1. Forum
    1. Unerledigte Themen
    2. Privatforum
    3. Themen der letzten 10 Tage
  2. Medienverwaltung
    1. Bildergalerie-Alt
    2. Alben
    3. Nutzungsbedingungen
    4. Videokanäle
  3. Nepomuks
  4. Gamezone
    1. Highscore
  • Anmelden oder registrieren
  • Suche
Dieses Thema
  • Alles
  • Dieses Thema
  • Dieses Forum
  • Forum
  • Bilder
  • Videos
  • Seiten
  • Spiele
  • Erweiterte Suche
  1. Schoener Reisen » Forum » Sehen, erleben und berichten
  2. Forum
  3. Bildberichte aus dem deutschsprachigen Raum
  4. Spezial-Reiseberichte

Bilder und Geschichten aus waldis Heimat

  • waldi
  • 22. November 2024 um 00:10
  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 22. November 2024 um 00:10
    • #1

    Liebe Foris!

    Nun bin ich seit knapp 14 Jahren hier im Forum angemeldet.
    Es wird langsam Zeit, dass ich Euch etwas über meine Heimat erzähle.

    Meine Heimatstadt ist Wörth am Main im Landkreis Miltenberg in Unterfranken.
    Wörth liegt am westlichen Ufer des bayrischen Untermains, im Mainviereck zwischen Miltenberg und Aschaffenburg. Neuerdings nennt sich die Gegend Churfranken.
    Viele hier verstehen sich sowieso nicht als Bayern. Unsere Gegend ist das letzte Schwanzhaar des bayrischen Löwen. Mir san Franken!
    Außerdem sind uns die hessischen Städte Darmstadt, Hanau, Offenbach, Frankfurt und Wiesbaden nicht nur geografisch näher, sondern auch vom Dialekt und Brauchtum.

    Die Stadt Wörth hat derzeit knapp 5000 Einwohner.
    Seit meinem 6. Lebensjahr lebe und wohne ich - mit ein paar Unterbrechungen - in dieser Stadt.

    Die ersten Spuren einer Besiedelung der Wörther Gemarkung deuten auf eine jungsteinzeitliche Siedlung der Bandkeramiker vor etwa 4000 bis 5000 Jahren hin.
    Grabungen an gleicher Stelle belegen, dass römische Soldaten wohl in der Zeit Kaiser Domitians (81 - 96 n. Chr.) ein einfaches Holz-Erde-Kastell errichtet hatten.
    Es war wahrscheinlich Teil des Odenwaldlimes, oder es könnte auch eine bewehrte "villa rustica" gewesen sein, so wie die Haselburg.

    Kastell_Karte.jpg
    Quelle: Wikipedia

    Ein weiteres Kastell, jetzt aus Stein und mit Mauern umgeben, fand man in der Nähe des Mainufers, nördlich der jetzigen Stadt. Anhand bei Grabungen gefundener Mauerreste hat man diesen Grundriss erstellt.

    Wörth Kastell Grundriss.jpg

    So stellte sich ein Herr Volkheimer nach Ausgrabungsergebnissen eines Herrn Conrady 1882 die Front des Kastells vor.

    Wörth Kastell Front.jpg

    Bis etwa 150 n. Chr. wurde nämlich der Verlauf des Limes an den Main vorgerückt – der "nasse Limes". Der Grenzverlauf löst sich auf der obigen Karte nach Miltenberg wieder vom Main in südlicher Richtung. Als im Jahre 233 die Alemannen den Limes in breiter Front überrannten, dürfte auch das Wörther Kastell verwüstet worden sein.
    Die Völkerwanderung begann und an ihrem Ende gehörte Wörth zu Austrasien, einem Teil des Fränkischen Reiches.

    Am heutigen Friedhof dient der Chor der St. Martinskirche heute als Friedhofskapelle.

    Wörth Friedhofskapelle1.jpg

    Der Rest ist 1789 abgerissen worden. Dort wird eine fränkische Siedlung aus dem 6. bis 8. Jahrhundert vermutet. Darauf deuten Flurnamen, das Ruhkreuz und eine urkundlich belegte Gerichtsstätte hin. Einer der drei Rugsteine (Gerichtsstein) ist gefunden und wieder aufgestellt worden.

