Istrien: Wanderung vom Rasa Kanal nach Rakalj

  • Im letzten Jahr habe ich euch rätselhafte Ruinen im Rasa Kanal an Istriens Ostküste vorgestellt.


    https://www.schoener-reisen.at/forum/showthread.php?4760-Istrien-Ostküste-Rätselhafte-Ruinen-im-Rasa-Kanal&highlight=Rasa+Kanal


    Auch wenn ich bisher nicht herausfinden konnte, welche Bedeutung diese Gebäude früher einmal hatten, mußte ich mir diese alten Steine noch einmal ansehen. Ich vermutete seinerzeit, daß der Pfad, der durchs Gestrüpp verläuft, direkt nach Rakalj oben auf dem Berg führen mußte. Was lag also näher, als erneut über Hrboki und Rebici zu diesem Strand im Rasa Kanal zu fahren, einen Rucksack mit etwas Proviant und Getränken umzuhängen und den im unteren Bereich ziemlich überwucherten Weg entlangzugehen um herauszufinden, wohin der Weg führt.


    Um es gleich vorweg zu nehmen. Auf dem Weg gelangt man tatsächlich nach Rakalj. Wir stellten also den Pkw am Strand, von Einheimischen nur Blaz genannt, ab und marschierten durch das frühsommerliche Grün zu den Ruinen.





    Schön, was da im Mai so alles am Wegesrand blüht.







    Bereits nach 10 Minuten haben wir die eingewachsenen Ruinen erreicht.







    Die im Herbst als vermeintliche Höhle identifizierte Öffnung im Fels entpuppte sich nun als munter sprudelnde Quelle, aus welcher ein veritabler Bach ins nahegelegene Meer mündet. An ein Erkunden des Stollens war nun nicht mehr zu denken.





    Auch die anderen Rinnsale oder Gräben waren nun mit Süßwasser gefüllt, welches in die nahe Bucht rauschte.





    Hatten wir uns erst einmal auf einem Pfad durch das Schilf gekämpft, sahen wir die Ruinen erstmals von der anderen Seite.







    Dann folgten wir einem richtigen, wenn auch steilen geschotterten Weg nach oben.





    Beim Blick zurück erkennen wir Trget, links davon der Freihafen, den ich euch auch schon mal in einem Bericht vorgestellt habe, und der ehemalige Steinbruch direkt hinter dem Hafen. In der Mitte des Bildes lugt das Ucka-Massiv hinter dem Hügel hervor.


    https://www.schoener-reisen.at…sa-Kanals&highlight=Trget





    In einem anderen Teil des Rasa-Kanals erkennen wir Fischkäfige für Aquakultur.





    Die Botaniker unter euch können mir sicher sagen, welchen Strauch ich da abgelichtet habe. Ich kenne die Pflanze nur vom Sehen.





    Der Fahrweg gabelt sich auf einer Kuppe. Hier muß man dem Hauptweg nach rechts folgen, da der Weg geradeaus im Nichts endet. Nach etwa einer Stunde Gehzeit sieht man östlich die Ortschaft Rakalj, welche man scheinbar nicht auf direktem und eigentlich kürzerem Weg erreichen kann, weil ein ursprüngliches naturbelassenes Tal dazwischen liegt. Unterhalb der Kirche erkennen wir eine große Steinfläche. Näheres hierzu später.





    Wo gibt es so schöne weiße Lilien noch wild wachsend am Wegesrand?





    Beim ersten bewohnten Haus außerhalb der Ortschaft wenden wir uns nach links und kommen an einzelnen neuen Häusern vorbei direkt auf die Teerstraße, die nach Rakalj führt. Links davon am Eingang zur Ortschaft sehen wir die etwa fußballfeldgroße Steinfläche.





    Eine Inschrift erklärt deren Bedeutung. Auch wenn man der Sprache nicht mächtig ist, kommt man zu der Erkenntnis, daß diese öffentliche Wasserauffangfläche mit riesiger Zisterne erst im Jahr 1954 gebaut wurde. Zuvor hat es anscheinend immer wieder Trockenperioden mit Wassermangel gegeben.





    Obwohl es mir bisher niemand erklärt hat, glaube ich, daß dieser für geländegängige Fahrzeuge und Traktoren befahrbare Weg, der von Rakalj bis runter zu den Ruinen führt, vor 1954 möglicherweise dazu gedient hat, Süßwasser zu schöpfen und ins Dorf zu bringen.


    Vor einigen Jahren dürfte eine Fernwasserleitung gebaut oder irgendwo in der Nähe eine ergiebige Quelle gefunden worden sein, so daß sich das Wasserproblem für die gar nicht mal allzu kleine Ortschaft gelöst hat und die öffentliche Zisterne schon nach wenigen Jahren „überflüssig“ im wahrsten Sinne des Wortes wurde.


    Erwähnen möchte ich hierbei noch, daß sich von Rakalj aus zugänglich am Südwesthang des Rasa Kanals ein Schotterwerk befindet. Hier wird Kalkstein abgebaut, zermahlen und auf Schiffe für den Export verladen. Auch für diese Anlage ist sicherlich eine große Menge Süßwasser erforderlich. Die Zugangsstraße zu diesem Steinbruch wurde in den vergangenen Jahren asphaltiert und so ausgebaut, daß sie von schweren LKW befahren werden kann.



