SIENA, die Contraden und der Palio

  • Für Touristen wird durch die Tradition des Palio, des Pferderennens rund um den Campo in Siena , die Bedeutung der Contraden in der Stadt am sichtbarsten.


    Die Contrada bedeutet dem Sienesen jedoch mehr als die Teilnahme am Palio.


    Die 17 Contraden in der Altstadt von Siena entsprechen in etwa 17 Stadtvierteln.

    Jedes Stadtviertel gehört zu einer bestimmten Contrada. Früher waren es, wie in vielen mittelalterlichen Städten, die Viertel bestimmter Handwerks- oder anderer Berufe.


    In einem bestimmten Stadtviertel geboren zu sein, bedeutet für einen Sienesen mehr als nur Bewohner des Stadtviertels zu sein. Es bedeutet, für immer dazu zugehören.


    Die Contrada bestimmt das gesellschaftliche Leben im Stadtviertel .


    Die Contraden üben vielerlei soziale Aktivitäten aus.

    Sie kümmern sich um die Renovierung ihres Stadtteils, um die Einrichtung von Aktivitäten und die Betreuung von Kindern, sie pflegen ihre alten Bürger und geben Arbeitslosen vorübergehend Aufgaben. Jeder kennt jeden und Siena ist unter den Städten dieser Größe die mit der geringsten Kriminalitätsrate.


    Das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Selbstbewusstsein sind groß, man grenzt sich zu anderen Contraden ab, hat verbündete aber auch gegnerische Contraden.


    Viele der Contraden werden nach Tieren benannt. Jede Contrada hat bestimmte Farben , ein bestimmtes Wappen und eine Flagge.


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    Jede Contrada hat ihre "eigene" Kirche und ihren eigenen Patronatstag.

    http://www.aboutsiena.com/uber…-stadtviertel-sienas.html


    An den Keramiktäfelchen an Hauswänden oder an andern Symbolen kann man in Siena immer erkennen, in welchem Stadtteil man sich befindet.


    Hier einige der 17 Symbole die ich bei meinem Rundgang entdeckt habe.


    AQUILA (ADLER)


    HANDWERK ODER BERUF - Notar


    (rechts "Selva", s.u.)


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    CHIOCCIOLA (SCHNECKE)



    HANDWERK ODER BERUF - Gerber


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    DRAGO (DRACHEN)

    HANDWERK ODER BERUF - Bankier


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    ISTRICE (STACHELSCHWEIN)

    HANDWERK ODER BERUF - Goldschmied


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    ONDA (WELLE)


    HANDWERK ODER BERUF - Schreiner


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    SELVA (WALD)

    HANDWERK ODER BERUF - Weber


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    TARTUCA (SCHILDKRöTE)

    HANDWERK ODER BERUF - Wollspinner


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    PANTERA ( Panther)


    HANDWERK ODER BERUF - Lebensmittel- und Drogeriehändler


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    Überall in der Altstadt gibt es Straßenlaternen, deren Grundform genau vorgeschrieben ist . Es sind Lampen, u.a. mit den Farben der Contrada


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    Jedes Jahr findet am 2.Juli und am 16. August ein Pferderennen auf der Piazza del Campo statt.

    Campo mit Palazzo Pubblico


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    Viele Tonnen Sand werden auf der Bahn rund um die Piazza aufgeschüttet, so dass die Pferde besseren Halt haben.


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    Von den 17 Contraden nehmen ( nach einem bestimmten Auslosungsverfahren ) nur 10 an einem Rennen teil.

    Die Pferde werden zugeteilt und kommen erst wenige Tage vor dem Rennen in die Ställe der Contraden.


    Stall der Contrada della Selva


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    Es wird ohne Sattel geritten und die Jockeys sind ebenfalls fremd. Sardische Jockeys gelten als besonders geschickt.

    Der Eintritt zum Palio ist frei , nur wer einen Platz auf einem der Balkone rund um den Platz haben will, muss tief in die Taschen greifen.


    Der Ablauf des Tages ist genau festgelegt.


    Hier im Detail

    http://www.aboutsiena.com/uber…a/Programm-des-Palio.html


    Das Rennen selbst dauert kaum länger als eine Minute .


    Der Jubel über einen Sieg ist unbeschreiblich und dauert bis in die Nacht.