    Das Ruhkreuz.

    Wörth Ruhkreuz.jpg

    Ob das Ruhkreuz tatsächlich erst 1729 - wie in den Sockel eingraviert - aufgestellt wurde, oder ob es mit der Ruhbank (oder Rugbank), oder/und mit den Rugsteinen in Verbindung stand ist nicht belegt.

    Wörth Ruhkreuz Sockel.jpg

    Der gußeiserne Christus wurde in der Nazizeit von SS-Leuten abgerissen und in den nahen Breitenbach geworfen. Er wurde wieder aufgefunden und noch während des Krieges wieder am Kreuz befestigt.

    Wörth Ruhkreuz Korpus.jpg

    Das Ruhkreuz mit der Ruhbank und dem aufgefundenen Rugstein.

    Wörth Ruhkreuz mit Ruhbank und Rugstein.jpg

    Wörth Ruhbank und Rugstein.jpg

    Die heutige Stadt Wörth wurde im 13. Jhd. von den Herren von Breuberg unter der Oberherrschaft der Mainzer Bischöfe wenige 100 Meter südlich des Friedhofs als "Werde" gegründet.

    Laut einem Gemälde im alten Rathaus sah Wörth früher so aus.

    Wörth Altstadt Gemälde.jpg

    Die Stadt war von einer Stadtmauer umgeben die noch teilweise erhalten ist.
    An den rechten Ecken standen zwei Ecktürme wovon der untere noch steht.
    Vier Tore waren in der Stadtmauer, wovon der obere linke Torturm noch vorhanden ist.
    Am linken Stadtrand stand ein Schloss das leider angebrochen wurde. Nur der Schlossturm steht noch.

    Weiter gehts im nächsten Beitrag.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi (22. November 2024 um 00:14)

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 24. November 2024 um 21:43
    • #2

    Der oben gezeigte, mit einer Stadtmauer umgebene Teil der Stadt Wörth, sieht heute so aus.

    Luftbild Altwörth.jpg

    Links außen sieht man das Fabrikgelände, das früher der Schlossbereich war. Rechts oben steht die Martinskapelle im Friedhof.

    Weil die Stadt regelmäßig vom Hochwasser überflutet wurde plante man die Verlegung in hochwasserfreies Gebiet. Erste Überlegungen gab es nach den verheerenden Überschwemmungen im Februar 1784. Eine Markierung am alten Rathaus zeigt den Höchststand des damaligen Hochwassers.

    Wörth Bürgerhaus Hochwassermarken1.jpg Wörth Bürgerhaus Hochwassermarken2.jpg


    123,06 m über NN bedeutet 8 Meter und 60 Zentimeter über dem normalen durchschnittlichen Wasserstand - ein Jahrtausendhochwasser! Da standen in der Wörther Altstadt die Wohnungen im Hochparterre alle unter Wasser. Weil das Toilettenhäuschen nur "über den Hof" erreichbar war verrichteten die Bewohner ihre Notdurft aus dem Fenster. So wurde der Wörther Bürger zum "Schlackschisser".

    Die Erzählung von der Entstehung des Schlackschissers

    Warum heißen die Wörther „Schlackschisser“?
    Am 29.02.1784 war in Wörth und Umgebung eines der höchsten Hochwasser.
    Deswegen mussten die Alt-Wörther bis in die Dachgeschosse ziehen, damit sie vom Wasser nicht erreicht wurden.
    So auch Familie Klein.
    Herr Klein hatte einen kleinen Sohn mit Namen Theo.
    Der Kleine fing nach einiger Zeit an zu quengeln, er müsste aufs Klo.
    Mutter Maria war ratlos, was sollte nur geschehen?
    Auf den Plumsklo über den Hof konnte man ja nicht, denn er war durch das Wasser verschwunden.
    So nahm Maria fürs erste den alten Nachttopf ihrer Großmutter.
    Doch was war mit den Erwachsenen?

