Verlorene Herzen - Teil 1- Cres & Lošinj '22

  • Teil 01:


    Tag 01 – Die Ankunft an der Küste

    Freitag, der 05.08.2022:


    Es war soweit. Ein weiteres Mal gedachten Marco und ich eine gemeinsame Kroatien – Reise anzutreten und diesmal gleich für 3 Wochen. Eigentlich sogar noch etwas mehr, denn mit Hin- und Rückfahrt würde es dieses Mal sogar 23 Tage dauern. Das hatten wir noch nie. So viel Kroatien auf einen Schlag. In dieser Zeit ließ sich Einiges erleben. Wir waren außer uns vor Freude. Es war Freitagmorgen, ca. 07:15 Uhr, und Marco brauste mit seinem Polo die Straße hinauf, um noch etwas abzuholen, etwas, das noch unbedingt mitmusste – mich. Wir luden mein Hab und Gut ins Auto. Jeder von uns hatte einen Koffer und zwei Rucksäcke. Es war genug Platz im Wagen. Das wäre mit meinem Auto nicht möglich gewesen.


    Im Vorfeld einer solchen Reise passieren wie gewöhnlich noch einige Dinge, die die Reise in gewisser Weise gefährden, so verletzte sich Marco an der Hand und ich stürzte beim Radfahren im Wald, aber letztendlich konnte nichts unsere Reise verhindern. Zum Glück ist keiner von uns an Corona erkrankt, und so stand dem verdienten Urlaub nichts im Wege.


    Gegen halb 8 starteten wir. Nach zwei Stunden Fahrt auf der A7 – am Südrande Hessens – frühstückten wir erst mal. Brötchen, Bockwürstchen und Eier. Eine Stärkung für die lange Fahrt. Wir brauchen dann insgesamt stets ca. 3 Stunden, um in die Nähe von Nürnberg zu kommen. Nach 5 Stunden pausierten wir südöstlich von München auf dem Parkplatz am Seehamer See an der A8. Durch die Steuersenkung war der Benzinpreis in Deutschland moderat, in Österreich und Italien relativ hoch und durch die Benzinpreisdeckelung in Slowenien und Kroatien ziemlich niedrig. Wir tankten also noch mal in Rosenheim für ca. 1,75 € voll und planten, das nächste Mal erst wieder in Slowenien zu tanken. In der Rosenheimer Gegend gelangten wir leider auch in einen unangenehmen Stau, wodurch wir erst nach ca. 9 Stunden die österreichische Grenze erreichten. Sonst schaffen wir das in 7. War aber alles halb so schlimm. Kurz zuvor hatten wir uns noch ‘ne Klebevignette besorgt – solange es die zum Kleben gibt, machen wir das auch so.



    Eine erste Pause


    Nichts gegen Österreich, aber kaum hatten wir die Grenze überschritten, fing es an zu regnen. Warum ist das nur immer so? Gut, das ist sicher in den Alpen begründet, die eine gewisse Wetterscheide darstellen. Trotzdem immer wieder ärgerlich. Zum ersten Mal überhaupt wollten wir die Strecke über Italien austesten, bogen also bei Villach ab. Nun befuhren wir also ein für uns neues Terrain. Und – was soll ich sagen – als wir nach Italien kamen, hörte der Regen auf, hahaha. Der Wettergott weiß eben, wo sich die Grenzen befinden. Um uns einen Snack zu holen, hielten wir gegen 19:00 Uhr an der italienischen Autobahnraststätte Autogrill Campiolo Ovest am Fluss Fella zwischen Moggio di Sopra und Carnia. Und es roch nach Süden. Ja, in der Tat. Für mich hatte die Luft etwas gänzlich Anderes, als das noch in Österreich der Fall war. Es roch nach Urlaub, schon ganz genauso, als wenn man auf der kroatischen A1 in Norddalmatien im Gebirge hält. Irre, ich kann es nicht beschreiben. Vielleicht spinne ich ja auch einfach nur. Egal.


    Gen Süden



    An der italienischen Autobahnraststätte


    Die italienische A23 ließ sich angenehm fahren. Es war nicht viel Verkehr, und wir rollten gemütlich über Udine dahin. In der Nähe der A4 in Richtung Triest hatte es ca. 2 Wochen zuvor noch gebrannt, so dass sie gesperrt war. Zum Glück war das Vergangenheit. Marco war noch immer fit. Selbstverständlich stand ich zum Fahren zur Verfügung, falls es ihm zu viel werden würde, doch er wollte weiterfahren. Einen großartigen Vorteil jedoch zur herkömmlichen Strecke über den Karawankentunnel und die slowenische Autobahn konnten wir nicht feststellen. Dazu muss man natürlich sagen, dass wir immer nachts fahren und dann auch dort stets gut durchgekommen sind. Für Tagfahrer, die in der Hauptsaison samstags anreisen, mag das anders aussehen, wenn sich am Karawankentunnel Staus bilden. Auch finanziell – gerade wenn man zu zweit fährt und sich sowieso alles teilt – bietet es keinen nennenswerten Vorteil, auch wenn man sich die slowenische Vignette spart. Das sieht jedoch jeder anders, und jeder soll dies so handhaben, wie es ihm gefällt. Doch diesmal bot es sich einfach an, die Sache mal auszuprobieren. Im Gegensatz zu vielen Fahrten in den Vorjahren, hatten wir eine Zwischenübernachtung geplant, und zwar in Triest. Das war zwar bereits eine sehr weite Fahrt, doch hatten wir so den Vorteil, am kommenden Tag nach Kroatien nicht mehr weit fahren zu müssen und deshalb vormittags in Ruhe noch etwas Triester Atmosphäre schnuppern zu können.


    Die Hafenstadt Triest ist mit ca. 200.000 Einwohnern die fünfzehntgrößte Stadt Italiens, die Hauptstadt der Region Friaul–Julisch Venetien, war bis 2017 die Hauptstadt der Provinz Triest und von 1382 bis 1918 habsburgisch - österreichisch. Gegen 20:30 Uhr, also nach ca. 13 Stunden Fahrt, kamen wir nach Triest. Ich werde nie den Moment vergessen, als wir oberhalb der Stadt abbogen, um in die Innenstadt zu gelangen. Für einen Moment war die gesamte Küste zu sehen, das Meer, der Hafen, die komplette Altstadt, in abendliches Laternenlicht getaucht. Das sah überwältigend aus. Wie atmosphärisch die Stadt an der Küste lag, phänomenal. Unser kleines Hotel lag direkt inmitten alter Gassen neben der Altstadt im Viertel Borgo Teresiano in der Via di Torre Bianca, unweit des Canale Grande.


