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Máriahalom oder Kirva, ein deutsch/ungarisches Dorf

  • waldi
  • 2. September 2017 um 13:11
  • waldi
    Administrator
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    • 2. September 2017 um 13:11
    • #1

    Bei einer Spazierfahrt kam ich an einer Kapelle vorbei die mein Interesse weckte.

    Máriahalom, Mariä Heimsuchung Kapelle
    Eine Hinweistafel am Straßenrand verriet mir den Namen der Kapelle: Mariä Heimsuchung Kapelle.

    Máriahalom, Mariä Heimsuchung Kapelle, Hinweisschild
    Leider war sie verschlossen. Ich musste mich also mit den Äußerlichkeiten begnügen.

    Im Giebel entdeckte ich diese Tafel mit deutscher Inschrift.

    Máriahalom, Mariä Heimsuchung Kapelle, Detail
    Es musste also eine Marienkapelle sein.
    Diese Annahme wurde durch eine Tafel darunter bekräftigt.

    Máriahalom, Mariä Heimsuchung Kapelle, Detail
    Der Name des Ortes wird hier auch erwähnt: Kirva.
    Kirva? Auf dem Ortsschild steht aber Máriahalom!

    Máriahalom - Kirva, Ortsschild
    Das Schild mit dem alten deutschen Namen Kirwa hatte ich nicht beachtet. Warum aber mal mit v und mal mit w?
    Das ungarische Alphabet kennt eigentlich kein w, sondern das v wird wie ein w gesprochen. Das w gibt es nur bei Eigennamen.
    Das Zusatzschild mit der deutschen Schreibweise dürfte erst nach der Wende auf Veranlassung von Nachkommen der Vertriebenen angebracht worden sein.
    Die früheren deutschstämmigen Dorfbewohner hatten sich schon so weit "magyarisiert", dass sie den Ortsnamen und auch teilweise ihren Familiennamen angepasst hatten. Auch die Vornamen waren meist schon ungarisch. Das sehen wir später an den Namen der Kriegsopfer.

    Die deutschen Spuren und der ungarische Ortsname mobilisierten meinen Forscherdrang.

    Máriahalom (damals hieß der Ort noch Kirva) erscheint erstmals 1255 als Kloster der Klarissen in Dokumenten.
    Nach der Vertreibung der Türken - die das Dorf zerstört hatten - aus Ungarn am Ende des 17. Jhd., wurde Kirva wieder Eigentum der Klarissen.
    Durch den Erlass von Kaiser Joseph II vom 12. Jänner 1782 verschwanden auch die Klarissen aus Kirva und ihr Eigentum ging an den Religionsfond über. Darauf kamen die ersten neuen Bewohner des Landgutes aus den Nachbarorten wie z.B. Csolnok, Zsámbék und Perbál.
    Wegen des Mangels an Arbeitskräften in den dünn besiedelten Gebieten Ungarns warb Kaiser Joseph II. im Jahr 1782 im süddeutschen Bereich mit 10 Jahren Steuerbefreiung, Häusern und Vieh für neue Siedler. Den Wortlaut des k.k. Patentes findet Ihr im Spoiler.

    Spoiler anzeigen


    Ansiedlungspatent Josephs II.
    Wien, den 21. September 1782


    Wir Joseph der Andere, von Gottes Gnaden erwählter Römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, König in Ungarn, Böhmen, Galizien und Lodomerien etc. thun hiermit Jedermänniglich kund, daß Wir in unsern Königreichen Ungarn, Galizien und Lodomerien viele unbesetzte, leere und öde Gründe besitzen, welche Wir gesonnen mit Deutschen Reichsgliedern, besonders aus dem Ober-Rheinischen Kreise, anzusiedeln. Zu dem Ende versprechen Wir, bei unserer angebohrenen kaiserl. königl. Parole allen zu uns wandernden Reichs-Familien, deren Wir viele Tausende an Ackersleuten und Profeßionisten benöthiget sind:

    Erstens: Eine gänzlich vollkommene Gewissens- und Religions-Freyheit; wie auch jede Religions-Parthey mit denen benöthigten Geistlichen, Lehrern, und was darzu gehöret auf das voll-kommenste zu versorgen.

