Die Flüchtlinge und ihre Betreuung

  • Ein Hoch auf Frau C. !


    Dabei wollen wir hier aber auch " ein Hoch auf Herrn Grizzly" allen Ernstes senden.


    Kompetentere Hilfestellung mit empathischem Einfühlungsvermögen, ist ja wohl nicht jeden gegeben. Das macht dich in meinen Augen und vermutlich nicht nur für mich,
    so wertvoll.


    Vielen Dank
    lieber Grizzly


    lieben Gruß
    Helmut

  • Danke, lieber Helmut.
    Wobei ich leider nicht in der Lage bin, auf unseren Innenminister, der uns zwingen will, "einige Bilder noch ein paar Wochen auszuhalten", ebenso empathisch zu reagieren. Deshalb wird's jetzt doch mal ein bissl politisch, einfach weil ich auch die derzeitige Stimmung im Bieberhaus wieder geben will.


    @ Jürgen
    Ich hab Informationen, wonach die Integration der ostukrainischen Flüchtlinge vor allem in der übrigen Ukraine doch erhebliche Schwierigkeit bereitet und überhaupt nicht reibungslos verläuft. Und das sind "nur" eine Million Menschen.



    Quelle: httpss://www.uno-fluechtlingsh…tlinge/zahlen-fakten.html - wobei das die Zahlen von 2014 sind, die von 2015 sind bekanntermaßen wesentlich höher.



    11.4.2016
    Umgekehrt zur derzeit sinkenden Anzahl der Geflüchteten im Bieberhaus wächst die Wut der Helfer/innen über die Blockadepolitik der Bundesregierung. Nicht nur hier, sondern auch in vielen kleinen Orten, in denen mit großem Engagement Aufnahmekapazitäten und Hilfsmöglichkeiten entstanden sind, gibt es Leerstand und Frust. Einige, wie der Dannenberger Arzt Ijos Retzger, sind direkt nach Griechenland gefahren, um dort zu helfen, und husten gemeinsam mit Tausenden Unschuldigen das Tränengas wieder aus, das mazedonische Paramilitärs, denen jede Menschlichkeit abhanden gekommen ist, in Schwaden über die Grenze blasen. Wobei sich die Norddeutschen, in vielen Anti-Castor-Demos um Gorleben damit erfahren, noch leidlich schützen können - syrische oder afghanische Babies können das nicht.


    Die Bundesregierung hat die gottverdammte Pflicht, diesem unmenschlichen Drama ein Ende zu bereiten und diese Menschen SOFORT einreisen zu lassen !!! Sonst gibt es Katastrophen in weit schlimmerem Ausmaß als derzeit in Idomeni. Und nicht nur dort - womöglich auch hier.



    Zurück ins Bieberhaus. Für die Idomeni-Hilfstransporte sichte ich unsere Medikamenten- und sonstigen Spenden, und was mit Kleintransportern oder von Flugreisenden mitgenommenen Hilfsgütern mitgehen kann, geht mit. Tatsächlich liegt ja hier einiges herum, was dort nötiger gebraucht wird.


    Einige Schutzbedürftige verlaufen sich dann doch hierher. Nicht zuerst in unser Arztzimmer am Ende des Ganges, aber wenn die Patienten nicht zum Arzt kommen, geht halt der Arzt zu den Patient/inn/en. In der KiTa finde ich fast immer etwas zu tun.


    Die 40jährige Khadidja (Name geändert), vielfache Mutter, deshalb meistens in der KiTa anzutreffen, hat keine Kopfschmerztabletten mehr. Das möchte ich genauer wissen und nehme sie mit - ihre Kinder weiss sie beim KiTa-Team gut aufgehoben. Im Arztzimmer stellt sich erstmal heraus, dass ihre Schulter-Nacken-Muskulatur bretthart und entsprechend druckschmerzhaft ist. Dazu berichtet sie, dass sie in Syrien als Arbeiterin auf den Baumwollfeldern unterwegs war und 50kg-Ballen auf dem Kopf überkilometerlange Strecken balancieren musste. Und Angst hat vor einem "Disk", sie meint einen Bandscheibenvorfall und dass sie dann operiert weden muss. Da kann ich sie beruhigen, ich hatte selber schon einen, das tat zwar weh, so ähnlich wie ihr jetzt, aber operiert werden muss man da normalerweise nicht. Und mit Schmerzmittel und Physiotherapie gehen die Schmerzen langsam wieder weg - ausser der Notwendigkeit, auf einem Spezialkissen zu schlafen, ist von meinem Bandscheibenvorfall nichts übrig geblieben.
    Ich erklär ihr das mit Habibehs Hilfe, geb ihr Schmerztabletten und versprech ihr, nach einer Physiotherapeutin zu suchen. Sie bedankt sich ausführlich - ich versteh nur shukran, danke, und mehrmals Allah mit einem langen Anhang - und wird sich wieder melden. Dann geb ich meine Physiotherapeutinnensuchanfrage in unseren internen Mailverteiler.



    Ob der 13jährige Djamal (Name geändert) zu den über 5000 in Deutschland als vermisst gemeldeten minderjährigen Flüchtlingen gezählt wird oder nicht, kann man dahin gestellt lassen. Er will sich nicht registrieren lassen, weil er nach Schweden weiter will zu seinen Verwandten. Die sind aber selber minderjährig und werden von den schwedischen Behörden nicht als betreuungsfähig akzeptiert, weil selber in Betreuung.
    Fünfmal wurde er schon zurück geschickt, denn die Schweden lassen Minderjährige nur noch einreisen, wenn Angehörige da sind, die sie aufnehmen und versorgen können. Ansonsten müsste er sich in Deutschland registrieren lassen und würde dann als "unbegleiteter minderjähriger Flüchtling" in eine betreute Wohngemeinschaft kommen. Das will er aber nicht und treibt sich lieber sonstwo herum. Hat halt seinen eigenen Kopf, ist voll in einer Pubertätskrise und tanzt seinen "Patinnen" so lang auf der Nase herum, bis die entnervt das Handtuch werfen und eine neue zeitweilige Betreuerin für ihn suchen.


    Und die Registrierung in Deutschland geht nicht ohne seine Zustimmung. Es sei denn, er würde straffällig, dann würde er zwangsweise registriert - typisch deutsche Bürokratie halt. Aber dafür ist er zu schlau und irgendwo auch zu nett - bisher. Wir hatten schon die Wahnsinnsidee, mit ihm schwarz S-Bahn zu fahren in der Hoffnung, dass er dann kontrolliert wird: Normalerweise wäre das dann ein Selbstgänger - Polizeiprotokoll, Registrierung, Versorgung durch die Jugendhilfe. Aber wann läuft heutzutage schon etwas normal ???

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Anbei zwei Berichte des Dannenberger Arztes Ijos Rietzger auf Facebook, der direkt in Idomeni versucht, den dort Gestrandeten erste Hilfe zu leisten:


    Idomeni/Polikastro Donnerstag, den 07.04.2016
    Heute stand der Tag unter dem Zeichen der Verbrennungen, der chronischen Krankheiten wie Diabetes und Asthma. Mehrere ältere Menschen hatten BZ-Werte kuurz vor 500. Wir konnten das nicht behandeln und haben direkt zu den Ärztecontainern weitergeschickt. Hoffentlich sind alle dort behandelt worden.
    Vorgestern wurde ein Mädchen mit großflächigen infizierten Verbrennungen der Beine ins Krankenhaus gebracht - ohne Erfolg. Sie kam gleich ohne jegliche Maßnahme wieder zurück ins Camp. Da wir sie heute nicht finden konnten, werden wi uns morgen drum kümmern.
    Die alten Menschen mit dem unbehandelten Diabetes haben große Angst daran zu sterben.
    Wir versuchen zu trösten wo wir können - und zu behandeln. Aber manches sprengt einfach unseren Rahmen.
    Dafür gelang uns heute die Behandlung von Herpes am Auge.
    Ein 15 Tage altes winziges Mädchen wurde zu uns gebracht. Ansonsten Husten, Husten, Husten, Halsschmerzen, Halsschmerzen. In der staubigen verqualmten Luft kein Wunder.
    Es ist immer wieder erstaunlich wie die Menschen das aushalten. Wie kann mann ihnen so ein Leben zumuten? Wieso wird weggesehen, wenn es um es um die Not der Menschen geht.
    Heute wurden übrigens Oranngen, Bananen und Schokolade verteilt. DANKE ALLEN SPENDERINNEN.


    OPEN THE BORDERS NOW!


    Sonntag 10.4.2016 Idomeni
    Alle meine Fotos, die ich von der Situation in Idomeni gemacht habe sind zerstört, gelöscht - was weiß ich. 46 Stück insgesamt von Verletzten, von von Tränengas getroffenen Kindern, von riesigen Hartgummigeschossen, von über griechisches Gebiet fliegenden macedonischen Kampfhubschraubern, von Tränengasgeschosstreffern inmitten der Zelte - weitab der macedonischen Grenze.


    Ich hab's alles dokumentiert in den kurzen Momenten, wo keine Verletztenversorgung notwendig war. Weg, einfach weg. Ich bin fassungslos. Auf meinem Handy Fotos davor und danach, Videos davor und danach - harmlose eben, von einer Entzündung am Fuß, von unserer sich ständig wandelnden "Sanitätsstation", wenn man eine Decke auf dem Boden, viele Flaschen Wasser, die anästhesierenden Augentropfen, das Asthmaspray und die Tropfen in der Spritze als Sanitätsstation bezeichnen kann. Apropos, mein wertvolles Bergetuch ist weg. Kann jemand ein neues (gebrauchtes) aus Deutschland mitbringen?
    Die Situation in Idomeni war entsetzlich. Zerschlagene Menschen, von brutalen Gummigeschossen getroffene Menschen und Tränengas überall. Tränengas zunächst an der Grenze eingesetzt, später auch mitten zwischen die Zelte geschossen - entsprechend dann auch viele betroffene Kleinkinder und Säuglinge. Ich hab's dokumentiert - die Fotos sind von Zauberhand gelöscht, geschwärzt, gewasweißicht.


