Paris - September-Dezember 2008

  • Ich weile nun seit einigen Monaten an einer Universität von Paris. Ein guter Bekannter bat mich, einen kleinen Bericht über Paris zu verfassen. Tatsächlich habe ich als Student hier natürlich nicht die gleichen Vorraussetzungen wie ein Tourist. Trotzdem mache ich natürlich auch Fotos und erkunde die Stadt, wenn ich Zeit und Lust habe. Ich habe Paris als eine wunderschöne Stadt kennen gelernt. Ich möchte euch aber auch von seinen (für Touristen) eher unangenehmen Seiten berichten. Deshalb warne ich euch vorweg (auch weil ich davon schlecht Fotos machen konnte/wollte) vor, dass Paris ein teures Pflaster ist. Und da ich hier wohne, beziehe ich mich damit nicht nur auf die typischen Touristengegenden, sondern auch auf die Preise im Supermarkt. Außerdem sollte man kein empfindliches Gemüt wegen Bettlern und Obdachlosen haben. Bettler (auch im RER bzw der Métro) gibt es hier in etwa genauso oft wie bspw. in Berlin, Obdachlose gibt es jedoch weit mehr. Man trifft sie besonders oft an/unter den Brücken und an den Bahnhöfen, wo es richtige Lager gibt. Es sollen wohl früher noch mehr gewesen sein, mir persönlich erscheint die Anzahl aber immer noch höher als man es "gewohnt" ist. Bezüglich der Bettler rate ich davon ab, Geld zu geben, denn meist handelt es sich um organisierte Gruppen.
    Doch dieser unschönen Seiten Paris gibt es auch jede Menge schöne Dinge zu erleben.

    Ein Besuch am Eiffelturm ist den meisten Touristen immer noch der wichtigste Punkt. Will man ihn besteigen, empfehle ich einen Wochentag auszusuchen, weil die Schlangen sehr lang sind. Wer nicht weniger lange warten will, nicht so viel im Fahrstuhl kuscheln oder weniger bezahlen will, nimmt die Treppen. Dies geht jedoch nur bis zur zweiten Etage und für den Abstieg abends meist gar nicht mehr. Aus meiner Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass die Aussicht von der zweiten Etage vollkommen ausreicht. Mehr Geld auszugeben, lohnt sich also eigentlich nicht, außer um sagen zu können, dass man ganz oben war.
    Dort belohnt einen folgender Ausblick:

    Aus dieser Höhe ist das Trocadéro im Prinzip das einzige Gebäude, was man noch erkennt. ;)
    Zum Vergleich mal der Blick zum Trocadéro von der zweiten Etage:

    Besonders schön ist der Eiffelturm natürlich bei Nacht:

    Wie der politisch Gebildete hier klar erkennt, stammt das Foto aus dem letzten Jahr. Auf Grund der EU-Ratspräsidentschaft erhielt der Turm für 2008 eine blaue Beleuchtung und die Sterne. Mit dem Jahreswechsel wurde die Beleuchtung auf orange-gelb geändert, wovon ich aber aufgrund eines untreuen Fotoapparates noch kein Bild habe.
    Ein weiteres Muss für den Touristen ist der Triumphbogen:

    Auch hier ist ein Aufstieg möglich. Ich persönlich nutzte den Jour de Patrimoine (sowas wie ein Tag der offenen Tür), um kostenlos hinaufzugehen. Ich kann daher nicht sagen, ob es sich auch für den zu zahlenden Preis lohnt, denn die Aussicht ist bis auf die zum Grande Arche nicht unbedingt sehenswert, aber dafür gibt es eine Zwischenetage, auf der eine interessante Ausstellung stattfand und moderne Technik das genaue Erkunden der Reliefs am Bogen ermöglicht.
    Die Champs Elysées lohnen im Prinzip keinen Ausflug, sind aber zu Weihnachten hübsch beleuchtet. Auch stehen dann dort viele (leider zu gut besuchte) Buden, die man entlangschlendern kann. Am Ende landet man am Place de la Concorde:

    Dort steht der berühmte Obelisk und zu Weihnachten eben auch ein Riesenrad. Auch der Park "Jardin des Tuileries" dahinter, lohnt einen gemütlichen Spaziergang, zumal man an seinem Ende direkt beim Louvre (Hier ein Foto mit Blick in Richtung Park!) landet:

    Nachts wird das Louvre ähnlich wie der Eiffelturm, aber ohne Farbwechsel, ausgeleuchtet:

    Für das Louvre gilt, dass hier freitags ab 18Uhr freier Eintritt für unter 26jährige ist. Für alle ist der Eintritt immer am ersten Sonntag des Monats frei (gilt auch für das Centre Pompidou). In jedem Fall sind mehrere Besuche empfehlenswert, sofern es die Zeit zulässt, da das Museum einfach zu groß ist, um es auch nur innerhalb von 5h annährend zu durchqueren. (Und irgendwann meldet sich ja der Hunger und die Konzentrationsfähigkeit ist erschöpft.)
    Neben diesen Sehenswürdigkeiten, solltet ihr euch unbedingt Sacré Coeur anschauen:

    Alleine schon ihre Platzierung hoch oben auf einer Erhebung gibt ihr eine beeindruckende Ausstrahlung und dem Besucher wieder einmal einen schönen Ausblick. Die Kirche ist kostenlos zu betreten und wirklich sehr schön. Außerdem trifft man dort auf den Treppen immer auch Künstler, die etwas zum Besten geben. Nicht alle Vorstellungen sind gleich unterhaltsam, das versteht sich von selbst. Als Erstes beim Betreten des Geländes trifft man leider auch auf ganz andere Künstler. Hier hilft nur: Hände in die Taschen und so gut es geht aus dem Weg gehen! Wenn nicht, beginnen sie, an dem Finger des Opfers ein Armband fertig zu knoten, um ihm dieses dann für 5€ zu verkaufen.
    Auf dem Weg abwärts durch die Straßen, kommt man zum Einen an dem Café von Amélie vorbei (Les deux Moulins - sie haben das Interieur jedoch komplett geändert und die Preis sind heftig!) und gelangt schließlich man zum bekannten Moulin Rouge:

    Bis auf diese Deko ist dort nicht viel zu sehen, wobei ich nie reingegangen bin. Es liegt jedoch an der Metrostation, so dass man quasi zwangsläufig dort vorbeikommt.
    Eine andere schöne Kirche findet sich im Zentrum von Paris: Notre Dame de Paris. Für meine Begriffe ist dies ganz sicher eine der schönsten Kirchen der Welt.

    Hier lohnt sich mal wieder der Aufstieg. Obwohl sie einen unschöner Weise zwingen, etwa 3min im Souvenirshop zu warten, bevor man weiter aufsteigen kann, ist die Aussicht, die man dort mit den Wasserspeiern zusammen genießt, alleiner schon wegen deren Gesellschaft lohnenswert.

    Dieses Bild zeigt übrigens noch einmal den Berg in Montmartre mit Sacré Coeur oben drauf. Wer nicht bereit ist, das Geld für den Aufstieg auszugeben, sollte trotzdem das Innere der Kirche betrachten gehen. Dies ist kostenlos. Von dort aus noch wieder für Geld in die Schatzkammer vorzudringen, empfehle ich nicht, da es sich fpür meine Begriffe einfach nicht gelohnt hat.
    Wer Zeit hat, sollte danach über die Brücke St Louis auf die gleichnamige Insel rübergehen.

    Als wir einmal dort langgingen, spielten Musiker auf und ein altes Ehepaar tanzte dazu. Zu beiden Seiten war die Seine und im Hintergrund Notre Dame. Es war eine herrliche Stimmung.
    Doch auch ohne Musiker und obwohl die mehr oder weniger ungewöhnlichen Läden dort hohe Preise aufweisen, hat es eine gewisses Ambiente, die kleine Hauptstraße dort langzuschlendern, an deren Ende Schleckermäuler noch einen wirklich ungewöhnlich leckeren Brownie verspeisen können.
    Als Letztes sollte noch der Grande Arche an La Défense erwähnt werden.