    Glücklicherweise fanden wir nach keiner allzu langen Zeit der Suche einen Parkplatz in den Gassen direkt in der Nähe des Hotels. Wir konnten gleich die Zeit bis zum nächsten Mittag an der Parkuhr bezahlen, obwohl wir ein paar Minuten des Grübelns und schlussendlichen Verstehens der Funktionsweise des Automaten benötigten. Die Gebäude in der Borgo Teresiano neben der Citta Vecchia genannten Altstadt sind etwas marode, haben aber Charme. Es roch etwas modrig, und die Nähe zum Wasser war zu spüren. Der blaue Himmel kontrastierte mit den gelben Laternen der Gassen. Einen Teil unseres Gepäcks ließen wir im Auto; der Rest musste die unzähligen Stufen im Haus nach oben gebracht werden.



    In den Gassen nahe des Hotels


    Die Besitzerin war nett und zeigte uns unser Zimmer. Für eine Nacht brauchten wir keinen besonderen Komfort. Als wir dann soweit waren, entschlossen wir uns, uns noch in das abendliche Getümmel am Canale Grande zu werfen. Die Atmosphäre am Kanal war unbeschreiblich. Große Prachtbauten und Villen, wohin man auch sieht. Die Boote schaukelten ruhig im Wasser. Nahezu alle Tische aller umliegenden Restaurants und Bars waren voll. Hier pulsierte das Leben. Ja – das ist Triest – schon jetzt deutlich schöner als erwartet. Die Statue von James Joyce steht direkt am Kanal. Hier posierten wir natürlich erst einmal für Fotos. Die Chiesa di Sant’Antonio Nuovo thront beeindruckend am Ende des Kanals, über den beleuchtete Brücken führen. Es war ein unglaubliches Gefühl, hier zu sein. Unser Urlaub hatte begonnen. Ein kurzer Abstecher zum Hafen durfte nicht fehlen. Hier steht die Statue von Josef Ressel, ein österreichisch-böhmischer Erfinder und Forstbeamter. Am Eingang in den Kanal hängen unzählige Liebesschlösser an einer langen Kette.


    Am Canale Grande



    In Love with James Joyce


    Blick aus dem Kanal hinaus


    Übergang über den Kanal



    Blick vom Beginn des Kanals



    Gebäude in Kanalnähe


    Am Hafen



    Zwei Deutsche an der Statue von Josef Ressel am Hafen



    Kanalgetümmel


    Mojito


    Dann fanden wir einen freien Tisch vor einer Bar am Kanal und wurden Teil der Abendatmosphäre. Die Leute tanzten und feierten ausgelassen in den Gassen zu lauter, stimmungsvoller Musik, ließen es sich gut gehen. Ein Mojito und einige Biere italienischer und belgischer Herkunft, die jedoch einige Sorgenfalten auf unserer Stirn hinterließen, wurden getrunken. Es war ein erfolgreicher Ankunftstag, und zufrieden ging es zurück zum Hotel.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

    Einmal editiert, zuletzt von Heiko705 ()

  • Teil 02:


    Tag 02 – Die Reise nach Cres

    Samstag, der 06.08.2022:


    Leider waren meine Versuche, viel Schlaf zu finden, nicht von nennenswertem Erfolg gekrönt. So stand ich bereits gegen 6 Uhr auf, schlich mich aus dem Zimmer und schlenderte in Richtung des Canale Grande, um schon etwas morgendliche Atmosphäre zu tanken. Ich betrachtete die serbisch–orthodoxe Kirche San Spiridione und lief hinüber zur Chiesa di Sant’Antonio Nuovo mitsamt einem sich davor befindlichen Wasserbassin. Die neoklassizistische, einschiffige Kirche hat 6 mächtige ionische Säulen, wurde im frühen 19. Jahrhundert erbaut und wirkt in der Tat etwas griechisch. Das größte katholische Gotteshaus in Triest hatte noch geschlossen.



    Chiesa di Sant'Antonio Nuovo





    Kirche San Spiridione


    Der Morgen am Kanal erwachte. Händler bauten ihre Stände auf. Am prachtvollen Piazza del Ponte Rosso befindet sich der hübsche Giovanni-Brunnen. Die Farben der aufgehenden Sonne fanden in den Kanal und tauchten ihn in wundervolles Licht. Ich umrundete den Kanal, lief an den prachtvollen Gebäuden entlang und schoss Fotos. Dann ging ich zurück ins Hotel. Marco lag zwar noch im Bett, doch möchte ich bezweifeln, dass seine Suche nach Schlaf wesentlich erfolgreicher war als die meine. Da wir nun bis zum Frühstück noch immer eine Stunde Zeit hatten, entschied sich auch Marco, schon mal einen kleinen Blick nach draußen werfen zu wollen, und ich kam noch mal mit und zeigte ihm, wo ich gewesen war. Die Kirche San Spiridione hatte geöffnet, und wir konnten nun einen Blick hinein werfen.



    Piazza del Ponte Rosso



    Giovanni-Brunnen





    Der Tag erwacht



    Händler bauen die Stände auf



    Der Canale Grande


    Um kurz vor 8 Uhr erhaschte ich einen Blick in die kleine Küche, wo wir frühstücken würden, nur um ein Foto zu machen. Doch unsere Vermieterin hatte mich gehört und rief, dass wir frühstücken können. Das Angebot war etwas spärlich, doch bei dem günstigen Preis konnte man wohl zufrieden sein. Für eine kleine Stärkung am Morgen reichte es allemal. Zwei junge Mädchen – so um die 20 – gesellten sich zu uns an den Tisch, und auch die Enkelin unserer Vermieterin lugte ums Eck. Zuerst sprachen die beiden Damen nicht, doch irgendwie hatte ich bemerkt, dass sie Deutsche waren und fragte, woher sie kämen. Das taute die Beiden auf, da sie nun merkten, dass wir ebenfalls aus Deutschland waren, und es entwickelte sich ein Gespräch zwischen uns Vieren. Sie waren lediglich für 2 oder 3 Tage in Triest, und es sollte ein reiner Badeurlaub sein, wie sie verrieten. Ich fragte: „Kann man denn hier gut baden? Gibt es schöne Strände?“ Die Antwortet lautete: „Nee!“ Hahaha, das ließ mich doch innerlich etwas schmunzeln. Da hatten sich die Mädels wohl nicht allzu gut vorbereitet. Schließlich verabschiedeten wir uns von den beiden Damen und luden unser Hab und Gut wieder in das Auto.