    Ich hatte die Gasmasken und den Helm zu Hause in Deutschland gelassen, wollte mich hier um die hygienischen Bedingungen der Flüchtenden kümmern, um Ernährung, um die kleineren medizinischen Problem, die man in der Kofferraumsprechstunde lösen kann.
    Die vorgefundene Situation ist eine andere. Gefragt ist auch die größeren medizinischen Probleme aus dem Kofferraum zu lösen, am besten eine ganze Apotheke vorzuhalten, weil es einiges an Medikamenten in Griechenland nicht gibt - und mitten in einen Kampf zu geraten Soldat (oder ist es eine Polizeieinheit der Macedonier, die so gemeingefährlich agiert?) gegen Flüchtenden. Soldat gegen Flüchtlingskind. Soldat gegen Flüchtlingssäugling. Noch nie in meinem Leben mußte ich Säuglinge behandeln, die Tränengas abbekommen haben - entsetzlich.
    Und ich bin einiges gewohnt aus 19 Jahren Castorwiderstand.


    Wer auch immer versucht das Geschehene unsichtbar zu machen - ich bin sicher es haben viele versucht zu fotografieren - zumindest musste ich auch einen Pressefotografen behandeln - und es gibt Fotos - auf Kameras, Speicherkarten. Ob ihr meine löscht oder nicht.
    Wer kann postet bitte seine Fotos von der Situation in Idomeni.
    httpss://www.facebook.com/joost.rot?fref=nf

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  • Grizzly- Du erzählst von Einzelschicksalen, die ( vermutlich gar nicht so "einzeln" sind), die bedauernswert sind. Dass der Junge seinen Kopf durchsetzen will, ist ( vor allem aus seiner Situation als Pubertierender ) nachzuvollziehen - aber er wird hoffentlich nicht in die Illegalität und Kriminalität abrutschen. Woher bekommt er denn sein Taschengeld?


    Dass er seinen Paten/Patinnen auf dem Kopf rumtanzt, wird ihm zum Nachteil werden , denn wenn ich als Ehrenamtliche an der Nase rumgeführt werde, ziehe ich mich auch zurück- aber nicht zum meinem Nachteil.
    Es ist zu wünschen, dass der Junge "die Kurve" kriegt und er selbst das Beste aus seiner Situation hier in Deutschland macht. Ich habe - ehrlich gesagt - wenig Verständnis für solches Verhalten.


    Du arbeitest nach wie vor an einer Stelle, wo vor allem Menschen kommen, die medizinsiche HIlfe brauchen. Das sind meist Notfälle.


    Ich bin sehr froh, dass sich bei uns hier die Sitiuation etwas entspannt hat.
    (Politisch werde ich das nicht kommentieren)


    Denn so können wir denen, die da sind, wirklich effektiv helfen ( sofern sie selbst wollen - und da gibt es viele)


    Unsre Turnhalle ist zwar nach wie vor belegt - aber ich sehe kleine Fortschritte bei der Integration.
    Die Zusammenarbeit mit den Schulen klappt recht jetzt relativ gut, die Aufenthaltsdauer in der Massenunterkunft "Halle" ist jetzt oft nur wenige Wochen.
    Flüchtlinge bekommen Wohnungen in der Stadt ( und werden hier auch in sog."besseren" Wohnvierteln akzeptiert - nicht so wie in HH! :22:).


    Natürlich gibt es auch solche, die mit allem möglichen unzufrieden sind ( aber die gibt es auch in unserer Bevölkerung) - doch ich kenne etliche "Paten", die ein großes Vetrauensverhältnis zu "ihren" Flüchtligen aufgebaut haben.


    Ich freue mich auch immer über "meine" Iraker- zu denen ich derzeit 3 Mal in der Woche für jeweils plus minus 2 Stunden gehe , Deutsch unterrichte, Hausaufgaben mit ihnen mache. Wir können uns jetzt "fast" schon unterhalten ( sie können kein Englisch , also geht noch alles mit Händen und Füßen)


    Was ich sehr bedaure, sind die langen bürokratischen Wege und die Dauer das Asylverfahrens.
    Ich wünschte, der Vater könnte sich endlich nach einer Arbeit umsehen - darf es aber noch nicht.


    Elke

  • Liebe Elke,

    Zitat

    Dass der Junge seinen Kopf durchsetzen will, ist ( vor allem aus seiner Situation als Pubertierender ) nachzuvollziehen - aber er wird hoffentlich nicht in die Illegalität und Kriminalität abrutschen. Woher bekommt er denn sein Taschengeld?


    Gar keines, da nicht registriert. seine Patinnen bezhalten für ihn - kann sein, dass ihm zwischendrin was zugesteckt wird, aber die Helfer/innen aus meinem Umfeld sind damit inzwischen sehr restriktiv, schon aus Selbstschutz. Von mir hat er noch nichts gekriegt, hat mich allerdings auch nicht gefragt.


    Zitat

    Flüchtlinge bekommen Wohnungen in der Stadt ( und werden hier auch in sog."besseren" Wohnvierteln akzeptiert - nicht so wie in HH


    Das ist schön. Wobei es hier in den Reichenghettos auch nur einige Störenfriede sind - die Mehrheit stellt sich auch in diesen Vierteln nicht dagegen bzw. es sind auch Helfer/innen von dort aktiv. Sowohl in Klein Borstel als auch in Blankenese gab es wütende Gegendemos gegen die Verweigerer - teilweise sind das Leute, die noch gar nicht so lang dort wohnen, zB in Klein Borstel haben die Blockierer selber erst vor 10 Jahren gegen einigen Widerstand der Alteingesessenen dort gebaut ...

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Bericht von JOOST (Ijos Bietzger) von gestern (16.4.) aus Idomeni:


    Heute habe ich mich mich mit Matthias Wiedenlübbert getroffen, um den Verbandswechsel vorzunehmen. Wir hatten ordentlich Nachschub an Verbandsmaterial und desinfizierenden Salben, sowie Desinfektionmittel besorgt und sind gg. 19 Uhr hin gefahren. Die das Camp versorgenden ÄrztInnen waren zwar gestern und heute hier - haben aber auf morgen verwiesen, so daß der Verband jetzt den 3.Tag drauf war. Wir holen den leeren Kanister um die Füße hochzulagern, decken den Zeltboden und -eingang mit Tüten ab. Dann hocken wir uns umgeben von unseren Kisten und Taschen mit Equipment auf den Boden. Das Zelt ist zu kurz für den Patienten. Heute fällt mir auf: er ist eigentlich zu lang dafür. Unter dem Verband kommt ein zwar schwer verbrühter - aber trotz der widrigen Umstände recht gut aussehender Fuß zum Vorschein. Und auch die andere Seite , der andere verbrühte Fuß ist auf dem Weg zur mehrere Wochen entfernten Heilung.


    Die Schwägerin übersetzt wieder. Der Bruder hält die durch die Querschnittslähmung unwillkürlich zuckenden Beine auf unserem "Lagerungskanister" fest. Wir arbeiten uns langsam vor, von Zeh zu Zeh, bis hin zu den tiefen alten Druckgeschwüren an den Fersen. Alles desinfizieren, dick mit desinfizierender Jodsalbe bedecken, die Zehen mit Ölgaze trennen und alles damit abdecken, damit die Verbände auf keinen Fall mit den offenen Wunden verkleben. Alles nicht optimal, wir können das abgestorbene Gewebe nicht entfernen. Es gibt besseres für die Versorgung von Brandwunden und wieder anderes für die Versorgung von Druckgeschwüren. Aber es ist das Beste was wir haben. Das Temperaturmessen hat ergeben: alles im grünen Bereich - unser Vorgehen, kann also so falsch nicht sein - und ist das Einzige was uns jetzt zur Verfügung steht. Wir arbeiten 2 Stunden an den Füßen und spüren irgendwann unsere eigenen, auf denen wir hocken, nicht mehr. Irgendwann ist alles frisch verbunden und wir wollen uns dem Katheterwechsel zuwenden. Aber erst sollen wir uns noch mal eben die Druckgeschwüre an den Hüften und dem Gesäß ansehen. Also zum 10. Mal Handschuhe wechseln. Verbände ab und mir fällt vor Entsetzen alles aus dem Gesicht. Habe ich doch so tiefe und ausgedehnte Druckgeschwüre seit Jahren nicht mehr gesehen. Unsere 6 Tuben Jodsalbe sind verbraucht. Verbandsstoff ist noch da. Erneut improvisieren, aufstehen zum Auto gehen und andere Lösungen suchen. Handschuhe aus Handschuhe an. Schuhe aus, Schuhe an. Inzwischen hocken wir alle zusammen im winzigen stickigen Igluzelt und versorgen die Wunde. Es wird dunkel. Ich habe mich in der Zeit verschätzt. Mit so vielen Stunden Wundversorgung habe ich nicht gerechnet. Schuhe an - zum Auto Stirn- und Taschenlampen holen. Schuhe aus, ins Zelt hocken weitermachen. Die Geduld aller Beteiligten ist beeindruckend. Stunden später haben wir die weiteren Druckgeschwüre von Wundsekret gesäubert, desinfiziert und verbunden. Jetzt noch mit Edding ein Datum auf die Verbände. Wir besprechen das weitere Vorgehen. Den Katheterwechsel vertagen wir auf morgen.