    Ob es sich tatsächlich lohnt, das Geld zu bezahlen, um mit dem Fahrstuhl dort hinauf zu fahren, kann ich nicht sagen, da ich es nicht testete. Ich glaube, man verliert so jedenfalls nichts, wenn man ihn nicht gesehen hat, da es doch sehr weit draußen liegt und nichts großartiges weiter in der Nähe ist. Wer sich allerdings für die moderne Bauweise interessiert, wird dieses Viertel lieben. Genauso kann man dort gut Rollschuh fahren auf dem weitläufigen Platz (wo es aber auch sehr kalt und zugig ist). Zu Weihnachten gastiert hier der wohl größte Weihnachtsmarkt in/bei Paris, der jedoch nur aus Buden und nicht aus Karoussels besteht.
    Ebenso in Weihnachtsstimmung seht ihr hier das Kaufhaus La Fayette:

    Das ist für den Normalsterblichen natürlich viel zu teuer und viel zu gut besucht. Ich empfehle eher einen Besuch in der Opéra de la Bastille ganz in der Nähe. ;)
    Um euch noch einen Eindruck vom Ambiente in Paris zu geben, habe ich euch noch folgende Bilder mitgebracht, die euch zeigen sollen, dass man in Paris an fast jeder Ecke etwas Sehenswertes entdecken kann:

    Die alten Häuser mit ihren Fassaden haben wirklich ihren Charme und es gibt sie in den unterschiedlichsten Formen.

    Was ich an Paris auch schätze und der Stadt ihren Charakter gibt, sind die vielen Pflanzen und großen und kleinen Parks. Während wir Deutschen geordnete Beete anlegen, machen die Franzosen eher ein wildes Durcheinander aus Büschen und Bäumen daraus. Ungepflegt sieht es jedoch eher selten aus. Der Baum auf diesem Foto wurde gerade sehr von Tauben belagert und befindet sich vor der Kirche St Vincent de Paul.
    Außerdem ist an Paris schön, dass man, auch wenn man mal die Hauptstraße verlässt, man noch sympathisch kleine und idyllisches Fleckchen entdecken kann.

    Das Bild zeigt die Kirche Saint-Sulpice mit dem Brunnen davor.
    Wer noch nicht weiß, dass die Franzosen sich keine Gedanken machen, ob sie beim Einparken gegen ein anderes Auto stoßen, der sei mit folgendem Bild schmunzelnd überzeugt:

    Wer also nicht damit leben kann, dieselbe Taktik zu nutzen und/oder Kratzer und Beulen im Auto zu haben, dem empfehle ich nicht, mit dem Auto zu kommen.
    Wer kommen möchte, sollte dies am allerbesten vor seinem 26. oder noch besser 25. Lebensjahr tun. Für diese Altersgruppe sind viele Eintritte frei oder vergünstigt, z.B. auch die Métro und RER-Tickets.
    Ansonsten kann ich auch empfehlen, zur Nuit Blanche zu kommen. In dieser speziellen Nacht, die letztes Jahr im Oktober stattfand, sind in ganz Paris Kunstprojekte untschiedlichster Art (im Allgemeinen kostenlos) zu bestaunen. Dabei ist es unmöglich, alle zu besuchen und ein bisschen Glück gehört deshalb natürlich auch dazu, um das Lohnenswerteste zu finden. :wink:

    Dieses Kunstprojekt heißt La Danse de la Fontaine Emergente, schlängelte sich an mehreren Stellen dort durchs Pflaster und wurde von innen mit Wasser bespült und wechselnden Farben ausgeleuchtet.


    So, ich hoffe, dieser kleine Bericht hat euch Lust auf eine Reise nach Paris gemacht, denn die lohnt sich auf jeden Fall. Bei weiteren Bilderwünschen oder Informationswünschen, bin ich gern bereit, zu helfen, so gut ich kann.


    Bis dahin pflegt eure Reiselust und auf bald!
    Eine Studentin aus dem fernen französischen Exil

  • Hallo snowcat!


    Zunächst mal:


    herzlich willkommen hier im Forum Schoener -Reisen!
    Und DANKE für diesen Bericht und die Bilder!


