Im Januar 2013 haben meine Angelika und ich gemeinsam mit Bekannten die Chance genutzt, der winterlichen Kälte ins sonnige Ägypten zu entfliehen. Lidl Reisen bot uns eine Woche Halbpension mit Flug ab Stuttgart und Transfer ins Hotel für sage und schreibe 172 € pro Person an. Dieser Preis überzeugte mich, einmal auf andere Art Urlaub zu machen, obwohl ich nicht zu den typischen Pauschalurlaubern zähle.
Nach vier Stunden Flugzeit hatten wir es geschafft. Wir flogen über den Balkan, das östliche Mittelmeer, den Suezkanal und die Sinai-Halbinsel bis nach Sharm el Sheik, welches an der Südspitze dieser Halbinsel liegt.
Links davon der Golf von Suez, rechts der Golf von Aquaba, beide Meeresarme gehören zum Roten Meer.
Das Hotel Tropicana Tivoli war doch schon etwas älter und abgewohnt und leider auch nicht direkt am Strand gelegen. Dafür gab es einen kostenlosen Schuttle-Service sowohl zum Strand als auch abends nach Nama Bay, einem Vorort, wo Hunderte von Läden und Kneipen auf die Devisen der Urlauber warten.
British-American Tobacco BAT als Sponsor der Rauchverbotstafeln.
Der Pool im Hotel war zwar recht groß, die Wassertemperatur jedoch mit 20 Grad Celsius nicht gerade angenehm. Dies insbesondere deshalb, weil das Meer knapp 25 Grad hatte. Überhaupt das Meer: Berühmt sind die Korallenbänke direkt am Strand. Man läuft nur ca. 30 bis 50 Meter im flachen Wasser auf grobem Sand (zerbrochene Korallen) und schon befinden sich ca. in einem Meter Tiefe ausgedehnte Korallenbänke, wo man jegliches Meeresgetier mit Hilfe von Taucherbrille und Schnorchel beobachten kann.
Mangels eines entsprechenden Gehäuses oder einer speziellen Kamera kann ich Euch leider keine Unterwasseraufnahmen bieten. Hier deshalb ein paar Eindrücke vom Strand.
Unser Strand war recht eng, weil er für die Urlauber mehrerer Hotels diente. Zugang war somit nur für Hotelgäste möglich. Meine Erkundungen fanden auch keinen öffentlichen Strand, lediglich eine Badeanstalt, wo Eintritt bezahlt werden musste.
Dafür versuchten Einheimische uns Ausflüge, Massagen, Getränke oder Henna-Bemalungen anzudrehen. Ich habe immer vorgegeben, aus Dänemark zu stammen und kein Englisch zu sprechen. Dies hat mir so manches Verkaufsgespräch erspart.
Eigentlich ist es in diesem Land klar, daß man weder Getränke noch Speisen mit an den Strand nehmen darf. Schließlich kann man diese Dinge ja da überteuert (Handeln erlaubt – es sind keine Preise angeschrieben) kaufen.
Erwähnen möchte ich hier auch, dass Sauberkeit anscheinend ein Fremdwort in Ägypten ist. Das Hotel war zwar verhältnismäßig in Ordnung und die Anlage gepflegt. Müll wird jedoch grundsätzlich überall abgelagert. Die Bucht am Strand nebenan nimmt die ausgedienten Liegen und Auflagen auf.
Obwohl die Speisekarte schon Lust auf Essen machte, konnte ich mich nicht für ein Gericht entscheiden.
Die zahlreichen halbfertigen und ruhenden Hotelbauten (meist nur Rohbauten) sind idealer Lagerplatz für alle Arten von Müll und Bauschutt. Leider konnte ich das qualifizierte Wachpersonal, welches teilweise in diesen Ruinen haust, nicht fotografieren. Man stelle sich einfach eine Matratze und mehrere Kartons für den Hausrat sowie zwei kaputte Plastikstühle als Inventar vor. Da fehlt natürlich jegliche Intimität. Wie gut, dass gelegentlich ein streunendes Kamel (wem gehört das wohl?) vorbeitrottet um etwas an halbvertrockneten Palmen oder Sträuchern zu knabbern.
Einen Ausflug mit dem Boot zum Schnorcheln auf Tiran Island im Golf von Akaba haben wir schließlich für 15 € einschließlich Speisen und Getränke bei einem Strandverkäufer gebucht (Achtung: erst am nächsten Tag bei Abholung im Hotel bezahlen).
Auch wenn der Tag bewölkt und die Sicht unter Wasser deshalb nicht ideal war, so sind wir doch einige Seemeilen der Küste entlang gefahren und haben so manches gesehen.
Dieser Dame war das Wasser zu kalt, insbesondere deshalb, weil die Sonne nicht schien.
