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Tajine, Couscous & Méchoui - Eine Reise in das Reich von Tausendundeiner Nacht

  • Heiko705
  • 2. Dezember 2019 um 22:49
  • Jofina
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    • 7. Dezember 2019 um 22:53
    • #41

    Hallo Heiko,

    wir nordeuropäischen Frauen brauchten uns 2013 bei der Innenbesichtigung der großen Moschee in Casablanca auch nicht die Haare bedecken als wir dort hineingingen. Lediglich die Schuhe mussten ausgezogen werden. Aber in den letzten Jahren hat sich ja einiges verändert, vielleicht ist das heute nicht mehr so ungezwungen wie im Jahr 2013.

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Gast001
    Gast
    • 7. Dezember 2019 um 23:07
    • #42

    Wie schön, wenn man nach einem ( wie heute bei mir) etwas stressigen Tag am späten Abend noch solch einen Bericht im Forum vorfindet und sich mitnehmen lässt in die Welt von tausendundeine Nacht . Mal musste ich schmunzeln über das, was und wie Du beobachtest, oft bewundere ich Deine exakten Beschreibungen und die dazugehörigen Namen und immer ist es spannend was Du erzählst.

    Danke dafür !!!!

    Die beiden Wüstentage mit dem Kamelritt, die Übernachtung im Luxuszelt ( mit WC , Dusche und INTERNET ,kaum zuglauben :blink2: ) und dürften ein Highlight Deiner Marokkoreise gewesen sein.

    Deine gründliche Reisevorbereitung hat sich gelohnt.

    Die Wahl Deiner Unterkunft in Marrakesch scheint mir auch ein Glücksfall gewesen zu sein . Fast schon familiär.

    Zitat von Heiko705

    Es fühlte sich doch tatsächlich ein wenig wie Heimkommen an. Rachid freute sich über meine Rückkehr. „Welcome back again, Heiko“. Er pflegte, in den Abendstunden auf einem Stuhl vor dem Riad zu sitzen. Nach einer kühlen Dusche leistete ich ihm Gesellschaft.

    Das stelle ich mir jetzt ganz bildlich vor - Heiko und Rachid auf Stühlen vor dem Haus ins Gespräch vertieft über Gott und die Welt und über Deine Erlebnisse.

    In keinem Hotel hättest Du das so erleben können!

    Es sind solche Details, die Deine Erzählung zu etwas Besonderen machen.

    Liebe Grüße,

    Elke

  • Heiko705
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    • 9. Dezember 2019 um 22:54
    • #43

    Tag 06 – Berberaffen & Wasserfälle

    Dienstag, der 17.09.2019:

    Mittlerweile hatte ich mich an meine Unterkunft gut gewöhnt und hatte im Bett hervorragend geschlafen. Um 08:30 Uhr gab’s das übliche, gute Frühstück von Fatima. Heute saßen Spanier mit mir am Frühstückstisch – Vater und Sohn. Da man sich ja – so zwielichtig sie auch dort aussahen – auf die Betreiber meines Parkplatzes verlassen konnte und er nah an meinem Riad lag, bezahlte ich auch noch für 2 weitere Tage und stieg ins Auto. Heute sollte meine erste richtige Fahrt mit dem Mietwagen stattfinden, zu den Ouzoud-Wasserfällen im Nordosten. Die Fahrt über Land gestaltete sich natürlich wesentlich stressfreier als in Marrakesch. Schon bald gelangte ich in eine weite, ebene Steppe. Bis zu den Bergen am Horizont war hier einfach nichts. Nichts. Tankstellen gab es auf meiner Fahrt häufig. Ich hatte schon befürchtet, dass dem nicht so sei und man verdammt darauf achten musste, wo man tankt, um nicht ohne Benzin liegen zu bleiben, aber als so extrem gestaltete es sich nicht. Der Peugeot erwies sich als zuverlässig, und das Fahrgefühl war gut. Zum ersten Mal musste ich auch tanken, d. h. tanken lassen, denn in Marokko stehen an jeder Tankstelle Tankwarte bereit, die während des Tankens auch kurz die Scheiben putzten. Die einzigen Worte, mit denen ich hierbei kommunizieren musste, waren „Diesel“ und „full“.