    Wir vergleichen die besorgten Kathetergrößen mit dem vorhandenen Katheter, passt. Stomabeutel gibt's immer noch keine neuen. Verdammter Mist. Ich konnte keine in der Apotheke besorgen. Vielleicht haben wir ja Glück und unser Patient wird doch zeitnah mit seiner Familie aus dieser Hölle - der Hitze, dem zu kleinen Zelt, dem Fehlen von Wasser und Strom, ausgeflogen. Die Familie zeigt uns die Spezialmatratze, mit wechselnden Luftkammern und Kompressor, die sie für ihn kauften, um ihn besser lagern zu können und die Druckgeschwüre zu verhindern. Sie kann nicht genutzt werden, weil es keinen Strom gibt.


    Niemals hätte die Familie mit ihren kleinen Kindern und schwangeren Frauen, von denen sich eine ein gutes Englisch selbst beigebracht hat, gedacht, daß sie hier für Wochen stranden, ausharren müßten. Daß ihnen der Weg nach Deutschland u. a. zum Vater eines 8 monatigen und eines 3 j. Kindes verwehrt würde. Die Aussetzung des Familiennachzugs, die so viele zerissene Familien, so viele Mütter mit ihren kleinen Kindern hier betrifft ist eine Katastrophe. Der Familienzusammenhalt, der Versuch den von einem Bombenabwurf in Syrien schwer verletzten, querschnittsgelähmten Bruder zu versorgen und damit die Chance aufzugeben, mit Hilfe von Schleppern ins ersehnte Land zu kommen, einfach bewundernswert. Nun kommen auch noch die schweren Brandverletzungen durch einen von dem provisorischen Herd herunter gestürzten kochenden Teetopf hinzu.


    Es ist eine Tragik, die uns immer wieder die Tränen in die Augen treibt.
    Alle bedanken sich inbrünstig, es ist mir peinlich, kann ich doch angesichts der verheerenden Situation fast nichts machen.
    Wir bekommen Tee angeboten und werden umarmt und gedrückt.


    Danach stehen wir noch kurz an den Autos, um unser Equipment auseinander zu sortieren.
    Mit der Familie zu sprechen, wegen der Fotos und dem erneuten Versuch sie zu posten und im Ausland Hilfe zu bekommen.


    Und während wir noch die Kontaktmöglichkeiten austauschen, auf arabischen Tastaturbelegungen Namen eintippen lassen, stürmen aufgeregte Menschen auf uns zu, nach dem Doctor rufend.
    Wir laufen schnell mit zum Zelt. Diesmal bleibt keine Zeit zum Schuhe ausziehen. Die darin befindliche junge Frau ist bewußtlos, schwer atmend - und hört dann einfach auf damit. Gut, daß Beatmungsbeutel mit Maske im Auto bereit hängen und während wir anfangen zu beatmen, versuchen wir zu eruieren, was denn passiert ist. Ein Suizidversuch mit Tabletten wird angenommen - wir bekommen die leeren Blister. Evtl. auch mit Insulin - wir bekommen die Spritzen gezeigt. Ich bin erstaunt, gibt es doch selbst für schwerste Diabetiker so gut wie kein Insulin in den Camps. Genauer hingesehen und versucht im Schein der Taschenlampen die 5Punktschrift zu entziffern, stellen sie sich als Thrombosespritzen und noch vollständig heraus. Die stabilisierte Atmung endet wieder und nun wird deutlich, es handelt sich um einen Krampfanfall.
    Ach ja, stimmt. Eine Epilepsie habe unsere junge Patientin. Nein behandelt würde sie nicht. Es gäbe keine Medikamente.


    Hörte ich doch am Tag zuvor auch aus dem Militärcamps, welche besser versorgt sein sollen, als die hiesigen Camps, daß es keine Medikamente für chronische Krankheiten gibt.
    Die Verzweiflung ob der hilflosen Situation der geschlossenen Grenzen sei wohl so groß gewesen, daß sie nicht mehr leben wollte.
    Der Rettungswagen, mit einer sehr freundlichen und kompetenten Besatzung kommt und nimmt die junge Frau mit.
    Inzwischen ist es nach Mitternacht - in Deutschland meine übliche Arbeitszeit.
    Jetzt noch den Bericht geschrieben und dann zum Schlafen hingelegt.


    Die Situation in den Camps ist verzweifelt - für alle dort lebenden Menschen und ihre kleinen Kinder - hier nur beispielhaft beschrieben.


    Wir können die flüchtenden Menschen hier nicht einfach verreckenlassen, vergessen, deportieren.
    Sie sind aus einer unaushaltbaren Situation geflohen - hervorgerufen durch Diktatoren und Terroristen - und stecken nun in der nächsten, die unsere demokratischen Regierungen zu verantworten haben. Nicht zu fassen.
    OPEN THE BORDER NOW!


    Bericht mit Photos: httpss://www.facebook.com/grou…ermalink/694024500737303/

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Das Vorbild zum Hamburger Bieberhaus-Projetzt war eine Einrichtung in Mailand. Diese wurde jetzt kurzfristig geschlossen, nicht mangels Bedarf, im Gegenteil. Unterm Strich scheint sich das zu bewahrheiten, was wir hier schon lang denken, dass nach Blockierung der "Balkanroute" sich die Menschen andere Wege suchen.
    1.
    https://www.comune.milano.it/w…rofughi_aperto_hub_tonale
    (Eröffnung der Einrichtung letztes Jahr)
    2.
    https://milano.repubblica.it/c…eni-137149862/?refresh_ce
    Schliessung bzw. Verlegung am 8.4.16)


    Leider nur Google-Übersetzung mit den üblichen Stilblüten, von mir minimal "entschärft":
    Wenn hier jemand fliessend Italienisch spricht, wär ich für eine inhaltliche Zusammenfassung dankbar.



    Artikel 1
    n der ehemaligen Bahn ' der OND Räume (ehemalige Eisenbahnerkantine) wird die Besatzung der Betreiber gehostet werden , der die Registrierung von Personen durchführen wird und die Verteilung der Städte in 7 Unterkünften. In zwanzig Monaten nach Mailand etwa 70.000 Flüchtlinge bestanden , sind 15.000 Kinder .


    Mailand , 10. Juli 2015 - Der ehemalige OND Schiene über Tonale (Ecke Via Sammartini ) zur Verfügung gestellt von den Staatsbahnen und umgeschult von Arca Foundation Projekt , Royal Engineers und Katastrophenschutz der Stadt Mailand eröffnet die Drehscheibe für den Notfall Flüchtlinge . Es wird auf die Besatzung übertragen werden , zu der Zeit aktiv in Piazza Luigi di Savoia , in den ehemaligen Büros vorübergehend von Groß Stationen gewährt . Von Samstag, 11. JULI wird die erste Aufnahme von Flüchtlingen , Familien mit Kindern und Alleinreisende , die in Central Station ankommen beginnen.


    Sicherlich ist es einfacher, zu entscheiden, nicht mit dem Problem fertig zu werden und lassen Sie andere handeln. Milan hat einen anderen Weg gewählt und nur die Öffnung dieser Nabe, die den Ort ankommende Flüchtlinge mit Würde und Anstand in der Stadt wird begrüßt wird aufgezeichnet werden und dann in den 7-Betreuungseinrichtungen, um die Nacht begleitet werden, ist es die Demonstration. Wir wissen, dass dieser Raum, renoviert und ausgestattet richtig, ist keine dauerhafte Lösung. Die Flüchtlingskrise ist viel komplexer und beinhaltet nicht nur Mailand, nicht nur Italien, sondern in ganz Europa. Die Stadt tut alles, um den Bedürfnissen aller Bürger gerecht zu werden und diejenigen, die vor Hunger und Folter sind auf der Flucht, Spannungen zu vermeiden, aber wir können einen so starken Druck der Ankünfte nicht lange ertragen. Sicherlich werden wir auch weiterhin unseren Teil dazu beitragen, die Teil einer Stadt, die niemanden allein nicht verlassen und wir sind stolz darauf ", schloss der Bürgermeister Pisapia.


    "Endlich öffnen wir in Central Station eine Drehscheibe für die Erstaufnahme ausgestattet und für medizinische Hilfe für Flüchtlinge auf dem Weg von Mailand - Kommentar Räte für Sozialpolitik, Pierfrancesco Majorino und Sicherheit und soziale Coesioine, Marco Granelli - nach langen Monaten verbrachte in Mezzanine, die Passage in den Wagen und die vorübergehende Unterbringung in der Big-Stationen lokale Galerie. Wir danken den Staatsbahnen für diesen Ort zur Verfügung gestellt zu haben, Army Corps of Engineers und Municipal Civil Defence, um es in sehr kurzer Zeit und Arca Foundation Projekt für ORGANISATION SICHERHEIT + Räume gelegt. Der Zustrom von Flüchtlingen aus dem Süden von Italien keine Anzeichen zu stoppen, aber jetzt haben wir eine ordentliche Struktur, die jeder wird erlauben, besser zu arbeiten und in der Stadt Zerstörung und Abbau zu begrenzen. In diesen 20 Monate, hat die Mailand mit Großzügigkeit und Solidarität, erweist sich als die Stadt freundlich und zivilisiert zu sein. Wir erneuern zu allen Freiwilligen und an der Mailänder ihnen unser Dank. "


