Saschiz (deutsch Keisd) > Kirchenburg.

  • Saschiz (dt. Keisd, ungar. Szászkézd) ist eine Gemeinde im Kreis Mureș, Siebenbürgen.




    Keisd wurde als eine Primärsiedlung des Repser Stuhls während der ersten Ansiedlungswelle auf
    Königsboden, wohl bereits im 12. Jahrhundert von deutschen Siedlern (Siebenbürger Sachsen) gegründet.
    Urkundlich wurde der Ort 1309 erstmals erwähnt. Heute sollen noch 25 Sachsen in Kreisd leben.


    Der ehemalige Marktflecken Keisd ist seit dem Jahr 1999 UNESCO Weltkulturerbe.

    Besonders bemerkenswert in Keisd ist neben der im gotischen Stil erbauten Kirche im Ortszentrum,
    eine nahegelegene Fluchtburg. Sie entstand im 14. Jh. auf einem Hügel und diente den Bewohnern
    von acht benachbarten Dörfern als Fluchtburg.
    Die Keisder Burg, eine Bauernburg wurde auf einem Hügel südwestlich der Ortschaft erbaut.
    Erbaut wurde die Burg zwischen dem 14. und 15. Jahrhundert von den sächsischen Einwohnern.
    Auf einer Steininschrift ist die Jahreszahl 1343 verzeichnet. Die Mauern der Anlage waren zwischen 7 und 9 Meter
    hoch und hatten sechs Türme.





    Im Zentrum des Ortes steht die spätgotische Saalkirche sie wurde von 1493 bis 1525 anstelle einer
    Romanischen Basilika errichtet.






    Die Auswände der Kirche erhielten Strebpfeiler, die durch Blendbögen zusammengefast wurden.
    40 solcher Blendbögen halten das Bauwerk wie einen Gürtel zusammen.
    Schießscharten, Gusslöcher und ein Wehrgang vervollständigen die wuchtige Anlage.
    Die Wehranlage rings um die Kirche wurde beginnend 1493 erbaut, als die Ortschaft eine Befreiung
    vom Heeresdienst erhält, zum Zweck der Errichtung der Burg und der neuen Kirche mit dem Schutzheiligen
    St. Stephanus.


    Die Ausstattung in der Kirche stammt überwiegend aus dem Barock, nur im Chor findet sich ein gotisches
    Gestühl mit reichen Schnitzereien.


    Die herrliche Kirche machte auf uns einen gewaltigen Eindruck.









    Überall sind wir auf alte Schriften und Jahreszahlen gestoßen.







    Leider haben auch die beiden Weltkriege viele Opfer gefordert.




    Hier ein herrliches Taufbecken



    Hier ein Blick zur barocken Orgel (18./19.Jh.)





    Von der Orgel hatte man einen wunderbaren Überblick über das Kircheninnere.




    Die zwei Damen standen noch lange beisammen und die Dame erzählte uns über die Geschichte
    von Saschiz und den Siebenbürger Sachsen.



    Von den Befestigungsanlagen, die die Kirche umgaben, steht heute nur noch der Nordturm. 1677 erhielt
    er seinen markanten Turmhelm, der dem Helm des Stundturms in Schäßburg (Sighişoara) nachgebildet ist.







    An der seinerzeitigen Schule kann man ersehen wie groß einst die Einwohnerzahl der Siebenbürger Sachsen
    gewesen sein muss.




    Wir machten noch einen Rundgang durch den sehr gepflegten Ort.




    Die zwei erholten sich im Schatten während unseres gesamten Besuches.


  • Wieder mal einer Deiner tollen Berichte über Kirchen in Siebenbürgen, Josef!
    Davon könntest Du ein Buch schreiben!


    Lange habe ich versucht den Spruch auf dieser Tafel zu entziffern.




    Besonders die vorletzte Zeile machte mir Probleme.
    Aber wenn ich gleich genauer hingeschaut hätte...
    Ganz unten stehts drauf wo er herkommt.



    Psalm 84!
    Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!



    Vielen Dank, Josef!



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Vielen Dank , lieber Josef,


    für ein weiteres Mosaiksteinchen , deiner wunderbar beschriebenen Ausflüge in mir bisher gänzlich unbekannte Landschaftsausschnitte.


    Passend dazu auch die akribische Ergänzung von Waldi.


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Zitat von Josef

    Die zwei Damen standen noch lange beisammen und die Dame erzählte uns über die Geschichte
    von Saschiz und den Siebenbürger Sachsen.




    Nur zu gut kann ich das nachvollziehen, da hätte auch ich lange zuhören können.