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    Weite Ebene

    Kurz vor Mittag erreichte ich den Parkplatz an meinem Ziel. Man wies mir einen Stellplatz zu, und schon bald kam der erste Guide. Das hatte ich erwartet. Ich hatte einen kleinen Plan, und der Abstieg zu den Fällen und der Marsch darum herum sollten relativ einfach sein. Ich lehnte also ab und ließ mich nicht beirren. Dann konnte ich Wasser sehen. Kleine Brücken führen hier über die Wasserläufe. Auch hier stand ein Einheimischer mit einigen fehlenden Zähnen, der es auf mich abgesehen hatte. Woher ich kommen würde, wollte er wissen. Deutschland? Perfekt. Er war vor etlichen Jahren auch in Deutschland und kenne es. Er würde mich führen und mir besondere Dinge zeigen. Was? Ich brauchte keine Hilfe? Aber er brauchte doch das Geld! Schließlich hätte er eine Familie, die er ernähren musste. Ich musste ihm doch helfen! Nach vielen Neins konnte ich ihn irgendwann loswerden.

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    Angekommen

    Man musste nicht weit gehen und konnte schon den ersten großen Wasserfall sehen, der sich auf der gegenüberliegenden Seite 75 Meter tief ins Tal stürzte. Das sah mal richtig gut aus. Die Ouzoud-Wasserfälle fallen über mehrere Kaskaden und Etagen ins Tal und sind mit einer Höhe von insgesamt 110 Metern die größten und wasserreichsten Wasserfälle Marokkos. Die Ufer sind von Feigenbäumen und urwaldähnlichen Lianen bewachsen. An den Klippen, hinter denen es senkrecht ins Tal hinab ging, waren Absperrungen und Geländer, die man jedoch an etlichen Punkten übersteigen konnte, um mehr von den Fällen zu sehen und schönere Fotos zu machen. Unter dem großen Wasserfall sah man Restaurants und Boote, mit deren Hilfe die Touristen ganz nah an das fallende Wasser fahren konnten. Hier waren viele Touristen. Plötzlich sah ich einen kleinen Affen. Hier waren sie also! Weitere kamen hinzu und ließen sich von den Touristen füttern. Sie waren recht zutraulich und liefen zwischen uns her. Die Berberaffen leben heute in Marokko noch im Rifgebirge und im Mittleren Atlas und in Algerien sowie auf Gibraltar. Die dortige Population wurde jedoch vom Menschen eingeführt. Lebensraum dieser Tiere sind höhergelegene Eichen-, Tannen- und Zedernwälder, sie kommen auch mit zerklüftetem Terrain zurecht. Und ein solches findet man eben hier. Manche dieser Tiere waren recht groß und alt, doch hatten sie auch kleine Jungtiere dabei. Teilweise kletterten sie am Absperrungszaun entlang und sprangen auch auf die Rücken der Touristen, die ihnen was zu fressen gaben.

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    An den Wasserfällen


    Auf verschlungenen Pfaden führen einige Wege durch den Wald hinab ins Tal, denen ich selbstverständlich folgte. Der Wald war herrlich. In einer Spitzkehre drückte mir plötzlich ein Einheimischer Plätzchen in die Hand, ich gab ihm mein Smartphone, und schon sprang ein Berberaffe auf meine Schulter und knabberte die Süßigkeiten. Dabei entstanden einige hübsche Bilder. Auch dieser Einheimische verlangte einen Obolus, und ich gab ihm 30 Dirham. Er gab sich etwas enttäuscht, doch wenn er das den ganzen Tag so tat, bekam er sicherlich ein hübsches Sümmchen zusammen. Eine alte Dame mit Esel fragte ich nach dem Weg nach unten und gab ihr 20 Dirham, was sie recht glücklich machte.

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    Hier geht's hinab

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    Tja!