    Der Raum ist groß 450 Quadratmetern und gliedert sich in drei große Zimmer plus Bad und andere Räume kleiner (als Speicher verwendet) und wird die Besatzung Betreiber beherbergen, die in sieben Notunterkünften die Registrierung von Personen und Verteilung durchführen wird: Aldini und Mambretti (Ark Project), Haus Suraya (Cooperativa Farsi Next), ehemaliger -Cie über Corelli (Gepsa) und Cara über Corelli (Rotes Kreuz), XXV Aprile (Stadt der Engel) und die Spur 21 der Shoah-Gedenkstätte (Gemeinschaft Sant'Egidio ) für insgesamt etwa 1.300 Betten. ( ... )


    Artikel 2
    Die Nabe der Flüchtlinge über Tonale geschlossen und zog nach Via Sammartini . Montag, ohne vorherige Ankündigung , fanden die Freiwilligen die Tür verschlossen , wegen Inspektion durch die Unternehmen , die den Kauf der Räumlichkeiten optioniert haben , im Rahmen der Privatisierung der großen Stationen . Vor einem Jahr war das Unternehmen " geben in " der Stadt und Präfektur vorübergehend die ehemalige Kantine der Eisenbahn nach der Arbeit. " Es war ein Notfall im Gange und hatte Platz für die erste Aufnahme gegeben - er erklärt Wichtige Stationen - jetzt wie in den Vereinbarungen Besitz nehmen und alternativ gewähren , ohne zusätzliche Kosten, einen anderen Ort , in Umstrukturierung "


    Durch die Stadträtin für Soziales, Pierfrancesco Majorino , bestätigt: " Große Stationen versetzt uns in Eile, aber er sollte es uns danken , weil wir völlig die Orte renoviert , die eine Katastrophe waren am Montag wieder öffnen wir vorübergehend über Tonale , Umzug wartet in über Sammartini , die stattfinden wird in . kommenden Wochen , sobald die neue Zentrale wird fertig sein. es Torheit wäre die Station eine Nabe , zu berauben würde für Reisende auch große Unannehmlichkeiten sein. " Die neue Zentrale wird weiter von der Station entfernt , im Gegensatz zu über Tonale, wo für 12 Monate mehr als 50 Tausend Flüchtlinge übergeben . In den letzten zwei Tagen haben sie mehr als 200 empfangen , von denen 30 nur den Weg des Nordeuropa stattgefunden haben.


    "Wir mussten sie auf der Straße zu helfen , mit einem einzigen Punkt der Unterstützung ein Wohnwagen - die Freiwilligen in orange bib protestieren - . . Es gab auch eine Mutter mit einem Baby von vier Monaten eine Schande " Alberto Sinigallia , Präsident und Direktor von Project Ark Hub-Station , die Arme erstreckt . . " Jetzt Wer kommt, ist auf dem Weg von der Stadt Sie sind alle Asylbewerber , die aufhören Die Zentren sind voll Wir haben auch eine der Strukturen gefüllt . die für Obdachlose verwendet wurden. wir sind 600 Sitzplätze , aber es gibt keine andere . Ich weiß nicht, wie wir es tun , wenn Ankünfte zu erhöhen. " ( ... )


    Also irgendeine Ausweicheinrichtung scheint es noch zu geben.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • 21.4.2016
    Aufgrund der menschenverachtenden Abschottungspolitik der EU schaffen es derzeit nur noch Wenige nach Deutschland bzw. ins Bieberhaus nach Hamburg. Ganz arbeitslos sind wir nicht, nachdem immer noch einzelne aus den Camps ("Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung", kurz ZEA, davon gibt's inzwischen knapp 20 in Hamburg) zu uns kommen, um auf einem kürzeren Weg als dort etwas über ihre Angehörigen zu erfahren, die entweder schon in Skandinavien sind oder noch in Griechenland festhängen. Oder die versuchen, bei uns medizinische Hilfe für ein Problem zu bekommen, was die Ärzteteams dort nicht lösen können. Im Regelfall können wir das zwar auch nicht, aber ich habe den Eindruck, die Leute fühlen sich ernst genommen, und das ist schon die halbe Therapie. Damit will ich nicht sagen, die Kolleg/inn/en in den Camps nähmen die Leute nicht ernst, das tun sie sicher, aber sie haben bürokratische Vorgaben, und die hab ich nicht.


    Zu der 18jährigen Aisha und ihren Fehlgeburten (aus Tagebuch 27a) bleibt nachzutragen, dass ihre Blutwerte in Ordnung waren, und dass es zwischen ihr und ihrem Mann auch keine Blutgruppenunverträglichkeiten gibt. Hätten sie das über ein Camp zu klären versucht, wär das ein längerer Angang geworden, evtl. überhaupt nicht möglich, da ja kein Notfall.


    Im Bieberhaus wird fieberhaft darüber nachgedacht, wie wir die Einrichtung trotz der kaum noch ankommenden Transitflüchtlinge weiter nutzen können, einschliesslich eines Konzepts, das auch nach einem Unzug in neue, kleinere Räume umsetzbar ist, wenn der Bieberhaus-Mietvertrag zum 31.8. ausgelaufen ist. Die Notkleiderkammer für Erwachsene schliesst schon zum 30.4., der Restbestand kommt in die weiter laufende Kinderkleiderkammer oder in die Annahmestelle Großen Elbstraße 264.



    Besucher grübeln manchmal über den Piktogrammen, die Toilettenbenutzung betreffend. Vor allem in unseren Anfangszeiten war das durchaus ein Problem. Schliesslich kommen viele unserer Klienten vom Land und kannten Toiletten unserer Art bisher nicht. Und unterwegs musste es auch eher in die Büsche gehen. Im Hauptbahnhof hatte die Bahn an Gleis 14 eine Toilette zur Gratisbenutzung frei gegeben, die war dann ständig verstopft; wir Helfer hatten das Privileg, die Gästetoilette der Bäckerei Junge im Bieberhaus aufsuchen zu dürfen, wo ich zu Container-Zeiten auch Patientinnen zwecks Urinuntersuchung mit hinnahm.



    Kostenintensive Neuinstallationen wie die Sitz-Hock-Kombination einer "Multikulti-Toilette" können wir uns hier nicht leisten; so müssen wir hinnehmen, dass die Toilettenbrillen immer wieder aus der Verankerung gerissen werden, weil man darauf schlecht hocken kann - auf dem Porzellanbecken geht das etwas besser. Umgekehrt hat dann jemand wie ich, dem die Hockposition Knieschmerzen bereitet, das kalte Becken unterm Sitzorgan.
    Inzwischen gibt es den unausgesprochenen Kompromiss, dass die Klobrille zwischen Wand und Papierkorb lehnt und bei Bedarf auf die Toilette gelegt werden kann. Vor Anwendung der Klobürste legt man den Deckel, damit er nicht im Weg herumklappert, wieder an den alten Platz.




    Solang nicht doch noch ein - meist hustender - Patient vorbei kommt, sind wir jetzt damit beschäftigt, Medikamente und Hilfsmittel umzusortieren, wenn man sie in Idomeni besser gebrauchen kann als bei uns. Auch von unserem Team möchten einige lieber dort helfen, weil da einfach mehr Bedarf ist. Ich selber werde hier weitermachen, schon weil ich in meinen alten Praxiszeiten nach einer vollen Montagsvormittagssprechstunde am Ende meiner Kräfte war - und was dort auf mich zukäme, ist eine ganze Nummer größer.
    So sichte ich hier die Kartons mit gespendeten Medikamenten, sortiere aus, was ich für unbrauchbar halte - zwei Tabletten Viagra helfen dort nicht wirklich weiter - oder bei denen das Haltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Streng genommen könnte man davon noch einiges weiter verwenden, aber die Menschen an den EU-Aussengrenzen sollen nicht das Gefühl bekommen, wir missbrauchten sie als Müllkippe.


    Zwischendrin trommle ich selber als Sammler, jetzt zum Beispiel wurde Stoma-Versorgungungsmaterial für einen Querschnittgelähmten mit künstlichem Darmausgang gebraucht - zum Glück ist es inzwischen nach endlosen Telefonaten gelungen, den jungen Mann aus einem winzigen Zelt an der mazedonischen Grenze in eine Schweizer Klinik verlegen zu lassen, Sonst wäre er in absehbarer Zeit an seinen vielen infizierten Druckstellen gestorben.
    Mehr dazu in einem Bericht von Volunteers for Humanitiy:

    Zitat

    Hallo Ihr Lieben !
    Viele fragen sich wie es unserem Sorgenkind geht. Nun, jetzt ist er in Sicherheit. Nachdem Matthias Keller die SPZ zum Committment bewegen, sowie unserem Freund alle erdenkliche Hilfe zukommen liess und meine Wenigkeit die Rega sowie die ganze Visumsgeschichte zum Abschluss bringen konnte, durfte unser Freund heute um 12.14 einen ersten Blick auf die Schweizer Alpen in der Rega erhaschen. Danach gings bei noch angenehmen Wetter ohne Regen ins SPZ. Dort angekommen, wurde er als erstes in ein Inkubinatszimmer gebracht. Dort wird er die naechsten 4 Tage verbringen, bis man weiss, dass keine Bakterien oder Viren gefunden wurden.


    Mit Bann, einer Irakerin und Arbeitskollegin von Rita Blaser (danke Rita) haben wir so dann, mit Bann als herrausragender Dolmetscherin, im IPS darauf gewartet unseren Freund zu sehen. Mit gruenen Kitteln, Mundschutz und Handschuhen wurden wir kurze Zeit spaeter zu dem Patienten gebracht. Ich hatte Traenen in den Augen. Dort lag er. Unsere schlaflosen Naechte waren wie weg. Ein Strahlen erhellte sein Gesicht, als Bann anfing auf arabisch mit ihm zu sprechen. Innert 30 Minuten konnten wir alle medizinischen Fragen klaeren und beantworten danach haben wir ihm noch gesagt, dass wir bereits dran sind, seine geliebte Familie ebenfalls asap zu holen. Leider durften wir keine Fotos machen und auch die neue Schweizer Swatch, durfte ich ihm nicht ueberreichen. Aber das kommt noch.