    Der älteste Sohn Dietmar hatte eine Idee und sprach halblaut: „Es gibt ja noch den Schlack!“ –
    (Dies ist eine Dachöffnung, die mit einer Schiebetür verschlossen wird.) –
    „Ja, du hast recht,“ antwortete Hubert.
    „Aber da könnten wir doch unser Geschäft erledigen?“
    Doch das kostete noch einige Mühe.
    Maria sagte: „Als erstes müssen wir das Fenster frei räumen.“
    Doch das Fenster war unerreichbar.
    Eine Leiter fand sich auch, und so machten sie dann der Reihe nach ihr Geschäft zum Schlack hinaus.
    Durch das Hochwasser bot sich sogar eine moderne Wasserspülung.

    Ein Erlenbacher hatte mit einem Fernglas dieses Geschehen amüsiert beobachtet und seinem Nachbarn erzählt.
    Dann ging diese Beobachtung durch Erlenbach wie ein Lauffeuer.
    So bekamen die Wörther den Spitznamen: „Schlackschisser“.
    Quelle: Pfarrei St. Nikolaus

    Es wurden mehrere Pläne für eine Ortsverlegung erstellt, aber keiner wurde umgesetzt. Endlich scheiterte das Vorhaben am fehlenden Geld.
    Knapp 100 Jahre später wurde das Thema wieder aktuell. Zum Jahresende 1882 stand die Stadt wieder für etwa 3 Wochen unter Wasser. Da war der Höchststand zwar 73 cm niedriger als 1784, aber das Wasser gefror in den Wänden und die Wohnungen waren über den ganzen Winter kalt und nass. Die Schäden waren so groß, dass von den 216 Häusern 116 abgerissen werden mussten. Auch der obere Eckturm - der Hexenturm - und das obere Maintor wurden abgetragen.

    Schon vor dieser Katastrophe waren durch die steigenden Einwohnerzahlen außerhalb der Stadtmauern Häuser gebaut worden, aber jetzt war man entschlossen die Stadt außerhalb der Hochwasserzone neu aufzubauen. Die neue Stadt - Neuwörth - entstand schnell am Reißbrett.

    Luftbild Neuwörth.jpg

    Zuschüsse flossen vom Land, dem Bezirk und der Stadt. Einheitliche Hauspläne, günstiges Holz aus dem Stadtwald, und der rote Buntsandstein aus nahen Steinbrüchen sorgten für eine schnelle Umsetzung.

    Wörth Neuwörth Einzelhausplan.jpg

    Anfang 1885 waren 108 der 120 Häuser fertiggestellt und bezogen!

    Wörth Neuwörth Häuserplan.jpg

    So wirkt heute noch das Bild einer gewissen Einheitlichkeit.

    Wörth Neuwörth Häuser.jpg

    Schon 1883 wurde die Schule im neuen Stadtteil eingeweiht.

    Wörth Neuwörth Marktplatz.jpg

    Wörth Neuwörth Schule1.jpg

    In diese Schule bin ich einige Jahre gegangen. Damals war eine Galerie an der Front vorgebaut die zu den beiden Eingangstüren führte. Das sind die beiden Bogenfenster im ersten Stock. 1965 zieht die Schule in ein neues Gebäude. Nach einem Umbau dient sie als Rathaus.

    Eine etwas pathetisch formulierte Erinnerungstafel an der Front der ehemaligen Schule.

    Wörth Neuwörth Schule3.jpg

    Dem damaligen Regierungspräsidenten von Unterfranken Friedrich von Luxburg wird besonders in einer Gedenktafel für die Unterstützung gedankt.

    Wörth Neuwörth Schule2.jpg

    Fünf Jahre später, 1889, wurde auch die neue Kirche St. Nikolaus fertiggestellt.

