Rundwanderung durch die Höllentalklamm in Grainau
Herrliches Spätsommerwetter Anfang September lässt uns den Entschluss fassen, eine Wanderung zu unternehmen.
Da wir in letzter Zeit viel familiären Kummer hatten und körperliche Betätigung als Ablenkung zwar nicht die belastende Trauer vergessen macht,
jedoch für diesen Zeitraum etwas in den Hintergrund treten lässt,
erhoffen wir uns ein paar halbwegs unbeschwerte Stunden, ja vielleicht sogar einen erfreulichen Ausflugstag.
Wir wollen durch die Höllentalklamm, weiter zur Höllentalangerhütte und dann über den Stangensteig zurück.
Ausgangspunkt ist der kostenpflichtige Wanderer-Parkplatz kurz vor Hammersbach (758 m).
Auf dem Hammersbacher Fußweg läuft man etwa 10 Minuten an der Straße entlang.
Die Kulisse bilden der große und der kleine Waxenstein.
Am Kirchlein in Hammersbach verlässt man den asphaltierten Weg, biegt rechts ab und wandert gemütlich durch schattigen Wald am rauschenden Bach mit gleichem Namen, entlang.
Der bis zum Einstieg in die Klamm 3,3 Kilometer lange Fahrweg zieht sich leicht aber stetig ansteigend dahin.
Erst einige Hundert Meter vor dem eigentlichen Eingang zur Höllentalklamm wird der Weg deutlich steiler und es sind einige Höhenmeter zu überwinden.
Es geht unterhalb einer Materialseilbahn durch.
Nach einer Stunde haben wir die in den Fels geklebte Höllental-Eingangshütte (1045 m) erreicht.
Mit je 4 Euro sind wir dabei und dürfen das „Tor zur Hölle“ betreten.
Gleich dahinter befindet sich die Museumshütte (im Preis incl.), in der man sich über die Geschichte der Höllentalklamm informieren kann.
An diesem Freitag sind wahre Menschenmassen mit uns unterwegs.
Übrigens, der Herr mit Sonnenhut gehört nicht zu uns, ist aber, wie ich hinterher feststellen muss, fast ständig im Bild.
Hier sollte man sich regenfeste und wärmere Kleidung anziehen, denn in der Klamm ist es selbst im Hochsommer äußerst kalt.
Das beweist ein Schneeblock, der sich über den Sommer hinaus hier halten soll, den wir aber leider nicht entdeckt haben.
Nun geht es hinein in die rund 1000 Meter lange Höllentalklamm.
Am ersten Tunneleingang begrüßt uns, zu unser Freude, ein „alter Bekannter“. – Ein gutes Zeichen, wie wir meinen und dringen, mit gespannter Erwartung tiefer in die Schlucht hinein.
Die Marschroute verläuft durch enge in den Fels gesprengte Stollen oder auf angelegten Bohlenstegen entlang.
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Über eine eiserne Bogenbrücke wechselt man auf die andere Seite.
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Schroffe, steil aufragende Felswände recken sich beidseitig meterhoch in den Himmel.
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Der anfänglich eher unscheinbare Hammersbach hat sich in der beengten Klamm zu einem reißenden Wildbach entwickelt.
Mit ohrenbetäubendem Lärm stürzen uns die tosenden Wassermassen entgegen.
Ein dicker Quader hat sich zwischen den Felsen verkeilt.
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Wo die Sonne ihren Weg in die Schlucht gefunden hat, leuchtet das Wasser türkisblau.
Hier eine Fotoreihe mit kleinen Bildern, die weitere Eindrücke vermitteln:
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Die etliche Felstreppen, Brücken und beleuchtete Tunnel sind ein ganz besonderes Vergnügen und machen den Marsch spannend und kurzweilig.
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Wasser regnet von den überhängenden Felswänden, manchmal prasselt es regelrecht und man könnte meinen, man stehe unter der Dusche.
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An einigen Stellen kann man wählen, ob man außen an den Felsen-Galerien entlang oder durch die erhellten Tunnel gehen mag.
Egal für was man sich entscheidet, trockenen Fußes kommt man hier nicht durch. - Ich hätte doch besser die Kapuze aus der Regenjacke herauszupfen sollen, denn nun ist die Frisur ruiniert.
Beim Blick nach oben sehen wir die Eisenbrücke des Stangensteigs, die in schwindelerregenden 73 Metern Höhe, über der Klamm hängt.