    Die Contrada, die einen Sieg errungen hat, hat das Recht , ihren Stadtteil mit ihren Flaggen zu schmücken.

    Hier die siegreiche Contrada Lupa ( 2.Juli 2018)

    LUPA (WöLFIN)


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    und die Contrada Drago ( Sieg am 16.8.18)

    DRAGO (DRACHEN)


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    Die Gewinner des Augustpalio dürfen am Ende des Tages in den Dom , die Cattedrale di Santa Maria Assunta reiten und mit den Pferden am Gottesdienst mit dem Te Deum teilnehmen.


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    Elke

  • Liebe Elke!


    Danke für diesen interessanten ethnografischen Einblick und die Erläuterungen dazu. Bislang wußte ich nicht viel über die Contraden von Siena. Es ist erstaunlich, wie sich im rasanten Wandel der Zeit dieses System erhalten hat. Es muss für einen Touristen eine sehr fremde Welt sein, die wahrscheinlich auch nicht leicht zu verstehen ist.


    Ich habe deinen Bericht und die beigefügten Erläuterungen mit großem Interesse gelesen und wieder etwas gelernt.


    Johannes

  • Interessant, dieses Fest, welches Du uns hier vorstellst, Elke. Über die italienischen Bräuche kenne ich mich so gar nicht aus.


    In Spanien gibt es auch so viele Fiestas mit historischem und/oder religiösem Hintergrund.

    Berühmt sind z.B. die Fiestas Moros und Christianos.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Moros_y_Cristianos


    Ich bin dort zwar noch nicht als Zuschauer dabei gewesen, (mir ist der Trubel zu groß), aber in Museen habe ich mir schon die prachtvollen Kostüme, Fahnen, Figuren etc. angesehen.

    El mundo es un libro, y quienes no viajan leen sólo una página. (Aurelio Agustín)
    Gruß Jofina

  • Danke, Johannes für diesen Lesetipp!

    Hier finde ich hervorragend in wissenschaftliche Worte gefasst genau das, was ich in Siena gespürt habe:

    Die Contraden in Siena sind keine folkloritischen Gruppen,

    der Palio ist keine touristische Veranstaltung . Ich wage zu behaupten, dass ein Palio auch ohne Touristen stattfinden würde.


    Eine Contrada ist eine über Jahrhunderte gewachsene, gelebte und lebendige Gemeinschaft, mit bestimmten Regeln, mit vielen positiven, aber auch weniger positiven Elementen, die jedes Zusammenleben bestimmen.

    Das Leben und die Bedeutung kann nur verstehen, wer zu einer Contrada gehört,

    Ich denke nicht, dass man als Tourist ( auch noch als jemand, der Italienisch nur unzureichend beherrscht) , Zugang zu einer solchen Gemeinschaft erhält.


    Ich war Anfang September in Siena, der Palio war 2 Wochen zuvor ( Ich weiß nicht, ob ich jemals zu einem Palio dort sein möchte) und doch war in vielen Gassen noch viel von der Siegesfeierstimmung zu spüren.


    Der Palio hat keine religiösen Wurzeln ( wenngleich auch das Segnen der Pferde vor dem Rennen in der Patronatskirche ein wichtiges Ritual ist),

    es gibt keinen bestimmten historischen Anlass, an den mit dem Rennen erinnert werden soll.


    Es gibt Hinweise, dass ähnliche Pferderennen schon zu Zeiten der Etrusker, ca. 6.-5. Jhd vor Chr in der Region stattgefunden haben.

    Einen Hinweis darauf fand ich im Etruskermuseum iin Murlo, ca 20 km südöstlich von Siena ( Bericht folgt)


    Eine Terrakottatafel am Haus einer Villa



    Elke


    Hier noch ein Bericht des NDR, der die Stimmung beim Palio beschreibt

    https://www.ndr.de/info/sendun…o-von-Siena,siena100.html

  • Hallo Elke.


    Danke für das Vorstellen und Mitnehmen in diese schöne Region.

    Auch interessant finde ich, dass es dort noch so viele Reliefe und Zunftzeichen über Berufe gibt, die grösstenteils gar nicht mehr ausgeübt werden.. Es gibt dort ein hohes Traditionsbewusstsein.


    Liebe Grüsse, Daniel.

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