    Wörth Nikolauskirche1.jpg

    Weiter gehts im nächsten Beitrag.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    6 Mal editiert, zuletzt von waldi (26. November 2024 um 12:05)

  • claus-juergen
    Administrator
    Beiträge
    10.542
    Bilder
    23.658
    Geschlecht
    Männlich
    Interessen
    eigentlich alles, von Natur aus neugierig
    Lieblingsreiseland
    Kroatien, Thailand, Frankreich, Spanien
    • 25. November 2024 um 11:58
    • #3

    hallo Waldi,

    danke fürs Mitnehmen in deine Heimat. Mir stellt sich angesichts der Tatsache, daß im 19. Jahrhundert aus Gründen des Hochwasserschutzes eine ganze Stadt Zug um Zug verlegt wurde die Frage, ob sich das gelohnt hat? Um wieviele Meter liegt die Neustadt nun höher? Gab es zwischenzeitlich ein Hochwasser welches auch das neue Wörth am oder über dem Main in Mitleidenschaft gezogen hat? Bekanntlich wandelt sich das Klima und vereinzelt kam es in den letzten Jahren zu neuen Rekorden beim Pegel verschiedener Gewässer in Deutschland.

    grüsse

    jürgen

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 25. November 2024 um 17:23
    • #4

    Deine Fragen werden in den noch folgenden Beiträgen beantwortet, Jürgen.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 25. November 2024 um 22:22
    • #5

    Bevor ich auf den Hochwasserschutz zurück komme, zeige ich ein paar Bilder vom heutigen Wörth.

    Ein Luftbild mit den Stadtteilen Altwörth, Neuwörth, und über der Bahnlinie die Siedlung.

    Luftbild alles.jpg

    Aus dem Weinberg auf der anderen Mainseite sieht man Wörth so.

    Wörth vom Hohberg aus1.jpg

    Die Wolfgangskirche und der Schiffermast.

    Wörth Wolfgangskirche und Schiffermnast.jpg

    Warum steht da ein Schiffermast?
    Fischer und Schiffer gab es schon seit der Stadtgründung in Wörth. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts ist in Wörth auch der Schiffbau nachgewiesen. 1737 wurde eine Zunftordnung für Fischer und Schiffer in Wörth erlassen. 1835 wurde aus der Zunft ein Verein. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es 5 Schiffbauplätze, verteilt über das Wörther Mainufer. Auch mein Urgroßvater hatte eine Werft die Holzschiffe baute. Die vier Söhne lernten alle das Handwerk des Schiffbauers. Die Umstellung vom Holz- auf Eisenschiffe am Ende des 19. Jahrhunderts brachte Probleme mit sich, und der WK 1 besorgte den Rest. Von den 5 Wörther Werften überlebte nur eine, und die wechselte nach dem Krieg auf die andere Mainseite, wo heute noch Schiffe ausgebaut und repariert werden.

    Erlenbach Werft.jpg

    Wörth vom Erlenbacher Mainufer aus.

    Wörth von Erlenbach aus2.jpg

    Wörth von Erlenbach aus1.jpg

    Eine Eisenbahnbrücke mit angebautem Fußgängersteg verbindet Wörth mit dem gegenüberliegenden Erlenbach.

    Wörth Mainbrücke.jpg

    Von diesem Steg aus hat man einen guten Blick auf den Main (stromaufwärts - oder wie der Schiffer sagen würde - zu Berg) und am rechten Ufer auf die Stadt Wörth.

    Blick auf den Main

    Wörth von der Eisenbahnbrücke.jpg

    Im nächsten Teil gehen wir über die Brücke nach Wörth.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 27. November 2024 um 14:32
    • #6