    Zweitens: Eine jede Familie mit einem ordentlichen neuen nach Landes-Art geräumigen Haus, nebst Garten zu versehen.

    Drittens: Die Ackersleute mit dem zu jeder Familie erforderlichen Grund, in guten Aeckern und Wiesen bestehend, wie auch mit dem benöthigten Zug- und Zucht-Vieh, dann Feld- und Haus-Geräthschaften zu beschenken.

    Viertens: Die Profeßionisten und Tagwerker hingegen, haben sich blos deren in der Haus-wirthschaft nöthigen Geräthe zu erfreuen: wo nebstbei aber denen Profeßionisten für ihre Handwerks-Geräthe anzuschaffen 50 Gulden Rheinisch im Baaren ausgezahlt werden.

    Fünftens: Der älteste Sohn von jeder Familie ist und bleibt von der Militär-Rekrutierung befreyet.

    Sechstens: Jede Familie erhält von Wien aus freie Transportierung bis auf Ort und Stelle der Ansiedlung, wozu die benöthigten Reisegelder ausgezahlt werden; darnach dauert die Verpflegung noch so lange fort, bis die Familie im Stande ist, sich selbsten zu ernähren. Sollte aber nach dieser Unterstützungs-Frist eine oder andere Familie in ein unverschuldetes Unglück gerathen, so wird gegen dreyjährige Rückerstattung aller Vorschub geleistet.

    Siebentens: Um die neuen Ankömmlinge, welche auf der Reise, oder wegen Veränderung des Klimas, oder auch auf sonstige Weise erkranken, möchten, so geschwind als möglich in ihren vorigen gesunden Zustand zu versetzen, werden Spitäler angelegt, um dieselbe darinnen auf das sorgfältigste unentgeltlich zu verpflegen.

    Achtens: Endlich wird diesen Reichseinwanderern von dem Tag ihrer Ansiedlung an, durch ganze zehn Jahre die Freyheit zugesichert; binnen welcher Zeit solche von allen Landes- und Herrschafts-Steuern, Abgaben und Lasten, wie sie auch Namen haben möchten, gänzlich befreyet seyn, und verbleiben sollen: Nach Verlauf dieser zehen Frey-Jahre aber sind sie verbunden eine leidendliche landesübliche Steuer-Abgabe, so wie andere Landes-Einwohner, zu entrichten.


    Welchen Entschluß und Willensneigung Wir zur Steuer und Wahrheit mit Urkund dieses, besiegelt mit Unserm K.K. aufgedruckten Sekret-Insigel bestätigen, so gegeben Wien am ein und zwanzgisten September, Anno siebenzehnhundert zwei und achtzig.

    Unserm Reiche des Römischen im neunzehnten, des Ungarischen und Böhmischen im zweyten.

    Joseph II (Siegel )

    Die ersten Siedler kamen 1785/86 aus den ehemaligen Herrschaftsgebieten Hohenzollern-Hechingen und -Sigmaringen, z.B. Steinhilben (Heinzelmann), Trochtelfingen (Tittmann, Schmidt, Hauber), Hörschwag (Pfeiffer, Feigl, Schaffer), Stetten unter Holstein (Locher), Gammertingen (Teigler) und Umgebung. Aber auch Familien aus Neuhof bei Fulda (Mähr und Henning (später Hönig)), Ortsteil Giesel (Eberhard) und Mellrichstadt (Steinmüller) tauchen in den Kirchenbüchern von Kirva auf.
    Mit Ulmer Schachteln (oder waren es Kelheimer?) traten sie die nicht ungefährliche Fahrt auf der Donau an. Im ungarischen Almásfüzitő betraten sie wieder festen Boden.
    Ende des Sommers 1787 standen 50 Häuser in Kirva, bewohnt von Bauern und Handwerkern – etwa 300 Personen. Die Dorfbewohner bauten Kohl, Hanf, Weizen, Roggen, Mais und Kartoffeln an und brachten auch den Weinbau in die Gegend. Davon zeugt das ehemalige Presshaus von Paul Locher.

