Fahrt über den Gavia Paß


  • Auf dem Rückweg vom Gardasee bin ich in diesem Sommer mal einen etwas größeren Umweg gefahren. Unter anderem wollte ich mir mal den berühmt berüchtigten Gavia Paß ansehen. Obwohl das Wetter nicht besonders war, genügte es, um bei mir einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.


    Ganz unten schaut es ja aus wie an vielen Stellen in den Alpen.







    „Gelegen in der Lombardei, verbindet er Bormio im Norden mit Ponte di Legno im Süden mit einer 43 km langen Passstraße. Auf der Nordrampe sind zehn Kehren bis zur 2618 m s.l.m. hoch gelegenen Passhöhe zu durchfahren, auf der Südrampe 15 Kehren. Der zu überwindende Höhenunterschied beträgt jeweils etwa 1400 m.


    Der Pass präsentiert sich auf seiner Nordrampe relativ gut und zweispurig ausgebaut. Die erst seit Ende der 1990er Jahre durchgängig asphaltierte Südrampe dagegen weist einige sehr enge Kehren und eine teilweise nur 1,9 bis 3 Meter breite Fahrbahn auf. Für entgegenkommenden Verkehr gibt es einige Ausweichstellen. Auf der Südseite befindet sich auch ein etwa 800 m langer Tunnel, der als Umfahrung für einen mittlerweile für den Verkehr gesperrten, sehr engen Abschnitt dient. An verkehrsreichen Tagen kann es insbesondere auf der Südrampe zu schwierigen Verkehrssituationen kommen, da hier auf einigen Abschnitten ein Passieren von zwei sich begegnenden Fahrzeugen unmöglich ist.


    Die Passhöhe liegt zwischen dem Monte Gavia (3223 m s.l.m.) und dem Corno dei Tre Signori (3360 m s.l.m.) und bietet einen guten Ausblick auf die Gletscher der Adamellogruppe.
    Der Gaviapass wird gelegentlich in anspruchsvolle Bergetappen des Giro d’Italia eingebunden und markiert dann oft den höchsten Punkt des Rennens, den Cima Coppi, an dem die meisten Bergwertungspunkte vergeben werden.“ (aus Wikipedia)


    Dann geht’s aber rauf auf der steilen, teilweise gerade mal zwei Meter breiten Asphaltstraße, wobei dieser Begriff an sich schon nicht passend ist. Das war vielleicht früher mal Asphalt.







    Auf der Südseite ist die Fahrbahn meist nur so breit, daß gerade mal ein Pkw Platz hat. Zum Glück ist der Streckenverlauf übersichtlich, so daß Gegenverkehr rechtzeitig bemerkt wird. Alle paar Hundert Meter gibt es Ausweichbuchten. Wer von der Fahrbahn abkommt, ist verloren. Es gibt keinerlei Sicherungseinrichtungen! Der Asphalt ist brüchig und teilweise von Geröll bedeckt. Wenn es noch dazu regnet oder schneit, sind die Fahrbahnverhältnisse noch schlechter. Dieser Paß ist tatsächlich extrem schwierig zu befahren und sollte meiner Einschätzung nach nur von mutigen und bergerfahrenen Piloten in Angriff genommen werden. Mit dem Zweirad, egal ob motorisiert oder per Pedes ist das ganze noch gefährlicher.


    Hier kann man den schlechten Fahrbahnbelag recht gut erkennen.





    Keinerlei Sicherungen gegen Absturz







    Nach einer guten halben Stunde waren wir oben auf 2618 Meter Meereshöhe. Also raus aus dem Auto mit kurzer Hose und T-Shirt, schließlich hatten wir bei der Abfahrt am Gardasee gut über 20 Grad Celsius, Jacke übergeworfen und ein paar Bilder bei leichtem Schneefall gemacht.









    Nein, der Radlader will mich nicht auf die Schippe nehmen. Der ist nur dazu da, Schnee und Geröll hier von der Fahrbahn zu schieben. Wenn es im Herbst das erste Mal richtig schneit, wird der Paß gesperrt. Geöffnet wird er im Frühjahr oder eher Frühsommer nicht zu einer bestimmten Zeit, sondern erst dann, wenn der Schnee abgetaut ist und das Geröll von der Fahrbahn entfernt wurde.





