A 1181 Niederösterreich > OBERSTINKENBRUNN > einst Hinrichtungsstätte Galgenberg und jetzt Naturdenkmal

  • Ich gratuliere, Susanne. Es handelt sich um den Galgenberg bei Oberstinkenbrunn. Ich werde am Abend ein paar Fotos einstellen. Dieses Naturschutzgebiet ist eine Besonderheit und gehört zu den botanischen Kostbarkeiten in Niederösterreich. Auf die große Diptamblüte müssen wir hier auch noch warten.


    Hier einmal ein Link zur Beschreibung:


    https://www.noe-naturschutzbun…lgenberg%20Endbericht.pdf


    Johannes

  • Die Flora am Galgenberg im Weinviertel scheint viele Gemeinsamkeiten mit der des Eichkogel zu haben.

    Ich habe bei den gefährdeten Arten viele wieder gefunden.


    Das obige Adonis-Röschen stammt vom Eichkogel, Mitte Mai bis Anfang Juni in den letzten Jahren dort gefunden. Allerdings wohl auch sie heuer später dran auf dem Eichkogel. -


    Sonst gibt es viele Gemeinsamkeiten mit dem Sonnenberg im Vinschgau, ähnliche Bodenbeschaffenheit, ähnliche Pflanzenwelt, z.B. entdeckte ich da vor einigen Jahren mein erstes rotes Adonisröschen.


    Lieben Gruß!

    Susanne

  • Ein interessantes Rätsel

    Danke !


    Wichtig war die offene, weite Sicht. Darum wurde der Hügel, auf dem das Ding steht auch immer frei gehalten.

    Brutal, der seinerzeit menschenverachtende Gedanke, der hinter diesem stets "öffentlichen" Ort und der Zurschaustellung steckt. Auch wenn es sich um Straftäter handelte, die dort hingen :twisted:


    Heute ist es ein Platz, den zu besuchen es lohnt!

    Ich habe den Eindruck , dass es in Niederösterreich eine ganze Reihe an Trockenrasenflächen gibt mit dieser besonderen Flora.

    ( Und Ihr, Susanne - ehem. Mitglied und Johannes56 kennt sie vermutlich fast alle :401: )


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Der Galgenberg bei Oberstinkenbrunn war mir bislang nicht bekannt. Freunde haben uns auf ihn aufmerksam gemacht und so unternahmen wir einen gemeinsamen Ausflug dorthin.


    In den folgenden Bildern will ich euch die derzeitig vorherrschende Pflanzenwelt näher bringen. Nach dem Regen der vergangenen Tage war der Weg hinauf über die lehmigen Wege etwas mühsam, an den Schuhen klebte zentimeterdick der nasse Lehm.




    Für die Weinreben brauchte man witterungsbeständige Stöcke, so hatte man Robinien angepflanzt, die später zur Bedrohung der besonderen Pflanzenwelt wurden. Mit aufwändigen Schwendemaßnahmen hat man das mittlerweile im Griff.


    Heuer fällt überall die üppige Blüte des Weißdorns auf. Die Bienen lieben ihn!




    Oben angekommen steht man plötzlich auf trockenem Boden und einer äußerst üppigen Trockenrasengesellschaft. Der Frühlingsadonis ist längst verblüht und bildet große Blattbüschel.



    Das Gelb wird jetzt vom Geißklee, Cysticus, bestimmt.



    Das Waldsteppen-Windröschen wächst in Gruppen





    Und auch erste Exemplare der Groß-Kreuzblume sind schon aufgeblüht



    Die Blüten des Salomonssiegel duften fast wie Maiglöckchen




    Der botanische Namen der Schwalbenwurz - Vincetoxicum hirundinaria - verweist auf den früheren Gebrauch gegen das Gift von Schlangenbissen. Vincetoxikum, das Gift besiegt. Die Pflanze ist jedoch selbst äußerst giftig.



    Die aufrechte Waldrebe ist auch eine Charakterart der Trockenrasengesellschaften, sie wird im Sommer weiß und aufrecht stehend blühen.



    Auch die Bunte Wolfsmilch kennen wir bereits vom Eichkogel:




    Und natürlich die Trauer-Nachtviole, diese vergängliche Schönheit



    Der Blutrote Storchschnabel hat die Tendenz alles zuzuwachsen. Regelmäßige Beweidung hält ihn im Zaum.



    Die Wachsblume -Cerinthe major - blüht etwas weiter unten am Wiesenrand



    Der Wegsaum ist auch vom blühenden Steinsamen bewachsen. Hier sieht man auch die Blätter des Knollen-Brandkrautes, welches später, im Juni - Juli blühen wird.