    Der Frühstückstisch


    Unsere Erkundung der Hafenstadt konnte beginnen. Nun tauchten wir in das Zentrum ein. Über den Piazza Vittorio Veneto mit Bushaltestellen und dem imposanten Brunnen der Tritonen gelangten wir in Richtung der Synagoge von Triest, ein wuchtiger Bau, der uns jedoch verschlossen blieb. Zahlreiche Kreuzungen mussten überquert werden. Wir wunderten uns über die Vielzahl von Schuhgeschäften. Für die Italiener ist es wohl am wichtigsten, ein Paar anständige Schuhe zu haben. Erst danach kommt alles Andere wie Nahrung und dergleichen. Wir fanden zur Borsa Vecchia, der alten Börse. Der Piazza della Borsa ist beeindruckend. Auf einer Säule steht die Statue Kaiser Leopolds I., einem Habsburger. Hier beginnt die wirkliche Altstadt. An der griechisch-orthodoxen Kirche San Nicolo gelangten wir zum Hafen zurück. Ein riesiges Kreuzfahrtschiff der MSC-Cruises lag vor Anker. Auf dem Pier Molo Audace liefen wir hinaus, um das Schiff näher zu betrachten.



    Piazza Vittorio Veneto mit Brunnen der Titonen



    Durch die Stadt



    Synagoge von Triest



    Piazza della Borsa



    Borsa Vecchia



    Brunnen vor der alten Börse



    Kirche San Nicolo



    Kleines Böötchen am Pier Molo Audace



    Skulpturen am Pier


    Dann kamen wir zum Hauptplatz oder wie ich ihn nenne, der Platz der italienischen Einheit. Doch genau so heißt er ja auch, der Piazza dell‘Unita d’Italia. Er ist gesäumt von zahlreichen, gigantischen, neoklassizistischen Bauwerken. Da sind zum einen das große Rathaus und dann das Opernhaus Teatro Verdi, der Brunnen der vier Kontinente und der Palazzo del Lloyd Triestino. Es war sehr warm geworden. Eine kleine Pause musste sein. In einem kleinen Supermarkt kauften wir eine kleine Stärkung in Form von Hähnchenschenkeln, die wir am Brunnen aßen. Sie schmeckten anders als bei uns, doch waren sehr gut gewürzt. Das können die Italiener.



    Piazza dell'Unita d'Italia



    Rathaus



    Brunnen der vier Kontinente



    Palazzo del Lloyd Triestino


    Am Museum Revoltella vorbei ging’s wieder in die Altstadtgassen. Auf einem kleinen Obstmarkt staunten wir über die Größe der regionalen Produkte. Da waren riesige Tomaten in Kürbisgröße und überdimensionierte Pfirsiche. Da konnte Marco nicht nein sagen und kaufte einen. Laut Marco war das der beste Pfirsich, den er jemals gegessen hatte. Wir fanden einen kleinen Steinbogen auf einem historischen Platz. Der Bogen heißt Arco di Ricardo. Viele Touristen wollten am süßen Bogen Fotos schießen, und wir mussten warten, bis wir an der Reihe waren. Nun war es aber genug. Gern hätte ich noch die Kathedrale von Triest und das Kastell San Giusto gesehen, doch die Schuhsohlen qualmten. Außerdem hatten wir nun fast Mittag und wollten langsam über die mautfreie Strecke durch Slowenien nach Kroatien weiterfahren. Triest ist ganz wunderbar und bietet natürlich noch Einiges mehr an Sehenswürdigkeiten, doch hatten wir uns einen guten Überblick verschafft und das Ambiente der Stadt sehr genossen.



    Museum Revoltella



    Obstmarkt





    Am Arco di Ricardo



    Unbekannter deutscher Tourist am Arco di Ricardo


    Die mautfreie Strecke ist leicht zu finden, wenn man Google Maps nutzt. Lediglich ein Haken bei „Mautpflichtige Straßen vermeiden“ will gemacht sein, und schon wird die Strecke über den Grenzübergang Rabuiese-Škofije angezeigt. Hinter der Grenze geht es gleich bei der OMV-Tankstelle rechts ab. Das ist wichtig, sonst fährt man auf die vignettenpflichtige Autobahn. Die weitere Nebenstrecke führt an der Autobahn entlang und über sie hinweg. An einem Kreisel bogen wir nach Dekani ab, und der Rest geht wie von selbst.


    In Gračišće wollten wir direkt an der Landstraße tanken, um in den Genuss der slowenischen Benzinpreise zu kommen. Der Liter Super kostete hier nur 1,53 €. Doch wir trauten unseren Augen nicht. Die Autoschlange der Fahrer, die ebenfalls diese Idee hatten, war immens. Nein, dass wollten wir uns nicht antun. Das Benzin würde noch bis nach Kroatien reichen. Dort war der Preis nur um wenige Cent höher. Wir fuhren weiter in Richtung zur kroatischen Grenze bei Sočerga. Was wir nun zu Gesicht bekamen, war noch um ein Vielfaches schlimmer. Von der Seite aus Richtung Kroatien kommend in Richtung Italien, wo der Benzinpreis nur knapp unter 2 € lag, war die Schlange derer, die an dieser Tankstelle tanken wollten – ja, wie soll ich sagen – unermesslich. Mindestens 2 Kilometer lang standen die Autos im Stau. Gut, es ist klar, für diese Fahrer war diese Tankstelle eine der letzten Möglichkeiten, noch vor Italien abseits der Autobahn zu tanken, aber sowas hatten wir noch nicht gesehen. Gut, dass uns das egal sein konnte. Die Strecke über die Landstraße zur Grenze war sehr schön.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Heiko und seine Reisen sind legendär. So scheint es auch bei dieser etwas längeren Reise zu mir zumindest etwas bekannten Inseln in der Kvarner Bucht zu sein.


    Einen Stopp in Triest einzulegen ist immer gut auch wenn die Stadt für euch nicht auf der Hälfte des Reiseweges liegt. Dazu ein Hotel mitten in der Stadt was den Vorteil hat, dass man nach dem Abendessen mit allem was dazugehört einen kurzen Weg ins Bett hat.


    Nun wart ihr beide zwar nur auf der Durchreise. Und doch kann ich euch zwei Sehenswürdigkeiten empfehlen. Da ist zum einen die berühmte Straßenbahn nach Opicina die wir bereits genutzt haben.



