Die Optische Telegrafenstation Nummer 18 der Königlich-Preussischen Telegrafenlinie Berlin-Koblenz
In der Magdeburger Börde, genauer gesagt in der Westlichen Börde, ca. 10 km von der Grenze zu Niedersachsen entfernt, steht auf dem Keutenberg bei Neuwegersleben die Telegrafenstation Nummer 18. Hier befindet sich auch der örtliche Friedhof.
Wenn man auf der B 246 von Hornhausen nach Neuwegersleben fährt, ist sie schon aus einiger Entfernung auf der rechten Strassenseite zu erkennen.
Sie gehörte von 1833 bis 1849 zur Königlich Preussischen Telegrafenlinie Berlin-Koblenz, diese diente rein militärischen und behördlichen Zwecken.
Insgesamt gab es 62 Telegrafenstationen, von denen einige wenige restauriert bzw. erhalten wurden. Die Gesamtlänge der Strecke von der Station 1 in Berlin auf der alten Sternwarte Dorotheenstrasse bis zur Station 61 auf dem Südflügel des Schlosses Koblenz betrug immerhin knapp 550 km. Die Entfernung zwischen 2 Stationen betrug 7,5 -15 km, je nach Lage bzw. guter Sichtbarkeit. Bei Seesen gab es die Station 24a, sie wurde nachträglich gebaut, weil sich herausstellte, dass die Entfernung zwischen Nr. 24 und 25 zu gross war, denn die eingestellten Zeichen an der Nachbarstation wurden von einem Mitarbeiter mittels Fernrohr erfasst und dann an den zweiten Mitarbeiter weitergegeben, und dieser stellte dann das Zeichen ein. Ursprünglich endete die Linie an der Station Nr. 60 auf der Festung Ehrenbreitstein, aber um die Nachrichten schnellstmöglich über den Rhein weiterleiten zu können, wurde noch die Station 61 errichtet.
Mit den 6 Flügeln bzw. Indikatoren, jeder immerhin 175 cm lang und 33 cm breit, konnten bei guter Sicht bis zu 2 Zeichen pro Minute zwischen 2 Stationen übertragen werden. Die Übertragung erfolgte zu festgelegten Tageszeiten, auch je nachdem, wie die Witterungsverhältnisse waren. Zur Übertragungsgeschwindigkeit über die gesamte Strecke gibt es keine verlässlichen Angaben bzw. Aufzeichnungen.
In jeder Station hab es eine Schwarzwälder Uhr. Diese wurde ca. alle 3 Tage auf die „Berliner Zeit“ synchronisiert, mittels einem speziellen Vorgang. Von jeder Station aus wurde in Richtung des aus Berlin angezeigten Signals geschaut, und dann sofort auf der Station eingestellt. I Idealfall dauerte so die Übertragung des Zeitsignals bis nach Koblenz nur 2 Minuten. Also auch hier alles mit Preussischer Exaktheit.
Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Preußischer_optischer_Telegraf
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stationen_des_preußischen_optischen_Telegrafen
Nachdem der Betrieb der Telegrafenstrecke 1849 eingestellt wurde, wurde die Station Nr. 18 vermutlich erst als Relaisstation genutzt, und war bis in die 1950er Jahre bewohnt. Dann wurde sie dem Verfall preisgegeben, wurde aber nicht abgerissen, da der Turm in der „Zentralen Denkmalliste der DDR“ gelistet war. Zum Glück kam dann die Wende, und von 1995 bis 1999 wurde die Station 18 wieder rekonstruiert und ist seit 2001 für die Öffentlichkeit zugänglich.
Im folgenden Quellen-Link sind viele Bilder zu sehen, wie die Station sich wieder zu einem Schmuckstück gewandelt hat, des weiteren auch interessante Innenaufnahmen.
Quelle: http://www.optischertelegraph4.de/stationen/18/index.html
Die Station Nummer 18 ist an jedem letzten Sonntag im Monat von April bis September geöffnet, auch Sonderöffnungszeiten können vereinbart werden.
Quelle: http://www.verbgem-westlichebo…s/objekt.php?mandat=25970
Um den Besuchern die optische Telegrafie so gut wie möglich auch vorführen zu können, wurde in der Nähe des Standortes der Station Nummer 17 bei Oschersleben ein Atrappe errichtet, die durch ein Fernrohr betrachtet werden kann.
http://www.optischertelegraph4.de/stationen/17/index.html
Viele der detaillierten Informationen über die Telegrafenstation habe ich Wikipedia entnommen (Quellen: siehe Links im Beitrag).
Nachfolgend ein paar Bilder, die ich im Frühjahr 2018 aufgenommen habe, da war die Börde noch grün.
Ansicht aus westlicher Richtung vom Friedhof aus, zwischen den beiden Fenstern im Obergeschoss ist die kleine Öffnung zusehen, durch welche mit dem Fernrohr zur Station 19 Pabstorf geschaut wurde.
Und aus Nordwestlicher Richtung.
Und hier aus Richtung Osten, so wie man sie, aus Richtung Hornhausen kommend, erblickt.
An der Einfahrt zum Parkplatz steht dieses, leider leicht verschmutzte, Schild.
Diese Informationstafel ist am Gebäude angebracht.
Das ist der Blick Richtung Osten, der Pfeil zeigt in etwa die Stelle, an der die Atrappe der Station Nr. 17 bei Oschersleben steht.
Und hier noch ein Blick auf Neuwegersleben in westliche Richtung. In der Mitte ist die evangelische Kirche zu sehen, diese wurde um 1910 gebaut, ist also relativ neu. Die ursprüngliche Kirche war zuvor abgebrannt.
Für alle Interessierten hier noch ein Link.
http://www.optischertelegraph4.de/index.html
Ihr klickt „Stationen“ an, und weiter unten auf dieser Seite sind alle Stationen aufgeführt und man kann zu jeder Station eine Informationsseite öffnen. Vielleicht wohnt ja Jemand von Euch in der Nähe einer dieser Stationen oder Ihr habt schon mal eine Station besucht und sogar Bilder davon auf Eurer Festplatte schlummern. Oder Ihr plant in einer der jeweiligen Regionen einen Urlaub, und macht dann mal ein paar Aufnahmen. Ich würde mich freuen, wenn Ihr hier im Forum darüber berichten würdet. Vielleicht habe ich ja Euer Interesse ein wenig geweckt…?
Viele Grüsse, Daniel.