    Ich bin so gluecklich und so muessen sich Matthias Keller, Joost Rot und Matthias Wiedenlübbert fuehlen. Was wir innert 6 Tagen erreicht haben, gab es vorher noch nie. Noch nie konnte eine private Non-NGO sowas durchsetzen. Ich fasse es noch gar nicht. Bis unser Freund den offiziellen Fluechtlingsstatus erreicht hat, zeichne ich offiziell fuer ihn verantwortlich. Er hat sehr wenig Kleider, eine Muetze und ein altes Handy. Bitte besucht ihn (Empfehlung, zuerst kurz absprechen da er viele OP's vor sich hat) und bringt ihm was immer Euch Freude macht zu schenken. Unser Freund freut sich ueber alles, er hat nichts. Bitte drueckt die Daumen, dass wir auch den Rest der Familie so rasch wie moeglich holen koennen. Denn nur dann ist das Glueck perfekt. Fuer mich ist das heute der gluecklichste Augenblick seit langem !


    Quelle: httpss://www.facebook.com/groups/642195529253534/

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • 29.4.2016
    Mit einem lachenden und einem weinenden Auge komm ich ins Bieberhaus. Mit einem weinenden, weil unsere Tagesaufenthaltsstätte zum 15. Mai schliesst, da die Stadt nach der verantwortungslosen Grenzschliessung der EU-Politiker mangels Transitflüchtlingen in Hamburg keinen Bedarf sieht und nix mehr zahlt. Es wird eine irgendwie geartete Ersatzeinrichtung in Bahnhofsnähe geben, evtl. ab 1. Juni, der Paritätische hat sie angemietet, d.h. irgendwas zu tun wird es auch für mich wieder geben, aber so klar ist das alles noch nicht. Entsprechend gedrückt ist die Stimmung um Haus, zumal deutlich weniger Leute da sind.


    Das lachende Auge sieht meinen 66. Geburtstag, was sich herumgesprochen hat. Die KITA hat mich im Vorfeld schon eingeladen, Geburtstage sind dort ein Highlight, auch für die Kinder die sowas bisher nicht kannten.
    Und auch die Arztzimmertür ist geschmückt:


    Zwei hustende Kinder versorgt, dann mach ich kurz zu und geh in die KITA, da gibts Frühstück



    Das in der Schüssel ist Couscoussalat


    und einen kleinen Geburtstagstisch.


    Kerzen dürfen aufgrund der Brandgefahr nicht angezündet werden, da gibts schon aus pädagogischen Gründen auch für den Doc keine Ausnahme. Und schon springen die Kinder wieder vom Tisch auf und wuseln herum, bis auf die zwei, die mit Fieber schlafend in der Ecke liegen. Mit einer Mutter, die so jung ist, dass ich sie erst für die große Schwester gehalten habe, komm ich ins Gespräch - sie ist im Gegensatz zu den arabisch Sprechenden und Afghaninnen aus Tschetschenien, weshalb mein Bröselrussisch zum Einsatz kommt.


    Als ich in das Arztzimmer zurück gehe, kommt sie mit ihrer dreijährigen Tochter mit und erklärt, das Kind habe "Glisti". Bis ich das nachgegoogelt hab, hat sie ihr Handy rausgekramt und mich anhand des Toilettenphotos von der selbst gestellten Diagnose überzeugt: Spulwürmer. Das passende Medikament haben wir nicht da, aber sie hat ein bissl Geld und kann das Privatrezept in der Apotheke einlösen; ich muss mich nur noch vergewissen, ob Vermox auch für Kleinkinder geeignet ist, weil das in der Roten Liste so nicht drin steht. Aber es geht, sagt die Apothekerin.


    Weil wir grad bei den Toiletten sind: Irgendjemand hat wohl mein letztes Tagebuch gelesen und gemeint, es geht auch ohne Klobrillen, beziehungsweise er könne die besser brauchen. Jedenfalls sind sie jetzt weg und wir sitzen auf dem kalten Porzellan.


    Immerhin haben meine afghanische Dolmetscherin und ich heute elf Patienten versorgt und nebenher für Idomeni gepackt. Joost ist kurz auf Heimaturlaub und fährt nächste Woche, von einigen Mitbiebern, wieder hin.



    Und heute gibt's nach dem Dienst noch eine Extra-Aktion. Ich hab meinen Mitbiebern mündlich und über Facebook (ja, inzwischen bin ich auch dort ...) gesagt, dass ich als Geburtstagsgeschenk eine Demo möchte. Vor dem Bieberhaus und für offene Grenzen, natürlich. Zwei Tage zuvor hatte ich, ganz gesetzestreu, schon bei der örtlichen Polizei eine Kundgebung angemeldet.



    Dreissig bis vierzig Leute waren da (hier sind nicht alle drauf), für eine Standkundgebung hat's gereicht, Lautsprecheranlage hatten wir nicht, und lauter als ein Megaphon bin ich locker.
    Hab, von Sprechchören "MACHT DIE GRENZEN AUF !" unterbrochen, meine Wut rausgebrüllt über die Politiker, die die Menschen die bei uns einreisen wollen und Schutz suchen wie Dreck behandeln, und über die rassistischen Dumpfbacken die sie wählen, wie jetzt in Österreich.
    Dass sie lieber mit Massenmördern paktieren anstatt die Geflüchteten ins Land zu lassen.
    Dass dort, wo die Menschen herkommen, Krieg ist, auch wenn Herr de Maiziere meint, Afghanistan sei sicher, von dort müsse man nicht fliehen - er lügt. In 31 von 34 Provinzen ist dort Krieg, er selber musste bei seinem Staatsbesuch am 1. Februar selbst für kurze Wege den Hubschrauber nehmen, und wenige Kilometer von seinem Aufenthaltsort entfernt explodierte eine Bombe, die zwanzig Menschen in den Tod riss.


    Zwei Mitstreiter/innen soufflierten mir, wenn ich nicht mehr weiter wusste..
    Nach 25 Minuten war ich heiser, und mir fiel auch nix mehr ein, was ich nicht schon gesagt hatte, so beendete ich die Kundgebung und bedankte mich bei allen, die da waren, inclusive des Polizistenpärchens, die mir gratulierten und viel Glück für meine weitere Arbeit wünschten.

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  • Ich werde immer wieder gefragt, ob meine Berichte weiterverbreitet werden dürfen - natürlich ! Je mehr von diesem Drama erfahren, desto eher - naja, zu Ende geht es wohl so schnell nicht, kann so viel Druck aufgebaut werden, dass einige Politiker vielleicht doch menschlich handeln und Grenzen wieder öffnen. Vor allem weil das öffentliche Interesse am Schicksal der Geflüchteten zur Zeit schwindet.


    Dabei rollt die Unterstützung für die in Griechenland Wartenden - gestern Mittag ist Joost zusammen mit drei Bieberaktivisten in seinem Kastenwagen plus Anhänger wieder aufgebrochen und passiert wahrscheinlich eben die österreichische Grenze. Dazu hat ein Kollege, der bisher im Bieberhaus mit Dienst gemacht hat, seine Hausarztpraxis für eine Woche seiner Kollegin überlassen und ist, direkt durch die Idomeni-Berichte motiviert, für eine Woche dorthin geflogen, auch von ihm wird es Berichte geben.
    Das heisst, es werden weiter Spenden gebraucht:
    IBAN: DE62 2586 1990 0088 5576 00
    BIC: GENODEF1CLZ
    Kontoinhaber Ottavio
    Verwendungszweck:
    Spende Flüchtlingshilfe Joost


    Am Dienstag (3.5.) finde ich nachmittags in meiner ehemaligen Praxis einen Rollator vor, bepackt mit einem großem Paket Inkontinenzeinlagen und anderem brauchbaren Pflegematerial aus einem Nachlass. Normalerweise hätte ich das gute Stürck anderntags in die U-Bahn geschoben und ins Bieberhaus gebracht. Aber ich wusste, dass ein Idomeni-Transport unmittelbar bevorsteht, schliesslich hatte Ronald die im Arztzimmer gestapelten Sachen gerade eben eingeladen, und eine erneute Anfahrt in die Hamburger Innenstadt ist Quälkram, noch dazu mit einem sperrigen Transporter.


    Ronald angerufen - er ist grad in Eidelstedt und will gleich nach Neumünster, Sachen aus der Kleiderkammer abholen. Da ist ein kleiner Umweg über Norderstedt machbar, ich simse eine Wegbeschreibung und stapele die Sachen solang in meinem portugiesischen Stammcafe (Cafe Latina, gegenüber dem Norderstedter Rathaus). Während ich dort noch einen Galão trinke, bekomme ich eine Mail von Elke aus dem Norderstedter Förderverein Flüchtlingshilfe/Neue Nachbarn, die nach Lektüre meines neusten Containertagebuchs unbedingt 200€ für das Idomeni-Projekt spenden will und mich bittet, das auszulegen. Also los zum Geldautomaten, das Geld in einen Umschlag gesteckt, Valdemar (dem Wirt) gegeben, damit die Spende gleich in die richtigen Hände (Joost) kommt. Das ich dem keine 24 Stunden später selbst gegenüber stehe, weiss ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.