    Hochwasser in Wörth am Main

    Lieber Jürgen!
    Durch die Errichtung von Staustufen wurde das Risiko eines kurzfristigen Hochwassers etwas verringert. Am Bau der nächsten Staustufe stromaufwärts in Klingenberg zwischen 1927 und 1931 war auch mein Großvater als Zimmermann beteiligt. 1962 war der Ausbau des Mains von Wiesbaden bis Bamberg vollendet. Verbunden mit dem Bau der Staustufen war eine Vertiefung und Verbreiterung der Fahrrinne, was auch Einfluss auf den Wasserabfluss hat. Dieser Ausbau verhindert aber kein Hochwasser das über einen längeren Zeitraum andauert. Besonders im Frühjahr wenn größere Regenmengen zeitgleich mit der Schneeschmelze einhergehen bleibt die Gefahr bestehen.
    Ich habe selbst noch einige Hochwasser erlebt, und gesehen wenn die Feuerwehr mit Schelchen die Altwörther Bürger mit dem Nötigsten versorgt hat.
    Nach dem Hochwasser 1882 wurde zwar die Verlegung der Stadt geplant aber nicht endgültig durchgesetzt. Es wurde nur die Errichtung von Neubauten in Altwörth für einige Jahre verboten. Viele Bürger konnten sich trotz Unterstützung kein neues Haus im hochwasserfreien Neuwörth leisten und blieben in Altwörth wohnen.
    Nach dem Hochwasser von 1988 begannen die Überlegungen einer Hochwasserfreilegung von Altwörth.
    Nach dem Hochwasser von 1998 begann die Umsetzung der Pläne.
    Die Altstadt wird nun durch die 2001 fertiggestellte, 550 Meter lange Hochwasserschutzwand aus Stahlbeton geschützt. Sie verläuft entlang der alten Stadtmauer und ist durchschnittlich drei Meter hoch. Dort, wo sie die alte Stadtmauer ersetzt, wurde die neue Schutzwand wieder durch Steine der alten Mauer verblendet. In fünf Abschnitten, in denen die Stadtmauer ein Teil von denkmalgeschützten Gebäuden bildete, wurde die Schutzwand unsichtbar ins Gebäudeinnere verlegt, so dass die historische Ansicht der Stadtbefestigung weitgehend erhalten blieb. In anderen Bereichen ist die Schutzwand in Sichtbeton ausgeführt. In dem mittleren Teil des Schutzsystems ist die Hochwasserschutzwand von der Häuserfront abgerückt und bildet eine höher gelegene Aussichtsplattform.
    Verschließbare Schutztore aus Stahl, Klappen und mobile Dammbalken aus Aluminium können im Notfall zum Einsatz kommen, um die Stadt vor hohen Wasserständen zu schützen. Zusätzlich zur Schutzwand wurde ein unterirdisches Schutzsystem aufgebaut, das die Altstadt vor steigendem Grundwasser bewahren soll, das unterirdisch unterhalb der Mauer durchgedrückt wird. Der Drainagekanal hinter der Schutzwand kann bis zu vier Kubikmeter Wasser pro Sekunde abpumpen. Im Norden der Stadt bildet eine Geländeauffüllung mit Kleingartenanlagen den Abschluss des insgesamt 1100 Meter langen Schutzsystems.

    Das kann man vom Aufgang zur Eisenbahnbrücke gut erkennen.

    Wörth vom Brückenaufgang aus1.jpg
    Der sanft ansteigende künstliche Damm reicht von der nördlichen Stadtmauer bis zum Bahndamm der den nördlichen Abschluss des Schutzbereichs bildet. Zur Landstraße hin fällt der Damm in den Schrebergärten dann wieder leicht ab.

    Wörth vom Brückenaufgang aus2.jpg
    Die Mauern im Dammbereich sollen ihn stabilisieren.

    Wörth vom Brückenaufgang aus3.jpg
    Neben dem Tannenturm sehen wir eines der verschließbaren Stahltore.

    Wörth vom Brückenaufgang aus4.jpg
    Am unteren Ende des Brückenaufgangs stößt dieser auf die Landstraße die unter der Eisenbahnbrücke die Stadt in nördlicher Richtung verlässt.

    Wörth Landstraße Eisenbahnbrücke1.jpg
    In Stadtrichtung sieht man die seitlichen U-Schienen die die oben angeführten Dammbalken aufnehmen sollen.

    Wörth Landstraße Eisenbahnbrücke2.jpg

    Wörth Landstraße Eisenbahnbrücke4.jpg

    Wegen der Breite der Straße ist der Untergrund zur Aufnahme zusätzlicher stabilisierender U-Schienen vorbereitet.

    Wörth Landstraße Eisenbahnbrücke3.jpg
    Am südlichen Ortsausgang wiederholt sich diese Technik.

    Wörth Südeingang1.jpg

    Wörth Südeingang2.jpg

    Wenn wir am Main entlang laufen, können wir die weiteren Schutzanlagen erkennen.
    Das untere Tor am alten Rathaus von der Fährenrampe aus.