    Máriahalom - Kirva, Presshaus Locher
    Es hat gerade ein neues Dach mit Gauben bekommen.

    Ein paar Meter weiter steht ein weiteres Presshaus.

    Máriahalom - Kirva, Presshaus
    Die barocke römisch-katholische Kirche am höchsten Punkt der Hauptstraße, die Johannes dem Evangelisten gewidmet ist, wurde zwischen 1820 und 1822 erbaut.

    Máriahalom - Kirva, Hauptstraße
    Hinter den Bäumen am Straßenrand verstecken sich die Häuser.

    Máriahalom - Kirva, Bauernhaus
    Frisch renoviert mit jungem Bäumchen davor oder mit abblätternder Farbe.

    Máriahalom - Kirva, Wohnhaus mit Jesusstatue
    Die Form ist die gleiche. Zur Straße hin die gute Stube und zum Garten hin die Kammer, dazwischen die Küche.
    Davor zieht sich die schmale überdachte Veranda über die ganze Hauslänge. Zum Garten hin wurde meist noch ein kleiner Stall angehängt. Das ist der typische Baustil eines Kleinbauern in Ungarn.
    Selten sieht man aber eine Jesusstatue in Lebensgröße wie hier, gegenüber der Kirche.

    Máriahalom - Kirva, Wohnhaus, Jesusstatue
    Vor der Kirche steht ein Kreuz.

    Máriahalom - Kirva, Kreuz vor der Kirche
    Die Inschrift verrät den Stifter und das Jahr der Aufstellung.

    Máriahalom - Kirva, Kreuz vor der Kirche, Inschrift
    Die ältesten Einrichtungen der Kirche sind der Hauptaltar und die Kanzel, die beide um 1770 gebaut wurden und von der alten Kapelle kamen.

    Máriahalom - Kirva, Kirche, Innenraum
    Der Hauptaltar der Kirche des Apostel Johannes.

    Máriahalom - Kirva, Kirche, Altar
    Leider war mir der Zugang zur Kirche durch Glastüren versperrt.
    Es war nicht einfach, trotzdem brauchbare Bilder zu machen.
    An einer Seite entdeckte ich eine Gedenktafel dessen Bild ich mit einien Tricks lesbar machen konnte.

    Máriahalom - Kirva, Kirche, Gedenktafel
    Der vollständige Text lautet:
    "Unsere Kirche ist im Jahre 1824 eingeweiht worden.
    Ihr Titel: Sankt Johann Apostel
    Unsere Gemeinde wurde von schwäbischen
    Aussiedlern aus WÜRTTEMBERG im Jahre 1785
    gegründet; Ortsname bis 1936: KIRVA, dann
    auf Empfehlung von Pfarrer
    ISTVÁN KLIMA - MÁRIAHALOM,"

    In dem kleinen Vorraum der Kirche ist auf einer Seite eine Marienkapelle.

    Máriahalom - Kirva, Kirche, Marienkapelle
    Die Orgel wurde 1883 von Sándor Országh, einem berühmten Orgelbaumeister aus Pécs (Fünfkirchen), gebaut. Davon konnte ich kein Bild machen.

    Die Cholera-Epidemie von 1831 verlief glimpflich (siehe Bild 3).
    Im Jahre 1866 forderte eine weitere Cholera-Epidemie 72 Opfer im Dorf.
    Trotz Zuzug aus benachbarten Dörfern blieb die absolute Mehrheit der Einwohner (95%) deutschsprachig, aber etwa ein Viertel sprachen auch Ungarisch.