    Und dann natürlich das vor den Toren der Stadt gelegene Schloss Miramare. Wir haben den Bau selbst zwar noch nicht besichtigt, aber immerhin den dazugehörigen Park.



    Nun freue ich mich aber auf die folgenden Teile deines Urlaubsberichts.


    Danke fürs Mitnehmen sagt


    Jürgen

  • Hallo Heiko,


    Nun haben sich mein Posting und dein zweiter Teil überschnitten. Deshalb gleich noch ein Kommentar zu deiner Fortsetzung.


    Die Küche in eurem Hotel könnte in einem Antiqitätenladen stehen. Die ist ja uralt, aber schon wieder so alt, dass sie toll aussieht. Aber ein Ding scheint neu zu sein und das ist die Kaffeemaschine. Ich wette, der Cappuccino hat hervorragend geschmeckt. Für uns ist bei jeder Fahrt nach oder durch Bella Italia die erste Tasse Cappuccino in irgendeiner Bar an der Straße der eigentliche Beginn des Urlaubs.


    Triest am frühen Morgen wenn es erwacht ist zumindest von den Bildern her toll. Es fehlen die vielen Passanten, die Touristen vom Kreuzfahrtschiff sowieso und der dichte Verkehr.


    Die beiden deutschen Mädels wollten sicherlich diesen einzigartigen Badestrand in Triest aufsuchen. So etwas gibt es sonst nirgendwo in Europa.



    Wieso konntest du eigentlich nicht schlafen? Nach so einer langen Fahrt und sicherlich zwei bis drei Bier schläft man eigentlich immer gut.


    Grüße


    Jürgen

  • Es fehlen die vielen Passanten, die Touristen vom Kreuzfahrtschiff sowieso

    Wir waren ja auch schon mal mit einem Kreuzfahrtschiff von MSC in Triest gewesen, aber konnten diese schöne Stadt nur vom oberen Deck betrachten. Es war unser Ausschiffungstag und insofern fiel leider eine Stadtbesichtigung für uns aus, da wir schon früh zum Flughafen gebracht wurden. ;(


    Link > Triest von oben

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Jürgen, manchmal ist es einfach so. Eine neue Unterkunft. Die erste Nacht. Aufregung. Hin und wieder braucht man einfach mal ein bis zwei Tage, um sich einzugewöhnen, doch bei nur einer Nacht ist das eben nicht so einfcah.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Teil 03:


    Gegen 13:00 Uhr erreichten wir die istrische Grenze. Am Grenzschild hielten wir an. Endlich Kroatien! Marco kniete sich hin und küsste den heiligen Boden. Vorbei an Buzet, Boljun und Kršan fuhren wir hinunter bis nach Brestova. Wir hofften, die 14:30 Uhr-Fähre nach Cres zu bekommen, doch die Zeit war knapp, und als wir gegen 14:20 Uhr am Tickethäuschen der Jadrolinija ankamen und die Autoschlange bis hinunter zum Fähranleger riesig lang war, wussten wir schon, dass das nichts mehr wird. War ein bissel schade, denn die nächste Fähre würde ja erst um 16:00 Uhr fahren. Bei der netten Dame zahlte ich die Tickets, und wir hatten Glück, denn genau zur nächsten vollen Stunde um 15:00 Uhr sollte eine zusätzliche Fähre eingesetzt werden. Super! Wir parkten das Auto in der nun nicht mehr allzu langen Schlange – denn die erste Fähre war soeben abgefahren – und nahmen am Kiosk einen kleinen Snack zu uns.





    Endlich Kroatien







    Oberhalb des Fähranlegers


    Dann kam die Zusatzfähre und wir wurden mit dem Auto ganz unten in das hinterste Eck gelotst. Zum Spaß sagte ich zu Marco: „Wenn nun ein Unglück passiert, sind wir diejenigen, die mit dem Auto hier auf keinen Fall mehr rauskommen.“ Wir gingen nach ganz oben aufs Deck und fuhren ab. Wir teilten uns ein Bier, ließen uns den Fahrtwind um die Ohren wehen und waren äußerst glücklich. Ich liebe Cres, und die Insel kam näher. Ich strahlte. Endlich ging es nach so vielen Jahren Abstinenz wieder nach Cres.



    Die Fähre kommt





    Auf der Fähre



    Los geht's



    Gemeinsame Freude



    Die Insel kommt näher



    Anlegemanöver


    Gegen 15:25 Uhr betraten wir den Boden der Insel. Von Porozina fuhren wir zunächst zur Art Farm Filozići, denn hier wollte ich fragen, ob man denn auch nur für uns zwei Personen ein paar Tage später ein Abendessen kredenzen würde. Ich wusste, dass man hier essen kann, doch normalerweise nur für kleine Gruppen. Die Art Farm in Filozići ist etwas ganz Besonderes. Hier wohnt Igor mit seiner Familie. Er ist eine Art Überlebenskünstler, der abgeschieden auf seinem Anwesen nahezu ausschließlich regionale Produkte für sein Essen verwendet. Die Tiere für das Fleisch jagt er nach eigener Aussage selbst. Das Ambiente auf der Farm ist außerordentlich rustikal, es liegt mitten im Wald von Tramuntana. Verschiedene Künstler zieht es auf sein Anwesen, die bei ihm von Zeit zu Zeit wohnen und allerlei Hinterlassenschaften auf dem Gelände deponiert haben. Es ist ein kleines Idyll.



    Auf der Insel


    Über eine sehr schmale Straße geht es hinauf nach Filozići. Da wir nun auf Cres waren, was auch für mich heiligen Boden darstellt, küsste nun auch ich das Land. Zuerst einmal mussten wir suchen. Das kleine Dorf hat doch ein paar Häuser. Wo mussten wir wohl fragen? Dann fanden wir das richtige Haus und fragten eine Dame. Es war die Frau von Igor. Wir sollten einen Moment warten, denn sie würde ihn holen. Ein recht lustiger Mann mit Wuschelkopf kam herbei. Und er sagte zu, gab mir seine Mobilnummer, und wir sollten einfach per WhatsApp Bescheid sagen, wenn wir bei ihm essen wollen. Natürlich erst am Morgen des gleichen Tages. Die Kroaten planen nicht so weit voraus, ganz im Gegensatz zu mir. Perfekt. Das hatte schon mal funktioniert.