    Und auch Mercurialis, das Bingelkraut findet man hier



    Spektakulär kündigt sich bereits die große Diptam Blüte mit hunderten von Pflanzen an. Da heißt es, später wieder kommen!








    Johannes

  • Danke, Johannes, für die wunderbaren Bilder und die herrlichen Blumen.

    Bei manchen Bildern habe ich gedacht, Du warst doch am Eichkogel...

    Spätestens bei der Sicht auf die gemauerten Säulen für den Galgen, war es klar: hier sind wir woanders.


    Die meisten Pflanzen wachsen hier wie dort.

    Einzig die Wachsblume kenne ich vom Eichkogel nicht - und habe sie auch sonst noch nicht angetroffen.

    Sie ist aber sehr schön!


    Danke für den interessanten Bericht und die schönen Blumen und tollen Fotos!


    Lieben Gruß!

    Susanne

  • Liebe Susanne,


    ja, die Vegetation ähnelt einander, auch wenn es hier und da Besonderheiten gibt. Die Wachsblume wächst auch am Eichkogel, habe sie dort schon häufig angetroffen. Aber viele Pflanzen blühen nur kurz und dann hat man sie mit den gut erkennbaren Blüten schnell versäumt.


    LG


    Johannes

  • Johannes56 , es ist ein Genuss, Dich auf dem Weg auf den Galgenberg virtuell zu begleiten.

    Manch einer sieht da nur eine große grüne Wiese, aber Du erkennst sofort die vielen Kostbarkeiten , kannst sie benennen und zeigst sie uns in schönen Bildern.

    Danke , dass Du uns teilhaben lässt an Deinen Kenntnissen und Deinem Wissen !


    Es ist eine große Bereicherung für unser Forum .


    Liebe Grüße,

    Elke

  • Warum heißt der Ort so ? Wegen der Verwesungsgerüche, die von den Gehängten ausgingen ?

    Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie Dir an (Kurt Tucholsky)

  • Wie kommst du auf deine These?

    @Michael, ich denke das ist naheliegend.

    Mich erinnert die Vorstellung, dass die Toten womöglich tagelang dort oben hingen an die Stätten der "Himmelsbestattungen" (nicht nur von Verbrechern),die in Tibet üblich sind, bzw waren und die ich vor langer Zeit oberhalb von Leh weit außerhalb der Stadt gesehen habe. Das war nicht geruchlos.


    Gruß,

    Elke

  • Nun ist es endlich so weit. Mit einigen Wochen Verspätung hat die große Diptamblüte eingesetzt.


    Eine unglaubliche Blütenpracht hat sich am Gipfel des Galgenberges entfaltet und der Duft des Diptams verströmt in der heißen Sonne. Man sollte den Diptam nicht berühren, seine ätherischen Öle können schwere fototoxische Reaktionen verursachen. Noch nie habe ich so eine Fülle an Blütenpracht gesehen, seht einmal:


    Im Vordergrund der Blutrote Storchschnabel und Aufrechte Waldrebe, dahinter Diptam





    Auch das Federgras blüht schon.





    Ist das nicht eine Pracht?


    Johannes

  • Diptam kann sich ja an heißen Tagen selbst entzünden - hast du das schon mal erlebt Johannes?

    Das halte ich für eine Legende, die immer und immer wieder abgeschrieben wird. Ich beobachte Diptam schon seit meiner Kindheit, mein Vater liebte diese Pflanze, nie hat jemand von uns diese Pflanze, die auch „brennender Busch“ genannt wird je brennen gesehen. Keiner meiner botanischen Freunde konnte dieses Phänomen der Selbstentzündung je sehen oder bestätigen.


    Ich habe für die Namensgebung mehrere Erklärungsmöglichkeiten. Früher war es üblich, Wiesen, auf denen auch Diptam stand, abzubrennen. Dabei brannte der Diptam ob seiner äthärischen Öle besonders gut - mag sein. Der andere Name „Aschkraut“ verweist auch eher auf den Vorgang des aktiven Verbrennens. Selbstentzündung eher im Heu, aber nicht auf der Wiese durch die Sonne.


    Oder der Name bezieht sich auf die Verbrennungen, die man zweifelsfrei bekommt, wenn man die Inhaltsstoffe bei Sonne auf der Haut hat. Diese Brandblasen kann ich sogar selbst bestätigen, sie sind sehr unangenehm und heilen nur langsam aus.


    Ein Hinweis auf die Legende, dass der Diptam sich durch Sonneneinstrahlung selbst entzünden kann, ist die immer gleiche Wortwahl bei der Erzählung, da hat einer vom anderen immer wieder abgeschrieben.


    Johannes

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