    Im Ersten Weltkrieg wurden von den etwa 700 Einwohnern von Kirva 52 junge Männer eingezogen.
    Genau die Hälfte davon kam nicht zurück! Die Namen stehen auf dem Denkmal des 1. Weltkrieges.

    Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1914/18

    Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1914/18, Opfertafel1 Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1914/18, Opfertafel2

    Im August 1919 plünderten rumänische Truppen die Siedlung. Pferde, Wein, Heu und Getreide wurden mitgenommen.

    Am 30. Juni 1936 wurde auf Vorschlag des Ortspfarrers Kirva in Máriahalom (wörtlich übersetzt Marienhügel) umbenannt.

    Die Opfer des Zweiten Weltkrieges lese ich an einem weiteren Denkmal.

    Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1939/45 Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1939/45, Gedenktafel

    Man unterscheidet zwischen zivilen Opfern und gefallenen Soldaten.

    Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1939/45, Opfertafel2 Máriahalom - Kirva, Gefallenendenkmal 1939/45, Opfertafel1

    Der Krieg war schlimmm, aber was danach kam war noch viel schlimmer!

    Bei einer Volkszählung 1941 bekannten sich von den 860 Einwohnern noch 95% zu ihrer deutschen Herkunft.

    Am 2. April 1946 wurden 640 Menschen vertrieben, 3/4 der Bevölkerung.

    1949 zählte man unter den 591 Einwohnern noch Einen der sich auf seine deutsche Herkunft berief.

    Am Ende des Zweiten Weltkrieges, während der Belagerung Budapests vom 25. Dezember 1944 bis zum 23. März 1945, verlief hier in der Nähe die Front. (Siehe "Denkmal bei Mány")
    Das dürfte der Grund für einige Obelisken mit kyrillischen Schriftzeichen hinter diesem Kreuz sein.

    Máriahalom - Kirva, Kreuz vor russischen Gräbern
    Leider konnte ich dazu keine Informationen finden.

    Wie am Ortseingang, bei der Kapelle, so steht auch am Ortsausgang ein Wegkreuz.

    Máriahalom - Kirva, Wegkreuz Máriahalom - Kirva, Wegkreuz, Inschrift

    Leider ist die Inschrift nicht mehr klar erkennbar.

    Etwa hundert Meter weiter fand ich ein Marterl zum Heiligen Christophorus.

    Máriahalom - Kirva, Christopherus
    Ein Zettelchen verrät mir, dass das Bild von Béla Blinczinger aus dem Nachbarort Epöl am 29. Juli 2012 gemalt wurde.

    Máriahalom - Kirva, Christopherus, Inschrift
    Auf dem Weg auf den Friedhofshügel bekam ich Einblick in die Kleintierhaltung von Máriahalom.

    Máriahalom - Kirva, Kleintierhaltung
    Nicht besonders artgerecht, meine ich. Hoffentlich dürfen die auch mal raus auf die Wiese.

    Auf dem alten Friedhof findet man noch viele Grabsteine mit deutschen Namen.

    Máriahalom -Kirva, alter Friedhof
    Die meisten sind nicht mehr zu entziffern. Einige sind gut erhalten.

    Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein

    Manche wurden wieder lesbar gemacht.

    Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein
    Manchmal erzählt der Grabstein auch eine Geschichte.

    Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein

    Gelobt sei Jesus Christus
    Hier ruht in Jesu Rahmen
    mit ihrem Kinde beisam(m)en
    Theresia Blitzner
    geb. Hauber
    gestorben den 24. März 1943
    in ihrem 22-ten Lebensjahre
    tief beweint von ihrem in Rußland
    gefangen geglaubten vielgeliebten
    Ehegatten, Kind, Eltern,
    Geschwistern, Schwiegereltern
    und Schwager.