    4.5.2016, 7:00
    Ich bin grad aus dem Bett gestolpert, da meldet sich schon R. (Personen- und Ortsnamen aus Personenschutzgründen geändert), von der ich mich schon verabschiedet hatte, weil sie mit nach Idomeni will. Sie hat eine junge Frau aus der ehelichen Wohnung befreit, mit Polizeiunterstützung, wegen häuslicher Gewalt. Da sie bis über beide Ohren in Reisevorbereitungen steckt und sich gleich mit Joost treffen will, fragt sie, ob ich die Frau übernehmen und in ein Frauenhaus bringen kann.
    Also setze ich, nach dem Frühstück natürlich, entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten mein Auto in Bewegung, denn eine Schutz Suchende kann man schlecht mit der U-Bahn transportieren, und kämpfe mich durch den Innenstadtstau. Das mache ich nur selten, deshalb eingeschränkte Orientierung, und sowas Neumodisches wie Navi hat mein Auto nicht, geschweigedenn könnte ich es bedienen. So kommt der gute alte Falkplan zum Einsatz, ausserdem scheint die Sonne und gibt mir wenigstens die Himmelsrichtung vor. Zwischendrin ruf ich mal R. sowie Joost an, wo ich überhaupt hin muss, aber beide stecken auch im Stau, und der Wendlandbewohner Joost kennt sich in der Großstadt nicht aus.


    Im Bieberhaus hab ich mich abgemeldet und meine Dolmetscherin zu den Landungsbrücken bestellt. Dorthin komm ich auch einigermaßen durch, da wegen des Hafengeburtstags am Wochenende schon einiges abgesperrt ist, ausgenommen Anlieger, der ich jetzt kurzfristig zu sein beschliesse, bis ich meine Dolmetscherin eingesammelt habe.
    Beifahrerin mit Stadtplan ist in dieser Lage schon mal sehr gut, noch besser dass sie auf die Hausnummern achten kann, ich muss nämlich zur Nr. 264 in der Großen Elbstraße zu Hanseatic Help, dem riesigen Lager für alle gespendeten Sachen. Joost und R. sind schon eine Weile nicht mehr ans Telefon gegangen, und als wir in den Betonhallen stehen, erkenne ich auch warum: Funkschatten. So konnte mir R. auch nicht mehr erklären, dass sie unsere Klientin inzwischen bei der Bundespolizei am Hauptbahnhof abgeliefert hat, damit sie Schutz hat, wenn sich ihr Mann meldet.


    Also doch zum Hauptbahnhof. Da der Hafenrand, an dem ich mich noch einigermaßen auskenne, gesperrt ist, und der Anliegertrick jetzt auch nicht mehr hilft, wühle ich mich wieder durch die Innenstadt und verfranse mich mehrmals, denn meine Beifahrerin findet auf dem Plan die Straßennamen nicht so schnell wie die wechseln. Irgendwann sind wir doch da, ich entrichte für eine Stunde 2.50€ Parkgebühr und wir gehen zur Bundespolizei. Beamtin wie Klientin sind froh, dass endlich eine gemeinsame Sprachverständigung möglich ist. Die Lage ist die, dass die junge Frau gegen ihren Willen verheiratet wurde und inzwischen ihren Angetrauten "nicht mehr riechen" kann. Sie ist schon mal geflüchtet und wurde vom weit verzweigten Clan des Ehemanns in einer weit entfernten Stadt wieder aufgegriffen. Jetzt will sie nur noch weg, aber da wo sie herkommt ist Krieg, da kann sie nicht wieder hin. Zumal auch ohne Krieg dort mit Frauen in einer Weise umgegangen wird, die keiner Frau zumutbar ist.


    Lange Debatte, einerweits will sie in ein Frauenhaus, andererseits sich vorher noch von der Familie verabschieden, wobei wir (Polizei, Dolmetscherin und ich) befürchten, dass die sie belatschern wieder dorthin zurückzukehren. Und das richtige Frauenhaus zu finden, ist das nächste Problem. Man kann ja nicht einfach dort klingeln, ob ein Zimmer frei ist. Zumal verständlicherweise nur Eingeweihte den Standort dieser Häuser kennen.
    Bei dem einzigen, das ich kenne, hab ich im Vorfeld schon angerufen. Die Betreuerin erklärte mir die Prozedur, damit die Kosten auch übernommen werden, dass sie mir aber keine Zusage machen könne, zumal das ganze Team für den Rest des Tages auf Fortbildung und nicht mehr erreichbar sei. Von der Polizei bekomme ich eine Hotline, bei der ich die Telefonnummern mehrerer Frauenhäuser bekomme und die Auskunft, dass im Frauenhaus von Y. eine Betreuerin wäre, die die Landessprache der Betroffenen spricht. Ich rufe dort an und werde auf eine Mobilnummer verwiesen. Dort meldet sich eine Bewohnerin, ja, es sei noch ein Platz frei, aber das Team sei in einer Besprechung und sie könne als Bewohnerin natürlich keine Zusage machen.


    Ich beschliesse, mit der jungen Frau auf Verdacht dorthin zu fahren. Wenigstens eine Beratung in der Landessprache kann dort stattfinden, dann sehen wir weiter, und lasse das so auch durch die Dolmetscherin erklären, die sich, weil inzwischen 14 Uhr, verabschieden muss. So kämpfen wir uns fünfzig Kilometer durch den beginnenden Feierabendverkehr des Hamburger Umlands. Zwischendrin möchte meine Klientin telefonieren, ihr eigenes Gerät funktioniert nicht. Ich geb ihr meins, darf ja eh nicht während der Fahrt. Sie telefoniert die ganze Fahrt lang nonstop mit einem Mann - immerhin, wie ich später erfahre, war es nicht der Ehemann, sondern ein "Vertrauter" - bis wir in Y. angekommen sind und ich auch mal möchte, wenigstens den Standort durchgeben.


    Dann geht alles ganz schnell. Ich bekomme die gleiche Bewohnerin an den Apparat wie eben: Sie hat inzwischen geklärt, dass eine Aufnahme möglich ist und dirigiert mich zum Parkplatz eines Einkaufszentrums. Zwei Minuten später nehmen zwei junge Frauen meine Klientin in Empfang - super organisiert, Hut ab.


    P.S.
    Falls sich jetzt jemand über die rückständigen orientalischen Sitten, die derartige Zwangseheschliessungen ermöglichen, mokieren möchte - so weit weg sind bzw. waren wir Mitteleuropäer davon auch nicht. Vor wenigen Jahrzehnten waren derartige "arrangierten Ehen" in hiesigen Adelskreisen oder auf dem Land gang und gäbe. Ich erinnere mich an TV-Sendungen aus den Sechzigern, zum Beispiel Ohnsorg-Theater oder "Komödienstadl" mit dem Thema, dass sich ein junges Paar liebt, aber nicht zusammen kommen darf, weil die jungen Leute von den Eltern schon anderweitig verplant sind, zum Beispiel zwecks Zusammenlegung der Argrarfläche zweier Großfamilien zu einer noch größeren. Im Film ging das im Regelfall noch gut aus, d.h. die Liebenden bekamen sich am Ende doch, aber das reale Leben ist halt kein Ohnsorgtheater.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • PS
    Die abgekürzten Anfangsbuchstaben sind, weil ich drauf aufmerksam gemacht wurde, nicht mit den PersonenOrtsnamen identisch, insbesondere fängt der Ortsname des Frauenhauses NICHT mit Z an.

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  • Sorry, ich bin etwas hintendran.
    Hatte vom 14.-23.5. Urlaub (Berlin, Hof), als mich vor dem Donald-Duck-Museum in Schwarzenbach/saale der Anruf des Betreuers meiner schwedischen Tante erreichte, es gehe ihr sehr schlecht. Im Alter von 95 muss man natürlich mit allem rechnen. Ich bin dann innerhalb 28 Staunden von Hof (Bahnanbindung: Katastrophe !!) über Kiel/Fähre nach Ulricehamn getobt und verbrachte noch zwei Tage bei meiner sterbenden Tante. Am 1.6. ist sie eingeschlafen, Ende des Monats ist die Trauerfeier.
    Zudem musste ich wegen eines Krankheitsfalls vermehrt in meiner alten Praxis vertreten, und bitte meine Abstinenz hier im Forum zu entschuldigen.


    Bieberhaus 13.5.2016


    Abschiedsstimmung.
    Die Erwachsenenkleiderkammer ist schon zu, in der halb geräumten KITA treiben sich ein paar Kinder mit ihren Müttern herum, die schon Wochen hier sind und ein letztes Mal die inzwischen vertraute Umgebung geniessen wollen. Nur in der Kinderkleiderkammer ist Trubel, weil sich viele Familien aus den Camps mit Kleidung eindecken wollen, bevor die Reste in das Lager von Hanseatic Help gebracht werden.
    (Bilder später, in 1-2 Wochen, da ich jetzt in Reisevorbereitungen stecke - nein, nicht nach Idomeini, dazu später hier im Text).


    Verschiedene Mitarbeiter/inn/en bemühen sich um Anschlussjobs, für "meine" Dolmetscherinnen formuliere ich ein kurzes Zeugnis, damit sie sich leichter in den verschiedenen medizinischen Einrichtungen bewerben können, die händeringend Übersetzer/innen suchen, zum Beispiel eine Suchtambulanz, die jetzt von zahlreichen opiatabhängigen Afghanen aufgesucht wird.

    Zitat

    Als Hausarzt im Ruhestand habe ich seit Oktober 2015 in der Medizinischen Sprechstunde für Geflüchtete am Hamburger Hauptbahnhof Patient_innen betreut, zuletzt in der vom Paritätischen Wohlfahrtsverband betriebenen Tagesaufenthaltsstätte Bieberhaus für Transitflüchtlinge. Leider schliesst diese Einrichtung zum 15.5.2016.
    Frau ... stand mir regelmäßig als Übersetzerin vor allem für aus Afghanistan kommende Geflüchtete zur Verfügung; ich habe gern mit ihr zusammengearbeitet und bedaure sehr, dass diese Arbeitsbeziehung jetzt ihr Ende findet. Ich kann sie als Dolmetscherin vor allem im medizinischen und sozialen Bereich jederzeit wärmstens empfehlen und wünsche ihr diesbezüglich alles erdenklich Gute.