    Der Kuss der Insel





    An der Farm


    Wir wollten heute lediglich in die Stadt Cres, damit ich am Hafen an einem Bankautomaten zum akzeptablen Kurs von 1 zu 7,35 Geld abheben konnte. Marco zog es vor, seine mitgebrachten Euro in Kuna zu tauschen. Aber ist man erst mal am Hafen dieser wunderbaren Stadt, so schafft man es einfach nicht, sofort wieder zu verschwinden, ohne sich etwas umzuschauen und ein paar Fotos zu machen, obwohl wir selbstverständlich ein paar Tage später wiederkommen würden; zu schön ist es einfach hier, und zu lange waren wir nicht mehr da. Zu berauschend war das Gefühl, wieder hier zu sein. Eigentlich hatten wir diesen Urlaub ja bereits für 2020 geplant, doch hatte das damals aus bestimmten Gründen nicht geklappt. Bevor wir zur Ferienwohnung aufbrachen, kauften wir jedoch erst mal im relativ neuen Plodine-Markt am Kreisel oberhalb der Stadt ein. Schließlich braucht man etwas Bier für die Abendstunden, Mineralwasser für die täglichen Unternehmungen und auch Zutaten für das tägliche Frühstück auf dem Balkon.



    Weiterfahrt nach Cres



    Bronze-Skulptur von Frane Petrić vor dem Palast Arsan









    Am Hafen





    Am Brunnen


    Wir fuhren gen Süden. Der Inselhauptstraße entlang. Vorbei am Vransko jezero, dem einzigen See der Insel, der als Süßwasserspeicher dient und in dem man aus diesem Grunde nicht baden darf. Dann rechts ab. Das ist die Straße nach Martinščica. Zuerst kommt man durch Stivan, dann nach Miholaščica und schließlich durch den kleinen Ort Zaglav. Das Zentrum von Martinščica bzw. den Hafen ließen wir links liegen und bogen die nächste Möglichkeit nach rechts ab. Man kann diesen Weg leicht übersehen. Er ist sehr steil und schmal. Kommt hier ein Fahrzeug entgegen, muss man erst einmal eine Möglichkeit suchen, sich an irgendeiner Stelle aneinander vorbei zu quetschen. Wenn man bereits denkt, es kommt nichts mehr, erreicht man nach 2,5 Kilometern das kleine Bergdorf Vidovići. Hier hatten wir eine Ferienwohnung gebucht. Vidovići hat immerhin 16 Häuser und ist das höchstgelegenste Dorf der Insel. Im roten Licht der untergehenden Abendsonne lagen die Häuser vor uns.



    Unterm Haus



    In Vidovići



    Blick von Vidovići auf den Berg Osoršćica auf Lošinj


    Unsere Vermieterin Ana saß bereits mit ihren 2 Nachbarinnen auf der Terrasse und erwartete unsere Ankunft. Wir wurden sehr nett empfangen und durch das kleine Haus geführt, denn bis auf einen kleinen Raum im Erdgeschoss sollte es nun für 10 Tage uns gehören. In der 1. Etage waren die Küche, das kleine Badezimmer, ein Schlafzimmer und der Balkon und in der 2. Etage – also unter'm Dach – noch ein einzelnes Schlafzimmer. Da Marco die Treppensteigerei bis ganz nach oben ohnehin zu anstrengend war, entschloss ich mich sofort, das Dachzimmer zu beziehen. Durch ein kleines Fenster mit Fensterläden konnte ich auf den Ort hinausschauen. Alles war sehr rustikal und aus Holz. Später sollte sich herausstellen, dass alles etwas wackelte, wenn ich oben durchs Zimmer ging. Deswegen versuchte ich morgens stets, etwas vorsichtig zu gehen, um Marco in seiner unteren Etage nicht zu stören, was jedoch nur sehr bedingt gelang.


    Der Blick auf unseren Balkon hinaus ließ uns staunen. Die Aussicht aufs Meer war unglaublich schön. Wir blickten bis nach Osor und dem Osoršćica-Gebirge mit dem Gipfel Televrin auf Lošinj und sahen die vorgelagerten Inseln Zeča, Unije, Vele und Male Sakrane und Susak. Wunderbar! Die Vermieterin machte uns noch auf verschiedene Eigenheiten aufmerksam, wie zum Beispiel die Verriegelung der Fensterläden und gewisse Tricks dabei. Unser Hab und Gut sowie die getätigten Einkäufe hievten wir die Treppen hinauf.


    Jetzt hieß es noch, etwas Essen zu fassen. Hierzu hatten wir uns das Restoran Na Moru im Fischerdorf Valun ausgesucht und wollten direkt am Wasser auf die geglückte Anreise anstoßen. Den hübschen Ort kannten wir selbstverständlich, also war es nicht allzu schlimm, dass es bereits zu dunkel war, um Fotos zu schießen. Leider war auch der Hafen und das markante, große Gebäude am Hafen zu dunkel und in keiner Weise beleuchtet. Dies hätte die Abendstimmung hier am Wasser verbessert. Von einem kleinen Boot im Wasser dröhnte alte Popmusik, die jedoch als Hintergrund ganz gut passte. Die dunklen Wellen plätscherten.


    Ich freute mich, dass man doch wirklich einen kleinen Drachenkopf im Angebot hatte, was jedoch zunächst verneint wurde. Erst eine zweite Angestellte konnte es mir bestätigen. Den Fisch wollte ich schon immer mal probieren. Zusammen mit Bratkartoffeln, etwas Bier und Weißwein wurde es zu meinem Abendessen. Marco bestellte sich kleine Steaks und Pommes. Das Essen schmeckte, doch war der Fisch etwas zu klein. Die Preise im Na Moru erschreckten uns ein wenig. Allein der Drachenkopf kostete ja bereits 300 Kuna, was ich jedoch in Kauf genommen hatte. Nun kam noch hinzu, dass zwei der gebrachten Speisen auf der Rechnung teurer waren als auf der Karte, die man uns anfangs gezeigt hatte. Das war in unseren Augen Betrug. Die Gesamtrechnung betrug 690 Kuna, was für die bescheidene Menge des Essens beachtlich war. Marco befürchtete bereits, dass nun sämtliche Preise in Kroatien auf diese Art und Weise angezogen hätten, was sich im späteren Verlauf des Urlaubs jedoch als unbegründet herausstellte. Das Ambiente war schön. Wir hatten ja einen schönen Tisch bekommen. Doch auch die Preise anderer Gerichte ließen uns teilweise zweimal hinsehen. Da es sicher keinen Sinn hätte, die Bedienung auf die Differenz der Preise zwischen Rechnung und Karte hinzuweisen, ließen wir eben sämtliches Trinkgeld weg, legten das Geld auf den Tisch und winkten zum Abschied.



