St. Veit 2022 - 2. Teil Sportgastein Höhenwanderung, Landschaft und Flora
Liebe Alle,
gegen Ende meines Aufenthalts im Salzburger Land möchte ich Euch von einigen schönen Wanderungen erzählen und - meiner Begeisterung entsprechend - viele Fotos herrlicher Alpenflora zeigen.
Von meinem Standort in Schwarzach-St.Veit kommend ist es nicht weit ins Gasteiner Tal. Will man allerdings Sportgastein über eine Mautstraße erreichen, ist das Gasteiner Tal zu durchfahren. In Böckstein, knapp vor dem Tunnel der Tauernschleuse (ja, hier können immer noch Autos auf den Zug geladen und in den Süden transportiert werden!), zweigt die Straße zum Heilstollen und nach Sportgastein ab. Auf einer recht kurzen Mautstraße mit einigen Galerien und Tunnels (unbeleuchtet wie auf der Fahrt nach Samnaun, aber zweispurig...) gelange ich auf den Parkplatz Sportgastein.
Die riesigen Parkflächen haben natürlich vor allem mit dem Wintersport zu tun. Jetzt ist es recht ruhig hier. Vor allem bei meinem ersten Besuch am 20. Mai sind noch alle Hütten geschlossen - und es sind auch noch nicht viele Wanderer auf dem Weg. Nicht ganz 2 Wochen später ist schon viel mehr los, das Wetter ist nicht so schön, aber auch sonst hat sich schon viel verändert. Aber der Reihe nach.
Ich zeige Euch das Panorama, das mich hier gleich empfängt. Der Boden sieht noch sehr winterlich aus, kaum noch Gras ist gewachsen. Bei näherem Hinsehen ist die Pflanzenpracht wunderbar. Gleich als erstes Sumpfdotterblumen in großen Mengen - bei den vielen kleinen Wasserläufen.
Sogar Soldanellen, erste Frühlingsboten in den Bergen, sind noch da. Frühlingsenzian zuerst vereinzelt, dann ganze Teppiche davon.
Eine Sonnenwanderung vom Feinsten, auf einer Hochebene - zwischen so Vielem, das blüht.
Sogar schon stängelloser Enzian traut sich heraus, hier im Bild ist auch ein Exemplar in weiß dabei. Die Berg-Nelkenwurz, die man gut an ihren Blättern erkennen kann, glänzt gelb in der Sonne.
Ich komme zu einer der vielen kleinen Stein-Moos-Gras-Erhebungen und sehe eine rosa-lila Blume, von der ich denke: die kenne ich noch nicht. Die Blüten sind ganz klein, hier in der Vergrößerung wirken sie groß. Es ist eine Primula minima, eine Zwergprimel.
Ein Weg zweigt ab, "Schareck" steht auf der Tafel. Diesen Berg hätte ich beinahe in meiner Jugend mit einer Gruppe bestiegen. Ich bekam damals im Sommer keinen Urlaub, es ist somit ein "Sehnsuchtsberg" geblieben. Wobei ich später erfahren habe, dass mich die steilen Schneefelder, wo eine Freundin abgerutscht ist und sich gerade noch halten hat können, wohl überfordert hätten. Aber, der Wegweiser erfreut mein Herz.
Ganz in der Nähe, man sieht überall noch größere Schneereste, eine riesige Wiese voller Krokusse, es gibt auch violette Exemplare, aber das Weiß überwiegt hier bei Weitem.
Pyramiden-Günsel, eine in manchen Bergregionen (auch hier) recht häufig vorkommende Pflanze wird in der Regel bis zu 20cm groß. Beim ersten Besuch fand ich winzige Exemplare, keine 3 cm hoch. Beim zweiten Mal waren sie schon ziemlich hoch gewachsen und zeigten auch die feinen blauen Blüten zwischen den behaarten Rosettenblättern.
Weiß blühende Silberwurz in größerer Zahl auf einem Hügel, schon fast verblühte weiße Küchenschellen an einem anderen Platz in der Nähe.
Tautropfen in den Blättern des Frauenmantels glänzen wie Perlen in der Sonne - dieser Glanz war nicht so recht ins Bild zu bringen, trotz vieler Versuche aus verschiedenen Perspektiven.
Bei einem Bach noch deutliche Reste des Schnees vom Winter, das Wasser hat sich einen Tunnel durchgebohrt.
Kurzer Blick zur Passhöhe, man kann in der Ferne die größeren Hütten erkennen. Auf dem letzten Wegabschnitt blühen noch vereinzelt Schlüsselblumen, wahrhafte Frühlingsboten, Ende Mai unerwartet.
Keine zwei Wochen später sieht es ganz anders aus. Eine Kaltfront hat Schnee in der Nacht gebracht, die Sonne scheint diesmal nur sehr sporadisch, ein recht kühler Wind weht übers Hochplateau in über 1600 m Höhe.
Es sind zwar noch keine Kühe auf der Weide, aber die elektrischen Zäune sperren schon weite Flächen ab, zu manchen Schönheiten ist der Weg versperrt und viele sind schon wieder verblüht.
Ich komme zu einem bemoosten Felsen, der wie ein Hochbeet oder eher wie ein kleiner Alpengarten seine Schönheiten zeigt. Vor allem der Blattlos-Ehrenpreis erfreut mein Herz. Die Preiselbeerblüten wirken ziemlich mitgenommen von der Witterungslage, der Alpengarten zeigt trotzdem seine Schönheiten.
Rast auf einer netten Bank am Zusammenfluss zweier Gebirgsbäche. In einiger Entfernung leuchtet es rötlich zwischen den Blättern. Tatsächlich: Alpenrosen, zwar noch als Knospe, aber doch schon vorhanden.
Wie sich die stängellosen Enziane vermehrt und an Größe gewonnen haben, wird hier sichtbar:
Der dunkelrot-violette Alpenhelm, der auch Trauerblume genannt wird, ist erst im Aufblühen, glänzt aus der Wiese.
Der Rückweg auf der anderen Seite des Baches ist als Themenweg mit interessanten Beschreibungen gestaltet. Hier eine Tafel, auf der unter anderem seltene Vögel beschrieben werden, z.B. eine Wasseramsel als einzigem Singvogel, der untertauchen und bis zu einer halben Minute lang unter Wasser bleiben kann.
Schon fast am Ziel des Rückwegs angekommen spiegeln sich die wunderschönen Sumpfdotterblumen im Bach.
Die Kamera geholt, jetzt bewegt sich das Wasser stark (sind hier Kaulquappen am Werk?). Die Spiegelung jedenfalls ist nicht mehr zu sehen.
Wieder geht es die Mautstrasse hinunter. In Böckstein, einem alten Knappenort, überragt die Barockkirche das Dorf. Es ist eine sehr hübsche Rundkirche, in deren Ausstattung sich Anklänge an Rokoko und Klassizismus verbinden. Ich besuche die Kirche, das Gitter ist verschlossen, man kann aber einen Blick in den interessanten Raum werfen - Nepomuk scheint keiner vorhanden zu sein.
Von der gemütlichen Terrasse für einen kleinen Imbiss der Blick zur Kirche.
Das war der ausführliche Bericht über Sportgastein. Es sind von St. Veit her zwar einige km weit zu fahren, mir hat es aber dort besonders gut gefallen. Ich hoffe, auch Euch erfreut das eine oder andere Bild!
Herzlichen Gruß!
Susanne