    Zwischendrin trudeln noch Patienten ein, die meisten erkältet. Ansonsten sortieren wir, was an Medikamenten hier bleibt, und was mit dem nächsten Transport nach Idomeni gehen kann. Joost schickt dramatische Berichte (siehe TB 32b), während ein anderer Kollege, der eine Woche lang hingeflogen war und helfen wollte, Schwierigkeiten hatte, seine gespendeten Medikamente loszuwerden.

    Zitat

    Wir fuhren am ersten Tag mit 2 grossen Rucksäcken voller Medikamente vom Flughafen Thessaloniki nach Idomeni und waren etwas enttäuscht dass weder die Ärzte ohne Grenzen,noch die free doctors noch eine syrisch-usa Hilfsorganisation unsere Medikamente haben wollten,aber ich habe mich überzeugt dass diese Organisationen wirklich genug Medikamente hatten. Auch die Helfer meinten,die ärztliche Versorgung sei ok.


    Also fuhren wir wieder nach Thessaloniki weil ich mich erinnerte dass dort eine Klinik bzw Praxis für Arme existiert. Ein Drittel vielleicht sogar mehr der Griechen ist durch die wirtschaftliche Krise nicht mehr krankenversichert!
    Sie wird ähnlich dem Bieberhaus von ehrenamtlichen Ärzten und Schwestern geführt. Es war für sie eine grosse Freude dass wir kamen und so viele sinvolle Medikamente bei uns hatten.


    Dann sind wir wieder nach Idomeni gefahren und haben mit vielen Helfern aus ganz Europa gesprochen was wir tun könnten für die kurze Zeit die ich nur hatte.Man riet uns,Essen zu kaufen für die kinder und es zu verteilen,und das haben wir die nächsten Tage gemacht:hin zum supermarkt wieder zurück und wieder hin usw,jeden Tag,ich habe mit vielen Flüchtlingen und besonders Helfern gesproche,Es hat mir sehr viel gegeben.
    Zum Schluss ein Gespräch mit einer Polnischen Helferin.Auf die Frage ob es nicht ein Tropfen auf den heissen Stein sei was ich hier mache sagte sie,ja,so kann man das sehen aber man könnte auch sagen,dieser Tropfen fliesst in den Ozean.


    Ähnlich berichtete auch der Mannheimer Rechtsanwalt (TB 29b) wonach die Situation zwar angespannt aber nicht so desolat sei wie Joost sie erlebt. Ich denke, dass sich dieser Widerspruch dadurch erklärt, dass Joost und andere in die entlegeneren Camps fährt, in die jemand ohne eigenes Fahrzeug gar nicht hin kommt. Und inzwischen auch weiss, wo diese Camps sind.


    Um 12:24 bekomme ich einen Anruf, ob ich Antiepileptika besorgen könne, Joost würde zahlreiche Patienten mit unbehandelter Epilepsie vorfinden. Jetzt ist Freitagmittag für so eine Anfrage ein ganz blöder Termin (deshalb hab ich auch auf die Uhr geschaut), denn die meisten Neurologen, die derartiges vorrätig hätten, lassen freitags um 12:00 ihren Reflexhammer fallen, und anach geht nix mehr. Über irgendeinen Berliner Kontakt liess sich das Problem dann doch noch lösen.


    Hier im Bieberhaus sind einige Helferinnen, die bald nach Griechenland fahren und am liebsten unsere gesamten Vorräte mitnehmen möchten. Andererseits werde ich von der Leitung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes gebremst, der einen Großteil der hier gelagerten Medikamente bezahlt hat. Der Geschäftsführer schreibt mir:

    Zitat

    Es wird sehr schwer, das alles wiederzubeschaffen, wenn es gebraucht wird. Und schaut Euch bitte den wackeligen Kurs mit Herrn Erdogan an. Wenn dieser faule Handel platzt, haben wir ruckzuck dieselbe Situation wie im vergangenen Sommer.


    Hoffentlich hat er Recht.


    14. Mai 2016, St. Pauli "Pudel-Club"


    Die Demo zum europaweiten Aktionstag
    MIGRATION IS A RIGHT ! DEPORTATION IS A CRIME !!!!!
    beginnt zäh, am Schluss ziehen doch etwa 1000 Leute bis hinter den Hauptbahnhof zum Münzplatz, wo vor dem räumungsbedrohten Kollektiven Zentrum die Abschlusskundgebung stattfindet. Alles verläuft laut, aber ruhig, auch der NDR hat über uns berichtet:
    httpss://www.ndr.de/fernsehen/…menskultur,hamj47968.html

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Inzwischen sind die Camps von Idomeni geräumt.
    Hierzu 2 Berichte von Helfern, die vor Ort sind, und natürlich die Bitte um Spenden, nachdem die griechische Polizei große Teile des letzten Hab und Guts der Geflüchteten mit Bulldozern zusammengeschoben hat:
    IBAN: DE62 2586 1990 0088 5576 00
    BIC: GENODEF1CLZ
    Kontoinhaber Ottavio
    Verwendungszweck:
    Spende Flüchtlingshilfe Joost


    Nahe bei Idomeni und im Krankenhaus Kilkis Nacht vom 28./29.5.2016 (Bericht von Joost/Arzt)


    40 Tage ist das winzige Baby alt. Es schläft in einem kleinen Igluzelt direkt an der Autobahn mit seinen zwei Geschwistern, seiner 24 j. Mutter und dem Vater. In dieses Zelt wurden wir kurz vor Mitternacht gerufen. Die Mutter hat furchtbare Schmerzen. Schuhe aus und in das winzige Zelt gekrochen. Rucksack aufgemacht Blutdruckmessgerät, Stethoskop, Thermometer ausgepackt. Einmal Untersuchung im knien. Uff. Wieder auf die Beine gehievt. Mist mein linkes Bein ist eingeschlafen. Humpelnd Schuhe wieder an, zum Auto gehumpelt und aus dem anderen Rucksack weitere Diagnostik geholt. Wir untersuchen und beraten uns. Der junge Mann spricht Englisch. Wir lassen uns genau alle vorhandenen und eingenommenen Medikamente zeigen und erklären. Dafür, daß die Mutter stillt, ist es eine ganze Menge. Alles in allem haben sich schon mehrere ÄrztInnen versucht - ohne Erfolg. Also werden, angesichts des hochakuten Zustands, weitergehende Untersuchungen notwendig. Wir schlagen vor, ins Krankenhaus zu fahren. Vater und Mutter sind in größter Sorge, von der Polizei gehindert zu werden, nach der Krankenhausbehandlung ins Camp zurück zu kehren und dadurch die Kinder zu verlieren.



    Bild: Hubertus Stahlberg Idomeni Anfang Mai 2016


    Die Furcht ist nachvollziehbar. Haben doch schon so viel Menschen ihre Kinder oder Familienangehörige auf der Flucht verloren und bisher nicht wieder gefunden. Aber was soll man angesichts des akuten Zustands machen. Nochmal eingehende Beratungen über die verschiedenen Optionen dann stimmen beide zu ins Krankenhaus zu fahren.


    Ich telefoniere mit einer sehr netten Frau in der Leitstelle und die Ambulance wird uns für in 25 min zugesagt. Kaum am Auto zurück sind wir umringt von jungen Männern. Einer mit seit einer Woche quälendem Durchfall - bekommt Medikamente. Der nächste mit einer Schnittwunde - wird inspiziert und auf morgen vertröstet. Und der vierte, den wir vorgezogen hatten, mit einer ziemlich wahrscheinlichen Fraktur des Armes. Die wunderbare Rettungssanitäterin packt alle in den Rettungswagen, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Wir verlieren die Ambulance aus den Augen und verfahren uns schrecklich. Allen, die versucht haben uns trotz nachtschlafender Uhrzeit mit Navigationsempfehlungen beizustehen herzlichen Dank.
    Als wir im Hospital ankommen, sind beide schon untersucht und z. T. auch verarztet. Röntgenbilder, Gipsverbände, Medikamentenempfehlungen. Wir lassen uns die Empfehlungen von sehr freundlichen Ärzten ins Englische Übersetzen. Dann bitten wir um einen Rücktransport und dieser wird von MSF zugesagt. Während der Wartezeit, diskutieren wir mit einer griechischen Mitarbeiterin des Krankenhauses über die Not in Griechenland, die Menge an Flüchtlingen und ihre Bedürfnisse Nach einiger Uneinigkeit, können wir uns schließlich darauf einigen, daß es eine der typischen christlichen Traditionen ist, zu teilen. Die Unterhaltung war zäh und wir hoffen, daß sie geeignet ist, den Flüchtenden mit weniger Abwehr zu begegnen.
    Morgen geht's weiter.
    Apropos, die Angst der Menschen vor Verlust der Angehörigen ist riesig. Es ist schwer auszuhalten dies zu beobachten. Es werden dringend Bleibeperspektiven für alle gesucht. Was tun wir diesen jungen Menschen an, in dem wir die Grenzen verschließen. Es ist unvorstellbar unter den Bedingungen in den Camps, länger als drei Tage zu leben. In winzigen Zelten seit mehreren Monaten. OFFENE GRENZEN UND SICHERE FLUCHTWEGE SOFORT!