    Filetierter Drachenkopf



    Gemischte Steaks mit Pommes


    In der Nacht wurden wir Zeugen, wie windig es oben in Vidovići war. Der Wind pfiff nur so um unser kleines Haus, was aber auch etwas Idyllisches hatte. Und auf diese Art und Weise gerieten wir nicht ins Schwitzen, denn die Klimaanlage war lediglich in der Küche.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Hallo Heiko,


    Wie war die Unterkunft mit der eingeschränkten Klimaanlage im Hochsommer? Alte Häuser haben ja oft sehr dicke Wände, so dass die Klimaanlage nicht unbedingt nötig ist. Hast du nachts das Fenster offen gelassen und konntest du trotz des Windes schlafen?


    In Vidovici soll es ein Museum geben. Habt ihr das besucht?


    Was euer Essen im na moru angeht ist es zum einen ärgerlich, wenn das Preis-Leistungsverhältnis nicht stimmt und noch dazu man als Gast den Eindruck gewinnt, besch… worden zu sein.


    Leider gibt es Wirte die die Einstellung haben, dass der Gast eh bloß einmal kommt und deshalb ausgenommen werden kann sie eine Weihnachtsgans. Auf Dauer zahlt sich das nicht aus weil schlechte Kritiken sich in den sozialen Medien in Windeseile verbreiten.


    Grüße


    Jürgen

  • Lieber Heiko,


    du verwöhnst uns mal wieder mit einem einzigartigen Reisebericht und sagenhaften Fotos dazu.

    Da wird es bestimmt wieder spannend und lustig werden mit Marco und dir.
    23 Tage Kroatien pur.

    Da gibt es die nächsten Abende reichlich Abwechslung für mich, da kommt Freude hoch.

    Freue mich auf die Fortsetzung.

    Liebe Grüße
    Steffi

  • Hallo Jürgen, das Haus in Vidovići fanden wir ganz wunderbar. Dass die Klimaanlage nur in der Küche war, war nicht allzu schlimm, obwohl ich manchmal, wenn ich doch etwas schwitzte, schnell den Weg in die Küche suchen musste, um mich abzukühlen.


    Die Fensterläden in den Schlafzimmern ließen wir tagsüber geschlossen, um die Wärme draußen zu lassen. Und nachts hatten wir die Fenster offen, so dass der Wind hineinblasen konnte. Das war gemütlich und urig, und ich schlief in meinem Holzbett ab der ersten Nacht ganz hervorragend.


    Ja, es gibt dort in der Tat ein Museum. Man muss den Herrn anrufen, und dann kommt er aus Martinŝĉica herauf. Wir erwarteten jedoch keine weltbewegenden Ausstellungsstücke dort vorzufinden und verzichteten darauf. Vidovići ist aber schnuckelig.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Die Art Farm in Filozići ist etwas ganz Besonderes. Hier wohnt Igor mit seiner Familie. Er ist eine Art Überlebenskünstler, der abgeschieden auf seinem Anwesen nahezu ausschließlich regionale Produkte für sein Essen verwendet.

    Hallo Heiko.


    Ja, auf Igor bin ich 2019 gestossen, er gab mir einen Flyer mit seinen Kontaktdaten mit. Dort wollten wir auch mal zum Essen hin, leider hat er bei uns in dem Urlaub zeitlich nicht mehr geklappt.

    Ich bin mal gespannt, ob Marko und Du bei ihm zum Essen waren, und natürlich auch, was Ihr noch so alles unternommen habt. :) Ich fand Cres-Lošinj herrlich.



    Liebe Grüße, Daniel.

  • Teil 04:


    Tag 03 – Meli, ein Stück vom Paradies

    Sonntag, der 07.08.2022:


    Ein schöner Morgen hatte begonnen. Das Erste, was ich jeden Morgen nach dem Aufstehen tat, war, einen Blick aus meinem kleinen Fenster zu werfen. Einfach idyllisch. Als ich die Zutaten fürs Frühstück auf den Balkon gebracht hatte und Marco noch im Badezimmer zugange war, bemerkte ich einen großen Ziegenbock mit beachtlichem Gehörn in unserem Garten. Er fraß und schien sich frei hier oben bewegen zu können, und später, als ich Marco ihn zeigen wollte, war er verschwunden. Es war herrlich, auf unserem Balkon zu frühstücken und den Meerblick zu genießen. Wir ließen es uns schmecken. Mit der Wahl der Ferienwohnung hatten wir voll ins Schwarze getroffen. Rustikal, viel Platz und eine herrliche Aussicht.



    Mein rustikales Zimmer untern Dach



    Blick aus meinem Fenster



    In der Küche



    Blick vom Balkon



    Frühstückstisch


    Als wir schließlich soweit waren, sprangen wir ins Auto und fuhren weit in den Norden in den Tramuntana-Wald. Kurz bevor man den kleinen und idyllischen Ort Beli erreicht, bogen wir links ab, mitten in den Wald hinein. Der asphaltierte Weg wurde zur Schotterpiste. Dies war der Weg nach Ivanje, einem fast verlassenen Dorf. Trotz einiger Huppel und Unebenheiten und dem immer tieferen Eindringen in den Wald, ist er noch relativ gut befahrbar. Der Weg war wunderschön. Einige Tage später würden wir im Tramuntana-Wald auch eine Wanderung unternehmen, da wir wussten, wie schön es hier oben ist. Wir hätten nicht gedacht, dass uns sogar Fahrzeuge entgegenkommen, doch wir passierten einige Einheimische. Und dann sogar einen LKW! Hier im tiefsten Wald. Wer hätte das geglaubt? Der Weg wurde von Trockensteinmauern flankiert, führte über kleine Hügel, wieder hinunter in kleine Täler und vorbei an Ziegengattern.