    Kaum bin ich 100 Meter vom Rasthaus weitergefahren, dann dieses Schild „Gesperrt“ mitten auf der Straße. „TomTom-Susi“ wußte nichts von Sperrung. Auch unten im Tal war diesbezüglich kein Schild, zumindest für mich nicht erkennbar, welches auf die Sperrung hinwies.


    Was also tun? Ein freundlicher Italiener, der mir mit dem Pkw entgegenkam erklärte mir in fliessendem Italienisch „chiuso!“. Das wäre nicht gut, zumal der Umweg nach Hause nicht nur ein sehr großer, sondern meiner Einschätzung nach auch ein Zeitverlust von zwei bis drei Stunden gewesen wäre.


    Da mir aber während der Überlegungsphase immer wieder mal ein Pkw entgegenkam und auch ein paar Motorräder an mir vorbei nach Norden fuhren, wollte ich es trotzdem wagen. Schließlich sollte es ja noch weiter auf das Stilfser Joch bzw. den Umbrail-Paß bis zum Reschenpaß gehen.


    Ich habe es nicht bereut, weil zum einen die Straße, die nach Norden führt wesentlich besser ist und zum anderen eine Baustelle unten im Tal der Grund der Sperrung war. Es war Sonntag und da steht die Baustellenampel generell auf Rot. Einheimische umfahren so wie ich die Baustelle und andere sollen schauen wo sie bleiben. Italien halt…







    Vielleicht pack ich es ja noch mal – dann aber bei besserem Wetter. Allerdings ist dieser Paß schon sehr abgelegen um ihn irgendwie auf dem Weg von zuhause an den Urlaubsort in die Streckenplanung aufzunehmen.


    Jürgen










  • Da lacht das Herz des eingefleischten Passfahrers bei diesem traumhaften Bericht, lieber Jürgen,


    Ich wollte den auch schon immer fahren, war einmal ganz in der Nähe, über den Umbrail Pass mit Wohnmobil!!!!!! , war auch schon lustig, auf das Stilvser Joch, weiter zum Gavia hab ich mir mit dieser Kiste nicht getraut. Und später hat es sich nicht mehr ergeben.


    Aber ähnliche Straßenverhältnisse bekommst du ja auch schon am Lago Maggiore, z.B . von Vira hinauf zur Alpe di Neggia , auch lustig.


    Vielleicht sind das noch die letzten Abenteuer , die es auch mit den besten Autos zu bestehen gilt.


    Ein Bericht, den ich im Geiste quasi mitgefahren bin. Übergänge ,wie am Julier im August, vom schönen heißen Wetter auf eine Kaltfront getroffen, ließen auch das Herzlein wackeln. Da ich auch im Sommer , wenn ich die Hochalpen fahre, immer Schneeketten dabei habe, so auch hier, wollte ich trotzdem das Auflegen vermeiden.
    Übrigens auch in kurzer Hose. Ist gelungen, unten in St. Moritz bekam ich dann wieder Farbe ins Gesicht.


    lieben Gruß
    Helmut


    Übrigens , die Situation auf Grund des 3. Bildes stelle ich mir bestens vor. Wagen in der Kurve, kurze Hose, schlotternd hoch gelaufen, Foto geschossen und wieder rein in die warme Stube, bwz. den Wagen. haha

  • hallo Helmut,


    bei Bild 3 ging es mit der Temperatur draußen noch ganz gut. Oben auf der Paßhöhe war es leicht fröstelnd. Angelika ist erst gar nicht augestiegen.


    Wir haben an diesem Tag neben dem Gavia noch eine "lustige Strecke" befahren. Kennst du die alte Straße von der Kajetansbrücke unterhalb des Reschenpasses rauf nach Samnaun in der Schweiz? Eine ganz schmale Straße, die alten aus dem Fels geschlagenen Tunnel alle einspurig. Alle paar Meter seitlich ein Gucklock, weil es ja keine Beleuchtung gibt. Der obere wartet vor dem Tunnel oder auch nicht. Toll ist es dann, wenn man im Tunnel rückwärts manövrieren muß. Hoffentlich bleibt diese Straße trotz der neuen Zufahrt noch eine Weile geöffnet.


    httpss://www.youtube.com/watch?v=utIHcM0RC_M


    grüsse


    jürgen

  • Mit dem Auto- ja, mit dem Fahrrad - ja vielleicht, aber mit dem Womo oder per pedes - niemals.


    Da hast du uns einen abenteuerlichen Weg vorgestellt. Solch enge Serpentinen erinnern mich an den Staller Sattel auf italienischer Seite.


