. Wir wollten ja in Baia dei Gabbiani mit dem Wohnmobil halten, war aber proppenvoll. usw. usw.
    Und jetzt bekomme ich das ausführlichst mit Bilderreigen beschrieben, was da oberhalb der Straße für örtliche Besonderheiten tummelten bzw. noch tummeln.
    Vielen Dank Elke
    Helmut

  • Ein schmucker Ort mit Tradition.


    Es war sicherlich kein Nachteil Massa Marittima erst im Oktober zu besuchen. Du konntest die Motive in Ruhe fotografieren und uns wieder einen schönen Platz in der Toscana zeigen.


    Der Platz lädt zum Einkehren ein. Besonders in wärmeren Zeiten sitzt man dort ideal und kann als Gast das Treiben der anderen Menschen an sich vorbeiziehen lassen.


    Die römische Wölfin ist auch dort daheim.
    Da ich ja kein großer Italienkenner bin, stellt sich die Frage, warum man sie in der Toscana so häufig sieht? Hängt das alles nur mit den nach Siena geflohenen Söhnen des Remus "Senius und Aschinus" zusammen oder gibt es noch einen anderen Hintergrund?

    [COLOR="#0000CD"]Entdecke die Welt, wie einst Captain Cook, Baedeker oder Marco Polo[/COLOR]


    Carpe Diem Annette und Hartmut


    [COLOR="#008080"]Wissen schafft Wissen - jeden Tag entsteht neues Wissen![/COLOR]

  • Eigentlich ist ja schon alles gesagt, liebe Elke. Aber eines noch: das schönste Foto ist für mich der Blick über die Stadt zur Insel Elba - sehr gut gelungen. Danke für den Bericht,


    Gruß Klaus

  • hallo Elma,


    vielen vielen Dank für diesen tollen Bericht - wieder aus der Toskana.


    Der Turm erinnert mich an viele andere aus Italien.
    Auch in Pomposa steht ein ähnlicher Turm. Ob er nun unterschiedliche Fenster (Anzahl) hat - muss ich nachschauen.


    die Straßen mit den zusätzlichen Stufen find ich irgendwie immer klasse.


    Irgendwie kommen mir verschiedene Platznamen bekannt vor, auch wenn ich in dem Ort noch nicht war.
    So taucht z.b. immer wieder Piazza Garibaldi auf.


    danke für deinen tollen Bericht


    liebe Grüße


    Ini

  • Vor 10 Jahren war ich in Massa Marittima, damals Ende Oktober, in der Nebensaison.

    Dieses Jahr habe ich die Stadt wieder besucht , Mitte September.

    Ich hatte Bedenken, einen Parkplatz zu finden, aber es war kein Problem.

    Auf einem zentrumsnahen gebührenpflichtigen Platz unterhalb der Kathedrale konnte ich für 1 € pro Stunde parken, Ungewöhnlich war, dass man auf dieser Italienischen Parkuhr das Autokennzeichen eingeben musste.



    Die Stadt gefällt mir nach wie vor außerordentlich gut.

    Auf historische Hintergründe möchte ich nicht noch einmal eingehen.

    s-# 1


    Ich habe dieses Mal auf meinem Spaziergang durch die Stadt etwas mehr auf Details geschaut.


    Zentrum des Städtchens ist der Garibaldiplatz mit Loggia del Comune, Palazzo Comunale , Palazzo del Podesta und der wunderbaren Kathedrale


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    Das Innere der Kathedrale konnte ich wegen einer Messe nicht besichtigen ( Und als ich abends um 19 Uhr nochmal hinging, war sie geschlossen)


    Ein Blick auf die Fassade von San Cerbone


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    Ein meisterhaftes Fries über dem Eingangsportal.

    Es zeigt Stationen aus dem Leben des Heiligen Cerbonius .


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    Die einzelnen Szenen

    ( Texttquelle Wikipedia )

    https://de.wikipedia.org/wiki/Cerbonius


    "Der Ostgoren -König Totila , der im 6. Jahrhundert Mittelitalien kontrollierte, ließ den Bischof Cerbonius verhaften, weil er einige römische Soldaten vor den Truppen des Königs versteckt hatte. In einer Arena wurde der Häftling einem Bären vorgeworfen, doch dieser griff ihn nicht an, sondern leckte ihm die Füße. Die Zuschauer waren tief beeindruckt, und Totila ließ ihn wieder frei.


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    Zerbonius wird von der Glaubensgemeinschaft Populonias zum Papst Vigilius nach Rom zitiert, weil einige Gläubige ihn für einen Ketzer halten, nachdem er geäußert hatte, während der Frühmesse Engelsgesänge hören zu können. Auf der Reise nach Rom heilt der Bischof einige Aussätzige, melkt Hirschkühe


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    und begegnet Gänsen, mit denen er zu sprechen lernt. Er fordert sie auf, ihn nach Rom zu begleiten, und die Tiere folgen ihm (Gänse sind daher das ikonographische Attribut Attribut dieses Heiligen).


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    Am Ende glaubt der Papst Cerbonius seine Geschichte. Sie feiern zusammen die Messe im Petersdom und erklären beide einvernehmlich, das Gloria der Engel zu hören."


    Soweit die Legende.


    Die Hauptstraße der Altstadt.

    Von "überlaufen " konnte nicht die Rede sein .


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    In einer Seitengasse entlang der Stadtmauer entdeckte ich eine Schrifttafel.


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    In questo pozzo il 1 maggio

    dell'anno 1300 morì annegato

    Bindoccio Pannocchieschi

    decenne, figlio di Margherita

    di Sovana e di Nello che fu

    sposo della Pia dei Tolomei


    Nanu.....

    die Namen Margherita , Nello und Pia dei Tolomei waren mir in diesem Urlaub doch schon mal begegnet!


    Hier, ca 50 km von Massa Marittima entfernt :
    I 1836 Toskana> ROSIA > Ponte della Pia

    Pia dei Tolomei war die Unglückliche, die von Nello de' Pannocchieschi ins Exil geschickt wurde, weil er Margherita Aldobrandeschi heiraten wollte .


    Was war am 1. Mai 1300 mit diesem kleinen Bindoccio Pannocchieschi , dem Sohn von Margherita und Nello geschehen ?
    Binduccio oder Bindoccio, der Sohn der beiden, starb im Alter von dreizehn Jahren, weil er in einem Brunnen der Familie Orsini ertrunken war.

    Wieso er in den Brunnen fiel und ertrank , ist nirgendwo festgehalten. Ein Unglück? Oder?


    Natürlich musste ich auch dieses Mal in die obere Stadt zur Festung gehen , um den Blick auf die Stadt und den weiten Ausblick Richtung Meer zu genießen.


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    .

    Es gibt noch eine weitere Sehenswürdigkeit in Massa Marittima.

    Die "Fonti dell‘Abbondanza" unterhalb der Kathedrale mit dem ungewöhnlichen Fresko



    Bildquelle und Lizenz :

    https://it.wikipedia.org/wiki/…dell%27abbondanza,_05.JPG




    Mehr darüber hier
    1839 Toskana > MASSA MARITTIMA > Fresko "Brunnen des Überflusses" (13. Jahrhundert)


    Von Massa Marittima ans Meer und zu den Stätten der Etrusker ist es nicht weit.

    Die Etrusker in der südlichen Toskana


    Um alles ohne Stress zu besuchen , sollte man sich mehrere Tage nur für den Südwesten der Toskana vornehmen .

    Die Landschaften der Toskana und ihre kulturellen Schätze sind so reich und vielfältig, das schafft niemand in nur einem Urlaub.


    Gruß,

    Elke


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