Gestern nutzten wir den sonnigen Tag für eine Wanderung die eigentlich nicht sonderlich anspruchsvoll sein sollte. Los ging es am Schüttentobel zur Königsalpe. Dieser Taleinschnitt liegt an der Grenze der Landkreise Oberallgäu und Lindau.
Der Weiler Pferrenberg liegt auf unserem Weg. Die anfangs geteerte Straße ist jedoch für den öffentlichen Verkehr gesperrt und so haben die fünf Anwesen am Parkplatz Schüttentobel ihre Briefkästen.
In der Region gibt es mehrere Alpen die lediglich eine Unterkunft für den Älpler haben. Das ist derjenige der alleine oder mit Frau und evtl den Kindern den Sommer über auf das Pensionsvieh achtet. Das Jungvieh gehört also nicht dem Älpler, sondern darf die Bergwiesen gegen ein geringes Entgelt abgrasen. Die Benderalpe ist wie die meisten nicht für Gäste bewirtschaftet.
Etwa zwei Kilometer ging es auf der Asphaltstraße gemütlich nach oben.
Dann können wir auf einen Pfad durch den Wald abbiegen. Wir sind darüber nicht unglücklich weil es knappe 30 Grad im Schatten hat. Schatten gibt es jedoch nur im Wald.
An einer Gedenkstätte der anderen Art legen wir eine Pause zum Trinken ein.
Was hier im Jahr 1945 nach Kriegsende geschehen ist erklärt uns eine Tafel.
Sicherlich ist den wenigsten Menschen bekannt, daß auch nach dem 8.5.1945 noch hunderttausende Menschen in Europa starben weil nicht nur die Zeit der Abrechnung für manche mit dem Gewehr in der Hand gekommen schien, sondern weil die Waffe ein Argument war, sich das zu nehmen was man will.
Die beiden Ermordeten
Seltsame Pilze wachsen an diesem Baumstumpf. Johannes56 kannst du mir die Art nennen?
Es geht kurz vor Pferrenberg wieder auf Wiesenwegen weiter.
Die ehemaligen Bauernhöfe in Pferrenberg sind längst nur mehr reine Wohnstätten. Vor zwei Anwesen stehen teure Pkw mit Kennzeichen aus dem Speckgürtel von München. Das wiederum zeigt mir, daß das viele Geld der Eigner dazu beiträgt, daß diese Gebäude bewohnt und erhalten bleiben.
Ein selbst gebautes Dreirad für Kinder die sicherlich schön längst dem Alter entwachsen sind.
Einen alten Autoreifen hat ein Bastler zu einer originellen Schaukel umfunktioniert.
Ich werfe einen Blick in die Fanziskuskapelle während wir hitzebedingt eine weitere Trinkpause einlegen.
Drinnen befindet sich eine hölzerne Orgel wie ich sie noch nie gesehen habe.
Über auch mitten im September noch grüne Almwiesen geht es weiter bis zur Königsalpe.
Nach gut einer Stunde Gehzeit sind wir da. Die Alpe hat zwar Ruhetag. Aber das macht uns nichts aus weil wir wie immer alles nötige dabei haben.
Wir schauen uns etwas um und wählen einen Sitzplatz im Schatten aus.
Von den Besuchern am Nachbartisch erfahre ich, daß eine Mautstraße von Westen herauf führt. Deshalb auch bis hierher eine Teerstraße.
Ist unser Rastplatz nicht traumhaft? Abkühlen können wir uns zudem im Brunnen nebenan.
Auch hier schaue ich mir das Innere der Kapelle mit dem seltenen Namen St. Bonaventura an.
Erstaunt bin ich weil ich erfahre, daß diese Gegend einst zu Bregenz und damit zum Habsburger Reich gehört hat.
Was ist denn eine Vereinödung?
Für jeden Hof wird der Besitz genau angeführt.
Nach einer Stunde beenden wir unseren Aufenthalt um den Rundweg fortzusetzen. Normalerweise geht man auf der selben Strecke wieder zum Ausgangspunkt zurück. Wir jedoch wollten einen anderen Weg nehmen.
Deshalb gehen wir in östlicher Richtung zuerst auf einem Wirtschaftsweg bis zur nächsten Alpe und dann auf einem Pfad hinab ins Tal der Jugedach.
Die rustikalen Wegweiser deuten schon darauf hin, daß hier wohl weniger Touristen unterwegs sind. Bis auf die drei Pkw-Urlauber auf der Alpe haben wir auch bei dieser Tour keine Menschenseele getroffen.
Mir war klar, daß wir ins Tal des Baches hinabsteigen mußten um dann auf höher gelegenem Weg weiter flußabwärts zurück zum Parkplatz zu kommen. Daß es jedoch so weit und so steil wieder bergauf ging war eine etwas ungemütliche Überraschung. Gut, daß wir insgesamt 2,5 Liter Getränke dabei hatten.
Bei der Hirschgern Alpe haben wir den höchsten Punkt erreicht. Dieses Anwesen hat nur noch den Namen einer Alpe. Tatsächlich handelt es sich hierbei um ein sehr schön renoviertes Wirtschaftsgebäude welches wohl im Eigentum eines wohlhabenden Eigners steht der es als eine Art Ferien- oder Wochenendhaus nutzt.
Auch in diesem Fall bin ich der Meinung, daß es gut ist wenn jemand sein vieles Geld in so eine bestehende Immobilie mit Geschichte investiert. Mein neugieriger Blick ins Innere durch die Fenster hat mich darin bestätigt, daß dieses Haus dem typischen Allgäuer Bauernhausstil in den Bergen mit anscheinend modernster Technik ausgestattet entspricht. Warum auch nicht?
Resi und Vroni, zwei jugendlicher Vertreterinnen der Rasse Allgäuer Braunvieh schauen mich mit großen Augen glücklich an. Deshalb, weil ihnen das Glück vergönnt ist, daß sie wohl ihr Leben lang ihre Hörner behalten dürfen. Den allermeisten Kühen werden heutzutage die Hörner als Angst vor Verletzungen ausgebrannt. Ob das schmerzhaft für die Tiere ist weis ich nicht.
Leider müssen wir noch 1,3 Kilometer an der Staatsstraße 2001 entlang bis zum Schüttentobel gehen. Auf einer schattigen Bank essen wir einen Apfel und freuen uns, daß wir verschwitzten und sicherlich nicht angenehm riechenden Wanderer mit geöffnetem Verdeck im Cabrio nach Hause fahren können.
Für eine Wanderung in den Bergen, auch wenn es sich aus unserer Sicht ja nicht um "richtige Berge" handelt war es an diesem Tag eigentlich zu heiß. Und doch genossen wir diese bisher für uns unbekannte Tour im Wissen am Abend noch die Muskeln durch eine halbe Stunde Schwimmen entspannen zu können.
Mal sehen, welche Tour nach ein paar Tagen Pause noch auf dem Jahresprogramm bei uns steht.
jürgen