    Auf dem Sockel darunter steht ein kleines Gedicht:

    Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein, Sockelinschrift
    Ach! Fern von uns mein teurer Vater im Feindeslande,
    erfasste mein liebes Mütterlein des Tode(s) kalte Hände.
    Ihr war nicht gegön(n)t zu seh'n, zu grissen ihn Vaterlande,
    Teures Mutterherz! Du schiedest schnell im tiefsten Schmerz
    lässt Du verweist (verwaist) dein Töchterlein stehn.
    Nur ein Trost bleibt meinem Herz:
    Es gibt im Namen Jesu ein Wiedersehen!
    Ruhe sanft in Frieden!

    Auch das Leben eines Pfarres ist endlich!

    Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein Máriahalom - Kirva, alter Friedhof, Grabstein
    Auch neuere Grabsteine mit Namen deutschen Ursprungs fand ich auf dem Friedhof.

    Máriahalom - Kirva, Friedhof, Grabstein Máriahalom - Kirva, Friedhof, Grabstein, Detail
    Im Grab der Brüder Wagenhoffer liegt auch ein unbekannter Kamerad, alle starben den "Heldentod".

    Wie mag es die Hinterbliebenen betroffen haben, nach dem WK II nicht nur ihre Heimat, ihr Hab und Gut, ihr Vieh, ihre Äcker, und auch ihre Verstorbenen zurücklassen zu müssen! Über viele Jahre hinweg war ihnen der Zugang zu ihrer alten Heimat und den Gräbern versperrt. Langsam werden die Gräber vergessen und es wächst Gras darüber.

    Leider lernt aber die Menschheit nicht dazu!


    Nachdenkliche Grüße von waldi aus Ungarn :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi (15. März 2025 um 14:15)

  • Gast001
    Gast
    • 2. September 2017 um 21:31
    • #2

    Waldi, das ist wieder einmal ein Beitrag ,den man langsam lesen muss und der sehr zum Nachdenken anregt.
    Ja, es ist die Geschichte eines Dorfes- von Dir recherchiert und lebendig und anschaulich erzählt.

    Von Hoffnungen , Wünschen , dem Fleiß der Menschen, die den Versprechungen von Kaiser Joseph II. gefolgt sind.
    Es wäre alles so gut gewesen .... hübsche Häuschen, Auskommen durch die eigenen Hände, funktionierende Dorfgemeinschaft...gemeinsam erlebte und ertragene unglückliche Ereignisse...

    und dann das Jahr 1946.

    Dabei ist das Schicksal von Kirva nur eines von vielen.
    Vertreibung , Flucht...
    warum????
    Es könnte einem grauen....

    Zitat von waldi

    Leider lernt aber die Menschheit nicht dazu!


    Danke, waldi, für diesen eindrucksvollen Beitrag!

    Weiß man, wo die Menschen, die 1946 vertrieben wuden, sich hauptsächlich niedergelassen haben?

    Liebe Grüße,
    Elke

  • waldi
    Administrator
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    • 2. September 2017 um 23:59
    • #3
    Zitat von ELMA

    Vertreibung , Flucht...
    warum????

    Weil die Siegermächte im Potsdamer Akommen die "ordnungsgemäße Umsiedlung verbliebener deutscher Bevölkerungsteile aus Polen bzw. den polnisch verwalteten Gebieten Deutschlands (Schlesien, Hinterpommern und Ostpreußen), der Tschechoslowakei und Ungarn" beschlossen haben.

    Zitat von ELMA

    Weiß man, wo die Menschen, die 1946 vertrieben wuden, sich hauptsächlich niedergelassen haben?

    Am 2. April 1946 mussten die Kirvaer ihren Heimatort verlassen und sie wurden zum Bahnhof Piliscsaba transportiert. Der Sammeltransport brachte sie ins Schloss Kislau, das in der Nazi-Zeit als KZ diente.

    Von dort wurden die 640 Vertriebenen auf 18 umliegende Gemeinden verteilt, wo sie auch nicht mit offenen Armen empfangen wurden.
    Dies hörte ich bestätigend von meiner Großmutter, bei der auch Sudetendeutsche, oder wie meine Großmutter sagte: "Kartoffelkäfer", zwangseinquartiert wurden.