    Lieben Gruß,
    Klaus

  • ... Solch enge Serpentinen erinnern mich an den Staller Sattel auf italienischer Seite...


    hallo Klaus,


    wobei es am Staller Sattel richtigen Asphalt und Absturzsicherung gibt. Hier am Gavia ist die Straße wirklich extrem schlecht, weil nicht nur der Teer rissig ist sondern auch eine Menge Geröll auf der Straße liegt.


    Vor einem halben Jahr habe ich einen Bericht über den Staller Sattel hier eingestellt. Halten ist auf Südtiroler, nicht italienischer (!) Seite (siehe unten) fast nicht möglich. Erst am Antholzer See wird die Straße breiter.


    https://www.schoener-reisen.at…Cdtirol&highlight=staller



    Hier noch eine Kleinigkeit am Rande. Wir haben den Abstecher nach Samnaun in der Schweiz von der Kajetansbrücke aus gemacht um hier zu tanken. Benzin kostete ca. 94 Ct und Diesel etwa 92 Ct. Es lohnt sich bei großem Tank also finanziell sowohl für Österreicher aus der Region als auch Südtiroler, hier zu tanken, weil doch ein erheblicher Preisunterschied gerade zu Italien besteht. Samnaun gehört politisch zur Schweiz, ist aber, weil nur über Austria mit einer Straße verbunden, Schweizer Zollausschlußgebiet. Somit gibts dort billigen Sprit und sonstige Waren zu kaufen.


    httpss://de.wikipedia.org/wiki/Samnaun


    Vor uns fuhr ein Südtiroler die alte Straße hoch bis zur Tankstelle, wo ich den Herrn bat, seinen Autoaufkleber fotografieren zu dürfen.


    Merke: bezeichne nie einen Südtiroler als Italiener!






    grüsse


    jürgen

  • [quote='vadda','https://www.schoener-reisen.at/forum/index.php?thread/&postID=67092#post67092']Da hast du uns einen abenteuerlichen Weg vorgestellt. Solch enge Serpentinen erinnern mich an den Staller Sattel auf italienischer Seite.[QUOTE]


    @ Lieber Klaus,


    immer , und das ist sehr lange her, wenn ich den Staller Sattel gefahren bin , also von Antholz hinauf, kann ich mich erinnern, dass das im 1/2 Stunden Takt eine Einbahnstr. ist.


    Also nicht gefährlich, Kurven zwar eng , geht aber.


    @ lieber Jürgen,


    "Kennst du die alte Straße von der Kajetansbrücke unterhalb des Reschenpasses rauf nach Samnaun in der Schweiz? Eine ganz schmale Straße, die alten aus dem Fels geschlagenen Tunnel alle einspurig. Alle paar Meter seitlich ein Gucklock, weil es ja keine Beleuchtung gibt. Der obere wartet vor dem Tunnel oder auch nicht. Toll ist es dann, wenn man im Tunnel rückwärts manövrieren muß. Hoffentlich bleibt diese Straße trotz der neuen Zufahrt noch eine Weile geöffnet."


    Ich kenne sie, bin aber nie darin gefahren, meines Wissens ist die neue Zufahrt aber auch schon seit mindestens 15 Jahren in Betrieb, als ich nach Samnaun hinauf fuhr.
    (Ischgl Skigebiet von hinten).


    Lieben Gruß
    Helmut

  • Merke: bezeichne nie einen Südtiroler als Italiener!


    Haha, wie Recht du hast.


    Ich war ja Jahre lang bei einem weit über München hinaus bekannten Gasthof. Der Besitzer hat sich nach dem Aufbau 3 App. Häuser , eins mit Schwimmbad und Badeoase, dazu gebaut. Diese sind heute auf den Sohn übergegangen. Er selbst hat zusätzlich eine weitere Herberge oberhalb mit Schwimmingpool gebaut.


    Sogar als ich in Tunesien, Djerba, war, traf ich am Flughafen auf einen Reisegast, der dessen bekannte Tragetasche trug.



    Bei dem war es besser nicht italienisch zu sprechen. Die meisten hatten ohnehin nur ein paar Brocken zum Besten geben können.
    Es war also unschwer, diese auflaufen lassen zu können. Verärgerte gab es nicht, denn seine Halbpension war berühmt, das Preis - Leistungsverhältnis nach wie vor unschlagbar.



