Ich habe euch ja neulich bereits das Rasthaus der Reichsautobahn am Chiemsee im Rahmen eines Rätsels vorgestellt.
Heute will ich euch noch mehr Bilder dieses einzigartigen Bauwerks zeigen. Die geschichtlichen Hintergründe könnt ihr aus diesem hervorragenden Link entnehmen.
https://www.geschichtsspuren.d…chsautobahn-rasthaus.html
Deshalb hier nur kurz zur Info die wichtigsten Dinge. Auch heute noch sind am Gebäudeensemble zwei gut erhaltene Tafeln angebracht.
Man muß sich vorstellen, daß mit dem Bau dieser Autobahn nach 1933 der Chiemsee und die Chiemgauer Alpen plötzlich nicht nur mit dem Zug sondern auch mit dem Auto relativ schnell von München aus erreichbar waren. Die wenigen, die ein Auto besaßen, konnten binnen eineinhalb Stunden von München kreuzungsfrei ohne Ortsdurchfahrten auf einer mehrspurigen asphaltierten Straße (!) bis an den Chiemsee fahren und dort in einer Gaststätte essen und gleichzeitig das Auto auftanken oder mit dem Ausflugsschiff eine Schifffahrt auf die Inseln machen. So etwas gab es damals nirgendwo auf der Welt.
Das Gebäude wurde unter persönlicher Leitung von Fritz Todt, dem späteren Reichsminister für Bewaffnung und Munition (Rüstungsminister) im typisch nationalsozialistisch übersteigerten alpenländischen Stil erbaut.
Heute würden wir sagen, ein eigenes Logo wurde für die Raststätte entworfen.
Hier der Haupttrakt im Stil eines überdimensionierten Chiemgauer Bauernhauses.
Am rechten Bildrand erkennen wir den Neubau mit Bettentrakt.
Der ehemalige Teil der Gaststätte wird auch heute noch vom derzeitigen Betreiber, einem Klinikkonzern als Speisesaal mit Terrassen direkt am See genutzt.
Auch diese „Nackte“ sitzt seit Ende der 30er Jahre auf dieser Mauer.
Der Uhrturm auf dem Nebengebäude zeigte damals schon dem Automobilisten, wann die Zeit für die Heimfahrt gekommen ist.
Ob damals schon so wie heute ein Badesteg vorhanden war, entzieht sich meiner Kenntnis. Dieser Gebäudeteil war damals wie auch heute den Übernachtungsgästen der ersten Klasse vorbehalten. Links oben befindet sich heute eine Schwimmhalle sowie der Saunabereich mit Blick auf den See.
Werfen wir mal einen Blick ins Innere des Gebäudes. Die folgenden Bilder zeigen das Haus, wie es vor knapp 80 Jahren aussah und wie es auch heute noch unter anderer Nutzung eingerichtet ist. Viele Möbel und sonstige Einrichtungsgegenstände sind Originale. Ebenso die wuchtigen Holzdecken. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist meiner Einschätzung nach hervorragend stilgerecht saniert worden. So etwas in dieser Art habe ich noch nie gesehen.
Die Speisesäle sahen damals kaum anders aus als heute. Die Leuchter sind original. Fenster und Wandverkleidungen mußten natürlich erneuert werden, schließlich haben da ja auch unsere amerikanischen Freunde ein paar Jahrzehnte drin gewohnt.
Zum Schluß möchte ich euch noch ein paar Bilder zeigen. Diese lebensgroßen Gemälde wurden in Auftrag gegeben, um die neue Raststätte zu schmücken. Dabei sollten die Bewohner der Region idealisiert als arbeitende Volksgenossen dargestellt werden. Ob Kitsch oder Kunst, muß jeder selbst für sich entscheiden.
Der hat sich offenbar aus dem Allgäu hierher verirrt. Aber so genau muß man das mit der Region auch nicht nehmen.
Dieser verrottete Steg stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg als die amerikanische Armee das Areal als „Recreation Area“ nutzte.
Ich hoffe, euch mit diesem kleinen Bericht einer besonderen Immobilie einen Einblick in die jüngere Geschichte meiner Heimat gegeben zu haben.
Jürgen