07. Tag – 09.09.2021 – Die Eroberung von Puerto de la Cruz
Nach dem üppigen Frühstück fuhren wir heute nach Nordosten bis kurz vor Puerto de la Cruz. Marco war mit dem Fahren dran. Unser Ziel war die Piscifactoria del Cabildo en Aguamansa – eine Fischfarm – ja, aber natürlich wollten wir nicht die Fischfarm besuchen, sondern lediglich den Wagen hier parken. Eine ca. 8 km lange Wanderung stand auf dem Plan, die Rundwanderung durch den Wald vom Wanderparkplatz La Caldera zu den Orgelpfeifen. Gemeint ist eine Felsformation über Aguamansa namens Los Organos.
Etwa gegen 11:15 Uhr starteten wir hinauf in den Wald. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit wachsen hier besonders viele Farne und allerlei Pflanzen. Der Waldpfad war mit den Nadeln der Kanarischen Pinie und vielen Wurzeln bedeckt. Auffallend war, dass die Bäume vielfach einen faserigen Bewuchs hatten, der von den Zweigen herunterhing.
Auf geht's!
Über Stock und Stein
Markanter Baum
Auf dem Weg zur Hütte
Blick in der Nähe der Hütte
Es war schon wieder sehr warm geworden, doch hatten wir den Vorteil, vielfach im Schatten laufen zu können. Auf den offenen Waldwegen schlug uns die Hitze allerdings mächtig entgegen. Nach 45 Minuten kamen wir an die Pedro Gil - Hütte mit einer Wasserquelle. Im Schatten ließen wir uns nieder und tranken unser mitgebrachtes Mineralwasser. Auch einige andere Wanderer waren unterwegs. Manche füllten ihre Flaschen an der Quelle. Nun war der Weg durch den schönen Wald relativ eben und leicht zu gehen. 30 weitere Minuten gingen vorüber, und wir sahen die sogenannten Orgelpfeifen weit über dem Wald. Leider waren sie sehr weit entfernt. Doch die Felsen sind von enormer Größe und schätzungsweise 20 Meter hoch und 70 bis 80 Meter breit.
Die Pedro Gil - Hütte
In der Hütte
Der Weg führt weiter
Die "Orgelpfeifen"
Blick durch die Bäume
An den Steintreppen
Nun ging es leicht bergab, und schon bald kamen wir an das Casa del Agua. Das Gebäude ist schön restauriert; es dürfte sich hierbei um eine Art Wasserspeicher handeln. Auf dem weiteren Weg in das Dorf trafen wir auf zwei deutsche Wanderer. Das sympathische Ehepaar war schon vielfach auf Teneriffa, jedoch meist zu einer etwas kühleren Jahreszeit. Wir vertieften uns in ein intensives Gespräch. Sie hatten Freunde hier auf Teneriffa und passten auf deren Haus auf, während diese anderweitig unterwegs waren. Sie hatten sich lediglich um die Pflanzen zu kümmern und alles in Schuss zu halten, dafür konnten sie kostenfrei in ihm wohnen. Das war natürlich eine praktische Sache. Der Mann schwärmte von einer Küstenwanderung mit anschließendem gemütlichen Beisammensein in einem rustikalen Weinkeller. Das hörte sich gut an und wäre auch nach meinem Geschmack. Leider bin eher ich der Weinliebhaber von uns beiden, wobei Marco dem edlen Getränk meist nicht allzu viel abzugewinnen weiß. Nach einer ganzen Weile trennten wir uns und setzten unseren Weg fort und bekamen die Orgelpfeifen noch einmal zu Gesicht.
Casa del Agua
Durch die Sonne
Hoch hinaus!
Nach der Durchquerung von Aguamansa gelangten wir unterhalb des Dorfes in eine Schlucht. Mittlerweile hatten mir die Hitze und auch Schmerzen an meinen Füßen etwas zu schaffen gemacht. Wir pausierten auf einer Treppe und mobilisierten unsere verbliebenen Kraftreserven. Über eine alte Treppe mit Holzgeländer ging es dann zurück zum Wanderparkplatz, an dem wir durchaus geschafft ankamen.
Die Schlucht hinauf!
Rückweg zum Wanderparkplatz
Zur Belohnung ging es nun zum Baden. Wir hatten uns den Playa Jardin westlich von Puerto de la Cruz ausgesucht. Bereits im endenden 15. Jahrhundert war hier der Anlandeplatz für Güter des täglichen Bedarfs der Ortschaft La Orotava. Die großen Schiffe lagen vor der Küste, die Ladung wurde mit kleineren Booten zum Platz gerudert und dann mit Maultieren nach La Orotava gebracht. Es gab zu dieser Zeit keinerlei Straßen auf der Insel, weswegen eine Versorgung über Land nicht möglich war.
Playa Jardin
Hier war man brutal der Sonne ausgeliefert!
