Nun bin ich ja schon oft geflogen, allerdings seit dem Beginn der Corona Pandemie noch nicht. Der Rückflug Anfang April im Vorjahr war bis auf die Tatsache, dass wir Rückkehrer aus Thailand in Phuket mit Masken in den Flieger stiegen und nach der Landung in Deutschland wie Außerirdische bestaunt wurden weil man in Europa zu diesem Zeitpunkt wohl noch nichts von MNS gehört hatte, unspektakulär.
Nun also mein erster Flug in Zeiten von Corona. Das noch dazu von meinem Heimatflughafen, dem Allgäu Airport in Memmingen. Meine Frau und die Tochter haben mich zum Flughafen gebracht und hier ging es wie gewohnt recht flott. Man fährt direkt vor das Terminal, läuft ein paar Meter und ist schon drin im Gebäude. Damit genügt es wie bisher auch eine Stunde vor Abflug hier zu sein. Das ist natürlich ein großer Vorteil gegenüber den großen Flughäfen wie München.
Der MNS ist nunmehr überall obligatorisch, egal ob im Terminal oder beim Gang auf dem Flugfeld zur Maschine oder im Flieger. Abgenommen werden darf das Ding nur, wenn man isst oder etwas trinkt. Die wenigen Raucher sind ja an allen Flughäfen die ich weltweit kenne in den Aussenbereich oder Glaskabinen verbannt. In so einem Aquarium gibt es logischerweise keine Maskenpflicht.
Wie gewohnt war ich in fünf Minuten durch die Sicherheitskontrolle durch. Mein einziges Gepäckstück besteht aus einer Tasche, airlinekonform in den Maßen 40 x 20 x 25 cm. Da ist alles drin was ich im Urlaub benötige. Im Shop noch schnell eine Flasche Jägermeister als Mitbringsel gekauft und nach einer kurzen Wartezeit gehts an den Schalter von Ryanair wo Pass, die elektronische Bordkarte und das spanische COVID Einreiseformular gecheckt wird. Letztes ist in meiner elektronischen Bordkarte hinterlegt. Man fliegt also bis auf den Pass papierlos. Das Elektronische Impfzertifikat habe ich weder für das spanische Einreiseformular noch die Airline benötigt.
Aufgabegepäck hat augenscheinlich kaum ein Passagier dabei. Manche haben jedoch Zusatzgepäck welches mit in die Kabine genommen werden darf. Das kostet wie fast alles natürlich extra. Richtig teuer wird es wenn man sperriges Gepäck wie Skier, einen Golfbag oder einen Kinderwagen mitnimmt. Gleiches gilt für den Wauwau oder die Miezekatze. Die dürfen natürlich nicht in die Kabine. Große Airlines haben für den Transport Käfige.
Die FFP2 Maske andauernd im Gesicht stört mich persönlich schon sehr. Der Gummi schneidet in die Ohren und Luft bekomme ich auch schlecht. Die selbe Erfahrung habe ich letzte Woche bei der Busfahrt ins Allgäu gemacht. Wie glücklich kann ich mich schätzen, dieses Ding in der Vergangenheit nur etwa zwei mal die Woche für eine Viertel Stunde beim Einkaufen tragen zu müssen.
In Memmingen braucht man eigentlich fast nie einen Flughafenbus, weil die Maschinen meist ziemlich nahe am Terminal stehen. Man läuft also direkt zur Maschine und steigt je nachdem wo sich der Sitz befindet, vorne oder hinten ein. Niemand kontrolliert, ob man am richtigen Platz sitzt. Die vier Flugbegleiter begrüßen den Gast an der Tür und das war es schon.
Ryanair hat anscheinend neue Sitze in die Flugzeuge einbauen lassen. Nach wie vor handelt es sich um Sitze in blauem Leder, das lässt sich gut reinigen und ist robust. Allerdings sind die Rückenlehnen nun mit etwa fünf Zentimetern Dicke wesentlich schmaler als bisher. Vielleicht bekommt man dadurch eine Reihe mehr in die Maschinen vom Typ Boeing 737. Sicherlich spart man dadurch auch etwas Gewicht ein. Sparen an allen Ecken und Enden ist die Devise bei diesen „low cost airlines“. Ryanair aus Irland hat es vorgemacht und andere sind gefolgt.
