Panská skála- Der Herrenhausfelsen bei Prácheň

  • Ende Oktober 2014 besuchten wir den Herrenhausfelsen bei Prácheň in Tschechien. Unglücklicherweise hatten wir mit dem Wetter richtig Pech, denn dort war es nicht so schön spätsommerlich wie hier bei der Abfahrt (Dresden 20°C , blauer Himmel und Sonnenschein – Prácheň 6°C, Nebel und Nieselregen). Trotzdem hatte diese Stimmung etwas ganz besonders und ich sagte noch scherzhaft, dass es mich an eine Szene aus Sherlock Holmes „Der Hund von Baskerville“ erinnere und nur noch weit entferntes Hundegeheul fehle. Und wie auf Kommando bellte auch ein Hund von anderen Spaziergängern, die sich trotz des schlechten Wetters tapfer auf den stellenweise mit Gras überwachsenen, steinigen und glatten Wegen vorwärts kämpften.


    Südlich an der Straße von Kamenický Šenov (Steinschönau) Richtung Novy Bor befindet sich der Herrenhausfelsen oder die so genannte „Steinorgel“. Ein ca. 30 Millionen Jahre alter Basaltkörper, der im Laufe von vulkanischen Aktivitäten entstand.




    Aus mehr als 30 km Tiefe ist der Felsen an die Oberfläche getreten. Die gleichmäßigen fünf- und sechsseitigen Säulen entstanden durch gleichmäßig langsame Abkühlung. Der Felsen selbst stellt den Rest des Auswurfstromes dar. Eine zeitlang förderte man den Basalt als Baumaterial in der Umgebung. In der Folge entstand ein kleiner See vor der Steinwand.




    Im Nebelschleier - Panská skála mit kleinem See davor.



    Heute ist dieses Gebiet eines der ältesten geologischen Schutzgebiete in Tschechien und Europa.
    Bemühungen zu seiner Rettung datieren ins Jahre 1878 zurück, aber erst 1953 wurde er zum Nationalen Naturdenkmal erklärt.






    Die Mariensäule am Herrenhausfelsen


    In der unmittelbaren Nähe des Herrenhausfelsen befindet sich eine Mariensäule. Sie soll zum Andenken an einen jungen Handwerksgesellen und einer Witwe aufgestellt worden sein, welche sich am 18. Januar 1739 auf dem Heimweg befanden, aber in jener bitterkalten, stürmischen Winternacht nahe dem Felsen erfroren sind. Dorfvogt Christian Palme ließ die Mariensäule zu deren Andenken errichten.



    Detail Jungfrau Maria mit Kind



    Christian Palmes Sohn Sebastian Palme renovierte die Säule 1838. Diesen neuen Sockel und weitere Details erhielt die Säule 1924 unter Harry Palme durch das Bauunternehmen Eichler. Auf der Rückseite der Basis sind - schwer lesbar und hier nicht abgebildet - die Bemühungen von Sebastian Palme schriftlich festgehalten.



    Um die Säule sollen ehemals 6 Bäume gepflanzt gewesen sein, von dem leider nur noch ein ursprünglicher steht. Und dieser hat auch schon stark leiden müssen.



    Alle anderen sollen Naturgewalten zum Opfer gefallen sein. Und wenn die Natur nicht an der Zerstörung mitwirkt, dann tut es der Mensch. Und so kam es, dass im Januar 2001 die Mariensäule von unbekannten Randalierern umgestoßen wurde und in drei Teile zerbrach. Die Jungfrau-Skulptur wurde dabei ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. Im Jahre 2002 konnte, dank des Bildhauers Henry Míča, und einem finanziellen Einsatz von 146.680,-Czk (ca. 5300,- Euro) die Säule wieder errichtet werden.


