Dieser Bericht wurde abgetrennt von dem Bericht "Besichtigung von Aix en Provence" Besichtigung von Aix-en-Provence und mit eigenem Titel hier eingestellt. ELMA |
2. Teil: Ausflug von Aix-en-Provence nach Marseille:
Es war ein glühend heißer Sommertag, an dem wir - eine bunt zusammengewürfelte Gruppe einer internationalen Tagung - einen Bus nach Marseille bestiegen. Im Freien hatte es sicher mehr als 35 Grad, im klimatisierten Bus gab es eisige Kälte. Mitte der 1980-Jahre schienen solche Klimageräte noch nicht besonders ausgereift. Alles, was wir in unseren Taschen an zusätzlichen T-Shirts, Tüchern, Jacken hatten, wurde aufgeteilt. Einige Südländerinnen - und auch die Französinnen - froren ganz besonders.
In Marseille wurden wir durch strahlendes Wetter belohnt, besuchten zuerst die Abtei Saint Victor, deren Ursprünge ins beginnende 4. Jahrhundert zurück reichen.
Vor Saint Victor stehend hatten wir einen wunderbaren Blick auf den Hafen und die Stadt, so wie sie sich damals zeigte. Beachtet bitte vor allem die Autos im Vordergrund. Dann wird deutlich, wie lang das her ist - und wie schnell die Zeit vergangen ist, aus meiner Sicht!!!
Auf dem letzten Bild sieht man sehr schön hinter dem Hafen die große Kathedrale von Marseille.
Wir aber besuchten die alte Abtei.
Man findet Saint Victor, Marseille, zwar im Internet, der link dazu war aber leider in diesem Beitrag nicht zu öffnen, der nachfolgende link zu Notre Dame de la Garde aber schon...
Hier eine Innenansicht, die Apsis, dieses beeindruckenden Gotteshauses, Saint Victor de Marseille:
Hinter der Kirche, auf einem freien Platz unter Bäumen, spielten die Kinder und machten sich auf diese Weise den heißen Tag zu einem kleinen Vergnügen.
Ich fotografierte damals mit viel Freude und einer Spiegelreflexkamera, ich hatte natürlich einen Film mit 36 Bildern eingelegt. Aber das war jetzt das letzte Foto auf dem Film - und so spannte ich auf der Busfahrt zu unserem nächsten Ziel, Notre Dame de la Garde, einen neuen Film ein.
Wir hatten an dem heißen Tag einen ziemlich ordentlichen Anstieg zur Kirche, die auf einer deutlichen Anhöhe liegt, zurück zu legen. Der Rundblick belohnte uns sehr, die Kirche war sehr schön. Es wurde viel fotografiert.
Wir waren eine ziemlich große Gruppe, gingen fröhlich, weil der Abstieg weniger anstrengend war und die Sonne schon tiefer stand, den Berg hinunter. Von den Leuten hinter mir wollte offenbar jemand etwas von mir, denn ich spürte, wie jemand mich anfasste. Ich drehte mich gut gelaunt um... Auf einmal zog jemand mit heftigem Ruck an der Kamera, die ich mit mir trug, riss sie mir aus der Hand - und rannte mit Riesenschritten den Berg hinunter. Zwei Burschen aus der Gruppe, sprangen sofort hinter ihm her - sie hatten die Situation sofort erkannt. Obwohl sie ihm sehr auf den Fersen waren, verschwand er nach einiger Zeit bei den ersten Häusern am Stadtrand. Weg war er, weg war meine Kamera. Wir waren alle ziemlich betroffen, damit hatte niemand gerechnet, gar nicht mitten innerhalb einer Reisegruppe. Ich sollte mich unbedingt an die Polizei wenden, sagte man mi. Dort schrieb man ein Papier, grinste aber nur über den Bericht - zu alltäglich waren zu dieser Zeit ähnliche Vorkommnisse in Südfrankreich.
Ich weiß nicht genau, worum mir im Moment mehr leid tat, um die Kamera - oder um die vielen Bilder, die ich da oben am Berg, in der Kirche und von der wunderbaren Aussicht gemacht hatte. Beides war jedenfalls weg. Ich habe mir die Bilder aber innerlich sehr eingeprägt, sehe die Kirche und den Blick auf die Stadt noch heute deutlich vor mir.
Heutzutage gibt es das Internet - und so kann ich Euch damit ein wenig zeigen. Denn die inneren Bilder lassen sich nicht auf unsere Forum-Seite projizieren, leider...
https://de.wikipedia.org/wiki/Notre-Dame_de_la_Garde
Die Geschichte fand einen sehr berührenden Ausgang. Ohne mein Wissen haben die anderen Teilnehmerinnen der Tagung für meine Kamera gesammelt - und ich konnte nach meiner Rückkehr nach Hause dankbar wieder eine (übertragene) Yashica erstehen. Sie liegt noch immer bei mir im Schrank, ist ein wichtiges Stück! Aber - natürlich - wurde sie vom digitalen Zeitalter überholt. Spiegelreflex, großes Zoom, Weitwinkel und andere Besonderheiten hin oder her: jetzt begleitet mich natürlich die kleine Digitalkamera auf (fast) allen meinen Wegen.
Herzlich grüßt Euch alle!
Susanne