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Das Gaswerk in Augsburg - Oberhausen

  • claus-juergen
  • 2. Februar 2012 um 22:43
  • Online
    claus-juergen
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    • 2. Februar 2012 um 22:43
    • #1

    Hallo Freunde von alter Industriearchitektur!

    Vor zwei Jahren hatte ich die Gelegenheit, im Augsburger Stadtteil Oberhausen auf den 84 m hohen Gaskessel steigen zu dürfen. Auch das Innere ist mittlerweile begehbar, nachdem das Gaswerk im Jahr 2001 stillgelegt wurde. Dieser größte von insgesamt 3 Gasbehältern wurde erst im Jahr 1954 in Betrieb genommen, hat einen Durchmesser von 45 Metern und fasst immerhin 100.000 Kubikmeter Gas.

    Das folgende Bild zeigt das Innere des Gaskessels. Darin war im Jahr 2009 ein Foucaultsches Pendel aufgehängt. Die Bewegung dieses Pendels wird durch die Erddrehung hervorgerufen. Die Stelen sind Lautsprecher. Gesteuert durch das 70 Meter lange Foucault Pendel erklingen die Töne von Bachs C-Dur Präludium in hypnotischer Langsamkeit.
    Synchron zur Pendelperiode von 17 Sekunden baut sich das Stück Note für Note über eine Zeit von 10.000 Sekunden auf. Ob dieses Ding heute noch installiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Es war jedenfalls ein sehr ungewöhnliches Klangerlebnis im Innern dieses gewaltigen Kessels.

    Oben war eine sogenannte Abdichtscheibe mit Betongewichten. Das ganze wog 356 Tonnen und verhalf so dem Gas zu einem Druck von ca. 23 bar. Diese Scheibe ist mittlerweile abgesenkt worden. Wenn man jetzt nach oben blickt, sieht man Licht, welches durch Öffnungen an der Decke bzw im oberen Bereich der Wand einfällt. Der jetzt abgesenkte Deckel wurde nur bis maximal knapp unterhalb der Fensteröffnungen angehoben.

    Der Blick auf das Gelände während des Aufstiegs.

    Auf das Dach des Kessels führt sowohl ein Aufzug als auch eine Treppe. Oben kann man herumlaufen und hat von dort natürlich einen tollen Blick über Augsburg. Hier der Blick nach Süden. Etwas links der Mitte der Hotelturm.

    Dies ist eines von mehreren Notventilen, über welche Druck abgelassen werden konnte.

    Die beiden benachbarten Gasbehälter waren kleiner und von anderer Bauart. Vom großen Kessel aus kann man erkennen, daß diese älteren ein wesentlich geringeres Fassungsvermögen haben als der jüngste Behälter. Hier ist der „Deckel“ eine Art umgestülpter Topf, der exakt in den unteren Teil passt und sich je nach Gasmenge nach oben schiebt. Abgedichtet wurde das ganze bei allen drei Gasbehältern durch Öl. Durch das Eigengewicht entsteht der Gasdruck. Diese beiden Gasbehälter wurden bereits in den Jahren 1910 bis 1913 gebaut.

    Die Eisengestelle außen um die Behälter dienten zum einen dem Deckel als Führung und zum anderen der Wartung, insbesondere dem Aufbringen des Dichtöls. Unvorstellbar für mich ist die Tatsache, daß die Dichtung allein durch dieses Öl erfolgt ist.

    In diesem Pumpen- und Maschinenhaus wurde das Gas gereinigt und bei Bedarf weiter verdichtet und ins städtische Netz eingespeist.

    Hier noch mal der große Gasbehälter von unten gesehen.

    Als Laie habe ich mir angelesen, daß zur Gasproduktion Steinkohle aus Bayern, Böhmen und dem Saarland per Bahn angeliefert und mittels Hitze zu Kokskohle verschwelt wurde. Dabei entstand das sogenannte Stadtgas, welches im übrigen giftig war. Dieses Stadtgas wurde in das seit dem 19. Jahrhundert ständig weiter ausgebauten städtische Gasnetz eingespeist und diente der Beleuchtung von Straßen sowie Wohnungen und auch zum Kochen. Natürlich konnten sich dies nur wohlhabende Bürger leisten.