    Unterhalb des Felsen gibt es ausreichend bezahlpflichtige Parkplätze. Neben dem Infogebäude gibt es Toiletten und einen Imbiss. Wer kein tschechisches Kleingeld bei sich führt, um das Ticket am Automaten zu lösen, kann stattdessen sein Kennzeichen bei der freundlichen Dame an der Info notieren, in Euro bezahlen und bei Abfahrt Bescheid geben, dass man den Parkplatz wieder verlassen möchte. Erst dann öffnet sich die Schranke.


    https://de.wikipedia.org/wiki/Pansk%C3%A1_sk%C3%A1la


    httpss://www.google.com/maps/@…855296,244m/data=!3m1!1e3


    Ein paar Tage später war das Glasmuseum in Kamenický Šenov Ziel - diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Und was mir erst bei der Durchsicht der Bilder auffiel - hier an der rechten Mauer hat man wohl den Basalt der Panská skála verbaut. Im Hintergrund links auch noch Basaltsäulen als Gedenkstein für die Opfer des Faschismus. (Aber zu Kamenický Šenov und dem Glasmuseum später irgendwann gern mal mehr.)


    Vergrößerte Ansicht



    Viele liebe Grüße


    Anja

  • Liebe Anja,


    ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hier hast du ein weiteres bisher, zumindest für mich, unbekanntes Naturdenkmal vorgestellt.
    Und--mir scheint dass das trübe Wetter den mystischen Ort geradezu aufwertet.


    Und da heutzutage es nur noch Herausforderer gibt, weißt du davon, ob schon viele diese Felsbegehung durch geführt haben? Wundern würde es mich nicht.


    Das mit der Mariensäule ist mehr als traurig, dass haltlose Rabauken vor nichts halt machen.


    Ein weiterer hervorragender Bericht von einem Gebiet , das ich bisher nicht einmal in Erwägung gezogen habe. Da sieht man mal wieder, wie man sich täuschen kann.


    Vielen Dank für deine hervorragenden und bereichernden Bild - und Wortberichte.


    ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Hallo Dieter,


    auf diese Felsen bin ich auch nur durch Zufall gestoßen und sie stand dieses Jahr auf meiner "unbedingt mal hin"-Liste. Vorher hatte ich eine ähnliche "Bildungslücke" dahingehend. Manchmal kann etwas fast direkt vor der Haustür liegen und man hat keinen blassen Schimmer davon.


    Meine "unbedingt mal hin"-Liste bezüglich Tschechien wird auch immer länger. :24:



    und Hallo Helmut,


    das freut mich sehr, dass dir der Bericht gefallen hat. Eigentlich ist das Klettern auf den Felsen da verboten. Leider hält sich da kaum jemand dran. Habe schon Bilder gesehen, wo ich mich im Nachhinein fragte, wie der gute Mann da hochgekommen ist.


    Danke euch beiden!


    Viele liebe Grüße


    Anja

  • Zunächst mal : Deine stimmungsvollen Nebelbilder haben etwas für sich!
    Und dann- da fährt so manch einer nach Island , um eindruckvolle Basaltformationen zu sehen- dabei gibt es sie "fast" vor der Haustür!



    Die Geschichte mit der Mariensäule ist mehr als ärgerlich und ( wie immer bei solchen Zerstörungen) unverständlich. Zum Glück fand sich ein Gönner, der die Reparatur bezahlte.


    Danke, Anja, für diesen Bericht und für diese weitere Anregung für eine Reise nach Tschechien. ( Du hast Recht: Die TO DO Liste wird immer länger...)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • Meine "unbedingt mal hin"-Liste bezüglich Tschechien wird auch immer länger. :24:


    Dank deines Berichtes wächst meine automatisch mit! Ähnliche Felsformationen gibt es auch in Irland. Die stehen zwar auch auf meiner Liste, ob ich die jedoch jemals abarbeiten kann, steht in den Sternen.


    Noch mal recht herzlichen Dank für dieses Highlight, welches auch im Nebel recht gut zur Geltung kommt.

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