Selbst eine USB Steckdose gibts nicht im Flugzeug. WLAN und damit Internet wie bei Emirates oder Etihad sowieso nicht. Ebenso keine Bildschirme zur Unterhaltung an Bord. Auch das Bordmagazin gehört nun der Vergangenheit an. Scheinbar kaufen die Passagiere all diese Dinge nicht für die darin geworben wurde.
An der Sicherheit wird natürlich nicht gespart. Da achtet wohl die IATA penibel drauf. Die Häufigkeit bei Flugunfällen unterscheidet sich nicht besonders von den großen Airlines.
Während des Fluges gehen die männlichen und weiblichen Stewardessen ein paar mal durch die Reihen und bieten Snacks, Getränke oder Alkoholika und Zigaretten zum Kauf an. Bei so einem Flug von einer Stunde und vierzig Minuten kauft kaum jemand diese Dinge.
Für kurze Strecken innerhalb Europas kann man mit all diesen Einschränkungen einschließlich der knappen Beinfreiheit leben. Dafür kommt man günstig von A nach B. Wäre ich mit dem Pkw zu meinen Freunden nach Argeles gefahren, wäre ich einen ganzen Tag auf Achse gewesen und hätte viele hundert Euro an Maut und Sprit bezahlt. Von der Belastung einer fünfzehnstündigen Fahrt möchte ich erst gar nicht sprechen. Hinzu kommt der Verkehr zur Hauptreisezeit jetzt im Sommer und das Wetterrisiko. Die Starken Regenfälle der letzten Tage haben bekanntlich vielen Reisenden auf den Straßen Probleme bereitet.
Ich habe heute in der Dreierreihe alle Sitze für mich alleine. Der Flieger ist nur zu etwa drei Vierteln besetzt. Da ist es kein Wunder, dass ich vor kurzem im Rahmen einer Sonderaktion das Ticket für sehr wenig Geld erwerben konnte. Lieber ein paar Tickets verramschen als weniger Passagiere. Für mich war diese Aktion der Anstoß, diese Reise überhaupt zu unternehmen. Dies obwohl es doch für mich wie die meisten Passagiere keine Rolle spielt, ob das Ticket nur 50 Euro mehr oder weniger kostet.
Die Preispolitik ist aber auch ein Indikator dafür, dass der Reisemarkt immer noch nur auf kleiner Flamme läuft. Eine Vielzahl von Flugzeugen ist eingemottet. Gleiches gilt für Kreuzfahrtschiffe und Fernbusse. Letzte Woche hat mir der Busfahrer erzählt, dass sein Unternehmen aktuell nur den Linienverkehr und kurze Reisen anbietet. Alle Fernbusse stehen seit über einem Jahr auf dem Hof. Ehrlich gesagt ist das auch kein Wunder. Im Flieger sitze ich bei Flügen innerhalb Europas vielleicht maximal drei Stunden mit Maske drin. Würde ich mit unserem Partnerschaftsverein nach Frankreich zur Partnergemeinde fahren währen das fünfzehn Stunden. Das tut sich doch kein Mensch unter diesen Bedingungen an.
Noch ein paar Worte zu den Passagieren im Flieger. Traditionell wird der Allgäu Airport von den Bewohnern des Allgäus und Schwabens, dem südlichen Baden Württemberg, dem Westen Austrias und der Schweiz genutzt. Im Flugzeug nach Girona sitzen natürlich auch spanisch sprechende Passagiere. Vor Corona fertigte dieser Regionalflughafen immerhin mehr als eine Million Passagiere pro Jahr ab. Daran erkennt man, dass dieser Flughafen durchaus eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung für die Region hat.
Nun nutze ich die restliche Flugzeit für etwas „Augenpflege“.
Diesen Text habe ich im Flieger verfasst. Näheres später oder morgen.
Grüße
Jürgen