    Grund u. a. war, dass er beim Aufbau einer Halbpension in den 60ger/ 70 ger Jahren mit seinem Gasthhof in dem kleinen Ort von der Guardia Zivil extrem genervt wurde.


    Er hat sich durchgesetzt , wurde Gemeinderat .


    Südtirol halt, die vergessen nichts.


    lieben Gruß
    Helmut

  • Ich würde niemals weder einen Sarden noch einen Südtiroler als Italiener bezeichnen. Was jedoch nicht bedeutet, dass diese Gebiete nicht zu Italien gehören würden. Aber vielleicht hat man im Süden ein anderes Verständnis für die Bedeutung eines Staats-/Hoheitsgebietes. :14: (Darf man eigentlich einen Bayern als Deutschen bezeichnen?:-))


    Der beschriebene Einbahnstraßenverkehr am Staller Sattel war zumindest im letzten Jahr noch gegeben. Aber die Serpentinen sind noch genau so eng, davon konnte ich mich vor zwei Jahren überzeugen. Hatte ich so missverständlich geschrieben, dass man da so viel hinein interpretieren kann? "Solch enge Serpentinen erinnern mich an den Staller Sattel auf italienischer Seite."


    Nix für ungut, grinst
    Klaus

  • ...Darf man eigentlich einen Bayern als Deutschen bezeichnen?...


    hallo Klaus,


    ich sehe das ganze pragmatisch bezüglich meiner Person.


    Zuerst fühle ich mich als Allgäuer und damit als Angehöriger einer Nation, die auf verschiedene Bundesländer und Staaten verteilt ist und analog den Kurden keinen unabhängigen Staat sein eigen nennen darf. Anders als die finden wir uns jedoch damit ab, weil ein Großteil der Angehörigen meines "Volkes" eh an "durchziehenden oder hier für ein paar Tage verweilenden Flachländern" verdient. Dann bin ich auch noch Bayer und wenn unsere Fußballnationalmannschaft bei der EM oder WM spielt, dann werde auch ich, der sonst nie Sportveranstaltungen im Fernsehen ansieht, zum Deutschen.


    Nächste Woche schaue ich mir mal das flache Land an um danach wieder zufrieden in meine Heimat heimkehren zu können. Leider kann ich euch keinen Berg mitbringen. Den müsst ihr schon hier selbst ansehen. Am letzten Samstag war ich z. B. da droben





    und habe auf dem Rückweg das da getrunken





    Viele Grüsse sendet dir


    jürgen

  • Zitat

    Leider kann ich euch keinen Berg mitbringen. Den müsst ihr schon hier selbst ansehen.


    Um Gottes Willen, Jürgen, lass die sanften Hügel da, wo sie sind. Im nächsten Jahr komme ich hoffentlich wieder als "Durchreisender" vorbei. Da werde ein Pickerl kaufen, um dann weiter in die "richtige" Bergwelt zu fahren. Natürlich nach Italien zu den Südtirolern. ;)




    Ich kann es gar nicht verstehen, dass du als eingefleischter Bergwanderer die Dolomiten noch nicht für dich entdeckt hast. Du wohnst doch direkt vor deren Haustüre, deine Suzi würde sich dort auch wohl fühlen.


    Auf jeden Fall wünsche ich dir zunächst viel Spaß in der Ebene. ;)


    Lieben Gruß,
    Klaus

  • ...Ich kann es gar nicht verstehen, dass du als eingefleischter Bergwanderer die Dolomiten noch nicht für dich entdeckt hast. Du wohnst doch direkt vor deren Haustüre, deine Suzi würde sich dort auch wohl fühlen...


    hallo Klaus,


    du hast recht. Leider sind die Dolomiten und Südtirol zwar bei mir auch irgendwie vor der Haustüre aber faktisch weiter weg als für dich. Meine Gattin schätzt nur die gaaaanz flachen Berge, wie es sie eigentlich nicht gibt und so ist Italien für einen Tagestripp doch wieder zu weit weg. Mehrtägigen oder mehrwöchigen Ausgang bekomme ich anscheinend nur nach Asien, Frankreich, Kroatien, Italien zur Kur oder ins ganz flache Land. Hinzu kommt, daß ich gerade in solchen Berge nicht alleine rumkraxeln möchte. Zuhause finde ich leicht jemanden, der all dies mitmacht. Vielleicht ändert sich das ja noch mal. Deine bisher hier gezeigten Bilder erwecken bei mir schon die Lust auf mehr...


    grüsse


    jürgen

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