A-1832 Wien > Wienerwald Sievering > Sisikapelle am Himmel

  • Hallo, liebe Rätselfreunde!


    An welchem besonderen Ort in welchem Gebäude blicke ich hier in den Himmel?



    Johannes

  • Die schönen Jugendstilornamente in den Kreisen und das Glasdach für "Licht von oben" würden nach Wien passen.


    Johannes r.jpg


    Hat das Gebäude etwas mit Museum oder Kunst zu tun?

    Steht es in Wien ?


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Ist es ein öffentliches Gebäude, mit oder ohne bestimmte kulturelle Aufgaben?

    Frisch renoviert oder neu gebaut?

    Könnte ich dort einfach reinspazieren?


    Liebe Grüße ,

    Elke

  • Kirche ist vielleicht übertrieben, aber Kapelle kommt gut hin. Renoviert ja, aber nicht mehr ganz frisch und ja, jeder kann dort hineinspazieren.


    Johannes

  • Chapeau! Elke!


    Ich dachte nicht, dass das außer Waldi jemand so schnell finden könnte. Mir war sie bislang nicht bekannt.


    Ich blicke am Himmel (so heißt das Gebiet dort) in der Sisi- Kapelle in den Himmel.


    Eigentlich hielt ich Ausschau nach einem alten Nepomuk, den es dort allerdings nicht mehr gibt. Ich hatte die Kapelle gar nicht gekannt, plötzlich stand ich vor ihr. Sie liegt in einer kleinen Waldlichtung versteckt und ist im Neo-Gotischen Stil erbaut.


    Ich werde später ein paar Fotos von der Sisi-Kapelle einstellen, muss sie erst von meinem Handy runterladen, hatte mein iPAD auch gar nicht mit.


    Hier einmal vorab eine Gesamtansicht:



    Johannes

  • Da war sicher etwas Zufall ( und Glück ) dabei.

    ich hatte die Kapelle gar nicht gekannt,

    Es hätte nicht viel gefehlt und es gäbe sie gar nicht mehr!

    Ich habe hier die etwas abenteuerliche Geschichte des Bauwerks entdeckt.

    http://www.wien-bilder.at/2015/08/sisi-kapelle/


    NUr gut, dass es hartnäckige und traditionsliebende Menschen gibt, die den Abriss des Bauwerks verhindert haben !

    Es ist ja inzwischen mehr als "nur" eine Kapelle!


    Zeig sie uns !!! Bitte!


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Rund um die Sisi-Kapelle und den nahen Cobenzl gibt es eine Kriminalgeschichte, ohne die es diese Kapelle gar nicht gäbe.


    Aber werfen wir zuerst einen Blick auf die in einer Waldlichtung versteckten Kapelle:











    Sie war dem Verfall preisgegeben und stand kurz vor dem Abriss. So mancher hätte ihr keine Träne nachgeweint, denn der gönnerhafte Erbauer war in Wirklichkeit ein Krimineller und Ausbeuter.



    Heute zeigen sich an dem interessanten Bauwerk leider bereits wieder einige Zerfallserscheinungen. Sie wird für Hochzeiten und diverse Feste genutzt. Innen ist sie schlicht mit einem modernen Altarbild ausgestattet, das Original wurde aus Sicherheitsgründen entfernt. Wo sich dieses befindet, weiß ich leider nicht.





    Der Erbauer, Freiherr von Sothen, der nach der gönnerhaften Errichtung der Sisi-Kapelle in den Adelsstand erhoben wurde, war Liebkind der gehobenen Gesellschaft und gehasster Arbeitgeber am Cobenzl sowie skrupelloser Geldverleiher.


    Aber woher kam sein Reichtum? Er war ja ein kleiner Trafikant, der neben Tabakwaren auch Lottoscheine verkaufte, was sicher nicht zum Reichtum gelangte.


    Nun, der Brieftaubenzüchter und Vogelhändler Wenzel Hüttler gewann mit den Zahlen 10-6-81 ein Vermögen, welches ihm aber nie ausgehändigt wurde, da er kurz vor der Überbringung der freudigen Nachricht durch den Trafikanten Sothen an einer Lungenerkrankung verstarb. Sothen behielt Lottoschein und Geld und unterschlug dieses somit den Kindern von Hüttler. Und mit diesem Stammkapital zog er weitere Betrügereien auf, indem er die Brieftauben von Herrn Hüttler dazu benutzte, die in Brünn veröffentlichten Lottozahlen innerhalb von 20 Minuten nach Wien zu transportieren, bevor sie offiziell in Wien einlangten. Zu dieser Zeit konnte man in Wien noch tippen, was Herr Sothen äußert erfolgreich tat.