    Wörth unteres Tor1.jpg

    Das Tor mit der Aussichtsplattform links und rechts.

    Wörth unteres Tor2.jpg

    Die Scharniere müssen einiges an Gewicht aushalten.

    Wörth unteres Tor3.jpg

    Eine Tafel die an den Bau des Hochwasserschutzes erinnert.

    Wörth Hochwasserschutz Schild1.jpg

    Eines der kleinen Tore.

    Wörth kleines Tor1.jpg

    Am alten Pfarrhaus sind die Türen und Klappen gut zu erkennen.

    Wörth altes Pfarrhaus1.jpg

    Das kleinere obere Tor.

    Wörth oberes Tor1.jpg

    Im südlichen Altstadtbereich steht diese Stele mit den Hochwassermarkierungen.

    Wörth Hochwasserstein1.jpg

    Die drei Hochwasser habe ich erlebt.

    Wörth Hochwasserstein2.jpg

    Was die Markierung HQ100 bedeutet musste ich nachschlagen. Es kennzeichnet die Höhe eines durchschnittlichen Jahrhunderthochwassers.
    Sie liegt bei 122,70 m.

    Wörth Hochwasserstein3.jpg

    Warum die Schutzhöhe nur auf 123,35 m festgelegt wurde konnte ich nicht herausfinden.
    Die Markierung des Jahrtausendhochwassers, also des bisher zweithöchsten bekannten Wasserstandes hat man auf der Säule weggelassen (psychologischer Faktor?). Ich habe sie mal in mein Bild eingefügt.

    Wörth Hochwasserstein5.jpg

    Das verheerendste Hochwasser in Mitteleuropa war das Magdalenenhochwasser im Juli 1342. Dazu gibt es keine Wörther Daten. In Würzburg war der Pegel 72 cm höher als 1784. Das wären in Wörth 124,45 mNN (oder neu NHN), also etwa 110 cm über der Schutzhöhe!

    Ob eine höhere Schutzhöhe ökonomisch nicht mehr zu vertreten war?
    Was passiert, wenn die Schutzhöhe tatsächlich mal überflutet wird?
    Ich weiß es nicht. Wenn es passieren sollte, dann würde ich auch nasse Füße bekommen.

    Es bleibt noch die Frage ob sich die (nur teilweise) Umsiedlung gelohnt hat. Ich würde sie bejahen - zumindest für die die sie mitgemacht haben. Ein Teil davon würde bei einem neuen Jahrtausendhochwasser und der Überflutung des Hochwasserschutzes zwar möglicherweise einen nassen Keller bekommen, aber mehr nicht.

    Der Hochwasserschutz hat inzwischen eine kleine Feuerprobe überstanden.

    2011 waren die Tore und Fenster nur vorsichtshalber geschlossen worden.

    Wörth Hochwasser 2011-1.jpg

    Aber 2013 hielten sie dem Wasser stand. Bilder von der Aussichtsplattform am Rathaustor aus.

    Wörth Hochwasser 2013-1.jpg

    Wörth Hochwasser 2013-2.jpg

    Der Campingplatz liegt außerhalb der Schutzzone. Die Camper und Platzbetreiber kennen aber das Risiko.

    Wörth Hochwasser 2013-3.jpg

    Die Camingplatzgaststätte hat ihren Namen nicht ohne Grund!

    Wörth U-Boot.jpg

    Von der anderen Mainseite bot sich dieses Bild.

    Wörth Hochwasser 2013-4.jpg

    Die Staustufe Klingenberg war überflutet...

    Wörth Hochwasser 2013-5 Staustufe Klingenberg.jpg

    ... und die Trommeln waren angehoben um das Wasser frei fließen zu lassen.

    Wörth Hochwasser 2013-6 Staustufe Klingenberg.jpg

    Das war genug Wasser!
    Ich hoffe, dass ich nicht erleben muss, dass die Schutzmauern überflutet werden.


