Anfang Juli hatte ich Gelegenheit, die Baustelle eines Bürgerwindparks in Bayern zu besichtigen. In Maierfeld werden insgesamt 4 Stück Enercon E 83 mit jeweils 2,3 MW Leistung errichtet. Maierfeld befindet sich wenige Kilometer westlich der A 9 bei Greding im Altmühltal in Bayern.
Bayern ist ja bisher nicht gerade als Standort für Windanlagen bekannt. Trotzdem wird hier nicht im Auftrag und mit dem Geld eines großen Energieversorgers, sondern als Gemeinschaftsunternehmen von ortsansässigen Bürgern und auch sogenannten Altkommanditisten, die sich an früheren Windprojekten des Initiators beteiligt haben, dieser Windpark errichtet.
Initiator ist Günter Beermann, Inhaber der Fa
https://www.beermann-windkraft.de/
und bayerischer Landesvorsitzender des Bundesverbands Windenergie. Herr Beermann hat vor mehr als 10 Jahren die erste Windanlage auf dem Müllberg in München direkt neben der Allianz-Arena im Auftrag der Stadtwerke München errichtet, die sich im übrigen zum Ziel gesetzt haben, baldmöglichst sämtlichen Strom aus erneuerbaren Energien zu erzeugen.
Die hier gebauten Windanlagen vom Typ E 82
https://www.enercon.de/de-de/63.htm
stammen vom Marktführer Enercon in Deutschland bei sogenannten Onshore-Anlagen, d. h. Windanlagen, die auf dem Land errichtet werden. Der Vorteil dieses Typs ist das Fehlen eines Getriebes. Somit gehören diese Anlagen zwar zu den teureren Varianten, allerdings auch zu den robusteren. Nahezu alle Anlagenteile einschließlich der Betonsegmente werden an verschiedenen Standorten in Deutschland, z. B. Aurich (Gondel, Generator und elektrische Teile), Magdeburg (Rotorblätter) oder Dessau (Stahlsegmente) gefertigt. Da werden Arbeitsplätze in strukturschwachen Regionen erhalten, auch wenn es abgedroschen klingt.
Zum Zeitpunkt meiner Besichtigung waren auf den ersten beiden Türmen bereits die kompletten Maschinen montiert. Die Arbeiter waren gerade am dritten Turm zu Gange.
Der Blick ins Innere des 138 Meter hohen Turms zeigt mittig die installierte Technik. Es fehlt noch der Lift, um Monteure in die Gondel zur Spitze zu bringen. Dieser Lift ist notwendig, weil gelegentlich Reparaturen oder Einstellarbeiten vorgenommen werden müssen.
Bis etwa 170 Meter Höhe besteht der Turm aus Betonfertigelementen. Danach werden zwei sich verjüngende Stahlrohre von ca. 30 Metern Länge aufgesetzt und erst danach wird die Maschine mit etwa 600 Tonnen Gesamtgewicht (!) mit Hilfe eines ca. 170 Meter aufragenden Krans montiert.
Der Turm selbst hat lediglich ein Fundament von 2,80 Metern Tiefe und wiegt ca. 1000 Tonnen! Das enorme Eigengewicht verhindert ein Kippen auch bei Starkwind.
Hier das kürzere der beiden stählernen Turm-Rohre. Am Haken hängt das andere, welches später hochgezogen und vertikal auf den Betonturm gestellt wurde. Danach werden in einem Korb Monteure hochgezogen, in das Metallsegment hinabgelassen um Metallsegment und Spannbetonturm zu verschrauben.
Während dieser Zeit steht das ca. 35 Tonnen wiegende Metallrohr ungesichert auf dem Turm. Auch hier verhindert das Eigengewicht ein Herabfallen bei einer Windböe.
Das folgende Bild zeigt die Nabe an welche die 3 Rotorblätter angeschraubt werden.
Dieses Metallgestell dient dem Zusammenschrauben der 3 Rotorblätter auf die Nabe, die dann auf ein mal nach oben gezogen und montiert wird.
Ich hoffe, mit diesem kleinen Beitrag zum Thema Neue Energien euch ein paar Infos über die kontrovers geführte Diskussion zur Windenergie gegeben zu haben. Ich persönlich bin überzeugt von dieser Form der Stromgewinnung.
Im übrigen ist das Investment durch das sogenannte Enercon Partner Konzept, eine Art Vollkaskoversicherung abgedeckt. Jede Art von Ausfällen oder Schäden ist damit versichert.
Es wird eine Verfügbarkeitsgarantie von 97 % gewährt.
Abgeschalten werden diese Anlagen im übrigen selbst bei den stärksten hierzulande herrschenden Stürmen nicht. Abschaltungen können nur vorkommen, wenn eine Überlastung des Netzes droht, was auf dem Land in Bayern praktisch nicht der Fall ist.
Noch ein Hinweis zum häufig genannten Einwand, dass sich Windenergie in Süddeutschland nicht lohne. Wer schon mal an der Küste entlanggefahren ist, wird feststellen, dass sich die dortigen Anlagen fast immer drehen und auf relativ niedrigen Türmen montiert sind. In Bayern ist das anders. Hier herrschen gute Windbedingungen erst in größeren Höhen an sogenannten windhöffigen Standorten. Mit jedem Höhenmeter nimmt der Ertrag um 1 % zu, so eine Faustformel. Vereinfacht gesagt, bedeutet das: höhere Türme und die Rechnung geht auf.
Jürgen