Schloss Garatshausen

  • Am Morgen des vergangenen Samstags war es trübe und regnerisch. Trotzdem wollte ich mir das Schloss in Garatshausen anschauen, weil es zeitweise der Familie von Herzog Max in Bayern, dem Vater von Kaiserin Elisabeth von Österreich, gehörte und später von anderen Familienmitgliedern bewohnt wurde, und die Kaiserin dort Besuche abstattete.


    Das alte Schloss mit seinen vier Ecktürmen wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts von dem Münchner Patrizier Kasper Weiler erbaut.

    1834 erwarb es Herzog Max in Bayern

    1867 übergab der Herzog Schloss Garatshausen an seinen Sohn Ludwig (Louis). Dieser verzichtete 1859 auf sein Erstgeborenenrecht, um die bürgerliche Schauspielerin Henriette Mendel (spätere Freifrau von Wallersee) in morganatischer Ehe zu heiraten. Als Abfindung erhielt er das Schloss Garatshausen. Ludwig wurde 1858 Vater einer Tochter, Marie Louise Mendel (* 24. Februar 1858; † 4. Juli 1940), die zum Liebling der Kaiserin, und dann von ihr verstoßen wurde. Marie Louise von Larisch-Wallersee und "jene Gräfin Larisch" ging vor allem wegen ihrer Mitwisserschaft um die Tragödie von Mayerling in die Geschichtsbücher ein. Ludwig lebte mit seiner Frau in einem Nebengebäude und lediglich seine Schwester Kaiserin Elisabeth kam zu Besuch. Sie verbrachte 1868 und 1869 ihre Sommerfrische hier. Drei Jahre später veräußerte Ludwig das Schloss an seine Schwester Marie, der Heldin von Gaeta, der Gemahlin des letzten Königs beider Sizilien, Franz II. der von Garibaldi verjagt worden war. 1887 übernahm eine weitere Tochter von Herzog Max, Helene (Nené), die Witwe des Erbprinzen Maximilian Anton von Thurn und Taxis, den Besitz. Nach Plänen von Max Schultze, dem Hausarchitekten des Hauses Thurn und Taxis, ließ sie in den folgenden Jahren das Gebäude grundlegend renovieren, und daneben entstand ein repräsentativer Neubau im neubarocken Stil. Ein Arkadenbau verbindet die beiden Gebäude. Die Mitte dieser Brücke bildet die ebenfalls 1888 renovierte Schlosskapelle. Sie wurde 1759/1760 vom Reichsgrafen Basselet von La Rosée errichtet.

    1951 erwarb der Landkreis Starnberg das Neue Schloss, um es als Altenheim zu nutzen. Heute bietet darin das BRK ein Alten- und Pflegeheim mit betreutem Wohnen für Menschen mit dem nötigen Kleingeld an.




    Neue Gebäude beherbergen Teile des Pflegeheims.



    Das neue Schloss.




    Seit 2014 kann man in der "Schlosspark- Residenz" in einer der 29 Wohnungen in 7 verschiedenen Größen betreut wohnen.



    Die Schlosskapelle im Arkadenbau, der das alte mit dem neuen Schloss verbindet.






    Das Alte Schloss Garatshausen ist bis heute im Besitz der Familie Thurn und Taxis. Derzeit verbringt Fürstin Gloria von Thurn und Taxis ihre Sommermonate darin. Wenn sie im Schloss residiert, weht die auf dem Schlossdach angebrachte Fahne. Gelegentlich lässt es sich die Adelige nicht nehmen, bei ihren Nachbarn im Alten- und Pflegeheim vorbeizuschauen.




    Zum Schloss gehört natürlich auch ein Schlosspark.




    Der Schlosspark reicht bis zum Ufer des Starnberger Sees.



    Hier sieht man normalerweise die Alpen. Aber das Wetter...

    Das Wasser im Starnberger See war wesentlich klarer.






    Diese Baumgruppe finde ich echt sehenswert.



    Neben dem alten Schloss sitzt die Träumerin auf einem Pfosten des Terrassengeländers.



    Ich wollte sie auch von vorne fotografieren und ging an das Seeufer.



    Die Träumerin von Sabina Schrenker aus Tutzing wurde 2021 in Glasfaserbeton modelliert.



    Die Mauer der Terrasse hielt eine Überraschung für mich bereit!


    Seit 33 Jahren stattet die Initiative „Künstler für Senioren“ das Haus und den Park mit wechselnden Kunstwerken aus. Davon sind einige in den Besitz des BRK übergegangen oder sind langfristige Leihgaben der Künstlerinnen.


    "INSIGNIS in stagnum et spiritus eius - Unvergessen der See und seine Geister" entstand 2016.

    5 Köpfe mit Bezug zu Garatshausen malte die Feldafinger Künstlerin Theräs Reich an die Mauer. Sie malt "lebende Porträts", meint sie. Dafür nutzt sie Perlmutt-Pigmente die auf Lichteinfall reagieren. Steht der Betrachter links, dann sieht er das Bild anders als wenn er rechts steht. "Dafür sorgt der Wandel vom Positiv zum Negativ". Bei mir blieb der AHA-Effekt leider aus.


