2015 : Die Zugvögel unterwegs auf dem Balkan
Teil 4 Albanien: Von Butrint zum Llogarapass
12.7.2015
Wir sind in Albanien.
Zwei aufregende Fahrtage liegen hinter uns.
Auf der Straße zur albanischen Grenze waren kaum Fahrzeuge unterwegs.
Ein Traumstrand zum freien Übernachten
Es gab keine Probleme und keinen langen Aufenthalt am Grenzübergang GR – AL .
Pässe, Fahrzeugpapiere wurden gescannt und das war es auch schon.
Ohne das genaue Kärtchen eines Freundes wäre es in Albanien schwerer gewesen, die richtige Abzweigung nach Butrint zu finden.
Man mag kaum glauben , was das Navi vorgibt: „Schotterstraße“ ist milde ausgedrückt- tiefe Löcher , ich bin froh, dass wir unseren Kleinen mit den nachträglich eingebauten Luftfedern 5cm heben konnten.
Kurz vor Mursi
Endlich Asphalt!
Mursi am See
Straße nach Butrint
Die Seilfähre kurz vor Butrint: Stolze 10€ ( wahrscheinlich wären es in Lek weniger gewesen – aber wir hatten noch keine )
Auf der einen Seite des Flusses steht ein Motorenhäuschen- auf der anderen läuft das Stahlseil über ein Rad - so wird die Fähre gezogen - und das funktioniert schon seit Jahrzehnten.
Auf Butrint habe ich mich schon seit langem gefreut, nachdem ich vor längerer Zeit in einer SWR Sendung einen Film darüber gesehen hatte.
https://www.swr.de/schaetze-de…355190/186w84h/index.html
Diese Übersicht habe ich der Seite des SWR entnommen
https://www.swr.de/schaetze-de…355190/1h1b2m7/index.html
Kulturdenkmal: Reste einer griechischen Kolonie, einer römischen Stadt und eines byzantinischen Bistums
UNESCO-Ernennung: 1992, erweitert 1999
7./6. Jh. v. Chr.
Siedlungsgründung
5. Jh. v. Chr.
Stadterweiterung und Bau des Löwentores
4. Jh. v. Chr.
Bau einer 650 m langen, 10 m breiten und 5m hohen Festungsmauer am Nordwestufer des Butrintsees
3. Jh. v. Chr.
Stadterweiterung, 2,5 km lange Stadtmauer, Amphitheater für bis zu 2000 Zuschauer
2. Jh. v. Chr.
Eroberung durch die Römer; unter Caesar und Augustus Ansiedlung römischer Veteranen
5./6. Jh.
christliche Kultbauten, u. a. Basilika (31x22,5 m) unterhalb der Akropolis
13. Jh.
Festungsbau am Kanal
1386
Eroberung durch Venedig
Über viele Jahrhunderte hinweg war das strategisch wichtig gelegene Butrint begehrtes Objekt etlicher Mächte.
Auch die Türken waren hier ( Ali Pascha Tepelina ließ sich im 19. Jhd auf der anderen Seite des Kanals eine Burg bauen)
Und doch geriet die Stadt ab dem 17. Jahrhundert weitgehend in Vergessenheit, die Ruinen wurden nur noch von einigen europäischen Romantikern ( Literaten, Malern) besucht.
Die Mauern verfielen, wurden von üppigem Grün überwuchert.
Nur ein Fischerdorf erinnerte noch an die alte Siedlung.
Erst 1928 begann eine italienische Archäologengruppe die alten Mauer wieder freizulegen.
Bis heute sind die Arbeiten nicht angeschlossen.
Am Eingang zum archäologischen Park lagen Informationsblätter in vielen Sprachen, auch auf Deutsch.
Wir nahmen uns mehr als 2 Stunden Zeit für diese alte griechisch - römisch- byzantinische ( später auch noch venezianische) Stadt , UNESCO Welterbe
httpss://de.wikipedia.org/wiki/Butrint
Die Stadt hatte alles, was für bequemes Leben nötig war:
genügend Wasser , eine Ladenstraße, Bäder, ein Theater, einen Tempel….
Blick durch die Stadtmauer
Ein Brunnen mit deutlichen Spuren der vielen Seile, mit denen die Wassereimer hochgezogen wurden.