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    Der Esel der alten Dame

    Und ganz unten eröffnete sich vor meinen Augen ein erholsames, kleines Paradies. Das plätschernde Wasser war zwar recht braun, doch ansonsten fand sich hier eine wirkliche Idylle. Kleine Holzstege führen über das Wasser, das immer wieder über kleinere Fälle seinen Weg ins Tal fortsetzt. Alles ist hier von einem saftigen Grün. Chillige, kleine Bars und Restaurants befinden sich direkt am Wasser. Da dachte ich: Warum nicht ein Weilchen hierbleiben? Und so ließ ich mich eine Weile in einer herrlich entspannten Reggae-Bar nieder. Hier hingen Bilder von Bob Marley, Musik kam aus einem Radio, gemütliche Sofas standen in den Ecken, allerlei Sprüche und Zeichnungen zierten die Wände, Teetässchen standen auf den Tischen, zahlreiche Accessoires baumelten von der Bambusdecke, Trommeln und dampfende Tajines standen direkt über dem Wasser. Hier ließ es sich eine Weile aushalten. Und so bestellte ich ein Tomaten-Ei-Sandwich und einen Orangensaft und ruhte. Welch ein entspannter Tag! So soll es sein. Noch einen Orangensaft. Einfach Pause! Es kostete 25 Dirham, und ich merkte, dass ich gar nicht mehr genug Kleingeld mein Eigen nannte. Einen 100-Dirham-Schein konnte der Herr nicht wechseln. Doch ich hatte noch ein paar Euro- und Cent-Münzen, und so schüttete ich ein Konglomerat an Kleinmünzen auf seinen Tresen, dass den ungefähren Wert von 4 € hatte, womit man sich zufrieden zeigte.

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    Das Paradies unterhalb der Wasserfälle

    Dann setzte ich meinen Weg fort und gelangte allmählich ebenfalls unter die großen Wasserfälle. Auf eine Bootsfahrt direkt an das Wasser oder auf die andere Seite verzichtete ich, denn man konnte auch rüber laufen. Am diesseitigen Pfad den Hang hinauf reihten sich viele Verkaufsstände – und Orangen über Orangen. Das sieht schon lecker und fruchtig aus, wenn man Tische voll von fein säuberlich aufgestapelten Orangen vor sich sieht.

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    Die Wasserfälle von unten

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    Auf dem Weg zurück

    In der Mitte des Nachmittags machte ich mich auf über Demnate, wo ich kurz hielt, um das sehenswerte Eingangstor zu fotografieren, bis zur 65 Kilometer entfernten Naturbrücke Imi-n-Ifri.

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    Stadttor von Demnate

    Ich hatte bereits viel über die große Naturbrücke gelesen, die sich über den Oued Tissilt erstreckt. Eigentlich ist es ein großes, klaffendes Loch in den Felsen, eine durchbrochene Höhle, über die eine Straße führt. Auf dem Weg hielten mich Polizisten an, um eine Kontrolle durchzuführen, doch hatten offenbar an mir nichts auszusetzen. Ich hatte eigentlich nur am Straßenrand geparkt, um eine kleine Karte hervorzukramen, doch schien ihnen das verdächtig vorzukommen, und sie winkten mich heran. Dann sagten sie: „Imin-n-Ifri? 1 km!“ Ich parkte in der Nähe der „Brücke“, band mir nun endlich selbstständig meinen Schal um und machte mich an den Abstieg. Welche Ausmaße die Naturbrücke hat, merkt man erst richtig, wenn man vor Ort ist und die kleinen, winzigen Menschlein sieht, die die Brücke unten durchwandern. Gigantisch. Man muss diesen Ort besucht haben. Ich durchlief die Brücke von oben nach unten, und das macht wirklich viel Spaß. Neben der Brücke rieselt sanft das Wasser am Hügel hinab. Man muss sich die richtigen Pfade durch den Fels suchen, und ein kleines bisschen Klettern gehört auch dazu. Hin und wieder sind kleine Treppenstufen in den Fels gehauen. Auch einige andere Touristen suchten sich einen Weg durch das Gestein. Steht man unter der Brücke, stellt man fest, dass auch hier Wasser hinab rieselt. Es regnet hier. An der Unterseite der Höhlendecke haben sich im Laufe der Zeit kleine Stalaktiten gebildet, von denen das Wasser auf den Boden tropft. Bis man an der anderen Seite wieder hinauf kommt, vergeht ca. 1 Stunde. Es ist ein toller Ort. Oben angekommen, kaufte ich mir eine Orangenlimonade zu einem Preis von 4! Dirham. Doch die kühlste war sie nicht.