    Liebe Grüße von waldi aus Ungarn :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi (3. September 2017 um 00:00)

  • Josef
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    • 5. September 2017 um 11:46
    • #4

    Waldi, danke für den interessanten und ausführlichen Bericht.

    Liebe Grüße

    Josef

  • Ilona
    Gast
    • 24. August 2018 um 15:09
    • #5

    Hallo Waldi,

    ich bin sehr berührt von Deiner Zusammenfassung und Deiner Recherche und bin sehr froh, dass ich diese Seite entdeckt habe. Zeigt sie doch in vielen Bildern die große Gläubigkeit der Menschen dort, die auch meine Oma hatte. Mein Vater ist in Kirva geboren und aus Mariahalom vertrieben worden. Mein Vater und seine Familie gehörten zu den 640 Menschen. Ein anderer Teil der Familie durfte bleiben. Für meine und viele andere Familien wurde in Ubstadt eine Siedlung errichtet. Andere kamen nach Oberöwisheim. Ich war noch nie in Ungarn, aber ich werde Mariahalom eines Tages besuchen.

    Vielen Dank für Deine bewegenden Informationen!

    Liebe Grüße

    Ilona

  • waldi
    Administrator
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    • 24. August 2018 um 22:34
    • #6

    Hallo Ilona,

    erst mal herzlich willkommmen in unserem Forum! :welcome1:

    Es freut mich persönlich riesig von Dir zu lesen!

    Ich hatte nicht zu hoffen gewagt, dass ich jemanden mit Bezug zu diesem kleinen Ort treffe.

    Schade, dass Du noch nicht in Máriahalom warst. Waren denn andere Familienmitglieder nach der Vertreibung noch mal da? Das nehme ich an wenn ein Teil der Familie sich "magyarisierte" und bleiben durfte.

    Es ist nur ein kleiner Ort, weit weg von größeren Siedlungen. Aber es dürfte gerade deshalb ein großer Zusammenhalt im Dorf sein. Es wirkt sehr gepflegt - besonders die Kirche. Ich habe mich nicht getraut jemanden anzusprechen, aber es gibt sicher noch Leute die mich verstanden hätten. Besonders der Friedhof war für mich sehr interessant.

    Nimm Dir mal die Zeit diesen Ort zu besuchen. Du hast ja vielleicht noch verwandtschaftliche Beziehungen und kannst dort für ein paar Tage unterkommen. Hotel oder Pension habe ich dort nicht gesehen.

    Ich kam nach Máriahalom weil meine Schwägerin in dem (auch so kleinen) Ort Úny in der Nähe wohnt.

    Ich würde mich über einen Bericht von Dir über einen Besuch in Kirva-Máriahalom freuen!

    Übrigens: Spricht man Deinen Namen in der deutschen Form Ilooona oder in der ungarischen Illona aus?

    (im Ungarischen spricht man den doppelten Buchstaben auch doppelt - also gedehnt - aus)

    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • Johannes56
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    • 24. August 2018 um 22:38
    • #7

    Liebe Ilona,

    danke, dass du diesen wunderbaren Bericht von Waldi wieder hervorgeholt hast. Ich bin hier erst später eingestiegen und es ist unmöglich, alle zurückliegenden Berichte, von denen es so viele interessante gibt, zu lesen. Ich habe dein Posting zum Anlass genommen und den Bericht von Waldi gelesen, von dem man viel lernen kann und auch nachdenklich wird.

    LG

    Johannes

  • Christian
    Gast
    • 24. April 2019 um 14:00
    • #8

    Lieber Waldi,

    vielen, vielen, vielen, vielen, vielen Dank für diesen tollen Beitrag und die detailreichen Bilder!! Wirklich großartig!

    Ich bin durch Zufall auf dieses Forum gestoßen und war von diesem Beitrag hier hellauf begeistert!