    Für die ärmeren Mitmenschen blieb immerhin noch der Kauf eines Leiterwagens voll Kokskohle, die immer noch einen guten Heizwert hatte. Das Gaswerk in Augsburg wurde während des Krieges trotz wiederholter Bombenangriffe nicht zerstört und stellt heute ein einzigartiges Industriedenkmal in Europa dar.

    Wer mehr darüber wissen will, kann unter diesem Link technische und geschichtliche Details nachlesen:

    https://www.gaswerk-augsburg.de/

    Ich hoffe, mit diesem Beitrag euch interessantes aus der Nachbarschaft nahe gebracht zu haben.

    Ein Nachtrag noch zur dieser Technik der Speicherung von Gas. In Pula in Kroatien gibt es noch solche Behälter wie die hier gezeigten älterer Bauart. Die Anlagen stehen beim Yachthafen Veruda und sind noch in Betrieb.

    Jürgen

  • wallbergler
    Gast
    • 2. Februar 2012 um 23:31
    • #2

    Hallo Jürgen,

    das ist eine wunderbare Geschichte. Wir hier in München hatten draußen in Moosach auch 3 Gaskessel.
    Anfang des 20.Jahrhunderts wurden sie aufgestellt und in den 90 ger Jahren endgültig abgerissen.

    Wir hatten in Schwabing selbst noch Gas, was aber dann schon später mit Erdgas vermischt wurde.
    Es war nicht ungefährlich und irgendwann wurde auf Grund einiger Unfälle eine Entgiftungsanlage (wegen dem Kohlenmonoxid) eingebaut. (letzteres habe ich nach gelesen).

    Das war für uns Kinder, bzw. Jugendliche schon immer etwas Besonderes mit dem Radl da hinaus zu fahren und staunend vor den Gasriesen zu stehen.

    In einem Bericht im Internet habe ich folgendes nachgelesen:

    "Bis dahin (also bis zur Schließung 75) war das Gaswerk der wohl unbeliebteste Arbeitsplatz bei den Stadtwerken. Es war heiß (die Kohle wurde unter Luftabschluss bis auf 1200 Grad erhitzt), es stank (das entstehende Rohgas enthielt zahlreiche Stoffe, wie Ammoniak, Schwefel und Teer, die herausgefiltert werden mussten) und es war anstrengende körperliche Arbeit".

    Auch ein Aspekt, den wir natürlich nicht mal ahnten.

    Danke für deinen aufschlussreichen Bericht, hat Spaß gemacht.
    Helmut

  • cabrio
    Gast
    • 3. Februar 2012 um 05:15
    • #3

    Danke für den interessanten Bericht Jürgen.

    Die Anwohner fanden den häßlichen Klotz ja nicht so schön, wie ich bei vielen Fußballspielen bei der SV Stadtwerke, ESV Augsburg und bei Bärenkeller feststellen konnte. Trotzdem sind wir mit dem Ding aufgewachsen.

  • Huewer
    Gast
    • 3. Februar 2012 um 07:49
    • #4

    Hallo Jürgen,

    zunächst war ich irretiert durch die Überschrift Augsburg - Oberhausen. Es gibt hier in Oberhausen / NRW einen sehr bekannten "Gasometer", der zu allen möglichen Veranstaltung umfunktioniert wurde.
    Jetz bin ich aber informiert, das es in Augsburg einen gleichnamigen Stadtteil gibt.
    Danke für den interessanten Bericht.

  • Online
    claus-juergen
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    • 3. Februar 2012 um 09:18
    • #5

    hallo bernd,

    das ding in oberhausen kenne ich auch. es ist glaublich etwas größer als der kessel im augsburger stadtteil.

    ich kann mich erinnern, daß vor vielen jahren christo eine kunstinstallation mit lauter gelben und roten ölfässern darin aufgebaut hat. danach soll das ding geflutet worden sein um tauchern das tauchen zu ermöglichen. ich würde da nie tauchen, nicht mal schwimmen! hast du kenntnisse, wie das ding im ruhrpott derzeit genutzt wird?

    grüsse

    jürgen

  • Gast001
    Gast
    • 3. Februar 2012 um 09:39
    • #6

    Das ist ein sehr interessanter Bericht, Jürgen ( Gut, dass du Dich erinnert hast, dass das Rätselbild noch auf Deiner Festplatte schlummerte).
    Interessant sind natürlich die technischen Details, die Du recherechiert (oder gewusst ) hast und die historische Bedeutung haben.
    Was mich allerdings fast noch mehr fasziniert, ist diese Installation von Foucaultschem Pendel in Verbindung mit der Musik von Bach. Das würde ich gerne sehen /hören.
    Auf der von Dir angegebenen Seite sehe ich:
    "Aktuell Winterpause bei den Führungen und Aufstiegen - Ab April 2012 geht es wieder weiter"

    Da werde ich im Sommer wohl nochmals schauen.