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    Naturbrücke Imi-n-Ifri

    Und auch heute war es wieder bullig-warm. Wir hatten nun ca. 17.00 Uhr. Da hatte ich also noch Zeit. Nur 7 Kilometer entfernt befinden sich nämlich die Dinosaurierspuren von Iouaridene. Ich befuhr eine schmale Teerstraße durch rotes Sandgebiet und immer wieder kamen mir kleine Busse mit Einheimischen entgegen, die teilweise auch auf dem Dach saßen. Wo wollten die alle hin? Die Busse sahen eher aus wie alte, abgetakelte Feuerwehrwagen. Merkwürdig! Sie nahmen auf mich auch kaum Rücksicht, so dass ich laufend teilweise neben der Straße fuhren musste, damit wir aneinander vorbeipassten. Und wieder Einer! Dann stand ich plötzlich vor einem Schild. Ich war da. Die Fußabdrücke sind Spurenfossilien, stammen aus dem Jura und gehörten dem Megalosaurus, einem auf zwei Beinen laufenden Saurier. Bis zu 160 Millionen Jahre alt! Als ich ankam, hörte ich einen Esel, der aus Leibeskräften iahte. Das Gebiet war umzäunt und hatte ein Tor. Leider war es verschlossen. Shit! Ich wollte mir wenigstens noch einen Überblick über das Gelände verschaffen und lief darum herum. Aus der Ferne konnte ich einige Fußabdrücke erspähen. Tja, der Zaun war an manchen Stellen kaputt. Man konnte eigentlich hindurch. Doch so richtig traute ich mich das nicht. Und hielt es auch nicht für richtig, denn schließlich hatte das Areal ein verschlossenes Tor, was darauf schließen lässt, das man eben nicht hineinsollte. Ich ließ es und kam wieder vorne ans Tor.

    Und da wartete doch plötzlich eine Einheimische auf mich. Na sowas! Sie hatte wohl den Esel gehört und daraufhin mein Auto gesehen. Da hatte sich mein Anstand also ausgezahlt, denn sie wäre sicherlich nicht sonderlich amused gewesen, hätte der Tourist einfach den kaputten Zaun überstiegen. Sie hatte den Schlüssel in der Hand. Und so schloss sie mir auf und begann einen kleinen Rundgang mit mir zu den verschiedenen Spuren. Ich war erstaunt, wie gut die ca. 30 cm langen Spuren konserviert waren. Es waren deutliche Schritte über den Fels zu sehen – und teilweise auch recht tief. Erstaunlich! Ich freute mich und drückte der kopfbedeckten Dame 30 Dirham in die Hand. Sie war zufrieden und verabschiedete sich von mir. Wieder ein Bus mit Einheimischen! Was machten die nur?

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    Dinosaurierspuren von Iouaridene

    Der Tag war ein richtig Guter! Nach Marrakesch waren es nun 100 Kilometer. Der Verkehr auf den Landstraßen war zwar einfacher zu ertragen als der Verkehr in Marrakesch, doch auch das darf man sich nicht so rosig vorstellen. Meistens darf man auf den Straßen nur 80 km/h fahren, wenn man Glück hat, dann hin und wieder auch mal 100. Manche Einheimische tuckern mit ihren alten Wagen – bei denen sie wohl froh sind, dass sie überhaupt noch fahren – mit 50 vor Dir her. Ja, haben die hier keinen TÜV, oder was? Und viele Straßen haben eine durchgestrichene Linie in der Mitte – also Überholverbot. Na klasse! Manche Einheimische überholten trotzdem. Hin und wieder auch ich. Ich kann doch nicht dauernd mit 50 hinter so einem alten Ding her tuckern. Da komme ich ja nie an! Im Dunkeln kommen Dir Fahrräder entgegen – natürlich ohne Licht! Am dunklen Straßenrand kommen Dir schon mal auf deiner Straßenseite Frauen in dunklen Burkas entgegen! Und in jedem Dorf ist natürlich tagsüber Markt. Die Einheimischen meinen selbstverständlich, diese Märkte überrennen zu müssen, und dort ist dann kaum ein Durchkommen. Menschen stürzen auf die Straße, obwohl Du angefahren kommst. Hunde schlafen mitten auf der Straße. Man kann dort dann nur mit 10 km/h durch solche Ortschaften fahren.