    Zitat

    So, ich hoffe, dieser kleine Bericht hat euch Lust auf eine Reise nach Paris gemacht


    Hast Du!! :lol:


    Meine Lust, einmal wieder Paris zu besuchen hast Du mit Sicherheit erhöht.
    Du scheinst Dich in die Stadt verliebt zu haben- trotz der weniger schönen Seiten, auf die Du hinweist.


    Clochards gab es schon immer unter den Brücken - dafür war Paris schon früher bekannt. Aber wahrscheinlich hat das heute nichts mehr mit Romantik zu tun und die sozialen Unterschiede sind heute eher größer und sichtbarer geworden als früher ( ich habe auch mal 1/2 Jahr in Frankreich gelebt)


    Danke auch für die Tipps , die Du für die Vorbereitung einer Parisreise gibst!


    Ich bin sicher, Du entdeckst noch viele schöne Ecken in den weniger berühmten Quartiers abseits der Hauptstraße.


    Vielleicht hören wir wieder mal was von Dir aus Deinem "Exil"?


    Viel Erfolg beim Studium und noch viele interssante Entdeckungen und Begegnungen in Paris!


    ELMA

  • Hallo Romy,


    Danke das Du meiner Bitte nachgekommen bist.


    Es hat sich gelohnt, ein echt sehr interessanter und spannender Bericht über Paris.
    Du machst sicher so manchem damit Lust auf diese wunderschöne Stadt.


    Würde mich gar nicht wundern, wenn ELma bald auch dort urlaubt. :)


    Wie schon gesagt, am besten gefiel mir ja der beleuchtete Eifelturm, schade nur das er so nur voriges Jahr so leuchtete.


    Aber ganz bestimmt, würde bei einem Parisaufenthalt von mir auch etwas besonders leuchten - Meine Augen .

  • hallo Romy,


    toll dein Bericht aus Paris.


    *lach*... bei dem Bild mit dem Autochen. Dein Tip, Paris nicht mit Auto zu besuchen kann ich vollauf verstehen, auch wenn wir es vor Jahren geschafft hatten, mit WoMo in der Nähe vom Eifelturm einen Parkplatz zu finden!


    ich bin gespannt, was du noch schönes aus Paris erzählen kannst!


    liebe Grüße


    Ini

  • Danke für die lieben Willkommensgrüße und Rückmeldungen! :)
    Ich habe mich tatsächlich ein wenig in diese Stadt verliebt. Wer könnte dieser alten Dame schon widerstehen?
    Für alle, die immer noch nicht ihren Urlaub in Paris gebucht haben, mal noch weitere Anregungen:

    Das Bild zeigt die Aussicht von Notre Dame in Richtung Eiffelturm. Auch diese teilt man sich, wenn man möchte, mit einem der steinernen Wasserspeier. Es handelt sich dabei leider nicht um die Originale, welche zu zerbröckeln drohten, weshalb nun nur noch Betonnachbildungen dort sitzen.
    Damit ihr einen kleinen Eindruck bekommt, warum hier die Kirche auch betreten solltet, habe ich euch noch dieses Foto mitgebracht:

    Das folgende Bild soll euch einen Eindruck vom Inneren der Opéra de la Bastille vermitteln:

    Schon das Äußere ist übrigens interessant, weil Büsten berühmtester Komponisten und Musiker die Fassade zieren, welche auch sonst interessante Details aufweist.
    Der Reichtum dieser Stadt an Kunstschätzen ist einfach unglaublich. Statuen und Gebäude, die bei uns wahrscheinlich sofort Museum bzw Denkmal oder sonstwie geschützt wären, stehen scheinbar bedeutungslos in der Gegend. So lohnt sich immer ein Blick nach links und rechts und Parks werden zu wahren Attraktionen. Hier mal ein Bild, welches meiner Meinung nach recht schön das Ambiente einfängt, dass dadurch entsteht:

  • hallo snowcat!


    Auch von mir ein herzliches willkommen :)


    Paris ist ganz sicher eine sehr schöne Stadt, aber ganz sicher auch sehr teuer.


    Vielen Dank für deinen schönen Bericht.


    Liebe Grüße Gabi

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