Der Strand ist mit der Blauen Flagge ausgezeichnet und liegt zwischen der kleinen Festung El Castillo San Felipe aus dem 17. Jahrhundert und dem Ortsteil Punta Brava. Duschen, Umkleiden und Toiletten sind vorhanden. Der Zugang erfolgt über Gärten mit endemischen Pflanzenarten. Der Strand war wunderbar, auch wenn der schwarze Sand mal wieder so heiß war, dass man ihn barfuß kaum betreten konnte. Die Sonne knallte nur so auf den von Palmen gesäumten Stadtstrand. Blaue Sonnenschirme und eine Strandbar mit hervorragenden Cocktails waren ebenfalls vorhanden. Wir breiteten schnell unsere Decken aus, und ich rettete mich ins Wasser. Es war himmlisch. Und so gaben wir uns abwechselnd dem Bad in der Sonne und im Meer hin, nur unterbrochen durch einen Gang zur Strandbar, um ein leckeres Getränk mitzubringen. Sogar das Schwimmen war hier recht gut möglich, da die Wellen heute hier recht mäßig waren. Ein seitlich gelegener Wellenbrecher tat hier sein Bestes.
Palmen & Sonenschirme
Der Nachmittag neigte sich dem Ende zu. Das Auto ließen wir stehen, wo es stand und machten uns auf, Puerto de la Cruz zu erobern. Wie im gesamten Norden Teneriffas fällt auch bei der 30.000 Einwohner zählenden Stadt im Orotava-Tal die Küste steil ab, vor allem in den Stadtteilen Punta Brava und Martiánez. Der kleine Hafen entwickelte sich im 18. Jahrhundert zum „Schlüssel der Insel“, einem fast obligatorischen Halt auf den Handelswegen von Europa nach Amerika und Afrika. Hier merkt man auch wieder einmal, dass die Insel verschiedene Vegetations- und Klimazonen hat. Ist der Süden noch eher trocken und regenarm, so sorgt das feuchtwarme Klima an der Nordküste für eine abwechslungsreiche Vegetation. Der Hafen war dann auch unser erster Anlaufpunkt. Das kleine Hafenbecken mit dem Anglersteg besteht fast vollständig aus Kopfsteinpflaster. Hier pulsierte das Leben. Viele Besucher nutzten den Ort zum Baden und Flanieren. Hinter dem Becken steht die Festung Bateria de Santa Barbara. Am Königlichen Zollhaus und der kleinen Kirche Ermita de las Lonjas geht es vorbei zur Festung mit den gut erhaltenen Kanonen und dem Plaza de Europa. Dann stürzten wir uns in das recht idyllische Altstadtgewirr im Stadtteil La Ranilla mit den bunten kanarischen Häusern. La Ranilla bedeutet merkwürdigerweise „Das Fröschlein“. In den Anfangsjahren der Stadt gab es hier lediglich einige Unterkünfte der Ruderer und einige Fischerhütten, bevor man sich viele Jahrzehnte später zur Gründung der Stadt entschloss. Noch um das Jahr 1600 besaß Puerto de la Cruz lediglich ca. 180 Einwohner. Schon auf Anhieb fühlte ich mich hier sehr wohl, und Marco sah es genauso.
Am Hafen
Statue vor dem Königlichen Zollhaus
Kanone an der Festung Bateria de Santa Barbara
Mole am Hafen
In den schönen Gassen
Durch die Altstadt
An der Plaza de la Iglesia steht die Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia. Der fotogene Platz strotzt nur so vor verschiedenen Palmen, Büschen und Blumen. In der Mitte befindet sich ein schöner Springbrunnen im Jugendstil mit einem Schwan als Fontäne. Das Innere der Kirche musste natürlich ebenfalls begutachtet werden. Vorbei an der Kapelle San Juan Bautista geht es zum Treff- und Mittelpunkt der Stadt, dem Plaza del Charco. Unzählige Restaurants, Kiosks, Imbissbuden, Innenhöfe, Cafés und Geschäfte befinden sich unter den großen Bäumen. Einige Gebäude stammen noch aus dem 17. Jahrhundert.
Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia
Am Plaza de la Iglesia
Der Platz ist sehenswert
Springbrunnen im Jugendstil
Kapelle San Juan Bautista
Die Gassen der Altstadt versprühen unglaublich viel Charme. So etwas gefällt uns. Hat man hier in der Nähe sein Domizil, um abends hier gut essen zu gehen, hat man nichts falsch gemacht. Ein Anbieter von Ausflügen erkannte mal wieder sofort, dass wir Deutsche waren. Es ist immer wieder erstaunlich. Bereits vor dem Urlaub hatten wir uns gegen einen Besuch im nahe gelegenen Loro Parque entschieden, obwohl viele von dem Tierpark schwärmen. Man kann nun mal nicht alles machen, und ein Tierpark schien uns bei den tollen Möglichkeiten auf der Insel nicht unbedingt ein Highlight zu sein. Unser Rundgang endete schließlich wieder am Parkplatz. Für uns stand fest, dass die Stadt unbedingt besuchenswert ist.
Auf dem Rückweg
Hier lässt es sich aushalten
Nach einem ereignisreichen Tag kamen wir wieder nach Puerto de Santiago. Wir waren pünktlich zum Sonnenuntergang. Gern hielten wir vor dem Abendessen an einem großen Boot über der Steilküste unserer Hotelregion. Hier konnte man in der untergehenden Sonne immer tolle Fotos machen. Zum Tagesabschluss gab es wieder das übliche Unterhaltungsprogramm im Hotel und Marco und ich gönnten uns den einen oder anderen verdienten Drink.