    Thomas Mann hat im "Villino", einem denkmalgeschützten Haus in Feldafing an seinem "Zauberberg" geschrieben.



    Peter Joseph Lenné, der General-Gartendirektor der königlich-preußischen Gärten gestaltete ab 1854 den Park in Feldafing, den heutigen Golfplatz, und formte die Insel Wörth um zur Roseninsel.



    König Ludwig II. zog sich gerne in die Eisamkeit des Casinos auf der Roseninsel zurück.



    Kaiserin Elisabeth verbrachte 24 Sommer in Feldafing und auch zwei im Schloss Garatshausen.



    Die derzeitige Hausherrin des alten Schlosses, Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, die nicht nur durch den Ausdruck "schnackseln" bekannt wurde.



    In einem Zeitungsbericht bedauert die Künstlerin dass sie nicht auch Hans Albers auf die Mauer gebracht hat. Denn, wie Jürgen schon festgestellt hat, wohnte der "blonde Hans" in unmittelbarer Nähe des Schlosses.

    Auf dem über 27 000 Quadratmeter großen Grundstück auf dem sogenannten Garatshauser Mühl- oder Müllerbergl, das früher den Namen Kalvarienberg trug, wurde 1865 das Landhaus errichtet. 1884 ging das Anwesen an König Franz von Neapel über. Hans Albers kaufte im Jahre 1933 das Anwesen, das bis zu diesem Zeitpunkt die jeweiligen fürstlichen Schloßverwalter des Garatshausener Schlosses bewohnten. Der Volksschauspieler verbrachte hier gern die von Dreharbeiten und Bühnenengagements freie Zeit. Nach seinem Tod im Jahre 1960 beanspruchten zunächst die drei Hamburger Schwestern das Garatshausener Anwesen. Die Lebensgefährtin von Hans Albers, Hansi Burg-Blydt, wurde erst nach jahrelangen Erbstreitigkeiten alleinige Eigentümerin. Sie verkaufte 1971 das gesamte Areal an den Freistaat, der es 1978 dem Landwirtschaftsministerium übertrug. Derzeit streiten die Verantwortlichen über die zukünftige Nutzung des Hauses. Eigentlich wollte ich es besuchen, aber der leichte Nieselregen hatte mich schon genug geärgert.


    Ein paar Schritte weiter im Schlosspark entdeckte ich ein drittes Kunstwerk.




    "Der Zeitpunkt" ist ein Werk von Maximilian Fliessbach, Künstlername Marsilius.





    Irgendwie erschließt sich mir nicht der Sinn des Werkes. :roll:

    Aber ich bin ja auch ein Kunstbanause. Vielleicht kann mir jemand helfen.

    Ich hatte jedenfalls genug vom Nieselregen und verzog mich wieder ins trockene Auto.



    Liebe Grüße von waldi :174:

  • Hallo Waldi.


    Danke für das Vorstellen dieses Schlosses. :thumbup:



    Irgendwie erschließt sich mir nicht der Sinn des Werkes. :roll:

    Aber ich bin ja auch ein Kunstbanause. Vielleicht kann mir jemand helfen.

    Ja, mit der Kunst ist das oft so eine Sache für sich. ;)

    Vielleicht scheint an einem bestimmten Tag oder zu einer bestimmten Zeit da die Sonne durch die Bohrung. Womöglich zur Sommer- oder Wintersonnenwende.



    Liebe Grüße, Daniel.

  • hallo Waldi,


    "Kunst ist was gefällt" lautet ein bekannter Spruch. Wenn ich meine Einstellung und deren Wandel im Laufe der Jahre sehe, dann muß ich zugeben, daß ich vor langer Zeit von moderner Kunst nicht viel gehalten habe. Oft meint man, die erst gar nicht zu verstehen. Dann wird der Künstler in die Schublade "naja, der hat sie halt nicht alle" gesteckt. Meine Einstellung hat sich jedoch gewandelt.


    Als ich 1983 Bilder der "surroundet islands" von Christo sah, war ich der Meinung, daß da sich wieder mal ein Verrückter ausgetobt hat. Viel später fand ich Christo so toll, daß ich mir den "wrapped Reichstag" 1995 in Berlin angeschaut habe und beim Besuch nur noch fasziniert war.


    Das ging so weit, daß meine Frau und ich 2016 extra an den Lago d'Iseo gefahren sind um die "floating piers" in Augenschein zu nehmen. Vielleicht kannst du dich noch an diesen Bericht erinnern.



    Letztendlich ist es egal. Für den Künstler zählt die Anerkennung und vielleicht noch viel mehr, ob er seine Werke überhaupt verkaufen kann.


    Dein Bericht zeigt jedoch nicht nur zeitgenössische Kunst, sondern ein historisches Bauwerk am Seeufer. Damit gibt es einen weiteren Grund für mich, den Starnberger See, fast vor der Haustüre gelegen, mal näher kennenzulernen.


    Danke fürs Zeigen sagt


    jürgen

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