Allmählich wird es breiter und heller und wir können schon das Klamm-Ende erspähen.
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Hier befinden sich der alte Wasserkanal und die Ruine des ehemaligen Kraftwerks.
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Nach fast einer Stunde haben wir den Ausgang der Klamm (1193 m) erreicht und gar nicht bemerkt, dass wir uns fast 150 Meter nach oben bewegt haben.
Das nun breitere Bachbett im offenen sonnigen Gelände lädt zum Verweilen ein und die Temperatur ist gleich deutlich wärmer.
Nach einem weiteren gut 40 Minuten dauernden, beschwerlichen Aufstieg, kommen wir an die in einem Hochtalkessel gelegene Höllentalangerhütte (1387 m).
Hier rasten wir bei Gulasch mit Knödel und Kaiserschmarrn und genehmigen uns danach noch einen Zirbengeist, weil wir den noch nicht kennen. – Ganz schön bitter, aber lecker.
Wie wir von einer Tischnachbarin erfahren, hat die aus dem Jahr 1893 stammende Hütte mit ihren 80 Matratzenlagern ausgedient und soll ab 15.09.13 abgerissen werden.
Im Frühjahr 14 soll an ihrer Stelle mit dem Bau einer modernen Hotelanlage in Schachtelbauweise und mit einer Einrichtung im Schnellrestaurant-Stil begonnen werden.
Etwas wehmütig fragen wir uns, wo bleibt dann wohl die schöne nostalgische Ausstrahlung und die reizvoll urige Hüttenromantik und sind gleichzeitig froh darüber,
eine der traditionsreichsten Hütten der Bayerischen Alpen vorher noch aufgesucht zu haben.
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Karg und schroff präsentiert sich die Bergwelt.
Dank Zoomobjektiv, können wir sogar, über dem Kar des eisbedeckten Höllentalferners die Gipfelstation der Zugspitze (2962 m) einfangen,
die 1600 Meter über uns und in sehr weiter Entfernung zu erkennen ist.
Den Rückweg wollen wir über den Stangensteig (Wanderweg H3) nehmen und hoffen, dass die vielen Klammwanderer nicht die gleiche Route wählen.
Es ist der Höhenweg, der sich oberhalb der Höllentalklamm entlang schlängelt.
Hierfür müssen wir aber erst wieder zurück bis zum Endpunkt der Klamm.
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Dann windet sich der schmale, steile Pfad am Hang hoch über der Schlucht entlang.
Dieser Steig entpuppt sich als wahrer Wadenbeißer.
Er ist am Anfang nicht nur recht anstrengend sondern auch ziemlich gefährlich, da der Abhang links fast senkrecht nach unten abbricht und rechts nur in Teilbereichen durch Seile gesichert ist.
Beim Blick nach oben, kann man die Aussichtsplattform „AlpspiX“ auf der Alpspitze (2628 m) erahnen, die als waghalsiges Konstrukt weit über den Felsen hinausragt.
Durch Zoom und spätere Bildvergrößerung können wir sie so zeigen.
Bald stehen wir vor der 29 m langen Eisenbrücke, die sich schon so imposant in der Klamm über uns präsentierte.
Es ist schon ein kleiner Nervenkitzel sie zu überqueren, denn die Holzlatten, auf die man tritt, klaffen an manchen Stellen ganz schön auseinander
und eröffnen einen dramatischen Blick in die gähnende Tiefe.
Nach einem letzten kurzen Anstieg geht es in vielen Serpentinen nun nur noch bergab.
Die letzten 3,3 Kilometer müssen wir auf gleichem Weg, wie beim Einstieg zurücklegen, um wieder nach Hammersbach zu gelangen.
Fazit:
Eine spektakuläre Tour durch die zerklüftete Klamm mit spannenden Eindrücken und herrlichen Aussichten auf das gewaltige Massiv des Wettersteingebirges, u.a. der Zug- und der Alpspitze.
Wir haben für die 12 Kilometer lange und teilweise strapaziöse Wanderung gute 6 Stunden benötigt.
Trotz perfektem Wanderwetter ist wasserdichte und wärmende Kleidung sehr zu empfehlen.
Dieses überaus beliebte Ausflugsziel wird man sich wohl zu jeder Zeit mit unzählig vielen anderen Wanderfreunden teilen müssen.
Wer sich über Öffnungszeiten informieren möchte, hier der Link.
https://www.grainau.de/de/frei…r_erleben/hoellentalklamm
Liebe Grüsse
Gabi + Albert