Teil 21:
Tag 22 – Unter'm Viter
Freitag, der 26.08.2022:
Da war er also gekommen, der letzte, volle Tag des Urlaubs. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Für den letzten Abend bestellten wir einen kleinen Tisch in den Innenstadtgassen Makarskas bei der Konoba Arta Larga by Gastro Diva. Die Sachen hatten wir nun bereits weitestgehend gepackt. Nach dem Frühstück führte uns unser erster Besuch des Morgens 40 Kilometer nach Süden in das kleine Gradac. Der Ort liegt am Ende der Makarska Riviera in der Nähe der Baćinsker Seen. An den Seen waren wir zwei Tage zuvor auf der Rückfahrt von Počitelj vorbei gekommen. Gerne hätte ich an den sehr schönen Seen einen Spaziergang gemacht, doch man kann schließlich nicht alles haben. Zur 3.000 Einwohner zählenden Gemeinde Gradac gehören auch noch die nördlich gelegenen Ortschaften Drvenik, Zaostrog, Podaca und Brist. Der Ortskern von Gradac liegt auf einer kleinen Landzunge, was sehr schön aussieht. Südlich des Kerns zieht sich die Uferpromenade entlang der Bucht Vodice. Nördlich der Landzunge beginnt die Bucht Bosac mit ihrer Strandpromenade. Zu früheren Zeiten soll sich der Ort, dessen Name einer alten Festung entlehnt ist, am Berghang befunden haben. Im zweiten Weltkrieg wurde der Ort zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Das älteste Bauwerk des Ortes ist die Kapelle des Hl. Pasquale auf dem Berg Plana. Gradac beherbergt ein Heimatmuseum. In der Nähe liegt das verlassene Dorf Cista mit einem alten Turm aus dem 16. Jahrhundert.
Um Viertel vor elf kamen wir an und parkten unweit der Bucht Vodice mit dem Strand Gornja Vala. Wir liefen in nördlicher Richtung am Strand entlang, den viele Besucher bereits zum Baden nutzten. Kinder suchten beim Tretbootfahren oder auf den Wasserrutschen ihren Zeitvertreib. Ein Wort, dass ich eigentlich nicht besonders mag, denn man will ja die schöne Zeit nicht vertreiben. Der grobkörnige Kieselstrand mit hübschen Laubbäumen ist hier sehr schmal. Wir fanden eine Schaukel mit den Lettern des Ortes Gradac, an der erst einmal kräftig geschaukelt und fotografiert werden musste. Der Strand wurde schöner und breiter, je näher wir zum Ortskern kamen. Mit dem Ort als Hintergrund lässt sich hier recht schön baden, was wohl viele Besucher ebenso sahen, da es mittlerweile recht voll war. Über die mit Palmen, Boutiquen und Konobas eingefasste Promenade kamen wir schließlich zum kleinen – und wie ich finde, schönen – Hafen mit dem Brunnen und der Figur eines urinierenden Knaben und einer alten Kanone. Von der Landzunge des Ortskerns aus, macht Gradac mit der Kirche Sv. Mihael und dem mächtigen Biokovo-Gebirge im Hintergrund schon einiges her, doch auch hier sind die Bademöglichkeiten der Star, und zahlreiche Sehenswürdigkeiten sucht man hier eher vergebens.
Blick auf Gradac
Am Strand
Beim Schaukeln
An der Promenade
Manneken Pis
Am Hafen von Gradac
7 Kilometer weiter nördlich an der Küste liegt Zaostrog. Und hier wollten wir auch baden. Denn der Berg Viter im Hintergrund des Strands sorgt für eine tolle Atmosphäre. An den Hängen des Berges konnte man Artefakte aus der Jungsteinzeit finden, was beweist, dass man schon seit geraumer Zeit hier lebt. Im 7. Jahrhundert siedelten Kroaten in der Gegend, und später wurde eine Festung errichtet. Unterhalb der Festung entstand im Mittelalter die neue Siedlung Zaostrog. Im 17. Jahrhundert wurde die Siedlung teilweise etwas weiter an die Küste verlegt, im alten Siedlungsteil entstanden aber noch bis zum 19. Jahrhundert zwei weitere Kirchen. Und dieser alte Ortsteil, das Gornje Selo, war unser erster Anlaufpunkt. Man muss ganz schön weit hinauf fahren, um das alte Oberdorf zu sehen. Die Häuser liegen ziemlich zerstreut und nicht an einem einzelnen Punkt. Viele sind verfallen und werden von der Natur zurückerobert. Zwischendurch sieht man aber hier und dort auch zahlreiche renovierte und auch heute noch – zumindest im Sommer – bewohnte Gebäude. Der Blick von hier oben auf das neue Zaostrog, das dahinter liegende Meer bis hin nach Pelješac verzauberte mich. Neben den Ruinen finden sich sogar richtig schön hergerichtete Anwesen mit Pools. Wir fanden sogar noch eine dritte Kirche, die Crkva Sv. Barbara.