Mein Angebot, das Schiff auf dem Rückweg zu steuern, hat der Steuermann dankend angenommen. Ich habe ihn dann erst wieder kurz vor Einfahrt in den Hafen gesehen, wo er mich abgelöst hat. Scheinbar hatte er Angst, ich könnte das Anlegemanöver versauen...
Tiran Island, eine Insel etwa 3 Kilometer vom Festland der Sinai-Halbinsel entfernt, liegt zwischen Ägypten und Saudi-Arabien. Aufgrund des Bewuchses mit Korallen ist die Straße von Tiran sehr schmal.
Wie man im Bild erkennen kann, kommt es hier immer wieder zu Schiffsunglücken. Das große Wrack stammt aus dem Jahr 1981. Ein älteres ist schwach im Hintergrund zu sehen. Auch unter Wasser liegen einige gesunkene Schiffe.
Als im Jahr 1967 Ägypten die Straße von Tiran für israelische Schiffe, die den Hafen Eilat am Ende des Golfs von Aquaba anlaufen wollten, sperrte, kam es zum Sechs-Tage-Krieg, bei welchem Israel die Halbinsel Sinai besetzte. Vielleicht hätten sich die Kinder Abrahams nicht wenige Jahre darauf im Vertrauen auf Frieden aus dem Sinai zurückziehen sollen, denn im Jahr 1973 nutzten Ägypten und das verbündete Syrien einen jüdischen Feiertag und griffen Israel erneut an. In diesem Jom-Kippur-Krieg genannten Waffengang hatte wiederum Israel das Kriegsglück auf seiner Seite und besetzte bis zum Jahr 1982 nach dem Frieden von Camp David erneut die Halbinsel.
Als ich 1984 von Eilat in Israel aus mit dem Bus und Taxi über Taba, Nuweiba und Dahab bis Sharm el Sheik fuhr, bestand der heutige Touristenort mit ca. 35.000 Einwohnern und einer vielfachen Hotelkapazität nur aus wenigen Häusern, der ca. 100 (!) Bewohnern als Heimat diente. Es ist schon erstaunlich, was man in so kurzer Zeit alles aus der Wüste stampfen kann.
Das Trinkwasser wird im übrigen nicht aus entsalztem Meerwasser gewonnen. Das wäre viel zu teuer. Tatsächlich wird an mehreren Stellen Grundwasser aus großer Tiefe gefördert. Wie lange dieses Wasser bei der stürmischen Weiterentwicklung der Touristenhochburg noch ausreicht, kann ich nicht sagen.
Noch ein paar Worte zum Geld. Die offizielle Landeswährung ist das Ägyptische Pfund. Für einen Euro bekommt man in der Bank (es gibt Geldautomaten, die Scheine wechseln) ca. 8,7 Pfund. Münzen gibt es nicht. Der kleinste Schein hat einen Wert von 5 Pfund. Im Hotel ist der Kurs etwa 10 % schlechter als am Automaten. Gerne nehmen die Ägypter auch Dollar oder Euro.
Die Tatsache, dass wir uns in einem arabischen Land aufhalten obwohl sich die Ägypter nicht als Araber verstehen, wurde uns schon am Flughafen bewusst. Da sollten wir doch pro Person 18 € für ein Visum bezahlen, welches benötigt wird, wenn man nicht nur die Sinai-Halbinsel besucht. Tatsächlich wird jedoch derzeit vom Auswärtigen Amt davor gewarnt, die Badeorte zu verlassen.
Im übrigen macht es auch keinen Spaß, mit Taxi (alle mit Erdgas betrieben, weil dies im Land vorhanden ist und deshalb keine Devisen benötigt werden) oder Bus alle paar Kilometer in eine Kontrollstelle zu fahren. Diesel wie auch Benzin müssen importiert werden und sind deshalb immer wieder mal knapp. Wir haben zwei mal ziemlich lange Schlangen von Lkw und Bussen an den Tankstellen gesehen.
Ein deutscher Ingenieur, der seit einiger Zeit in Suez am Eingang zum gleichnamigen Kanal eine Düngemittelfabrik im Auftrag von ThysenKrupp Uhde erstellt, hat uns von ca. 20 Kontrollstellen von Suez bis Sharm el Sheik erzählt. Er hat das lange Wochenende (Freitag entspricht unserem Sonntag und am darauffolgenden Samstag feierten die Moslems den Geburtstag Mohammeds) für einen Ausflug zum Tauchen genutzt.
Fazit:
Für das wenige Geld hatten wir viel Urlaub mit Sonne und sauberem und warmen Meerwasser. Sollte es mich noch einmal nach Sharm el Sheik verschlagen, wäre mir ein Hotel mit ausreichend großem Sandstrand direkt am Meer gelegen lieber. Die traumhafte Unterwasserwelt lohnt die Reise auf jeden Fall.
Jürgen