    Herzlichen Dank für dieses neue "Stück Rumänien",
    Klaus

  • hallo Josef,


    vielen Dank für deinen Bericht aus Siebenbürgen. Was mir gleich beim Betrachten der Gedenktafeln für die Kriegsopfer auffällt, sind die Zahlen hinter den Namen. Hierzulande steht meist das Alter der Soldaten, manchmal auch Geburts- und Todestag, aber die Zahlen hier sind verwirrend. Handelt es sich um die Hausnummern, wo die Gefallenen zu Lebzeiten gewohnt haben?







    grüsse


    jürgen

  • Hallo Jürgen.


    Habe auch schon überlegt, was diese Zahlen bedeuten könnten.


    Beim ersten gefallenen, Georg Hermann ist eine Fußnote dabei.
    Kann mir auch diese Zahl nicht erklären, denn wenn sie auf ein
    Verzeichnis hinweisen würde müsste bei jedem der Gefallenen eine
    solche Zahl stehen.


  • Ich denke, dass Jürgen mit der vermuteten Hausnummer richtig liegt.
    Wenn man die Tafeln von WK1 + 2 vergleicht, dann haben einige mit gleichem Familiennamen die gleichen (Haus-) Nummern.
    Bei der rechten WK2-Tafel steht hinter dreien mit dem Namen Maurer die Zahl 25.
    Das könnten Brüder, oder Vater und Söhne, gewesen sein. Gleich drei aus einer Familie!


    Josef, die Schrift hinter "Georg Hermann 11" gehört zu dem Bibelspruch darüber.
    "Daran haben wir erkannt die Liebe, daß er sein Leben für uns gelassen hat; und wir sollen auch das Leben für die Brüder lassen."
    So ist er komplett der 1. Johannes 3/16.



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Wenn ich den Begriff "Gotik" lese, so habe ich sofort Bilder von Kirchen und von Kathedralen in Köln, Paris, Reims, Wien, Freiburg ...mit ihren filigranen Bauelementen vor Augen.
    Und hier in Saschiz stellst Du uns eine gotische Kirche vor, die ganz anders und sehr beindruckend ist.
    Der massive Kirchturm dürfte bestimmt das eine oder andere Mal sichere Zuflucht für die Bewohner gewesen sein.
    Dazu die Kirche mit ihren massiven, eigentlich schmucklosen Mauern und die reiche , gut erhaltene Innenausstattung.


    Danke , Josef, für diesen Bericht mit den aussagekräftigen Bildern.


    Dass Keisd seit 1999 UNESCO zum Weltkulturerbe gehört hilft hoffentlich, diesen kulturell wichtigen Ort vor dem Verfall zu bewahren- im Gegensatz zu anderen Orten, die Du uns schon gezeigt hast.


    Es ist nur zu hoffen, dass der Ort auch von jungen Leuten bewohnt bleibt und es noch lange Menschen gibt, die den Besuchern etwas über den Ort und die Geschichte erzählen können, so wie diese Dame, die Ihr in der Kirche getroffen habt.


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Hallo Waldi!


    Du hast recht das sind wie Jürgen schon vermutete Gefallene aus
    dem gleichen Haus.
    Danke, für die Ausklärung des Bibelspruches. Da ist mir das Fernsehserie
    „ Pfarrer Braun“ eingefallen, die immer gewettet haben bezüglich der Bibelsprüche.


    Hallo Elke!


    Ja, die Kirche hat auch auf uns einen sehr gepflegten Eindruck gemacht.


    Diese stark befestigten Wehrkirchen hielten wie uns eine Frau bei einer
    anderen Wehrkirche erzählte über Jahrhunderte, denn immer wieder in
    Siebenbürgen einfallenden Türken stand. Da die Menschen große Vorräte
    in diesen Kirchenburgen lagerten oft über Monate.
    Bei einer Kirche habe ich in der Chronik gelesen, dass diese Kirchenburg
    über die Jahrhunderte 54 Belagerungen standhielt und nie erobert wurde.


    Ich kann es nicht sagen warum, aber irgendwie üben diese Wehrkirchen
    einen großen Reiz auf mich aus. Aber noch mehr die Bewunderung dieser
    meist schon sehr alten Menschen, die trotz ihrer 80 Jahre und mehr dieses
    Kulturgut erhalten möchten so lange sie irgendwie dazu in der Lage sind.


    Denn eines bin ich mir fast sicher. Die Rumänen erhalten nur diese Kirchen
    die als von der UNESCO zum Weltkulturerbe anerkannt werden oder sich
    sonst vermarkten lassen. Hoffentlich ist meine Vermutung falsch.
    Wir werden jedenfalls weiterhin eher diese Kirchen besuchen, die wahrscheinlich
    nach dem Tod der Siebenbürger Sachsen dem Verfall preisgegeben werden.

    • Gäste Informationen
    Hallo,gefällt dir der Thread, willst du was dazu schreiben, dann melde dich bitte an. Hast du noch kein Benutzerkonto, dann bitte registriere dich, nach der Freischaltung kannst du das Forum uneingeschränkt nutzen.

    Dieses Thema enthält 0 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registrieren Sie sich oder melden Sie sich an um diese lesen zu können.