Schon lange möchte ich Euch von einer mir sehr vertrauten, auf mich sehr schön wirkenden Gegend, dem Oberen Vinschgau erzählen.
Der langjährige Urlaub fiel letzten Sommer pandemiebedingt ins Wasser - und so blieben auch viele, viele gesammelte Bilder in ihren Ordnern.
Angeregt durch claus-juergen 's Bericht, in den nächsten Tagen dorthin zu fahren, habe ich übers Wochenende begonnen, die Ordner zu sichten und die Bilder von ihren Speicherplätzen hervor zu holen.
Ich beginne halt einfach zu erzählen, wie ich es immer wieder erlebt habe, wenn wir den Reschenpass überquert haben und vor uns der Hinweis zu lesen war: Südtirol, Alto Adige, Italien.
Vom Reschenpass kommend ist man in kürzester Zeit im Ort Reschen am Reschensee, der sich an der Vinschgerstraße entlang zieht.
Spannend am Rande des Ortes: hier entspringt die Etsch, einmal haben wir die Etschquelle aufgesucht.
An einem recht windigen Tag lag vom Norden kommend nicht nur der Reschensee in ziemlicher Größer vor uns, am Himmel gab es viele bunte Schirme und im Wasser die dazugehörigen Sportler: die Kitesurfer waren besonders reich vertreten, es fand ein Bewerb statt.
Schon am Beginn von Reschen zweigt eine kleine Straße ins Rojental ab. Sie führt zuerst am Westufer des Sees entlang und windet sich dann in einigen Kehren bergwärts Richtung Rojen. Rojen ist ein kleiner Ort in landschaftlich herrlicher Lage. Auf einer Anhöhe steht ein altes einfaches Gasthaus. Dort bekommt man den Schlüssel zu einer besonderen Sehenswürdigkeit, dem Kirchlein St. Nikolaus, einer seltenen Sehenswürdigkeit alter Freskenkunst, mitten in ziemlich ursprünglicher Natur:
Ich bin neugierig, ob die vielen kleinen Lokale, Hütten, Gasthäuser, Bars, die es in dieser Gegend gibt, in diesem Sommer wieder aufsperren werden, so als wäre "nichts gewesen" - oder ob wir dann doch öfter vor verschlossenen Türen stehen: weil die einfachen Menschen, die vom Tagesgeschäft leben, finanziell die Krise doch nicht überstanden haben.
Auf dem Weg zurück Richtung Reschen- bzw. Haidersee kommen wir an einer Tafel vorbei, die anzeigt, dass es hier zur Reschner Alm geht. Lange durfte diese Forststrasse befahren werden, was oft zu ziemlicher Enge zwischen landwirtschaftlichen Fahrzeugen, Radfahrern, Fußgängern und eben PKWs führte. Der Fußweg von hier zur Alm dauert etwa eine Stunde, wir gehen zwischen blumenreichen Wiesen, durch Waldstücke und kommen schließlich auf die Alm - mit herrlicher Aussicht auf den Reschensee.
Ich nütze diesen Abstecher zur Alm, um etwas zur Geschichte von Graun und jenem berühmten Kirchturm im Wasser zu erzählen. Es ist eine ziemliche traurige Geschichte, als der Ort Graun ab 1947 (nach Plänen dafür ab 1911) dem Stausee weichen musste - die Menschen ihre Häuser zu räumen hatten und auch die Kirche St. Katharina aus 1357 im See versank. Es ist für mich ein zweifelhaftes Wahrzeichen dieses Gebiets. Daher bin ich nie auf dem großen Parkplatz stehen geblieben, von dem aus man den Kirchturm im Wasser aus der Nähe bewundern kann. Der Wasserstand ist manchmal höher, manchmal niedriger - und ich denke mir, dass die alten Mauern massiv gestützt werden müssen, dass sie nicht im Lauf der Jahre durch die Feuchtigkeit zugrunde gehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Reschensee
Von der Reschner Alm aus, von wo man einen wunderbaren Blick auf den See hat, habe ich doch einmal mittels Zoom den Kirchturm im Wasser, traurig, aber doch, ins Bild gebracht.
Die Fahrt geht zurück Richtung Reschen- oder Haidersee. Nimmt man nämlich auf der Rückfahrt die einzige Abzweigung nach rechts, fährt man auf einer schmalen, interessanten Straße - mit schönen Blicken hinunter zum See - direkt nach St. Valentin, zum Staudamm, der sich zwischen den beiden Seen befindet und zum Ort.
Ich kenne das von Dir, Jürgen, erwähnte Hotel natürlich vom Vorbeigehen oder -fahren. Betreten habe ich es noch nicht, denn wir bewohnten all die Jahre ein Ferienappartement in Burgeis. Aber ich glaube, es könnte recht nett da sein!
Die Bilder vom Ort St. Valentin kann ich nachtragen, habe sie derzeit in der Sammlung noch nicht entdeckt. Ebenso Bilder von Plawenn, dem einzig noch bewohnten und höchst gelegenen Ansitz der Alpen. Von vielen Plätzen im Tal kann man die malerisch, rötlich gefärbte Fassade des Ansitzes mit den interessanten Zinnen sehen und bewundern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Plawenn
Wir sind jetzt in St. Valentin am Haider See angekommen, von wo aus eine Vierergondel auf die Haideralm in über 2000m Höhe schwebt. Von hier aus sind nette Wanderungen (aber auch recht "üble Hatscher") möglich.
Ich zeige Euch noch ein paar Bilder von der Seerunde, ein wenig habe ich davon schon vorweg genommen.
An einem Tag im April überwiegt hier noch ziemlich winterlicher Eindruck, mit Schneeresten am Rande.
Wenn man genau schaut, sieht man recht auf dem Hügel im Wald ein kleines Kirchlein, St. Martin. Darüber später aus der Nähe.
Erwähnen möchte ich noch die Möglichkeit, abseits der Hauptstraße in einem kleine "Gässchen" nach Burgeis zu kommen. Da hier aber an schönen Tagen sehr viele Radfahrer und landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs sind, empfiehlt sich das Gässchen eher als Fußweg.
Beschrieben habe ich es deshalb, weil ich Euch noch zwei Bilder von dort zeigen möchte. Obwohl nur wenige Kilometer entfernt, ist die Etsch hier schon zu einem ziemlich stark fließenden Bach geworden, die vielen Sumpfdotterblumen, die im Frühling hier zahlreich vorhanden sind, stemmen sich tapfer gegen die Strömung.
Und schon fast in Burgeis - dem nächsten Ziel unseres Weges angekommen - steht eine ebenfalls uraltes kleine Kirche, ebenfalls ein St. Nikolaus-Kirchlein mit romanischem Ursprung, das ich heute zum Abschluss des ersten Teils zeigen möchte. Demnächst geht es mit Burgeis - wir befinden uns im Gemeindegebiet von Mals - weiter.
Für heute sehr herzliche Grüße!
Susanne