    Danke, Jürgen!

    Gruß,
    Elke

  • Online
    claus-juergen
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    • 3. Februar 2012 um 11:51
    • #7

    hallo elke,

    da gibt es vor ort einen sehr rührigen und engagierten verein, deren mitglieder die alten anlagen instand halten. ob die musikinstallation noch zu hören ist (1 ton aus der orgel dauerte glaublich 17 sekunden) kann dort vielleicht in erfahrung gebracht werden. die von mir zitierte web-site ist die des vereins, nicht der stadt augsburg. mir hat das klangerlebnis jedenfalls gefallen. war mal was anderes, insbesondere bei diesem gewaltigen resonanzkörper.

    solltest du im sommer einen termin für einen besuch in augsburg finden, melde dich bei mir. ich wäre gerne noch mal dabei.

    grüsse

    jürgen

  • cabrio
    Gast
    • 4. Februar 2012 um 00:57
    • #8
    Zitat von claus-juergen

    hallo elke,

    da gibt es vor ort einen sehr rührigen und engagierten verein, deren mitglieder die alten anlagen instand halten. ob die musikinstallation noch zu hören ist (1 ton aus der orgel dauerte glaublich 17 sekunden) kann dort vielleicht in erfahrung gebracht werden. die von mir zitierte web-site ist die des vereins, nicht der stadt augsburg. mir hat das klangerlebnis jedenfalls gefallen. war mal was anderes, insbesondere bei diesem gewaltigen resonanzkörper.

    solltest du im sommer einen termin für einen besuch in augsburg finden, melde dich bei mir. ich wäre gerne noch mal dabei.

    grüsse

    jürgen


    Da wäre ich auch dabei.

  • Online
    claus-juergen
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    • 4. Februar 2012 um 09:08
    • #9

    hallo anton,

    dann machen wir ein kleines forumstreffen im gaswerk augsburg. wer will, kann sich dann von großen gaskessel abseilen lassen und wer will, kann mit mir dann eine gute gaststätte besuchen.

    grüsse

    jürgen

  • Gaswerk Augsburg
    Gast
    • 8. Februar 2012 um 17:00
    • #10

    Hallo miteinander
    Bin über die Google Suche hier fündig geworden.
    Freut mich sehr, das ihr den Gaskessel als "Thema" hattet.
    Zu der Frage vom Pendel und der Orgel - Ja, die werden auch dieses Jahr von April bis Oktober jeden Sonntag besuchbar sein.

    Und danke für das Lob über unseren Verein, wir bemühen uns, das ganze lebendig rüberzubringen, so das auch Kinder und Frauen am Ende sagen, das es ihnen gefallen hat und nicht langweilig war.

    Der große Gaskessel (so wird er von den "Augschburgern" genannt) hatte übrigens eine Druck von 23 mbar nicht von 23 bar ;)
    Für 23 bar müsste die Scheibe 356000 Tonnen wiegen - und die Abdichtung wäre da schon lange unwirksam......

    Der Augsburger ist einer von etwa 30 noch existierenden Scheiben-Gasbehälter in Deutschland und zusammen mit dem großen Bruder in Oberhausen die einzigen beiden, die man besuchen kann.

    Der große im Ruhrgebiet Oberhausen wurde übrigens nicht zu einem Tauchbecken umgebaut, das ist ein anderer - nämlich ein Teleskop-Gasbehälter in Dusiburg
    Siehe hier -> https://www.gaswerk-augsburg.de/deutschland.htm#duisburg

    Bitte nur als Ergänzung / Anmerkung verstehen, will hier niemanden "verbessern".

    Freue mich über den Besuch von euch

    Oliver (Webmaster von der Webseite und Vorstand vom Verein)

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