Gornje Zastrog
Blick auf Pelješac
Dann jedoch hatten wir genug und parkten in Strandnähe. Augrund des Hungers zog es uns in die kleine Gostionica Porat. Es war heiß. Starke Ventilatoren bließen feuchte Luft in den Sitzbereich. Ich bestellte eine Portion Spaghetti, Marco einen Hamburger. Im Anschluss liefen wir an der Promenade entlang. Gern hätte ich das Franziskanerkloster Sv. Marija besucht, doch wir waren mal wieder zur falschen Zeit am richtigen Ort, und es hatte geschlossen. Wahrscheinlich hielt man gerade Mittagsschlaf, denn wir hatten ca. 13:30 Uhr. So mussten wir uns mit ein paar Blicken von außen begnügen. Von einer anderen Seite gingen wir durch einen langen Bogengang, der mit Wein teilweise überwuchert war, doch auch hier standen wir am Ende vor einer verschlossenen Tür. Am Hafen fanden wir einen großen, runden Platz mit Palmen und einer Skulptur. Am Camp Viter vorbei kamen wir schließlich zum Plaža Zaostrog, einem herrlichen Kiesstrand mit wunderbaren Pinien unter dem Berge. Auch Zaostrog bietet keine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, dafür ist der Strand jedoch ein Hingucker. Und so suchten auch wir uns ein schönes Plätzchen, um noch einmal richtig ausgiebig zu baden, denn es war ja das letzte Mal. Den geplanten Besuch von Živogošće strichen wir dafür. Und es war herrlich und ausgesprochen schön. Dieses letzte Mal haben wir richtig genossen. Auch meine Luftmatratze kam wieder zum Einsatz. Auf unserer Fahrt von Cres nach Dalmatien vor anderthalb Wochen hatten wir schon einmal Löschflugzeuge beobachtet, die einen Waldbrand bekämpften. Nun sahen wir hier am Strand wieder solche Löschflugzeuge, die im Meer ihre Wasserladungen auffüllten und wieder gen Binnenland abdrehten. Wir verbrachten den gesamten, restlichen Nachmittag hier und wollten nicht mehr woanders hin. Das musste einfach sein.
Das Franziskanerkloster Sv. Marija in Zaostrog
Hafenmonument
Das westliche Ortsende
Am Hafen von Zaostrog
Plaža Zaostrog
Gegen 19:30 Uhr waren wir in der Altstadt von Makarska. Der Platz vor der Konoba Arta Larga by Gastro Diva an einer Kreuzung der Gasse Kalalarga ist absolut himmlisch. Hier nahmen wir Platz und bestellten zwei große Bier. Auch das Innere dieser eher gehobenen Konoba ist absolut stylish und fein eingerichtet. Es lohnt sich, einen Blick hinein zu werfen. Zahlreiche alte Steingebäude standen rund um den von Tischen, Stühlen und gut gelaunten Abendgästen gefüllten Platz. Auch die Konoba Stari Mlin befindet sich an dieser Gassenkreuzung, auf der sich auch ein alter Brunnen befindet. Die Laternen wurden angeschaltet, und auf einem nahen Balkon sang eine Klapa-Gruppe einige hörenswerte Stücke. Sie hatten einige Zuschauer, die den Auftritt mit ihren Smartphones filmten. Wir konnten einfach in aller Ruhe an unserem Tisch sitzen und bekamen wenigstens akustisch alles mit. Ich kann mir kein schöneres, angenehmeres und feineres Ambiente vorstellen, um den letzten Abend eines wunderbaren Urlaubs abzuschließen. Wer hier den Abend verbringt, sitzt richtig. Ich bestellte mir guten Rotwein und genoss herrliche Bruschetta mit Feldsalat und Garnelen zur Vorspeise. Dann gab es eine Lammkeule in einer feinen Sahnesoße, die auch Marco sich bestellte. Das war einmal Lamm auf eine ganz andere Art und Weise. Marco ließ sich noch eine Nachspeise in Form von Kuchen in einem Glas schmecken. Wir konnten uns nur schwer von dieser Atmosphäre lösen, doch bezahlten schließlich die 543 Kuna und begaben uns zurück zu unserer Ferienwohnung.
An der Konoba Arta Larga by Gastro Diva
Blick ins Innere
Bruschetta mit Feldsalat und Garnelen
Lammkeule in Sahnesoße
Ein letztes Mal saßen wir auf dem Balkon und tranken noch ein oder zwei Gute Nacht – Bier. Am nächsten Morgen würde es zurück in die Heimat gehen. Es war unfassbar, wieviel wir erlebt hatten. Natürlich unterhielten wir uns noch einmal über viele Details des Urlaubs und gingen zufrieden in die Betten.