    In einer Ecke der Zisterne wächst heute ein wilder Kirschbaum, der an diesem Tag nicht nur Einheimische sondern auch uns mit seinen Früchten erfreute.







    Der Blick auf den Kanal ist von hier oben natürlich etwas anders als von unten. Insbesondere der Ucka fällt nun durch seine Höhe auf.





    Laut Auskunft von Einheimischen führt zwar direkt unterhalb der Zisterne ein Pfad auf den Weg zu den Ruinen. Dieser war jedoch so stark zugewachsen, daß wir den selben Weg wie zuvor auch schon am Herweg zurück gewählt haben.





    Irgendwo durch dieses Tal muß der zugewachsene Pfad führen.





    Eine Blindschleiche kreuzte meinen Weg. Mit der wollte ich natürlich sofort Bekanntschaft schließen. Sie war offensichtlich nicht so erpicht darauf, da sie nicht in die Hose, sondern auf meine Hand gesch…. hat. Dabei brauchte das Tier doch keine Angst vor mir zu haben. Ich wollte es mir nur einer genauen Betrachtung unterziehen und habe sie dann vorsichtig wieder auf den Boden gesetzt.





    Eigentlich hätt es sich jetzt angeboten, direkt ein erfrischendes Bad am einsamen Strand Blaz zu nehmen. Allerdings hatten wir verschwitzten Wanderer so gar keine Lust darauf, als wir sahen, wie trübe hier das Wasser war. Entweder liegt das am mangelnden Wasseraustausch aufgrund der Abgeschiedenheit vom offenen Meer oder daran, daß das naheliegende Schotterwerk Staub und Dreck ins Wasser emittiert oder vielleicht auch an der Verschmutzung durch die naheliegenden Muschelzuchten und Fischkäfige. Wir haben uns erst nach der Rückkehr nach Liznjan im Meer von dieser Wanderung nach Rakalj erfrischt. :507:


    Ich hoffe euch mit diesem Bericht neues aus Istrien nahegebracht zu haben. Vielleicht ist er euch eine Anregung, auch mal diese kleine Wanderung von ca. 2,5 Stunden Gehzeit hin und zurück zu unternehmen.


    Jürgen

  • Also was man in diesem Forum alles zu sehen bekommt.


    Lieber Jürgen, ich wäre nie im Leben darauf gekommen so eine abgeschiedene Tour zur Erkundung fremder Geländeabschnitte im Urlaub zu nehmen.
    Deshalb danke ich auch, dass du das für mich übernommen hast.
    Klar, im Urlaub kommen zuerst oft die vordergründig wichtigen Sehenswürdigkeiten dran.


    Dein Vorteil, in der relativen Nähe zu wohnen und damit solche Ausflüge unternehmen zu können, ist großartig.


    Danke für diese Einsichten in eine naturbelassene Gegend mit vielen Kleinoden.


    Ganz lieben Gruß
    Helmut

  • Hallo Jürgen,


    ein schöner Bericht von einer total abseits gelegenen Landschaft in Istrien, danke fürs zeigen ...:up:

  • Jürgen wieder einmal abseits der touristischen Pfade!!
    Ich schätze, dass Du Teile Istriens bald besser kennst als Einheimische.
    Besonders interessant finde ich diese riesige Fläche zum Auffangen von Wasser für eine Zisterne.


    Solche gemauerten Flächen ( oft schräge Ebenen ) kenne ich von Süddalmatien.
    In dieser Größe hätte ich sie in Istrien nicht vermutet.


    Danke, Jürgen - auch für die die schönen Landschafts- und Naturbilder!!
    Der Strauch mit den roten Blütenbüscheln ist ( vermutlich ) ein Perückenstrauch.


    ( Hast du schon mit Deiner "Neuen" fotografiert?)


    Liebe Grüße,
    Elke

  • ...Hast du schon mit Deiner "Neuen" fotografiert?...


    hallo Elke,


    solche Wasserauffangflächen gibt es sonst meines Wissens tatsächlich nicht in Istrien. Der Grund dürfte darin liegen, daß Istrien verhältnismäßig niederschlagsreich ist im Gegensatz zu Dalmatien oder auch den Inseln, wo kaum Bäche und Flüsse schon gar nicht vorhanden sind. Allerdings habe ich solche Flächen auch auf den ehemaligen Gefängnisinseln Goli Otok und Grgur Otok ebenso wie im südlichen Velebit im Raum Karlobag schon gesehen. Auch da mußte Regenwasser scheinbar großflächig als Trinkwasser aufgefangen werden. In Istrien habe ich im übrigen wiederholt gesehen, daß nicht nur das Dachwasser der Häuser sondern auch das der Kirchen in Zisternen geleitet wurde.


    Die neue Kamera habe ich noch nicht getestet. Ich hoffe, demnächst mal ein paar Kilometer von zuhause weg zu kommen und dann eine Bilderserie anfertigen zu können. Gestern abend hatten wir zwar "Mecki" zu Besuch, als wir auf der Terrasse saßen. Den hat jedoch Angelika mittels Smartphone fotografiert und sein Portrait mittels Whatsapp verbreitet.


    grüsse


    jürgen

  • Vor ein paar Wochen habe ich zusammen mit Freunden erneut eine Wanderung in dieser Gegend unternommen. Den Bericht dazu findet ihr hier:



    grüsse


    jürgen

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