Als wir vor gut einem Jahr die Insel Madeira im Atlantik besucht haben, war natürlich nicht nur die touristisch erschlossene Südküste, sondern auch die weniger bekannte Nordküste mein Ziel. Zwischen den Ortschaften Sao Vicente und Ponta Delgada ragen die Felsen ziemlich steil fast ausnahmslos bis zur Küste. Nur gelegentlich gibt es flachere Einschnitte. Dort mündet meist ein Fluß ins Meer. So ein Fluß hat im Laufe von Jahrtausenden einiges an Geröll angeschwemmt.
Von der Straße ER101 führen immer wieder mal Stichstraßen fast bis zum Meer.
Die Brücke überspannt einen solchen Fluß. Dahinter befindet sich ein Meerwasserschwimmbad, welches nur im Sommer genutzt wird. Durch den starken Wellengang füllt es sich immer wieder neu mit Frischwasser. Folglich braucht man weder eine Entkeimung noch eine Umwälzung des Wassers. Im Meer selbst kann man nicht baden, weil der Wellengang fast ausnahmslos ziemlich stark ist.
Direkt am Meer findet man eine schmale kurze Straße, die zu wenigen Häusern führt. Nur zwei scheinen noch bewohnt zu sein.
Gehen wir mal zum Strand. Ein ganz normaler Tag im Dezember mit normalem Wellengang und normalem Wetter für den Norden der Insel. Wir sollten eine gute Stunde später noch einen kräftigen Regenschauer erleben. Der vertrieb uns von dieser Seite der Insel. Durch den Tunnel bei Sao Vicente ging es später nach Süden und dort erwartete uns nicht nur strahlender Sonnenschein, sondern auch wesentlich höhere Temperaturen. Aber auch das ist ganz normal auf Madeira.
Ich folge dem schmalen Weg, weil mir bekannt ist, daß mich hier ein Saumpfad direkt am Felsen erwartet, der ursprünglich mal bis Sao Vicente verlief.
Blick zurück. Winzige Parzellen werden auch heute noch zum Anbau von Zuckerrohr oder Bananen genutzt.
Genau da will ich hin, obwohl ich jetzt schon weis, daß ich da nicht hin komme...
Der Weg schaut bisher doch recht gut aus. Dazu irgendwie romantisch.
Der Pfad wurde von Hand vor mehr als 100 Jahren in das weiche Vulkangestein gehauen. Er diente dem Transport von Waren zwischen den oben genannten Dörfern. Dieser Weg war einfacher als über die tiefen Taleinschnitte ständig rauf und runter zu laufen.
Da vorne gehts für mich nicht mehr weiter. Das Gestein ist zu locker und naß. Der Pfad wird immer schmaler und ist überhaupt nicht abgesichert. Wie es weiter geht, seht ihr im folgenden Video. Ich glaube, darauf ist gut zu erkennen, warum ich hier umgedreht habe. Das kommt selten vor, aber hier mußte es einfach sein.
Etwa nach gut fünf Minuten kommt die entscheidende Stelle.
Vielleicht wird der Weg ja eines Tages wieder instand gesetzt. Die EU leistet sicherlich auch einen Beitrag dazu. Dann würde ich hier gerne die gesamte Strecke absolvieren. Aber so wie er jetzt ist, absolut nicht.
Für mich war der "Spaziergang" hier trotzdem etwas Besonderes. Kaum ein Besucher der Blumeninsel kommt hierher. Dabei hat doch auch dieser Küstenabschnitt seine Reize.
jürgen