    Als ich wieder „zuhause“ ankam, fuhr ich noch schnell zum Supermarkt. An der Kreuzung davor sah ich einen Polizisten stehen. Nach dem Einkauf stieg ich in meinen Wagen und wollte wieder umdrehen. Die Straße hatte jedoch zwei durchgezogene Linien in der Mitte, und so hätte ich ca. einen halben Kilometer weiter geradeaus fahren müssen und hinten am chaotischen Kreisel drehen müssen, um wieder in Richtung Medina zu fahren. Es kamen gerade keine Autos. Das musste ich nutzen. Also drehte ich um, fuhr über die Mittellinie und war wieder auf dem richtigen Weg. Perfekt! Doch nein; der Polizist hatte mich gesehen. In meinem Unterbewusstsein hatte ich noch an ihn gedacht, empfand mein Vergehen aber auch als nicht weiter schlimm. Er winkte mich sofort an den Straßenrand. „Your driver license and your passport, please!“ Für dieses Vergehen müsse ich 500 Dirham zahlen; wenn ich sofort zahle, dann nur 300. Er zeigte mir die Strafen in einem Bußgeldkatalog. In Deutschland könne ich schließlich auch nicht einfach eine durchgezogene Linie überfahren. „So much money?“ Ich bettelte und flehte, ich sei doch nicht von hier, er solle doch nicht so streng sein und mich fahren lassen. Ob ich denn nicht nur 100 Dirham zahlen könne. Da ich ihm sympathisch sei, sagte er wirklich okay. Natürlich bekam ich keinen Strafzettel, obwohl er zuerst einen in der Hand hatte. Er sagte, ich solle ab jetzt vorsichtiger sein. Puh! Da hatte ich nochmal Glück gehabt. Es war zwar nicht sonderlich erfreulich, aber die 10 € konnte ich verkraften. Shit happens! Nun hatte ich also auch eine unerfreuliche Begegnung mit der Polizei hinter mir, aber Glück im Unglück gehabt. Dass ich da wirklich mit ihm handeln könne, hätte ich gar nicht gedacht. Ich parkte auf dem Parkplatz, brachte die Einkäufe ins Riad und schlug den Weg zum Dar Narwama ein, ein Restaurant in der Nähe des Djamaâ El Fna. Das Restaurant besticht mit einer gemütlichen Atmosphäre – ein authentisches Riad mit Brunnen in der Mitte, gemütlichen Sofas und schummrigem Licht. Ich bestellte ein Casablanca, und weil das Essen nicht kam noch eines, und eine Bauchtänzerin betrat den Saal. Rhythmische Musik erklang. Die Tänzerin wirbelte durch den Raum. Aber man sah ihre Schüchternheit, dass sie sich in ihrer knappen Bekleidung nicht wohl fühlte. Wahrscheinlich hatte sie sowas noch nicht allzu oft gemacht. Dann kam meine Lamm-Tajine, und die war mal richtig lecker. Lamm mit Feigen. Ein Genuss.

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    Lamm-Tajine

    Liebe Grüße

    Heiko

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  • Jofina
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    • 9. Dezember 2019 um 23:29
    • #44

    Wieder eine tolle spannende Fortsetzung Deiner Marokko-Reise. :)

    Zitat von Heiko705

    und eine Bauchtänzerin betrat den Saal. Rhythmische Musik erklang. Die Tänzerin wirbelte durch den Raum. Aber man sah ihre Schüchternheit, dass sie sich in ihrer knappen Bekleidung nicht wohl fühlte. Wahrscheinlich hatte sie sowas noch nicht allzu oft gemacht.

    Als wir im Oktober in Agadir/Marokko gewesen sind, trugen die Frauen meist alle die Haare bedeckt und diese weiten, jedoch bunten Umhänge. Und nun eine Bauchtänzerin? Irgendwie passt das nicht zusammen, finde ich. War denn diese Bauchtänzerin wohl eine Marokkanerin?

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    Gruß Jofina

  • Heiko705
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    • 10. Dezember 2019 um 06:27
    • #45

    Hallo Jofina, über die Nationalität der Dame kann ich leider nichts sagen. Vielleicht war es keine Muslima. Eine strenge Muslima würde sicher keinen Bauchtanz aufführen, oder? Schließlich sind nicht alle Einwohner Muslime.