Mauern einer römischen Villa
Nur ein kleiner Teil von Butrint wurde bis jetzt freigelegt.
Erst zwischen 1928 und 1939 wurde mit systematischen archäologischen Ausgrabungen begonnen.
Der Mosaikboden der Villa
Aus christlicher Zeit: Das Baptisterium
Die schönen Bodenmosaiken werden nur alle paar Jahre freigelegt und so vor Verwitterung geschützt. Als wir dort waren, waren sie mit Erde und Sand zugedeckt. (s. Bild auf dem Infomarmationsablatt)
Die Kathedrale aus dem 5./6. Jahrhundert
Die Ausgrabungen sind auf einer schattigen Halbinsel – man geht durch ein urwaldähnliches Gelände – eigentlich sehr angenehm.
Doch 33 Grad machen müde, durstig und wir freuten auf den CP in Ksamil, nur 4km entfernt, den ich im CP Führer ausgesucht hatte.
Straße nach Ksamil
Das Delta, in dem Butrint liegt - im Hintergrund und recht nahe : Korfu
Riesige Enttäuschung am Campingplatz : alles voll. Kein Plätzchen mehr für uns. Wir mussten weiter….
Wir hatten gedacht, Ksamil sei ein kleines Dorf.
Aber es war eine hässliche Kleinstadt mit vielen protzigen Neubauten und halbfertigen Wohnhäusern, vermutlich ohne Bebauungsplan erstellt – der kleine Campingplatz (mühsam über eine Schotterstraße erreichbar) zwar recht sauber, aber mitten im Wohngebiet und belegt bis zur letzten Ecke.
Nein, dort wollten wir nicht bleiben.
Wir erlebten jetzt im Juli ein ganz anderes Albanien als es uns Freunde, die im September hier waren, beschrieben hatten ! Es gab an der Küste fast keine Parkplätze, die schmalen, oft steilen und meist unbefestigten Zufahrtswege zu den Stränden waren zugeparkt ....
Ich holte an einem Bankautomaten mit meiner Postsparcard ein paar LEK und ohne genaues Ziel führen wir auf der SH8, einer Hauptstraße, in Richtung Norden.
Die Straße führt kurvenreich immer wieder hinauf auf 200 - 300m und dann wieder hinunter zum Meer.
Unser Timing war schlecht: Samstag…. halb Albanien fuhr zum „Weekend " ans Meer- Entsprechend voll waren die Straßen und Orte am Meer.
Sarande… wie kam man hier nur Urlaub machen…WER?
Hotel an Hotel… wie mag es da im Winter aussehen?
Dem Fahrer wird höchste Konzentration abverlangt.
Die Albaner überholen im Stau und in der Schlange wenn sie nur die Chance einer Lücke erkennen, am Straßenrand stehen Mülltonnen, abgestellte Mopeds, es gibt ungesicherte tiefe Löcher statt Gullideckel und ganz oft 10-20cm tiefe Rinnen quer über die Straße. Vermutlich wurde irgendwann eine Leitung verlegt, aber der Graben wurde nur halb zugeschüttet .
Ein Herausforderung für Federn und Stoßdämpfer.
Fährt man langsam drüber, wird man überholt oder angehupt.
(Ca jeder dritte PKW ist übrigens eine schwere Mercedes Limousine – vielleicht weil sie das stabilste Fahrwerk haben?)
Wir blieben auf der Küstenstraße.
Bei Porto Palermo
Wir hofften auf ein Plätzchen an dem langen , sehr schönen Strand zwischen Himare und Dhermi.
Aber – wie schon erwähnt- es war Samstag und die Strände waren voll und laut, die Zufahrtsstraßen zum Strand zugeparkt.
Wie schön muss es hier im Mai oder Ende September sein!
Wir fuhren weiter Richtung Llogarapass.
Blick von der Passstraße zum 1027m hohen Pass hinunter auf die Küste.
Und je weiter wir hinauf kamen, desto wohler fühlten wir uns! Von 35 Grad ging die Temperatur zurück auf 24 Grad. Zum Aufatmen.
So beschlossen wir, an einem der Restaurants stehenzubleiben, dort zu essen und auf dem Parkplatz unter Tannen und Fichten in ca 950m Höhe bei frischen 16 Grad eine sehr erholsame Nacht zu verbringen.