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    2 Mal editiert, zuletzt von waldi (27. November 2024 um 14:37)

  • claus-juergen
    Administrator
    Beiträge
    10.542
    Bilder
    23.658
    Geschlecht
    Männlich
    Interessen
    eigentlich alles, von Natur aus neugierig
    Lieblingsreiseland
    Kroatien, Thailand, Frankreich, Spanien
    • 27. November 2024 um 17:37
    • #7

    Hallo, Waldi,

    Hallo Waldi,

    Es erscheint mir so, dass die Verlegung des Ortes nur einen Teilerfolg gebracht hat. Dies, weil ja nicht alle Häuser auf ein höheres Niveau gesetzt wurden. Auch habe ich nach deiner Schilderung den Eindruck gewonnen, dass das höhere Niveau von vielleicht zwei oder 3 m bei extremen Hochwasser auch nichts bringt.

    Die Staustufen die im 20. Jahrhundert gebaut wurden können wohl auch nur bei so einem großen Fluss wie dem Main Wassermengen puffern, wenn es nicht stark und dauerhaft regnet. Ich glaube flussaufwärts ist der Einzugsbereich des Main schon ziemlich groß. Aus diesem Grund wird es wohl genügen wenn nur in einem Teil dieses Einzugsbereich länger anhaltender starker Regen einsetzt.

    Vor diesem Hintergrund ist es irgendwie unverständlich, dass die vermutlich millionenteuren Sicherungsmaßnahmen mir als unvollkommen erscheinen. Hätte man denn nicht mehr machen können? Gibt es zumindest heute ein Bauverbot in niedrigen Lagen die von Überschwemmungen bedroht sind? Du sprichst davon, dass manche Häuser gefährdet sind indem deren Keller voll laufen. Wie oft kommt das denn vor?

    Beim Betrachten der Luftaufnahme fällt mir auf, dass auf der einen Seite des Mains sich wohl die eigentliche Stadt befindet, während das Gewerbegebiet sich auf der anderen Flussseite befindet. Ist es auf dieser anderen Flussseite wenigstens etwas höher, so dass dieses Gewerbegebiet von Hochwasser verschont bleibt?

    Grüße


    Jürgen

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 27. November 2024 um 18:00
    • #8
    Zitat von claus-juergen

    Hätte man denn nicht mehr machen können?

    Zitat von waldi

    Ob eine höhere Schutzhöhe ökonomisch nicht mehr zu vertreten war?
    Was passiert, wenn die Schutzhöhe tatsächlich mal überflutet wird?
    Ich weiß es nicht.

    Zitat von claus-juergen

    Du sprichst davon, dass manche Häuser gefährdet sind indem deren Keller voll laufen. Wie oft kommt das denn vor?

    Zitat von waldi

    Ein Teil davon würde bei einem neuen Jahrtausendhochwasser und der Überflutung des Hochwasserschutzes zwar möglicherweise einen nassen Keller bekommen, aber mehr nicht.

    Das ist bisher nicht passiert.

    Zitat von claus-juergen

    Gibt es zumindest heute ein Bauverbot in niedrigen Lagen die von Überschwemmungen bedroht sind?

    Ja, außerhalb der Schutzzone unterhalb der Schutzlinie.

    Zitat von claus-juergen

    Beim Betrachten der Luftaufnahme fällt mir auf, dass auf der einen Seite des Mains sich wohl die eigentliche Stadt befindet, während das Gewerbegebiet sich auf der anderen Flussseite befindet. Ist es auf dieser anderen Flussseite wenigstens etwas höher, so dass dieses Gewerbegebiet von Hochwasser verschont bleibt?

    Auf der anderen Mainseite liegt die Stadt Erlenbach am Main.
    Dort steigt das Ufer steiler an. Nur im Bereich der Werft - vermutlich das von Dir angesprochene Gewerbegebiet - ist es etwas flacher. Die Erlenbacher juckt ein Hochwasser nicht.

    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 30. November 2024 um 20:50
    • #9

    Ich unterbreche mal kurz die Vorstellung meiner Heimatstadt und zeige Euch was mir bei meiner gestrigen Nepomuktour begegnet ist.

    Gedenkstein bei Eiersheim

    Eiersheim ist ein Dorf im Main-Tauber-Kreis in Tauberfranken und gehört zur Stadt Külsheim.

    Am Waldrand, oberhalb des Dorfes, steht dieser Gedenkstein.

