Vor ein paar Tagen waren wir in Bosanska Krupa , wir brauchten KN, bosnisches Geld.
Wir parkten unseren Motorroller direkt vor der Bank auf dem öffentlichen Parkplatz.
Das Geldabheben am Automaten ging schnell und problemlos und wir wollten noch einen Kaffee in der nahen Cafebar trinken.
Otto wollte den Motorroller umparken , auf dem gleichen Parkplatz, aber ein paar Meter weiter.
Ich nahm unsere beiden Helme und ging zu Fuß hinüber zu einem freien Tisch des Cafes.
Statt den Roller zu schieben startete Otto den Motor und fuhr die 20m bis zu dem Parkplatz vor dem Cafe.
Es kam wie es kommen musste:
Plötzlich standen zwei Polizisten vor uns- ein junger und ein recht beleibter älterer, dekoriert mit goldenen Schulterklappen.
Führerschein, Fahrzeugpapiere… warum ?
Fahren ohne Helm war der Verstoß.
Dass es nur 20 m auf dem Parkplatz waren, zählte nicht.
Ich fragte, was wir bezahlen müssen. ( Insgeheim erwartete ich einen Preis in Euro, den wir ohne Quittung bezahlen würden, wie wir es schon erlebt haben – mit Rechnung 40 Euro, ohne 20 Euro…)
Aber so einfach war das unter den Augen vieler Zuschauer auf dem großen Platz nicht.
Wir sollten uns in der Polizeistation melden, dort würden wir weiteres erfahren.
Wir wussten doch nicht wo die Polizeistation von Bosanska Krupa ist!
Und den Roller mussten wir natürlich stehen lassen, da wir ja keine Papiere mehr hatten.
Die beiden waren jetzt zumindest so freundlich, dass sie den Fahrzeugschein und den Führerschein voraustrugen und mit uns ein paar Straßen weiter zu ihrer Dienststelle marschierten.
Dort hieß es Platz nehmen.
Holzbänke, ein großer alter Holztisch, Rollschränke, wie in einem alten Schwarz-Weiß- Krimi.
Und jetzt wurde aus einem Stapel an Papieren ein DIN A 4 Formular hervorgeholt, schön glatt gestrichen und mit 3 Durchschlägen sorgfältig mit vielen Angaben ausgefüllt .
Der junge Polizist konnte etwas Englisch und musste das machen. Der ältere wusste mit dem deutschen Führerschein und den Angaben auf dem Fahrzeugschein nichts anzufangen.
Schließlich wurde noch eine Rechnung ausgestellt.
Damit musste ich zurück zur Bank auf dem Hauptplatz gehen, mich dort in die Warteschlange einreihen, musste den Betrag einzahlen ( 20KN plus 2,50KN Gebühr) und mit dem quittierten Beleg wieder zur Polizeistation zurückmarschieren.
Zum Glück war es erst halb zwölf- um 12 Uhr hätte die Bank geschlossen und erst wieder um 16 Uhr geöffnet.
In dem Dienstzimmer hatten sich inzwischen 5 Polizisten eingefunden.
Ein weiter kam hinzu – hochdekoriert- wohl der Chef, denn die anderen sprangen von den Stühlen hoch und standen stramm.
Ich gab die Bankquittung ab ,Otto bekam die Papiere wieder, sowie einen Durchschlag des Formulars.
Jetzt war der ältere Polizist dran – er durfte alles, was handschriftlich auf dem Formular stand, in einen Computer eingeben. Aber darauf mussten wir nicht mehr warten.
Wieder bei unserem Roller und der Cafebar angekommen ( vor der sich das ganze ja ereignet hatte und beobachtet worden war)wollte der Wirt gern wissen, was los war.
Wir zeigten ihm den großen Durchschlag mit den vielen ausgefüllten Zeilen. Er schüttelte nur den Kopf und brachte uns Kaffee – bezahlt von einem anderen Gast, der alles auch mit angesehen hatte.
Es war diesem älteren Mann offensichtlich wichtig, dass wir auch die gastfreundliche Seite seiner Stadt in Erinnerung behalten sollten.
Während meiner Abwesenheit hatte der junge Polizist mit Otto wohl auf Englisch ganz leise ein Gespräch angefangen.
Er wollte wissen ,ob er jetzt verärgert sei. Otto meinte: No, it’s your job.
Was dem jungen Polizisten ein erleichtertes Lächeln ins Gesicht zauberte.
1908 wurde Bosnien – Herzegowina von Österreich -Ungarn annektiert. Mir scheint, die heutige Verwaltung hat viel Bürokratie und Papierkram von den damaligen Machthabern gelernt, übernommen und bis heute behalten.
Für uns war es – im Nachhinein gesehen- eine spannende Erfahrung. ( Die wir aber hoffentlich nicht nochmal machen müssen)
Es ging ja nicht um das Geld, die 11,50 Euro waren zu verschmerzen- aber dieser Aufwand!
Wäre Bosanska Krupa eine große Stadt, so hätten wir mit dem Taxi zur Polizei fahren müssen, dann eine Post oder Bank suchen, wieder zurück zur Polizei ... das hätte vermutlich den ganzen Tag gedauert. Und wenn es an einem Sonntag gewesen wäre? Was dann?
Auf unserer gestrigen Fahrt quer durch BiH haben wir so viel Polizei und Radarkontrollen gesehen ( die mit den "Pistolen") wie ich einem oder zwei Monaten in D nicht sehe.
Aber wir haben gestern sehr gut aufgepasst.
Gruß,
Elke