    Kurz zum Hintergrund: Ich wusste bisher nur, dass der Geburtsort meiner Oma (mittlerweile auch fast 93 Jahre alt) Máriahalom war und sie, wie viele andere, mit ihrer Familie 1946 vertrieben wurde.

    "Kirva" ist mir als Ortsname auf einem Bild in der Wohnung ihrer Schwester einmal untergekommen, aber erst seit heute weiß ich, dass es (nur) der deutsche Name für Mariáhalom ist!

    Und nochmal vielen Dank für die ganzen Bilder: Es ist schon was Besonderes, den Mädchennamen der eigenen Großmutter auf einem Bild in einem Forum zu finden!

    Ich habe mich bisher nie groß mit ihr darüber unterhalten, aber das wird sich ab jetzt auf jeden Fall ändern!

    Zitat von Ilona

    Für meine und viele andere Familien wurde in Ubstadt eine Siedlung errichtet. Andere kamen nach Oberöwisheim.

    @Ilona, und als ich DAS gelesen habe, bin ich endgültig vom Stuhl gefallen!

    Meine Oma, ihre Eltern und Geschwister lebten nämlich seither in Kirrlach (Waghäusel), was ja von Ubstadt nicht weit weg ist... Ich weiss nicht mal, ob sie vielleicht auch die erste Zeit in Ubstadt gewohnt haben...

    Also, ich muss sie definitiv mal ausfragen!!

    Nochmal vielen Dank für diesen Thread hier und die ganzen Bilder! Habe erst jetzt überhaupt mal was über diesen Ort und seine Geschichte gelernt! Vorher wusste ich eigentlich nichts darüber... Danke dafür!

    Edit: Ok, habe jetzt auch das Schloß Kieslau gefunden... :roll: Ich merke gerade, wie komplett uninformiert ich bin...

    Deshalb umso mehr vielen Dank für die ausgiebige Recherche und die vielen Infos!!


    Liebe Grüße,

    Christian

    3 Mal editiert, zuletzt von Christian (24. April 2019 um 17:08)

  • waldi
    Administrator
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    • 24. April 2019 um 21:20
    • #9

    Lieber Christian,

    es freut mich riesig dass mein Beitrag Deinen Beifall gefunden hat!

    Beeile Dich mit dem Befragen Deiner Großmutter! Ich wünsche ihr noch viele gute Jahre, aber 93 ist schon ein gesegnetes Alter! Da bleibt wahrscheinlich nicht mehr so viel Zeit.

    Hast Du den Mädchennamen Deiner Großmutter auf einem der Grabsteine entdeckt?

    Wie reagiert Deine Großmutter auf meine Bilder? Wecken sie Erinnerungen?

    Ich hoffe dass Du ihr diesen Thread gezeigt hast, oder?

    Vielleicht fährst Du mal nach Kirva und suchst nach Spuren Deiner Ahnen. Nimm Deine Großmutter mit wenn das noch möglich ist.

    Leider hat Ilona nichts mehr von sich hören lassen. Es würde mich brennend interessieren ob sie inzwischen die Heimat ihres Vaters besucht hat.

    Ich würde mich über weitere Beiträge von Dir freuen, auch wenn sie nichts mit Omas Geburtsort zu tub haben!

    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • Evelyn
    Gast
    • 30. April 2019 um 10:50
    • #10

    Meine Mutter wurde auch in Mariahalom geboren und vertrieben. Sie und ihre Familie wurden auch in Ubstadt angesiedelt. Aber leider ist sie schon vor vielen Jahren gestorben. Meine Oma hieß Locher und war eine geborene Wagenhoffer. Meine Mutter war kurz nach der Öffnung noch einmal in Mariahalom und ich habe das kleine Dorf vor vielen Jahren besucht. Leider weiß ich ich nicht viel über die Geschichte meiner Familie. Ich glaube aber zu wissen, dass mein Urgroßvater Wagenhoffer Bürgermeister in Mariahalom bzw. Kirwa war.

    waldi danke für deinen Beitrag! lg.evelyn

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