    Bericht von Grit Weingart 28.5., 2:20


    Idomeni ist leer. Leergefegt muss man sagen. Denn all das, was dort in den letzten Wochen von unterschiedlichsten Hilfsorganisationen und mit weltweiten Spenden aufgebaut wurde, wird vom Bulldozer zusammengekarrt. Z.B eine 9000 € teure Küche, die vor kurzem auf dem Feld errichtet wurde. Duschanlagen, tausende Zelte mit Decken, kleinen Kochstellen, gespendeter Kleidung, Seifenvorräten, Spielzeuglager... alles zusammengeschoben, was die Flüchtlinge nicht tragen konnten. Nun sitzen sie in ihren neuen Unterkünften. Ja, sie haben ein Dach überm Kopf, der nächste Sturmregen kann ihnen nichts anhaben. In riesigen alten leerstehenden Lagerhallen (in denen der Lärmpegel nienienie abebbt) stehen Zelt an Zelt, was ein Mindestmaß an Intimität zu bieten scheint. Doch wer sich nicht schnell um Beziehungen kümmert, lebt mit drei Familien in einem Großzelt oder muss zusehen, dass er am Rand und ohne Strom im Minizelt ausharrt. Wie lange? Was passiert jetzt? Lehnt sich die EU jetzt boch weiter zurück? Ist die Situation unter Kontrolle? Nein. Das Wasser reicht nicht aus, die Dixiklos werden nicht oft genug sauber gemacht, Stromstellen sind viel zu wenig, das Essen in Plasteschalen - Einheitsbrei für x verschiedene Nationalitäten. Und wie es erst wird, wenn der nächste Winter kommt...


    Der Status der Syrer als Flüchtlinge, der ihnen bessere Aussichten für die Zukunft gewährt, verschärft die Situation unter den Flüchtlingsgruppen. Wie die Arbeit der Hilfsorganisationen weitergehen kann, ist ungewiss, nicht überall werden sie / wir hineingelassen. In den Camps erschreckt mich oft die plötzliche ausufernde Aggressivität von Kindern, die Geschwister oder auch Wildfremde einfach schlagen. Und ich denke, wir züchten uns hier Zeitbomben heran. Wenn wir sie so in Dreck und Elend aufwachsen lassen, werden sie sich bald massiv gegen uns wenden. Nur eine wirklich gute Aufnahme und Versorgung könnte ihnen und uns eine friedliche Zukunft gewähren. Aber das scheint in noch weitere Ferne gerückt zu sein...


    Hilfskonvoi aus Hamburg (Bericht Nadja Frenz):


    Wir fahren am 16. Juni mit einem 3,5 und einem 7,5 t nach Nordgriechenland, wo zigtausende geflüchtete Menschen gestrandet sind, weil die europäische Politik versagt hat und die Grenzen geschlossen sind. Inzwischen ist zwar das große Camp in Idomeni geräumt. Aber die Geflüchteten werden weiterhin in Griechenland aufgehalten - der Bedarf bleibt also und wir sind mit erfahrenen NGO's im Norden des Landes in Kontakt. Bislang möchten wir mitnehmen:
    Sonnenschutzcreme für Kinder und Erwachsene
    Mückenschutz
    Zelte
    Schlafsäcke
    Decken
    Planen
    Solarlichter Spielzeug (kleine Autos, Stifte) Leichtw Schuhe Flipflops
    Unterwäsche Zahnbürsten, Zahnpasta
    Hygieneartikel
    Windeln in allen Größen
    Feuchttücher und Babynahrung für jedes Alter wird auch dringend in den Camps benötigt.


    Die Sach-Spenden könnt Ihr abgeben bei Hanseatic Help e.V. - Kleiderkammer, Große Elbstraße 264, 22767 Hamburg, Abgabezeiten: Do bis Di 10:00 - 20:00 Uhr (Mittwoch Ruhetag)


    Kontonummer für diesen Konvoi
    (Stichwort nicht vergessen !):
    BaSchu e.V.
    IBAN DE50 2007 0024 0320 8329 00
    BIC DEUTDEDBHAM
    Stichwort: Hamburg hilft


    Oder falls Ihr näher dran wohnt und Euch auch noch vor Ort informieren möchtet: Jeden Samstag von 16-19 Uhr haben wir eine mobile Spendenannahme bei den Fahrradcontainern von Westwind an der Rindermarkthalle im Karolinenviertel, Neuer Kamp 31, 20350 Hamburg.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Nachtrag zum Bieberhaus-Abschied.
    Noch immer ist vollkommen unklar wie es weiter geht. Der Paritätische hat ein paar Räume in Hauptbahnhofsnähe angemietet, ich könnte dort eine Sprechstunde anbieten, fragt sich wer da kommt bzw. hinfindet. Nächste Woche werde ich dort vorsprechen und schauen was machbar ist. Parallel dazu - nicht unbedingt konträr - planen ehemalige ehrenamtliche Helfer ein "Wellcome Center for Refugees" wenn möglich auch in Hauptbahnhofsnähe, einfach auch weil solche Bahnhöfe seit Jahrzehnten Treffpunkte von Migranten sind, das kenne ich schon aus meiner Düsseldorfer Zeit Anfang der Siebziger.
    Und es gibt regelmäßige Treffs der Ehrenamtlichen, der nächste heute auf dem Hansaplatzfest, sowie bei Facebook - ohne meine Fluchthilfetätigkeit wär ich dort nie Mitglied geworden.


    13. Mai - fast alles ist leer ...


    der Aufenthaltsraum ...


    der Tresen der Essensausgabe, inzwischen professionell gestaltet


    und nicht mehr nur aus zusammengestellten roten Plastikkisten bestehend.


    In der KITA ist das meiste schon zusammengeräumt.


    Nur die Kinderkleiderkammer ist noch gut bestückt


    und kann sich auch am letzten Öffnungstag nicht über Besucher(innen)mangel beklagen.



    14. Mai
    Nach der Demo für offene Grenzen gibt's abends ein Grillfest im Stadtpark, zu dem trotz immer wieder einsetzenden Platzregens hunderfünfzig Leute kommen - arabische Grillkultur vom Feinsten.


    27. Mai
    Das endgültige Bieberabschiedsfest in den bereits leeren Räumen. Arabischer und afghanischer Rap in vollster Lautstärke. Feinste orientalische Küche, positiv: Es bleiben keine Reste, negativ: Nicht alle bekommen etwas ab, weil Andrang zu groß. Abschiedsworte der 80jährigen Pari-Vorsitzenden, leider ohne präzise Vorgabe wie weiter, weil das, siehe oben, noch niemand weiss.


    Wer seinen Dienstausausweis


    noch nicht als Andenken mitgenommen hat, kann jetzt in der Kiste wühlen.


    An den Wänden hängen Plakate mit der statistischen Aufarbeitung unserer Arbeit. Danach wurden hier
    Döner für 1000 € ausgegeben,
    342.697 Sandviches geschmiert,
    40.345 Pakete Käse und etwa 10.000 Pakete Zucker verarbeitet,
    2 Millionen Rührstäbchen ausgegeben.
    Wir bedanken uns für
    40.500 Kinderklamotten,
    8.100 Paar Schuhe,
    90 Tonnen sonstige Kleidung,
    247 Kinderwagen,
    27.000 Windeln plus Popocreme.
    Es wurden etwa 10.000 Meter Klebeband verklebt
    und Bahnfahrten für 7.872.260 Kilometer vermittelt,
    vorwiegend nach Rostock, Lübeck, Flensburg, Kiel und Harburg
    (aber auch mal nach Traunstein für 7 Personen),
    was der Deutschen Bahn etwa 40.000 € Umsatz einbrachte.



    ... und sprachliche Weiterbildung.


    Die arabischen Schriftzeichen werden Tashakor (dari/farsi) und Shukran (arabisch) ausgesprochen.


    Und last not least


    wollen wir weitermachen mit unserer Arbeit, und ich auch mit meinem Containertagebuch.

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Danke, Grizzly, für den Bericht, mit dem Du eine Art Zäsur bei unserem Thema erstellst.


    Wir haben das Thema vor 8 Monaten in unserem Reiseforum eröffnet und vor allem am Anfang über das konkrete Engagement verschiedener User beim Umgang mit Flüchtlingen erfahren.


    In den Postings auf inzwischen 20 Seiten waren vor allem in den ersten Beiträgen durchaus unterschiedliche Meinungen zum Thema zu lesen und zu spüren.


    Es gilt hier in unserem Forum verschiedene Einstellungen nicht zu bewerten.
    Keine, auch nur ansatzweise politische Diskussionen sind erwünscht.


    Was Du , Grizzly, über die Aktionen in Idomeni in Form von zitierten Augenzeugenberichten hier im Forum eingefügt hast , ist interessant und bewegt.


    Ich bitte jedoch um Verständnis, dass eine Fortsetzung solcher zitierten Berichte oder gar eine Diskussion darüber hier in unserem Forum den Rahmen unserer Forumsziele übersteigt.


    Ich bin sicher, dass Dein Tagebuch noch viele Seiten Fortsetzung bekommen wird.
    In Deinem eigenen Forum, dem Weitblickerforum , in dem auch politische Themen diskutiert werden, wirst Du Dein Tagebuch/ Deinen Blog vermutlich noch lange fortführen.
    https://weitblickforum.de/forum/index.php


    Ich möchte jedoch das Thema hier im Forum Schoener Reisen schließen und erlaube mir, einen Link zu dem Thema im öffentlichen Bereich des Weitblickerforums von Grizzly einzufügen.
    https://weitblickforum.de/foru…ht=&hilightuser=0&page=10


    Interessierten Usern empfehle ich, sich dort an der Diskussion zu beteiligen.


    Viele Grüße,
    Elke

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