    Auf der Fahrt nach Ivanje


    Der Vormittag war bereits weit fortgeschritten, und wir kamen in den alten, fast verlassenen Ort Ivanje. Er liegt auf einem Hügel und ist natürlich ringsherum von Wald umgeben. In heutiger Zeit ist es das nördlichste, noch bewohnte Dorf der Insel. In der Mitte des 19. Jahrhunderts zählte es sogar 136 Einwohner. Von einer Bank nahe dem Ortseingang, die unter einem großen Baum steht, hat man eine gute Aussicht bis nach Opatija und Rijeka. Als Marco und ich näher an das große Gebäude daneben herantraten, kamen – ungelogen – ca. 15 ängstliche Schafe heraus, um sich vor uns in Sicherheit zu bringen. Nicht alle Häuser sind verfallen, manche Gebäude sind renoviert und werden sicher – zumindest im Sommer – bewohnt. Auf dem Hügel in Ivanje gefiel es uns auf Anhieb. Es herrscht eine ganz tolle und ruhige Atmosphäre. Als wir in den hinteren Dorfteil kamen, sahen wir erstaunlich viele alte PKW’s. Das hätte ich nicht gedacht. Viele Ziegen schauten aus ihren Gattern hervor. Die kleine Kirche liegt etwas abseits auf einem Hügel und ist in gutem Zustand. Am abenteuerlichen Weg nach Ivanje liegt ein Steinhaus mit großem Pool, welches man sogar als Ferienhaus mieten kann. Es liegt in einem ehemaligen Weiler namens Rosuja. Am Ende unseres Rundgangs nahmen wir noch einmal auf der Bank mit der guten Aussicht Platz, und ließen diese auf uns wirken.

































    Impressionen aus Ivanje



    Blick nach Rijeka und Opatija



    Auf der Rückfahrt


    Der Weg zum verlassenen Dorf Konac war leider in noch schlimmeren Zustand, sonst hätten wir auch dieses besucht, doch Marco entschied, dass er dies seinem Polo nicht zumuten konnte. Konac liegt fast am Nordkap der Insel, oberhalb der Bucht Mali Bok. Dann ging’s wieder zurück nach Süden. Über der Marina von Cres legten wir auf der Rückfahrt einen kleinen Stopp ein; schließlich musste die große Bucht mit der Stadt Cres fotografiert werden. Auf dem Weg in den Süden, versuchte ich mehrfach, die Nonina Konoba in Stivan telefonisch zu erreichen. Sie ist bekannt für ihre herrliche Lammpeka. Leider konnte ich niemanden erreichen. Also fuhren wir einfach vorbei. Es herrschte Hochbetrieb. Gern hätten wir am Abend hier eine Peka genossen, doch man gab uns zu verstehen, dass wir mindestens drei Personen sein müssten, damit man sie zubereitet. Wen hätten wir fragen sollen, dass er mit uns isst? Schade, schade. Bei einem Blick auf die Speisekarte stellten wir fest, dass man hier günstig essen kann, doch der Abend war bereits ausgebucht. Die Konoba scheint wirklich in aller Munde zu sein. Hätte ich nicht gedacht, dass eine Konoba im doch eher unscheinbaren Stivan hier so hoch im Kurs steht.







    Blick in die Bucht der Stadt Cres



    Blick über die Marina


    Es war Badezeit. Also fuhren wir weiter gen Süden, aber nicht weit. Wir fuhren durch den kleinen Ort Belej, der mit Spanferkel-Konobas an der Straße aufwarten kann. Außerdem gibt es hier einen Mini-Markt, was ganz praktisch für uns war, da wir ihn noch das eine oder andere Mal auf der Durchreise nutzten, um irgendwelche Kleinigkeiten zu besorgen, nicht so jedoch heute, denn es war Sonntag. Wenn man in Belej in Richtung Küste abbiegt, gelangt man an den kleinen, wunderbaren Strand Koromačno, aber den kannten wir ja schon. Gegenüber der Abfahrt nach Ustrine, biegt eine kleine Straße ab. Die nahmen wir. Acht Jahre zuvor ist Marco hier unten beim Besichtigen einer Kapellenruine und einer Schafstränke in eine Distel getreten. Autsch! Wir erinnerten uns daran. Die Straße führt durch die Ebene zum Ort Srem und weiter nach Plat – beides nur kleine Weiler – wo Marco sein Vehikel parkte. Schon seit vielen Jahren träumte ich davon, am Strand Meli zu baden, und auch Marco hatte sich im Internet schon einige Bilder angeschaut. Nun war der Zeitpunkt gekommen. Ich freute mich. Von Plat aus läuft man den Hang hinab zur Küste, durch Schafsgatter hindurch, die man nach dem Durchschreiten wieder schließen soll, auf sandigen Wegen durch kleine Wälder und an Trockensteinmauern vorbei. Wie eine kleine Wanderung. Es war sehr warm. Schließlich kamen wir an die Küste und an einen kleinen, hübschen, halbrunden Strand mit zwei Molen. Es war ja schön, aber das konnte doch unmöglich unser Strand Meli sein. War er auch nicht, denn das war der kleine Strand Lučica, an dem man aber durchaus auch eine hübsche Zeit verbringen könnte.







    In Plat











    Auf dem Weg zum Strand







    Am kleinen Strand Lučica

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • So liebe ich Kroatien und vor allem die Inseln. Einsame ursprüngliche Gegenden mit teils verfallenen Häusern, immer wieder mal das Meer im Blickfeld und schmale Strassen oder teils eingewachsene Pfade. Dazu die jahrhundertealten Trockenmauern die einst Hirten aufgerichtet haben um die einzelnen Parzellen voneinander abzugrenzen.


    Die für mich wichtigste Frage hast du allerdings nicht beantwortet. Habt ihr am Strand Lucica den Sprung ins Meer gewagt oder nicht? Für mich wäre das nach den bisherigen Erkundungen dieses Tages ein Muss. :)


    Grüße


    Jürgen

  • Hallo Jürgen, ich bitte um ein wenig Geduld. Der nächste Teil beantwortet Deine Frage.

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

  • Teil 05:


    Dahinter führt der Weg weiter, und dann lag er vor uns. Ja, das war er, der herrliche Strand Meli. Wunderbar. Fast noch schöner, als wir dachten. Ein breiter Kiesstrand mit Strandbar, Liegen und Sonnenschirmen. Auch eine schöne Hängematte an einem Holzgestell mit der Aufschrift „Meli Beach“ war hier im Wasser, auf der sich sicher einige schöne Fotos machen lassen würden, und ein großes Holzherz gab es ebenso. Doch halt, der Strand Meli ist nicht ausschließlich ein Kiesstrand. Je nach Wasserstand kann er auch ein Sandstrand sein, denn wenn man einige Meter ins Wasser geht, geht der Untergrund in feinen Sand über. Zuerst gab es eine sehr kleine, aber schmackhafte Piña Colada für mich und ein großes Bier mit Pommes für Marco. Da die Piña Colada aber sofort leer war, bestellte ich auch für mich noch ein Bier. Ich wollte ja nicht verdursten. Die Bedienung fragte mich, ob ich das denn auch wirklich schaffen würde, was mich etwas sprachlos zurückließ. Ich mein‘, wenn man mir einen halbwegs fairen Cocktail verkauft hätte, könnte ich die Frage ja noch nachvollziehen, aber nicht nach diesem 0,15 Liter-Getränk. Aber so ist das heute – gleicher Preis, jedoch weniger Inhalt.