    Die ganze Kriminalgeschichte ist hier auf eine Tafel nachzulesen:



    Auch ein Roman wurde darüber geschrieben:


    https://faustkultur.de/3443-0-…beth-Mayer-Am-Himmel.html


    Und wie es bei so manchen Reichen ist, interessiert sich das begünstigte Umfeld wenig dafür, woher der Reichtum kam. Erinnern wir uns nur an die Geschichte des Unternehmers Udo Proksch und die Lucona!


    https://de.wikipedia.org/wiki/Udo_Proksch


    Sothen trat als Wohltäter auf und war Liebkind der höheren Gesellschaft. Bis der Sohn von Wenzel Hüttler, Eduard Hüttler, der bei Sothen als Jagdgehilfe angestellt war, ihn in einem Streit erschoss. Dies war am 10.06.1881. So bildeten die Zahlen 10-6-81 den Anfang und das Ende des Reichtums vom Freiherrn von Sothen.


    Sothen wurde in der Gruft der Kapelle beigesetzt. In der Bevölkerung, die schon lange über die Umtriebe des Herrn Sothen gesprochen hatte, gab es wohl keine Träne. Einige Tage nach der Beisetzung war an der Wand der Kapelle gekritzelt:


    "Hier, in dieser schönen Gruft
    liegt der allergrößte Schuft.

    zeigts keine Sechserl runter,

    sonst wird er wieder munter."


    Dies war eine Anspielung auf die unlauteren Methoden, mit denen Sothen sein Vermögen gemacht hatte.


    Auf einer Tafel ist die ganze Geschichte erläutert und illustriert:







    Auch ein Foto des gesuchten Nepomuks gibt es, dieser ist wohl aber nicht mehr vorhanden:



    Außerdem werden Fotos von der Restaurierung gezeigt und es gibt ein paar Beschreibungen zum Areal "Am Himmel"






    So bin ich auf der Suche nach einem verschwundenen Nepomuk über diese äußerst interessante Kriminalgeschichte der Sisi-Kapelle gestolpert.


    Johannes

  • hallo Johannes,


    danke erst mal für dein tolles Rätsel, welches ich sowieso nie gelöst hätte.


    Danke auch für die dazugehörige Kriminalgeschichte aus dem 19. Jahrhundert. Du hast mit Recht auf den Fall Lucona hingewiesen. Für all diejenigen, die mit dem Begriff nichts anfangen können, soll dieser link auf diesen Krimalfall eine Hilfe sein. Lucona steht als Sinnbild für den Austro-Filz zwischen Wirtschaft und Politik vor 40 Jahren.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Lucona


    Man könnte sogar die Geschichte weiter um die Hypo Alpe Adria ergänzen, die vor 10 Jahren Austria bis ins Mark erschüttert hat. Auch hier sind Wirtschaft, Politik und Kriminalität verwoben.


    Anders als mancher hier bin ich deshalb der Meinung, daß unser Forum nicht nur eine Sammlung von bunten Bildern aus aller Herren Länder sein soll, sondern Hintergründe wie am Beispiel dieser eigentlich unscheinbaren Kapelle durchaus aufgezeigt werden dürfen.


    Gleiches galt für meinen uralten Rollladen neulich, den ich in Pula entdeckt habe. Nur wer die Geschichte von Bauten kennt, kann die Gegenwart verstehen.


    Pula - Geschichte zum Anfassen


    grüsse


    jürgen

  • Genau so ist es, Jürgen, Bauwerke erzählen auch immer eine Geschichte und damit eine Reise in eine Vergangenheit. Sie sind erst einmal stumme Zeugen ihrer Zeit und manchmal offenbaren sich die Hintergründe.


    Hier am Himmel wurde es mir mit den Hintergrundsinformationen auf den Infotafeln leicht gemacht, anderswo hilft eine Internetrecherche und in anderen Fällen ist es wieder nicht so leicht, Informationen zu erhalten.


    Aber es ist immer spannend, sich mit so manchen Objekten, denen man begegnet, näher zu befassen.


    Johannes

  • Lieber Johannes,


    es ist wirklich eine Kriminalgeschichte. Auch ein Zeichen dafür, dass

    etwas Hübsches, das offenbar ziemlich viele Menschen erfreut hat,

    durch einen "echten Schuft" entstehen kann. So durchwoben scheint das Leben doch immer wieder zu sein...


    Herzlichen Dank für die ausführlichen Recherchen, die ja spürbar auch immer wieder große Freude machen - und auch uns ziemlich anregen können.


    Herzlichen Gruß!

    Susanne

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