    Eiersheim Absturzdenkmal1.jpg

    Eiersheim Absturzdenkmal2.jpg

    Eiersheim Absturzdenkmal3.jpg

    Am 17. Oktober 1975 stürzte beim Nato-Manöver "Reforger 75" ein Kampfjet auf ein Feld bei Eiersheim. Um zu verhindern, dass die explodierende Maschine in die Häuser stürzt, entschlossen sich die zwei Piloten mit dem Absprungversuch noch etwas zu warten. Das Flugzeug schlug also an dieser Stelle im Wald auf und die Piloten bezahlten das Warten mit ihrem Leben.
    Es gab bei diesem Manöver viele Übungsschäden und 14 tote Zivilisten, sowie 5 US Soldaten. 45 Personen wurden verletzt.

    Eiersheim Absturzdenkmal4.jpg

    20 Jahre nach dem Absturz stellte der Heimatverein von Eiersheim diesen Gedenkstein an der Absturzstelle auf.

    Eiersheim Absturzdenkmal5.jpg

    Auf der Gedenktafel schreibt man von einer kanadischen Phantom.
    Obwohl das alle gefundenen deutschen Seiten bestätigen handelte es sich nach Informationen auf dieser Seite aber um eine McDonnell Douglas F-4D Phantom II der United States Air Force – USAF.

    Ob US-Soldaten oder Kanadier - es ist traurig dass wir überhaupt Waffen und Manöver brauchen.
    Leider beweisen aktuelle Konflikte und Kriege dass die Menschheit nicht klüger wird...

    ... behauptet waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

    Einmal editiert, zuletzt von waldi (30. November 2024 um 20:53)

  • waldi
    Administrator
    Beiträge
    4.338
    Bilder
    5.146
    • 1. Dezember 2024 um 15:13
    • #10

    Nur wenige Kilometer von Eiersheim entfernt wollte ich die Eulschirbenmühle besuchen.

    Das ist eine ehemalige Mühle an der Tauber bei Gamburg.

    Eulschirbenmühle1.jpg

    Laut Bildern aus den unten angeführten Links ist sie einem Schloss ähnlicher als einer Mühle. Leider haben mich diese Verbotsschilder und die Warnung vor dem Hund davon abgehalten sie mir aus der Nähe zu betrachten.

    Eulschirbenmühle2.jpg

    So müsst Ihr Euch die Informationen und Bilder und die mit der Mühle verbundene Sage vom Grafen der Gamburg mit der Melusine in den folgenden Links ansehen und nachlesen.

    Die Gamburg oberhalb des gleichnamigen Ortes.

    Gamburg Burg1.jpg

    Gamburg Burg2.jpg

    Über den Nepomuk von Gamburg werde ich im Nepomukbereich berichten.

    Die Eulschirbenmühle bei Wikipedia

    bei Zeitspuren

    bei Windrose.rocks


    Liebe Grüße von waldi :174:

    Und immer neugierig bleiben!

Wer ist/war online

  • Benutzer online 0
  • Wer war online 3

Benutzer online 0

zur Zeit sind 22 Gäste online - Rekord: 17.944 Benutzer (16. Januar 2022 um 14:27)

Wer war online 3

Heute waren bisher 3 Mitglieder online

Letzte Beiträge

  • 5. Motorradtour nach Kroatien

    claus-juergen 14. Juni 2025 um 18:17
  • Der heutige Erdbeermond

    Dieter 13. Juni 2025 um 00:19
  • aus der Heimat berichtet...

    claus-juergen 12. Juni 2025 um 22:36
  • Faszinierende Flamingos

    Jofina 9. Juni 2025 um 15:39
  • Urlaubsideen – Urlaubspläne – Urlaubsträume

    Jofina 5. Juni 2025 um 12:33

Forum online seit...2005

19 Jahren, 10 Monaten, einer Woche, 3 Tagen, 16 Stunden und 29 Minuten
  1. Impressum
  2. Datenschutzerklärung
  3. Kontakt
  4. Nutzungsbedingungen
  1. Bildergalerie Alt
Community-Software: WoltLab Suite™