    Weg zwischen den Stränden Lučica und Meli



    Da isser



    Ankunft am Strand Meli



    Am Strand



    I love Meli



    Hängematte im Wasser



    An der Beach Bar



    Piña Colada


    Die nächsten Stunden gehörten uns, der Sonne und dem schönen Strand. Wir waren uns sofort einig, dass dies einer der schönsten Strände der Insel ist. Man musste weit hinaus laufen, um schwimmen zu können. Wir machten Bilder an der nicht mehr vorhandenen Hängematte. Vorher hing sie bereits zu weit ins Wasser hinab, und nun hatte man sie entfernt. Ein ausgiebiges Sonnenbad durfte natürlich nicht fehlen.





    Ohne Worte



    Im kühlen Nass


    Nach dem Rückmarsch mussten wir zuerst einmal „unsere Hauptstadt“ kennenlernen – Martinščica. Denn schließlich gehörte unser Wohnort Vidovići zu Martinščica. Durch unsere Vermieterin Ana lernte ich, dass ich mir stets viel zu viel Mühe mache, den Namen auszusprechen. Immer sagte ich „Martinsch-dschiza“. Spricht man den Namen korrekt aus, muss man das Wort in der Mitte trennen, ein Zungenbrecher. Doch die Einheimischen machen sich gar nicht diese Mühe. Ana sagte, das sei viel zu umständlich. Sie sagen einfach „Martinschiza“. Na dann… Stets habe ich gelesen, dass Martinščica mit seinen 150 Einwohnern nach der Stadt Cres bereits der zweitgrößte Ort der Insel sei. Das zeigt eigentlich, wie dünn die Insel besiedelt ist, lässt man Lošinj außen vor, eben Natur pur. Und wir stellten fest, dass sich der Ort doch recht weit an der Küste entlangzieht, eigentlich eher eine lose Ansammlung von Gebäuden ist. Dass Martinščica keinen richtigen Ortskern hat, war uns selbstverständlich bewusst, aber eine derart verstreute Lage der Gebäude hätten wir uns eben so nicht vorgestellt.


    Kommt man in das „Zentrum“ hinab, gelangt man zuerst an einem Platz mit einem Mini-Markt, einem Fischverkäufer, der Post, einem Touri-Shop und einem Imbiss vorbei. Hier bekommt man eigentlich bereits alles, was man braucht. Dann kamen Marco und ich zur Gostionica Sidro am Wasser. Man saß hier gar nicht mal so schlecht. Wir studierten Speisekarte und Preise und waren zufrieden. Hier hätten wir später essen können. Doch zuerst verschlug es uns nach Westen. Hier ist das kleine Kloster Sv. Jeronim. Es sah etwas unscheinbar aus und hatte auch geschlossen. Möglicherweise ist der Großteil des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Klosters heutzutage auch gar nicht mehr erhalten. Westlich vom Kloster kommen keine allzu sehenswerten Gebäude mehr – hier geht es zum Campingplatz Slatina zwischen den Buchten Tiha und Slatina – also marschierten wir gen Osten am Pier und der zuvor in Augenschein genommenen Gostionica vorbei, an der Promenade entlang. Hier liegen noch weitere Konobas. Der Plaža Martinščica gefiel mir nicht allzu gut. Der langgezogene Kiesstrand liegt direkt an der Promenade, und so ist er sehr schmal, und man hat man hier zum Baden nicht viel Platz.







    In Martinščica





    Kloster Sv. Jerolim



    Am Plaža Martinščica


    Schließlich verschlug es uns zum Abendessen in die Konoba Feral, und wir nahmen unweit des Wassers Platz. Marco entschied sich für eine Pljeskavica mit Pommes und Ajvar. Ich ließ mir zur Vorspeise einen Oktopussalat kommen, der mittelmäßig war. In der Vergangenheit habe ich mit Tintenfisch so meine schlechten Erfahrungen gemacht, doch ich wollte es nicht auf sich beruhen lassen. Es kommt auch ganz auf die Darreichungsform an, ob er mir schmeckt oder nicht. Heute bestellte ich Lignje na žaru mit Mangold. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der gegrillte Tintenfisch war schön bissfest und hatte einen angenehmen Geschmack, was sogar Marco bestätigte, der Tintenfisch gegenüber noch skeptischer ist als ich. Es hatte sich also gelohnt. Zusammen mit einem Viertel Liter Weißwein und zwei Bier vom Fass bezahlten wir 383,50 Kuna, also knapp 50 €. Wir hielten das für angemessen.



    Salata od hobotnice



    Lignje na žaru



    Pljeskavica


    Nach der Rückfahrt in unser windiges Dörfchen Vidovići unternahmen Marco und ich noch einen leinen Rundgang. Man braucht nicht lange, um den Ort zu inspizieren. Die Sonne ging unter, und eine kleine Familie nahm hinter ihrem Haus ebenfalls ihr Abendessen ein. Die kleine Kirche Sv. Ana thront am höchsten Punkt. Wie ich auf Bildern gesehen habe, muss es hier wohl sogar mal eine Konoba gegeben haben. Zu unserem Erstaunen entdeckten wir sogar ein Haus, zu dem lediglich ein steiniger, nicht einfach zu gehender Pfad führte. Wie hatte man hier bloß alles, was man brauchte, zum Haus geschafft? Vidovići besitzt sogar ein kleines, historisches Museum. Wie uns unsere Vermieterin erklärte, weilte der Besitzer in Martinščica. Man müsse ihn fragen, um das Museum besichtigen zu können. Hinter „unserem“ Haus befand sich ein Bienenstock, der einem Nachbarn gehörte. Wir waren mit dem Bergdorf sehr zufrieden. Ab und an kam mal ein Radfahrer hier hinauf oder einige Wanderer, aber eines Tages staunte ich nicht schlecht, als sogar ein Reisebus voller Asiaten hier aufkreuzte. Ansonsten hatte man jedoch stets eine herrliche Ruhe. Der eine oder andere Bekannte, Arbeitskollege oder Freund bekam noch eine Nachricht. Mit einigen Bierchen auf dem Balkon ließen wir den Abend ausklingen.















    Eindrücke aus Vidovići

    Liebe Grüße

    Heiko


    Heute sind die guten, alten Zeiten, nach denen Du Dich in 10 Jahren sehnst. Genieße sie!!!

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