    Liebe Grüße

    Heiko

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    3 Mal editiert, zuletzt von Heiko705 (10. Dezember 2019 um 07:11)

  • Johannes56
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    • 10. Dezember 2019 um 07:04
    • #46

    Schöne Adventzeit! Erst das nächste Türchen hier am Forum öffnen und dann die nächste Geschichte aus tausendundeiner Nacht lesen. Manchmal klingt es so unwirklich, aber deine Berichte sind authentisch und anschaulich geschrieben, sodass der Leser in dieser für ihn fremden Welt gefangen wird.

    Für mich wäre das ja nichts, ständig mit Leistungen von Esel bis Keksen beworben zu werden und immer mit einem Beutel Geld herumlaufen zu müssen. Da bin ich zu sehr lieber alleine Reisender.

    Aber wahrscheinlich muss man sich, wie bei allen Reisen, dann auf die Bräuche und Eigenheiten des Landes, welches man bereist, einlassen und hat bald heraussen, wie die Spielregeln laufen. Man lernt wohl auch „Nein“ sagen, ohne unhöflich zu sein.

    Jedenfalls sind deine Berichte spannend zu lesen und wirklich schön illustriert. Ein Genuss, sie zu lesen und die Fotos anzuschauen. So funktioniert gute Reiselektüre.

    Johannes

  • Jofina
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    • 10. Dezember 2019 um 10:46
    • #47
    Zitat von Heiko705

    Hallo Jofina, über die Nationalität der Dame kann ich leider nichts sagen. Vielleicht war es keine Muslima. Eine strenge Muslima würde sicher keinen Bauchtanz aufführen, oder? Schließlich sind nicht alle Einwohner Muslime.

    Ja, so wird es wohl sein, wie Du schreibst. So eine Vorführung ist halt überwiegend etwas für uns Touristen.

    Passt irgendwie zum Flair von 1001er Nacht. ;)

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    Einmal editiert, zuletzt von Jofina (10. Dezember 2019 um 10:49)

  • Jofina
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    • 10. Dezember 2019 um 10:56
    • #48
    Zitat von Johannes56

    Für mich wäre das ja nichts, ständig mit Leistungen von Esel bis Keksen beworben zu werden und immer mit einem Beutel Geld herumlaufen zu müssen. ...

    Aber wahrscheinlich muss man sich, wie bei allen Reisen, dann auf die Bräuche und Eigenheiten des Landes, welches man bereist, einlassen und hat bald heraussen, wie die Spielregeln laufen. Man lernt wohl auch „Nein“ sagen, ohne unhöflich zu sein.

    Das war für mich auch sehr gewöhnungsbedürftig als wir in diesem Jahr in Agadir waren. Aber nun beschreibt Heiko es ja auch sehr ausführlich und man muss es halt mit Humor ertragen. ;) Sollte ich mal wieder in einer marokkanischen Hafenstadt sein, dann bin ich darauf besser vorbereitet. Dann lasse ich mich halt für 1 EURO mit einem Kamel fotografieren, nachdem ich den Preis vorher um 50% heruntergehandelt habe. ^^

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  • Heiko705
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    • 10. Dezember 2019 um 12:38
    • #49
    Zitat von Johannes56

    Man lernt wohl auch „Nein“ sagen, ohne unhöflich zu sein.

    Ich war, so glaube ich, auch nie unhöflich, als ich "nein" sagte.

    Liebe Grüße

    Heiko

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  • tosca
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    • 10. Dezember 2019 um 19:18
    • #50

    Hallo Heiko,

    toll was Du wieder alles erlebt und gesehen hast, ich bewundere Dich, daß Du so ganz alleine unterwegs warst, niemals hätte ich mich das dort getraut.

    Tolle Bilder und spannende Erzählung, das sind die Gewürze dieses Erlebnisberichts, ich bin begeistert.

    aber sag, durftest Du von der Tänzerin keine Fotos machen?

    Ich weiß, dass man in Marokko nicht einfach drauflosknipsen darf, denn viele Menschen haben Angst vor dem bösen Blick. Oft halten diese Menschen die Hand vor das Gesicht, also die Hand Fatimas , um sich vor dem bösen Blick zu schützen, bzw. zu signalisieren daß sie nicht fotografiert werden wollen.

    :blume17: Grüssle von Sylvi

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