Büdingen, die Stadtbefestigung
Zwischen 1480 und 1510 ließ Graf Ludwig II. einen mächtigen Mauergürtel mit 22 Türmen und Halbschalen vor die älteren Stadtmauern legen.
Diese Mauern waren eine der bedeutendsten spätmittelalterlichen Festungsanlagen Deutschlands und sind heute noch fast vollständig erhalten.
Quelle: https://www.buedingen.info/images/Tourist…zum_Drucken.pdf
Das "steinerne Haus" (4) am Ende der Altstadtstraße gilt als der älteste Wohnbau Büdingens der ganz aus Stein gebaut wurde.
Die "Herberge zum Schwan" ist zwar einige Jahre älter, aber eben als Gasthaus errichtet. Auf dieses Gebäude komme ich später zurück.
Das steinerne Haus wurde im Rahmen des oben erwähnten Ausbaues der Stadtbefestigungen als Wohnhaus für einen Sohn von Graf Johann V. in die Wehranlagen integriert.
Das Wappen der Ysenburger ist am 1544 nachträglich angebauten Erker in Fischblasen-Maßwerk zu sehen.
Zwischen der alten und der neuen Stadtmauer entstand neuer Raum der verbaut oder als Garten genutzt wurde.
Mit der Westseite war das steinerne Haus mit der inneren Mühlpforte verbunden die aber nicht mehr existiert.
Ein Hinweisschild zeigt uns wie sie ausgesehen hat.
Und hier kann man noch sehen wo sie mit dem steinernen Haus verbunden war.
Der Mühlpforte war das Schlaghaus vorgelagert.
Dazwischen lag das Bett des Seemenbaches das mittels einer Zugbrücke überwunden wurde.
Beim Bau der neuen Stadtbefestigung verlor das Schlaghaus seine Funktion weil man den Bachlauf auf die andere Seite des Schlaghauses verlegte und den Zugang über die Mühltorbrücke am neuen Eckturm schuf.
Als um 1700 die Stadtmauern ihre Bedeutung verloren nutzte man das Schlaghaus als Gefängnis, das "Betzenloch".
Dann wurde 1777 das Schlaghaus umgebaut und als Schlachthaus genutzt. Es lag ja so günstig am Bach und man konnte Blut und Abfälle einfach entsorgen. So wurde aus dem Schlaghaus das Schlachthaus!
Nach dem Bau eines neuen Schlachthauses um 1900 stand der Bau wieder lange leer und wurde zum Abstellraum bis man 2006 darin das Büdinger Metzgermuseum einrichtete.
Der südwestliche Eckturm, auch "Meliorsturm" genannt, mit dem Meliorschen Haus an der Mühltorbrücke.
An den Meliorschen Bau schmiegt sich die "Historische Wurstküche" an.
Ein Blick durchs Fenster.
Das ganze Ensemble der Südwestecke der Altstadtbefestigung.
Westlich der Mühltorbrücke hat man 1617 die "Lohstagbrücke" gebaut über welche wir jetzt gehen und am Stadtgraben (Lohgraben) entlanglaufen werden.
Nicht von ungefähr wird dieser Bereich "Malereck" genannt.
Wir gehen am "grünen und roten Turm" vorbei zum Untertor.
Das "große Bollwerk" am linken Bildrand ist der Nordwestturm der Stadtbefestigung und der mächtigste Turm mit bis zu 4 Meter dicken Mauern.
Das "Jerusalemer Tor" liegt zwischen dem roten Turm (rechts) und dem großen Bollwerk das ich am linken Bildrand des nächsten Bildes abgeschnitten habe.
Im Halbschatten des roten Turmes kann man zwei gemauerte Bögen erkennen. Dort floß der Küchenbach in den Stadtgraben.
Heute sitzt der bayrische Frosch auf dem Trockenen!
Da war kein Wasserfall, wie man nach dem Schild vermuten könnte, sondern die vergitterten Ausflüsse waren die "Mausefalle".
Das Untertor, das auch "Jerusalemer Tor" genannt wird...
... verdankt seinen Namen der Tatsache, dass man im frühen 18. Jahrhundert vor der Mauer religiös Verfolgte in eigens für sie errichteten Fachwerkhäusern ansiedelte.
Eine andere Überlieferung besagt, dass dieses Tor nach der Pilgerreise eines Sohnes des Grafen Ludwig als Kopie des Jerusalemer Schafstores erbaut wurde.
Über dem Torbogen sehen wir wieder das Allianzwappen von Ludwig Graf von Isenburg-Büdingen und seiner Frau Maria Gräfin von Nassau in Fischblasen-Maßwerk.
Das Untertor von innen.
Im rechten Turm befindet sich der Zugang zum "Sandrosenmuseum".
Sandrosen sind wie versteinerte Rosen wirkende Gebilde die vor gut 10 Millionen Jahren im sandigen Untergrund kristallisiert sind. Jetzt kann man hier einige davon bewundern.
Ein Rest der alten (inneren) Stadtmauer mit Wehrgang.
Im nächsten Teil spazieren wir durch die Altstadt.
Liebe Grüße von waldi